50 REISEN WELT AM SONNTAG NR.34 25.AUGUST2019
Abbey“-gleichen Charles Carson gerechnet hätte, aber
eine Butlerin? Gibt es das Wort überhaupt? „So man-
cher Gast ist erst mal irritiert, wenn ich auftauche“,
sagt Cao, die vor einigen Jahren – zum Kummer ihrer
Eltern – aus der IT-Branche ins Hotelfach wechselte.
Mehr als 400 Mitarbeiter halten den Betrieb im
„Raffles“ rund um die Uhr am Laufen, aber es sind vor
allem die 25 Butler – und Butlerinnen –, die unter Lei-
tung von Chef-Butlerin Grace Kiong das Bild des Hau-
ses prägen und die auch die skurrilsten Wünsche ihrer
Gäste erfüllen. Alvaro Dungo, einer aus der Riege, er-
innert sich an einen älte-
ren Herrn, der als königli-
che Hoheit empfangen
werden wollte, ohne auch
nur einen Tropfen blauen
Bluts in den Adern. Trotz-
dem wurde das gesamte
Personal entsprechend in-
struiert – und jeder spielte
seine Rolle.
Es gibt wohl kein Hotel,
wo man souveräner mit
derart schillernden Figu-
ren umgeht. Sie haben sei-
nen Ruf in der Welt des
Reisens schließlich eben-
so geprägt wie all die Ver-
treter aus Adel, Politik und Showbusiness, die hier im
Laufe der Zeit abgestiegen sind – von Queen Elizabeth
II. bis Michael Jackson, von Charlie Chaplin bis Robert
Kennedy, von Liz Taylor bis Nelson Mandela.
POMMES BEI KERZENSCHEIN Die Launen mancher
Gäste aus der zweiten Reihe stehen denen der Promi-
nenz oft in nichts nach. Etwa das romantische Candle-
Light-Dinner im Gartenpavillon, zu dem ein Gast sei-
ne Frau mit Hamburgern und Pommes überraschte, ist
Dungo noch in Erinnerung. „So etwas gibt’s nur im
‚Raffles‘“, stellt er fest, auch wenn man ihm anmerkt,
dass ihn die Kombination aus elegantem Flair und or-
dinärem Hackfleisch nicht ganz kalt gelassen hat. Ei-
nen solchen Stilbruch hätte es bei dem holländischen
Archäologen Pieter Vincent van Stein Callenfels, der
in Arthur Conan Doyles „Die vergessene Welt“ als
Professor Challenger literarisch verewigt ist, nicht ge-
geben. Legendär sein Auftritt, als er zum Dinner alle
Speisen auf der Karte verschlang, um das Menü nach
kurzer Pause erneut aufzurollen. Bis heute unerreicht.
Genauso wie die 131 Singapore Slings, die drei Briten
und zwei Australier 1977 in nur zwei Stunden in der
„Long Bar“ klarmachten.
Die Kreation aus Gin und
Kirschlikör – 1915 von Bar-
keeper Ngiam Tong Boon
zusammengerührt – hat
Singapur und das „Raf-
fles“ in aller Welt be-
rühmt gemacht.
Sein legendärer Ruf be-
wahrte das Hotel nicht da-
vor, nach der Unabhängig-
keit Singapurs 1965 ins Vi-
sier von Stadtplanern zu
geraten, die eine City oh-
ne die Zeugnisse briti-
scher Herrschaft entwar-
fen. Viele Kolonialbauten
verschwanden. Das „Raffles“ aber blieb trotz seines
aufreizenden Belle-Époque-Chics verschont. Seit 1987
ist das Gebäudeensemble als Nationaldenkmal ge-
schützt. Auch die Renovierung hat am Erscheinungs-
bild nichts verändert. Die gusseiserne Balustrade am
Eingang, die weißen Arkaden, die mit italienischem
Marmor ausgelegte Hotellobby – alles beim Alten. Und
der turbanbewehrte Portier steht wie eh und je an sei-
nem Platz. Jeder, der die „Writers Bar“ ansteuert,
muss vor seinem unbestechlichen Auge bestehen.
FORTSETZUNG VON SEITE 49
PanoramaAuf dem Hoteldach können Gäste beim
Schwimmen Singapurs Skyline bewundern
RAFFLES HOTEL SINGAPORE
/RALF TOOTEN
„THE STRAND“ IN
RANGUN, BIRMA „Das
beste Hotel östlich von
Suez“, urteilte der „Mur-
ray“, Britanniens Pen-
dant zum „Baedeker“,
1 911. Noch heute ist das
1 901 eröffnete Haus im
viktorianischen Stil eine
luxuriöse Oase der Ruhe
im Zentrum von Birmas
Metropole Rangun.
Zwei Renovierungen,
zuletzt 2016, ließen den
nostalgischen Geist
unangetastet, den zum
Beispiel George Orwell,
Jimmy Carter und Mick
Jagger zwischen orientalischen Antiquitäten von
Butlern genossen. Die Teestunde, der „The Strand
Café High Tea“, gehört zu den kulturellen Attraktio-
nen der Stadt. Ebenfalls ein Muss: Sundowner-Cock-
tails oder ein edler Single-Malt-Whisky in der his-
torischen „Sarkies Bar“. Der Name ehrt die arme-
nischen Brüder, die eine Reihe berühmter Kolonialho-
tels gründeten und prägten, unter anderem das „Raf-
fles“ in Singapur (Suite ab 242 Euro, hotelthe-
strand.com).
