FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Finanzen FREITAG, 30. AUGUST 2019·NR. 201·SEITE 27
BAD HOMBURG, 29. August. Kaum ein
Stoff hat die Menschen in den letzten
Jahrtausenden mehr in den Bann gezo-
gen. Um und fürs liebe Gold wurden Krie-
ge geführt und unendliche viele Men-
schen ließen für das gelbe Metall ihr Le-
ben. Aus 10 Gramm Gold kann man ei-
nen 25 km langen Faden „spinnen“. Die
Bundesbank verfügt über rund 3400 Ton-
nen; mehr haben nur die Vereinigten
Staaten mit rund 8100 Tonnen. Etwa
170 000 Tonnen wurden zusammenge-
nommen bis heute weltweit gefördert,
eine Menge, die bei gegebener Dichte in
einen Würfel mit 20 Meter Kantenlänge
passt. Zu einem Marktpreis von derzeit
rund 1530 Dollar, hat alles Gold der Welt
derzeit einen Marktpreis von rund 8,5 Bil-
lionen Dollar. Das ist viel, aber, Stand
2014, nur ungefähr ein Zwanzigstel des
Volumens der weltweiten Anleihemärk-
te. Dennoch gibt es wohl keine Asset-
Klasse, denen Anlegern aller Art zu allen
Zeiten mehr Aufmerksamkeit geschenkt
haben. Ich kenne jedenfalls so gut wie
keinen, der sich der Faszination von
Gold entziehen könnte.
Nicht zuletzt auch befeuert durch die
diversen bekannten, tatsächlichen und
befürchteten Krisen, konnte der Gold-
preis in den letzten Monaten massiv zule-
gen. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus in
der Spitze rund 270 Dollar beziehungs-
weise rund 20 Prozent. Noch spannender
ist aber, was sich dabei aus analytischer
Sicht zugetragen hat: Der Goldpreis
konnte die massive Widerstandszone zwi-
schen rund 1370 und 1380 Dollar über-
winden. Seit dem Sommer 2013 hatte er
sich fast sechs Jahre unterhalb dieses Ni-
veaus aufgehalten. In den Jahren 2016
und 2018 war er beispielsweise jeweils
mehrfach gegen diese Barriere gestoßen
und war immer wieder aufs Neue abge-
wiesen worden. Der Ausbruch über 1380
Dollar darf deshalb als Abschluss einer
langfristigen Bodenbildung gesehen wer-
den. Fast immer, wenn es einem Chart ge-
lingt, die extreme Abgabeneigung rund
um ein solch kritisches Niveau komplett
abzubauen, darf mit einer langfristigen
Trendwende gerechnet werden, der in un-
gefähr 8 von 10 Fällen weitere massive
Zugewinne folgen.
Genau dies ist auch seit dem Ausbruch
Mitte Juni geschehen. Der Goldpreis wur-
de damit auch meiner Prognose vom Fe-
bruar diesen Jahres gerecht. Aber wie im-
mer gilt: Das ist der Schnee von vorges-
tern. Viel wichtiger ist die Frage, wie es
weiter geht. Die Antwort kann bei einem
Chart dieser Preisklasse und dessen mit-
tel- bis langfristigen Technik nur lauten:
weiter nach oben.
Als nächstes Ziel bietet sich der Wider-
stand bei 1640 Dollar an – und ich bin mir
alles andere als sicher, ob dort einst das
Ende der Fahnenstange erreicht sein
wird. Ein kleines „Aber“: Der Schluck aus
der Pulle in den letzten 12 Wochen war
schon ein richtig großer. Weil typischer-
weise der eine oder andere Marktteilneh-
mer nach solchen Anstiegen der Versu-
chung erliegt, zumindest einen Teil seiner
Gewinne einzufahren, treten solche
Charts oft erst einmal auf der Stelle. Dazu
passt gut, dass wesentliche kurzfristige
technische Instrumente nahelegen, dass
die Luft für den Goldpreis für die nächs-
ten Wochen etwas dünner geworden ist
und er es erst einmal langsamer als zu-
letzt angehen lassen dürfte. Schließlich
ist auch der Widerstand rund um das er-
reichte Niveau bei 1540 -Dollar alles ande-
re als von schlechten Eltern. Aber ganz
ohne Zweifel gilt: Die Wahrscheinlich-
keit, dass daraus eine nachhaltige obere
Trendwende erwachsen könnte, notiert
nahe null.
