Handelsblatt - 23.08.2019

(Rick Simeone) #1

Mobilität für


das Depot


Jessica Schwarzer
ist freie Journalistin, Mode -
ra torin sowie Buchautorin.
Sie war lange beim „Handels-
blatt“. Zuletzt ist ihr Ratgeber
„Damit sie sich keinen Millio-
när angeln muss ... Erfolgrei-
che Finanzplanung für Frauen,
die unabhängig sein und
bleiben wollen“ erschienen

Tesla statt Daimler und BMW? Die Wette auf die
Zukunft wäre aufgegangen. Die Autosparte bietet
Anlegern viele Chancen. Allerdings ist das Rennen
um den Antrieb von morgen noch offen.

Das Auto ist bekanntlich der Deutschen liebstes Kind.
Und auch in vielen Wertpapierdepots sind die Aktien
der deutschen Automobilbauer übergewichtet.
Das zeigen Analysen von Online-Banken
immer wieder. Und das, obwohl die
Branche eine ganze Reihe selbst
gemachter Probleme hat, noch
immer unter dem Dieselskan-
dal ächzt und auch das The-
ma Elektromobilität lange
Zeit verschlafen hat. Elek-
troauto-Pionier Tesla wur-
de viele Jahre nur belä-
chelt und als Spinnerei von
Elon Musk abgetan. Der
umtriebige Unternehmer,
bekannt für seine großen
Zukunftsvisionen, hatte das
Unternehmen ab 2003 auf
Wachstumskurs gebracht.

Auch viele Anleger ließen von der Aktie
lieber die Finger, schließlich verbrannte das
Unternehmen lange Zeit nur Geld. Und richtig, die Ak-
tie schwankt stark und ist nichts für schwache Nerven.
Langfristig ist sie aber kein so schlechtes Investment:
Immerhin rund 40 Prozent legte sie in fünf Jahren zu,
zwischenzeitlich stand der Kurs sogar noch weit höher
als zuletzt. Davon können Daimler- und BMW-Aktio-
näre nur träumen. Denn ihre Anteilscheine verloren
im selben Zeitraum fast ein Drittel an Wert. Und die
Volkswagen-Aktie lief ebenfalls nur wenig besser.

Mittlerweile haben natürlich auch die deutschen Auto-
bauer die Zeichen der Zeit erkannt, forschen, entwi-
ckeln, gehen Partnerschaften ein. Das Gleiche gilt für
die Autozulieferer. Denn ihre Geschäftsmodelle werden

teilweise mächtig auf den Kopf gestellt. Ein Elektro-
motor besteht schließlich aus ganz anderen Kompo-
nenten als der Verbrennungsmotor. Auch
in diesem Bereich passiert viel.

Allein Volkswagen will in den
kommenden zehn Jahren
stolze 70 Modelle und 30
Plug-in-Hybridautos im
Portfolio haben. Daimler
plant, bis 2022 zehn
Modelle an den Start zu
bringen. Und BMW wei-
tet ebenfalls sein Ange-
bot aus.

Den Übergang der Elek-
tro mobilität vom Nischen-
in den Massenmarkt erwar-
ten Forscher allerdings erst für


  1. Nach Angaben des Auto-
    mobilzuliefernetzwerks AMZ und
    des Chemnitz Automotive Institute CATI
    sollen dann in Deutschland bereits knapp 1,6 Milli-
    onen Elektroautos und Plug-in-Hybride produziert
    werden – das entspräche einem Anteil von 30 Prozent
    an der gesamten Fahrzeugproduktion.


Die neuen Trends in der Autoindustrie zu beobachten
ist auch für Anleger sehr spannend. Welcher Antrieb
setzt sich auf Dauer durch? Und wie schnell? Welche
Autobauer proitieren, welche werden abgehängt?
Viele neue Unternehmen kommen auf den Plan. Und
auf den Depotauszügen vieler Anleger stehen vielleicht
demnächst eher BYD, Friwo, Johnson Controls, Para-
gon oder eben auch Tesla anstatt BMW, Daimler oder
Schaefler.

betrug zuletzt das Plus der Aktie des Elektro-
autobauers Tesla auf Fünfjahressicht.
Zwischenzeitlich lag der Kurs sogar noch
weit über dem aktuellen Niveau.
Allerdings schwankt der Titel
immer wieder kräftig.

40 %


FINANZEN & VERMÖGEN


DUB UNTERNEHMER-Magazin


54

Free download pdf