„EASTERN & ORIENTAL HOTEL“ IN MALAYSIA
Die „Perle des Orients“ aus der britischen Kolonialzeit
wird unter Kennern schlicht „The E & O“ genannt. Das
Hotel, das zu den Wahrzeichen der Unesco-Welt-
erbestadt George Town auf der malaiischen Insel
Penang gehört, ist das älteste Kind der Sarkies-Brü-
der, die das Haus bereits 1885 gründeten. Damals war
es eine futuristische Sensation; von den 100 Zimmern
hatten 40 einen eigenen Baderaum-Zugang, es gab
fließend Wasser, kaltes und sogar warmes, dazu indi-
viduelle Telefone. Zu den Gästen gehörten neben
Rudyard Kipling und anderen britischen Schriftstel-
lern amerikanische Stars wie Charlie Chaplin und Rita
Hayworth, aber auch deutsche Berühmtheiten wie
Karl May und Hermann Hesse. Mit der Weltwirt-
schaftskrise und später nach dem Zweiten Weltkrieg
begann der alte Glanz zunehmend zu verblassen.
Anfang dieses Jahrtausends eröffnete es nach einer
Rundumsanierung wieder seine Pforten, 2013 wurde
der moderne Victory Annexe eingeweiht. Zurzeit sind
historische Teile des Hauses wegen Renovierung ge-
schlossen, mit royalem
Service residieren kann
man trotzdem – den
Traditional Afternoon
Tea sollte man unbe-
dingt genießen (Suite
ab 246 Euro, eoho-
tels.com).
„HOTEL CONTINEN-
TAL SAIGON“ IN VI-
ETNAM Café statt
High Tea: An die franzö-
sische Kolonialzeit –
und die turbulenten
Zeiten danach – er-
innert das erste Hotel
des Landes, das 1880 in
Saigon im damaligen
Französisch-Indochina
seine Türen öffnete. Im
gleichen Jahr wurde die
Kathedrale Notre-Da-
me eingeweiht, die nur
einen kurzen Spazier-
gang entfernt liegt,
ebenso wie andere
Sehenswürdigkeiten
aus der Kolonialzeit, mit
denen das Hotel ein
Ensemble bildet. Dabei
vereinte das Flair des
Hotels schon früh Ele-
ganz mit Intellekt und
Politik. In dem drei-
stöckigen, weiß ge-
strichenen Haus mit seinen vier Meter hohen Decken
trafen sich Plantagenbesitzer, Militärs, Beamte,
Schriftsteller und Journalisten. Graham Greene ver-
ewigte es in „Der stille Amerikaner“, im „Hotel Conti-
nental“ begegnet der britische Zeitungskorrespon-
dent Fowler 1952 während des Indochinakriegs der
Titelfigur. Später im Vietnamkrieg war das Hotel
Arbeitsplatz von internationalen Medien, „Newsweek“
und „Time Magazine“ hatten hier Büros. Heute schät-
zen Urlauber den teils etwas maroden Kolonialzeit-
Charme des Baudenkmals. Im Restaurant „Le Bour-
geois“ frühstückt man Croissants mit Blick auf die
Oper, die ebenfalls aus französischer Zeit stammt,
und das „Café de la Hien“ heißt nun „La Dolce Vita
Café“ – seinen Reiz als Treffpunkt hat es bewahrt (DZ
ab 140 Euro, continentalsaigon.com). mgr
Klassiker aus der Kolonialzeit
„The Strand“Klassischer
High Tea, very British
GARDEL BERTRAND/HEMIS/LAIF
„The E & O“ Zur Eröffnung
gggalt es als futuristisch alt es als futuristisch
„Hotel Continental“
FFFranzösischer Chic in Saigonranzösischer Chic in Saigon
REINHARD SCHMID/SCHAPOWALOW
PICTURE ALLIANCE/JOHANNA HOELZL
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Hotel, das zu den Wahrzeichen der Unesco-Welt-
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VK.COM/WSNWS
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ird unter Kennern schlicht „The E & O“ genannt. Das
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otel, das zu den Wahrzeichen der Unesco-Welt-
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ee VK.COM/WSNWS rbestadt George Town auf der malaiischen Insel VK.COM/WSNWS rbestadt George Town auf der malaiischen Insel
TELEGRAM:
rbestadt George Town auf der malaiischen Insel
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rbestadt George Town auf der malaiischen Insel
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t.me/whatsnws
ie „Perle des Orients“ aus der britischen Kolonialzeit
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ird unter Kennern schlicht „The E & O“ genannt. Das
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ird unter Kennern schlicht „The E & O“ genannt. Das
otel, das zu den Wahrzeichen der Unesco-Welt-
t.me/whatsnws
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rbestadt George Town auf der malaiischen Inselrbestadt George Town auf der malaiischen Inselt.me/whatsnws