Besonders viel Beachtung dürfte gera-
de hierzulande der zweite abgebildete
Chart finden. Er zeigt die Goldnotiz in
Euro. Dank der Euroschwäche des letzten
Jahres ist seine Entwicklung signifikant
weiter fortgeschritten als die beim Dol-
lar-Chart. Er notiert mittlerweile im Be-
reich seiner bisherigen historischen Best-
marken aus dem Jahr 2012 bei 1380 Euro.
Auch für diesen Chart kann gelten, dass
ihn die rund um die bisherigen Hochs zu
erwartende Abgabebereitschaft erst ein-
mal ein wenig bremsen dürfte. Zur Um-
kehr wird er ihn aber mit großer Wahr-
scheinlichkeit nicht zwingen können. Ob
es unsere wohl weiter schwache Heimat-
währung sein wird, ein weiter steigender
Goldpreis auf Dollar-Basis oder beides:
Ich rechne für die Euronotiz dezidiert mit
neuen Rekordhochs. Eine analytisch sau-
bere Ableitung, wie weit die Reise gehen
kann, ist traditionell in bislang nie er-
reichten Höhen kein gar so leichtes Unter-
fangen. Niveaus um 1500 Euro sollten
aber schon ganz gut im Bereich des Mögli-
chen liegen.
Ein Blick auf die Goldminenaktien:
Auch deren wahrscheinlich wichtigstes
und bekanntestes Barometer, der NYSE
Arca Gold Bugs Index, wurde meiner zu-
versichtlichen Einschätzung gerecht. Er
legte in den letzten drei Monaten zum
fast 60 Prozent zu. Es darf als ziemlich
wahrscheinlich angesehen werden, dass
auch er seine Rallye fortsetzen und sich
dem Ziel von 280 Punkten (aktuell rund
235 Punkte) in der überschaubaren Zu-
kunft wenigstens annähern wird.
Wenn Gold und Gold-Aktien schein-
bar weiter steigen: Schlittert die Welt
dann tiefer in den Krisenmodus hinein?
Das muss ganz und gar nicht sein. Gold
gilt zwar als Krisenmetall. Aber nicht im-
mer, wenn es in den letzten Jahrzehnten
gestiegen ist, war auch Krise. Es ist gut
denkbar, dass Gold auch dieses Mal kri-
senfrei steigt. Schließlich könnten auch
negative Zinsen ein guter Grund sein,
sich Gold zuzulegen. Allerdings sind viel-
leicht genau die wieder ein Krisenhin-
weis. Es gelten mal wieder des Kaisers
Worte: Schaun mer mal!
Der Autor leitet die Staud Research GmbH in Bad
Homburg.
fne.FRANKFURT, 29. August. Es ge-
hört zum Erwachsenwerden mit dazu: Ir-
gendwann müssen schwierige Entschei-
dungen getroffen werden. Und so kann
man auch sagen, dass die im Jahr 2009 ge-
gründete Fidor Bank langsam erwachsen
wird und dem Status eines Fintechs ent-
wächst. Seit dem Jahr 2010 bietet Fidor
ein Konto für Geschäfts- und Privatkun-
den an. Es sollte die Standards wie Kredit-
karte und Investitionen in Edelmetalle,
Sparbriefe oder Fremdwährungen bieten
und gleichzeitig innovativer sein: Investi-
tionen in Digitalwährungen sind direkt
möglich, auch bei Themen wie Social Len-
ding oder Social Trading war sie immer
gut mit dabei. Hierbei wird auf den
Schwarm – also viele Internetnutzer – ge-
setzt, die dann vermeintlich klügere Ent-
scheidungen treffen als der Einzelne,
etwa wenn es darum geht, Geld zu leihen
oder das Depot zu verwalten.
