Handelsblatt - 23.08.2019

(Rick Simeone) #1
Historisches Fabrik -
gebäude: Auch künftig
soll dort gearbeitet
werden – an Bürotischen.

Projekt Kuvert-
fabrik Pasing:
Einheit aus
Wohnen und
Arbeiten.

Bauwerk Capital GmbH & Co. KG (2)


Anne Wiktorin Düsseldorf


U


m ein Haar gäbe es sie
gar nicht mehr, die Ku-
vertfabrik Pasing an der
Landsberger Straße,
kurz Kupa genannt. Ei-
gentlich sollte das 1906 entstandene
und seit 2015 leer stehende Industrie-
gebäude der Abrissbirne zum Opfer
fallen. So jedenfalls war es Mitte der
2000er-Jahre im Bebauungsplan vor-
gesehen worden. Nur ein – am Ende
genehmigter – Antrag auf Aufnahme
in die Denkmal liste des Freistaats
Bayern bewahrte die Fabrik inklusive
ihres Jugendstiltreppenhauses vor
dem Untergang.
Jetzt wird das historische Gebäude
zum Kern einer Quartiersentwick-
lung, die in mancherlei Hinsicht ty-
pisch ist für andere Projekte in deut-
schen Großstädten. Statt sich entwe-

der für den Bau von Wohnungen,
Büros, Läden oder Flächen für Gas-
tronomen zu entscheiden, ist im Ku-
pa Platz für vieles. Neben insgesamt
175 Wohnungen verschiedenster Grö-
ße in fünf Neubauten entstehen im
Gebäude der ehemaligen Kuvertfa-
brik mehr als 200 Büroarbeitsplätze.
Das einstige Kesselhaus am Süd-
ostrand des Geländes schließlich ist
für eine gastronomische Nutzung re-
serviert.
Bereits um die Jahrtausendwende
begann unter Experten die Diskussi-
on darüber, wie in Zukunft vermie-
den werden könne, dass neue Wohn-
gebiete zu tagsüber verwaisten
Schlafstädten werden oder umge-
kehrt Büroquartiere entstehen, in de-
nen nach Feierabend kein Leben
mehr herrscht. Ein eigens ins Leben
gerufenes Forschungsprojekt unter
der Ägide des Bundesinstituts für
Bau-, Stadt- und Raumforschung
(BBSR) sollte städtebauliche Konzep-
te zur Nutzungsmischung entwickeln
und beispielhaft umsetzen.
Die wichtigsten Erkenntnisse der
Städtebauexperten: Je vielfältiger ein
Quartier ist, desto besser sind seine
nachhaltigen Entwicklungsmöglich-
keiten. Daher müsse der Nutzungs-
mix in allen Städten ein Grundprin-
zip der Siedlungsplanung sein. Ein
ideales Modell allerdings gebe es
nicht: Je nach Standort und Anforde-
rungen seien unterschiedliche Nut-
zungen in einem Gebäude, in Gebäu-
deblocks oder im Quartier möglich.
„Gemischt werden können Wohnun-
gen mit Läden, Büros und Dienstleis-
tern, aber auch mit Handwerks- und
verarbeitenden Betrieben“, schrie-
ben die Forscher. Besonders gut aber
lasse sich das Konzept bei der Neu-

konzipierung innenstadtnaher Bra-
chen umsetzen: „Ihre Lage macht sie
für viele Betriebe und auch für einige
Gruppen von Bewohnern attraktiv.“

Eigene Quartiers-App
Das wissen längst auch Immobilien-
entwickler. Heutzutage gibt es kaum
noch ein größeres städtisches Bau-
vorhaben, das nicht auf entsprechen-
de integrative Konzepte setzt. Kupa-
Entwickler Bauwerk Development
verfolgt beim Pasinger Projekt aber
noch ein weiteres Ziel: Man will dort
auch den Anforderungen einer von
Digitalisierung und Flexibilisierung
geprägten neuen Generation von Be-
wohnern und Beschäftigten gerecht
werden.
Ihnen gehe es insbesondere um
„Mobilität, Kommunikation, Vernet-
zung und lokale Verbundenheit“, hat
das Unternehmen mithilfe von
Trendforschern herausgefunden.
Während die Konsumgüterindustrie
längst auf diese Trends reagiert habe,
hinke die Immobilienbranche noch
hinterher, kritisiert Roderick Rauert,
geschäftsführender Gesellschafter
von Bauwerk Development. Mit App-
gesteuerten Sharing-Angeboten für
Autos, E-Bikes, Elektrolastenfahrrä-
der und E-Scooter, Serviceangeboten
wie gemeinschaftlich nutzbaren
Dachterrassen und Party-Küchen
oder einem Concierge, der die Paket-
post in Empfang nimmt und die Blu-
men gießt, will Rauert „Mehrwerte
für die Menschen schaffen, für die
wir bauen“.
Günstig ist der Einzug in die Mo-
derne allerdings nicht: Wer im Kupa
wohnen will, muss sich auf Quadrat-
meterpreise zwischen 8 000 und
12 500 Euro einstellen.

