ModellFan - September 2019

modellfan.de9/2019 85

D

ie schönen Linien und Proportionen

der Duca d’Aostawaren nur der eine

Grund, weshalb ich sie bauen wollte.

Der andere war dieser verrückte und tolle

Tarnanstrich, den sie von Juni 1942 bis An-

fang 1943 trug. Sie war das einzige Schiff,

das so bemalt war, und von diesem Anstrich

gibt es nur wenige Bilder. Diese Bilder zu in-

terpretieren und festzustellen, in welchen

Farben das Schiff bemalt war, war keine ein-

fache Sache.

Facebook und Schiffsbemalung

Ich dachte, dass ich eine revolutionäre Inter-

pretation gemacht hatte. Ich wollte aber ein

bisschen Feedback und deswegen bemalte

ich als Übung einen Rumpf aus meiner

Grabbelkiste, fotografierte ihn ab und lud die

Bilder auf einigen Facebookseiten für

Schiffsmodellbauer hoch. Ich bekam viel

nützliches Feedback, aber vor allem kam ich

mit Marco Ghiglino in Kontakt, der gerade

das Buch Italian Naval Camouflage of World

War IIgeschrieben hatte. Ich bestellte das

Buch sofort und der Verfasser hat mir auch

noch ein paar Bilder vom Schiff zugeschickt,

die ich bis dahin nicht gesehen hatte. Auf

den Bildern stellte ich fest, dass meine Inter-

pretation nicht revolutionär, sondern einfach

falsch war. Die Farbpläne in Herrn Ghiglinos

Buch sind vermutlich die bis jetzt am besten

erforschten und deswegen basiert meine Be-

malung auf ihnen, auch wenn ich an ein

paar Stellen von den Farbplänen abwich. Die

zugänglichen Fotos zeigen ein ausgebliche-

nes und verschmutztes Schiff. Das nachzu-

ahmen war wieder eine der Herausforderun-

gen bei der Bemalung des Modells.

Wie üblich grundierte ich erst das ganze Mo-

dell mit „Chaos Black“ von Citadel/Games

Workshop. Dann bemalte ich das Modell mit

Schmincke- respektive Aerocolor-Künstlerfar-

ben fürs Spritzlackieren, die ich in passenden

Nuancen mischte. Um einen teilweise oxi-

dierten und mit Algen bewachsenen Schutz-

anstrich nachzuahmen, sprühte ich unter-

halb der Wasserlinie erst ein chaotisches

Muster von Grün, Gelb, Rot und Braun ( 1 ).

Darauf folgte eine halbtransparente Schicht

Grün. Der Unterwasserrumpf wurde jetzt ab-

gedeckt und ich sprühte die dunkelgraue Far-

be. Um sie lebendiger aussehen zu lassen,

bearbeitete ich die Farbe mit ausgeblichenen

Farbtönen, vor allem direkt oberhalb der Was-

serlinie. Danach deckte ich die dunkelgrauen

Bögen mit Tamiya-Klebeband ab ( 2 ).

Herausforderung auf Italienisch

Die folgenden Farben sprühte ich Schritt für

Schritt in unregelmäßigen, halbtransparen-

ten Schichten unterschiedlicher Nuancen je-

der Grundfarbe ( 3 – 5 ). Die rot-weißen Strei-

fen auf dem Backdeck sind eine besondere

Herausforderung für alle, die italienische

Schiffe bauen. Es ist erstaunlich, wie viel

Grau und Braun man in die weiße Farbe mi-

Ein elegantes Schiff mit

sehr interessanter Farbge-

bung als Lohn nach mehr

als 400 Stunden Bauzeit