Das alles gab es bis jetzt kostenlos, und
das soll sich nun ändern. So führt die
Bank einen Basispreis von 5 Euro für das
Girokonto ein. Davon können die Kun-
den aber befreit werden, sobald sie 10
Transaktionen auf ihrem Konto durchfüh-
ren. Dazu gehören eingehende und ausge-
hende Überweisungen, Geldauszahlun-
gen oder auch Zahlungen mit der Kredit-
karte oder anderen mobilen Bezahlver-
fahren wie Apple Pay. Apropos: Auch die
Fidor Smartcard, eine Verschmelzung aus
Kreditkarte und Girokarte wird dem-
nächst mit 2 Euro je Monat bepreist.
Woher kommt der Sinneswandel? Offi-
ziell heißt es von Fidor-Vorstandsmit-
glied Stefan Spannagl: „Wir wollen zeitge-
mäße professionelle Services anbieten
und weiter ausbauen. Gleichzeitig möch-
ten wir unsere treuen und aktiven Kun-
den belohnen. Mit dem neuen Bonus-Mo-
dell erreichen wir genau das.“ Es klingt
zwischen den Zeilen also durch: Es geht
um das liebe Geld. Denn natürlich kostet
das Angebot eines Kontos auch Geld. Mit
der neuen Bepreisung möchte Fidor zwei
Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum
einen möchte sich die Bank wohl von Kar-
teileichen verabschieden. Gerade Fin-
techs haben damit zu kämpfen, dass viele
Kunden sich registrieren, um das Produkt
kostenlos auszuprobieren – und um dann
weiterzuziehen, um das nächste auszupro-
bieren. Wenignutzer sollen dagegen über-
zeugt werden, das Fidor-Konto häufiger
zu nutzen. Ob diese Rechnung aufgeht
oder Fidor viele zahlende Kunden verlie-
ren wird, ist zumindest unsicher.
Auch andere Fintechs experimentieren
immer wieder mit der richtigen Beprei-
sung. So hatN26ein kostenloses Basiskon-
to. Doch mit N26 You und N26 Metal auch
zwei mit zum Teil happiger Bepreisung.
N26 You, bei dem unter anderem kostenlo-
se Abhebungen auf der ganzen Welt mög-
lich sind oder ein Versicherungspaket der
Allianz, kostet knapp 10 Euro im Monat.
Für N26 Metal werden sogar 17 Euro im
Monat fällig, um die schicke Metallkarte
zum Bezahlen nutzen zu können.
kpa.FRANKFURT, 29. August. Hohe
Preise für Immobilien sind längst nicht
immer nur hoch, sondern einfach über-
teuert. Besonders schwierig wird es,
wenn man ausgerechnet an ein solches
Traumhaus sein Herz verliert. Je ange-
spannter aber der Immobilienmarkt
sei, desto wichtiger werde es, das eige-
ne Budget genau zu kennen und es
auch zu beachten, sagt Pascal Schultes,
Fachmann für Baufinanzierung des Fi-
nanzdienstleisters Dr. Klein. Dies gelte
vor allem dann, wenn Meistbietende
den Zuschlag erhielten. Gerade solche
Situationen verlockten allzu leicht
dazu, noch etwas mehr draufzulegen.
Sein Ratschlag: Damit sich der Kauf-
interessent nicht übernehme, sollte er
von Anfang an einen Höchstpreis fest-
gelegen: „Wie viel kann und will ich
mir leisten?“ Gebe es zudem einen Fi-
nanzierungsplan, dann sollte man an
der ursprünglich gewählten Monatsra-
te festhalten. Je näher der Kaufpreis
am Wert der Immobilie liege, umso bes-
ser sei es. Dann seien die Chancen auf
gute Kreditkonditionen und eine
schnelle Finanzierungszusage größer,
sagt Schultes. Sei der Kaufpreis teurer
als der Marktwert, setze das Geldhaus
in der Regel strengere Kriterien an und
verlange mehr Eigenkapital. Auch der
Zins könne dann höher ausfallen. Sei
der Unterschied zu groß, lehne das Kre-
ditinstitut die Finanzierung auch ab.