Stadtentwicklung


Quartiere für


die Zukunft


Reine Wohn- oder Bürosilos sollen
der Vergangenheit angehören.
Heute setzen deutsche Städte im
Neubau auf Mischnutzung.

ΖΟΣΩΥΣΣΡΜͩ΃Ώ΁΃ΛΠΚ͸Ό΃ ΖΊ;΀ ΖΩΉΉΜ ΃ΚΑΏΓ
Ͳ͸ΙͲΕΖΊΆΖΉʹ΍ΚΤΘΓΘ͵Θ
ΩΡΩ Ξ ΡΡ ΅Ή ΡΔ Ά ΖΔΖΉ ͼ Υ΃ΚΠΚΏ΃ͻΎͻ΃ΚΑΏΓ ͅͻΤΦΕ΋Θ;ΕΒ
ΚΨΩΣΞΠΧΟΝΣ΢ΝΤΛΣΡͼΚΨΩΣΞΤΛΣΡ

ΨΤΩΟΥΜ΢ΤΞΣ΢ΝΡΟ Κ΢ΦΨΛΣ΢Φ΢ΟΥΨΤΠ


ΐΏΕ΍ ΍ΐΎ΍ΓΗΘΒΖΙΔΏΓΘΓΎ ΐΓ ΍ΕΑΐΓΠΒΐΗΗ΍


    

 



ͬ΃ΠΨΠ΃ ΍͸Γ;΃ ͸ΤΈ ΃ΏΓ΃ ΁΃Κ ΃ΚΛΠ΃Γ ΁Κ΃ΛΛ΃Γ ΁΃Κ ͩ͸ΤΗΠΛΠ͸΁Π· ͭΏΠ ΃ΏΓ΃Κ ͧΏ΋΃ΓΠΤΒΛΎ
ΦΕ΍ΓΤΓ΋ ΏΓ ʹͶͯͨ ͳͩͧ ͯͮͧ ΏΓΥ΃ΛΠΏ΃Κ΃Γ ͲΏ΃ ΏΓ ΃ΏΓ΃ ΁΃Κ ͸ΠΠΚ͸ΐΠΏΥΛΠ΃Γ ͬ͸΋΃Γ ΃ΚΑΏΓΛΘ
ΑΑ΃ ͶΕ΍ΓΤΓ΋΃Γ ΒΏΠ ΍Ε;΍Φ΃ΚΠΏ΋΃Κ ΤΛΛΠ͸ΠΠΤΓ΋ ΤΓ΁ ͸ΑΐΕΓ Ά ΁ΏΚ΃ΐΠ ΏΓ ΁΃Κ ͧΤΚΕΗ͸;ΏΠΧ΀
Γ͸΍΃ ΍͸ΚΏΠ ́΀ ͱ΃΋Ώ΃ΚΤΓ΋ΛΥΏ΃ΚΠ΃Α ΤΓ΁ ͩ͸ΤΗΠͻ͸΍Γ΍ΕΈΘ ͷΤΒ ΃ΏΛΗΏ΃ΑͿ
ͽ ΢ͷΏΒΒ΃Κ΀ͧͨ΀;͸ΘΝΡΒΣ΀ΡΔΔΘΩΩΩͧΤΚΕ
ͽ ΡͷΏΒΒ΃Κ΀΢Θͯͨ΀;͸ΘΜ΅ΒΣ΀ΉΊΉΘΩΩΩͧΤΚΕ

ͯͩͮͧ
Ͱͱͯ͵ͪͲ
ͦ ͪͯͮ
ͪͱͧͫͳ͵ͯ
 ͭ
ʹͳͱͨ
ͧͱ

Immobilien


(^30) WOCHENENDE 23./24./25. AUGUST 2019, NR. 162
Anzeige
‹+DQGHOVEODWW0HGLDURXSPE+ &R.*$OOH5HFKWHYRUEHKDOWHQ=XP(UZHUEZHLWHUJHKHQGHU5HFKWHZHQGHQ6LHVLFKELWWHDQQXW]XQJVUHFKWH#KDQGHOVEODWWJURXSFRP

Free download pdf