Die Frage, ob eine Immobilie tat-
sächlich zu teuer ist, lässt sich gar nicht
so leicht klären. Hier sollten Kaufinte-
ressenten das Wissen von Fachleuten
nutzen, rät Schultes. Ein Unterschied
zwischen Preis und tatsächlichem
Wert von 15 Prozent sei inzwischen
fast üblich und müsse dem Kauf nicht
im Weg stehen, solange die Finanzie-
rung solide geplant sei. Überdies hat je-
der seine ganz eigene Schmerzgrenze,
vor allem für seine Wunschimmobilie.
Wie sieht eine wasserdichte Finan-
zierung aus? Sie sollte bis zum Ende so-
lide und realistisch berechnet sein,
sagt Schultes. Bei hohen Preisen sollte
man schnell tilgen und sich den Zins
lange sichern. Zudem sollten künftige
Lebensphasen bedacht werden wie Plä-
ne für Nachwuchs oder anderes, das
sich auf Einnahmen und Ausgaben aus-
wirke. Eine Anfangstilgung von 2,5
Prozent und eine Zinsbindung von 15
Jahren seien gute Anhaltspunkte. Laut
Daten des Finanzdienstleisters FMH
beträgt der Zinssatz für 15 Jahre lang
feste Zinsen im Bundesdurchschnitt ak-
tuell 1 Prozent. Für 20 Jahre sind es gut
1,2 Prozent. Viele Käufer wählten län-
gere Zinsfristen, um ein ruhigeres Ge-
fühl zu haben, sagt Schultes. Und die
Interessenten sollten sich darüber im
Klaren sein, dass sie bei einem Wieder-
verkauf auch weniger erhalten könn-
ten, als sie zuvor gezahlt haben.
. 085 ?+B. 0? 8
/)%%%-!@>) 4 C@G 774 ".;(,) 221
0 >@ 9 "; 35 " 97 @> 639 ?@#'+;;> 36 ;: 7 @
@!:#= 9 #=@#'
F=C!AD>E@G"GD 1 G@G"="@GD/$' 6 '$ 2
<&.&F& 2 ,$ 3 ,<E#&
:=!AG;# 19 %- 4 "@G 7 !% 4 ).& 1 ((, 4 ,%
9 #!%. 4 ),&(% 24 ). 4 $$$' 8 @##:#=<'!@
G e l d m a r k t G e s c h ä f t s v e r b. / V e r t r ä g e
F.A.Z. Der Tag: Die wichtigsten Nachrichten der letzten
24 Stunden in einer App.Jetztkostenlosladen!
Buchen Sie Ihre Anzeige in F.A.Z. und F.A.S.:
http://www.faz.net/anzeigen
MEDIA SOLUTIONS
kpa.FRANKFURT, 29. August. In deut-
schen Städten wird es immer schwieriger,
passenden und vor allem bezahlbaren
Wohnraum zu finden. Dies gilt für Kauf
und Miete gleichermaßen. Dabei haben
es die historisch niedrigen Zinsen für vie-
le Deutsche überhaupt erst möglich ge-
macht, ein eigenes Heim zu erwerben.
Die Immobilienpreise sind entsprechend
gestiegen. Erleichterung erhoffen sich so
manche Suchende beim Blick über die
Stadtgrenzen hinaus. Doch im Umland
sind Wohnungen und Häuser durch das er-
höhte Interesse zum Teil ebenfalls deut-
lich teurer geworden. Immer häufiger
drängt sich daher auch in den Speckgür-
teln der Städte die Frage auf, ob sich der
Kauf von Wohneigentum noch lohnt oder
Mieten finanziell doch besser wäre.
Dieser Frage ist der Immobiliendienst-
leister McMakler für Frankfurt und andere
große deutsche Städte nachgegangen. In
der Analyse, die der F.A.Z. exklusiv vor-
liegt, haben die Fachleute festgestellt, dass
die hohen Preise zunehmend auch auf die
Speckgürtel der Metropolen überschwap-
pen. Für Immobilien würde häufig weit
über bekannte Faustregeln hinausgehende
Vielfaches der Jahresnettomieten fällig.
Untersucht wurden Kauf- und Mietange-
bote für Häuser und Wohnungen auf Im-
mobilienportalen im Internet wie Immobi-
lienscout24, Immowelt und Ebay-Kleinan-
zeigen im ersten Halbjahr – mit Baujahr
bis 2017, ohne Neubauten. Unberücksich-
tigt bleiben Nebenkosten sowie mögliche
Miet- oder Wertsteigerungen.
Ein mögliches Maß, die Attraktivität ei-
nes Kaufes mit der einer Miete zu verglei-
chen, ist der sogenannte Kaufpreisfaktor,
der auch für Investoren interessant sein
kann. Lange habe für dieses Verhältnis
aus Kaufpreis und Nettojahreskaltmiete
ein Wert um die 20 bis 24 als guter Indika-
tor zum Kauf einer Immobilie gegolten,
sagen die Fachleute von McMakler. Dies
gelte inzwischen aber nur noch bedingt.
Denn gerade in den hierzulande sieben
bevölkerungsreichsten Städten Berlin,
Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln,
München und Stuttgart seien solche Ange-
bote rar geworden. Vielmehr würden hier
aktuell Immobilien zu mehr als dem 30-
oder sogar 50-Fachen der Jahresnettokalt-
mieten gehandelt. Und dieses Niveau er-
reiche zunehmend auch das Umland.
Was heißt das im Fall von Frankfurt?
Nur drei der 37 hier untersuchten Regio-
nen im Speckgürtel verfügen laut der Ana-
lyse über einen Wert von weniger als 24
(siehe Grafik). Dies sind Dietzenbach,
Wöllstadt und Egelsbach. Es gelte zwar
grundsätzlich: Je kleiner das Verhältnis
aus Kaufpreis und Miete sei, desto eher
rentiere sich der Immobilienkauf, sagt Lu-
kas Pieczonka, Gründer und Geschäftsfüh-
rer von McMakler. Interessenten sollten je-
doch auch auf die Lage schauen. Denn die-
se drei Regionen befänden sich im zwei-
ten bis dritten Ring um Frankfurt herum
und grenzten nicht an die Stadt. Wer keine
Schwierigkeiten damit habe, etwas länger
ins Zentrum zu fahren, für den lohne sich
auch hier Wohneigentum. Doch das tägli-
che Pendeln kann viel Zeit kosten und zu-
sätzlichen Stress bedeuten. Wer als Auto-
fahrer den Berufsverkehr rund um Frank-
furt in Nichtferienzeiten kennt, weiß, dass
es in der Regel mit einigen Minuten mehr
nicht getan ist – und das morgens und
abends. Nicht immer sind öffentliche Ver-
kehrsmittel eine Alternative.
Wird es dann im Umland auch noch
teuer, dann sieht die eigene Kosten-Nut-
zen-Rechnung noch einmal anders aus.
Ungünstig sei aus Sicht von Fachleuten
heutzutage ein Indikator von mehr als 30,
sagt Pieczonka. Und diese Schallmauer er-
reiche im Frankfurter Umland mehr als
ein Drittel der Regionen. Die Schere zwi-
schen Kaufpreis und Miete klafft mit ei-
nem Wert von fast 39 in Niederdorfelden
in der Nähe von Bad Vilbel und in König-
stein im Taunus besonders weit auseinan-
der – und das trotz verschiedener Wohnla-
geklassen. Während die Kaufpreise in Nie-
derdorfelden mit durchschnittlich 3634
Euro je Quadratmeter noch moderat sei-
en, müssten Käufer in Königstein für das
Traumhaus oder die Eigentumswohnung
mit Quadratmeterpreisen von 5756 Euro
besonders tief in die Tasche greifen, heißt
es von McMakler. Und während Nieder-
dorfelden den günstigsten durchschnittli-
chen Mietpreis im Frankfurter Umland
hat, ist Königstein einer der teuersten
Mietorte. Da sich jede Immobilie im Bau-
jahr, der Wohnlage oder der Ausstattung
unterscheide, können solcherlei Preise al-
lerdings nur der Orientierung dienen.
Auch elf weitere Regionen des Frank-
furter Speckgürtels erzielen einen Wert
von mehr als 30 – sie liegen vor allem im
Norden der Metropole am Main. Dazu
zählen Kronberg, Bad Soden, Oberursel,
Bad Homburg, Bad Vilbel, Dreieich, Hof-
heim, Kelkheim, oder Kriftel. Kaufinte-
ressenten zahlen hier durchschnittlich
zwischen rund 4100 Euro und 5000 Euro
für ihre Wohnimmobilien.
Die Untersuchung offenbart aber auch
Positives: Für mehr als die Hälfte der Re-
gionen im Frankfurter Umland beträgt
der Wert zwar mehr als 24, aber immer-
hin weniger als 30. Während Flörsheim,
Mörfelden-Walldorf und Offenbach am
unteren Ende dieser Gruppe zu finden
sind, wird sie von Sulzbach, Schwalbach
und Neu-Isenburg angeführt. Im Frankfur-
ter Umland lohne vor allem der Blick in
den Osten und Süden des Speckgürtels,
wo Käufer oft sehr vielfältige Wohnlagen
in verschiedenen Preisklassen fänden,
sagt Pieczonka. Wichtig sei es immer, alle
individuellen Faktoren zu berücksichti-
gen. Gerade wenn die Investition in eine
altersgerechte Immobilie im Alter zu
Mietfreiheit führe und die Kreditlaufzeit
spätestens mit Rentenbeginn ende, spre-
che vieles für den Erwerb von Wohneigen-
tum.
Die Berechnungen beziehen sich je-
doch nur auf den reinen Kaufpreis. Hinzu
kommen Kaufnebenkosten wie Grunder-
werbssteuer, Notar- und Maklergebühren
sowie mögliche Ausgaben für Gutachten
oder Sanierungen. Allein die klassischen
Nebenkosten machten leicht bis zu 15 Pro-
zent des ursprünglichen Kaufpreises aus,
sagt Max Herbst von der FMH-Finanzbe-
ratung. Für einen Kaufpreis von zum Bei-
spiel 300 000 Euro kämen allein dadurch
bis zu 45 000 Euro hinzu. Für Notargebüh-
ren müsse man – je nach Höhe der einzu-
tragenden Grundschuld – mit etwa 1,5
Prozent des Kaufpreises rechnen, für den
Grundbucheintrag mit rund 0,5 Prozent.
In Frankfurt wie in ganz Hessen fällt eine
Grunderwerbsteuer von 6 Prozent an.
Maklerprovisionen sind in Deutschland
frei vereinbar. Sie reichen (mit Mehrwert-
steuer) von gut 3 bis zu rund 7 Prozent. In
der Praxis orientiere man sich an den in
einem Bundesland „marktüblichen“ Rege-
lungen, sagt Matthias Bauer von der Ver-
braucherzentrale Baden-Württemberg. In
Hessen sind dies 5,95 Prozent. In einigen
Bundesländern teilen sich Käufer und
Verkäufer die Provision. In Hessen zum
Beispiel trägt sie der Käufer allein.
Unter den sieben großen deutschen Me-
tropolen steht das Frankfurter Umland ge-
messen an Immobilienpreisen mit durch-
schnittlich 5426 Euro je Quadratmeter an
zweiter Stelle nach München mit 7827
Euro. Mit einem Kaufpreisfaktor von 31,6
befindet sich die hessische Großstadt auf
Platz fünf vor Köln und Stuttgart. Ange-
führt wird die Gruppe von Berlin (36,4),
Hamburg (35), München (34,4) und Düs-
seldorf (32,7). Gemessen an den Mieten
liegt Frankfurt mit durchschnittlich 14,30
Euro je Quadratmeter im Mittelfeld.
So rüsten sich
Käufer für hohe
Immobilienpreise
Ein Gratiskonto weniger
Die Fidor Bank führt ein neues Gebührenmodell ein
Gold im Aufwärtstrend
Der Preis der Feinunze wird in Euro bald neue Rekorde aufstellen / Technische Analyse / Von Wieland Staud
Begehrtes Edelmetall Foto Reuters
Auch das Umland ist teuer geworden
1370 bis 1380
1350 bis 1385
Gebrochener,
langfristiger Abwärtstrend
Gebrochener,
langfristiger Abwärtstrend
Widerstand
Goldpreis-Ziel
Ausbruch über
Abwärtstrend und
Bodenbildung
Bodenbildung
Ausbruch über
Abwärtstrend und
Bodenbildung
Widerstandszone
Langfristiger
Aufwärtstrend
Bodenbildung
Langfristiger
Aufwärtstrend
2010 11 12 13 14 15 16 17 201918 2010 11 12 13 14 15 16 17 201918
Gold in US-Dollar Gold in Euro
1900
2000
1800
1700
1600
1500
1400
1300
1200
1100
1000
1640
1540
1500
1400
1300
1200
1100
1000
900
800
700
1250
1180
Quelle: Staud Research Bad Homburg F.A.Z.-Grafik Kaiser
(Skala logarithmisch) (Skala logarithmisch)
Die hohen Immobilien-
preise in den deutschen
Städten schwappen
immer mehr auf deren
Speckgürtel über. In
einer Metropole wie
Frankfurt gibt es
große Unterschiede.
1) Kaufpreisfaktor: Kaufpreis geteilt durch die jährliche Nettomiete.
So viel kosten Immobilien rund um Frankfurt
Kaufpreis im Verhältnis zu den Mieteinnahmen, Durchschnitt im ersten Halbjahr 20191)
Kaufpreisfaktor
mehr als 36
30 bis 36
24 bis 30
unter 24
Quelle: McMakler / F.A.Z.-Grafik Brocker
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
Niederdorfelden
Königstein
Oberursel
Kronberg
Kelkheim
Dreieich
Bad Soden
Bad Vilbel
Bad Homburg v. d. H.
Hofheim
Kriftel
Friedrichsdorf
Schöneck
Sulzbach
Schwalbach
Neu-Isenburg
Karben
Heusenstamm
Steinbach
38,61
38,52
33,84
33,83
33,79
33,42
33,07
32,95
32,48
32,19
31,62
31,23
30,41
29,08
28,81
28,64
28,60
28,12
28,11
7,84
12,45
12,11
12,35
10,52
10,79
12,47
11,61
12,74
11,06
10,97
10,78
8,44
11,82
11,70
11,31
9,61
10,01
11,77
3634
Kauf-
preis-
faktor
Miet-
preis
€ / m^2
Kauf-
preis
€ / m^2
Kauf-
preis-
faktor
Miet-
preis
€ / m^2
Kauf-
preis
€ / m^2
5756
4917
5013
4266
4329
4950
4592
4964
4274
4164
4040
3081
4126
4043
3887
3299
3376
3970
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
Eschborn
Langen
Rüsselsheim
Obertshausen
Hattersheim
Mühlheim
Erzhausen
Liederbach
Kelsterbach
Rosbach v. d. Höhe
Raunheim
Maintal
Flörsheim
Mörfelden-Walldorf
Offenbach
Egelsbach
Wöllstadt
Dietzenbach
26,90
26,77
26,53
26,51
26,49
26,39
26,37
26,36
26,19
26,17
25,66
25,50
24,65
24,64
24,10
23,13
23,00
21,61
12,61
10,72
9,65
9,76
10,49
9,81
9,95
11,48
12,73
9,44
10,87
9,59
11,08
11,06
11,23
11,19
8,94
9,98
4071
3445
3073
3105
3333
3108
3149
3632
4001
2965
3347
2935
3277
3270
3248
3108
2467
2588
29
36
17
8
1
13
31
34
23
18
(^637)
21
26
22 33
30
32
10
27
14
7 15
20
19
(^24)
3
9
12
5
28
24
11
35
16
Frankfurt am Main 25