Handelsblatt - 23.08.2019

(Rick Simeone) #1
dabei nur um Prototypen. Brigitte Zypries, Bundeswirtschafts-
ministerin a. D., hat bereits eine klare Antwort: „Welche Techno-
logie die beste ist, hängt stark davon ab, wofür sie eingesetzt wer-
den soll.“ Auch Sven Schulze, Partner bei Economic Trends
Research (siehe Seite 15), lässt Träume einer Universallösung
platzen: „Es gibt kein Patentrezept für die Verkehrswende.“
Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Ener-
giesysteme (ISE) zeigt, dass sich Wasserstofffahrzeuge besonders
gut für lange Strecken eignen, während Batteriefahrzeuge bei
geringeren Reichweiten klimaneutraler sind. Heinrich Baumann,
geschäftsführender Gesellschafter der Eberspächer Gruppe, er-
gänzt: „Es kommt auch darauf an, was die Fahrzeuge transpor-
tieren. Bei großen Lasten eignen sich synthetische Kraftstoffe
und Wasserstoff besonders gut.“ Denn der E-Antrieb hat eben
auch seine Nachteile: Die Batterie ist schwer, braucht Stauraum,

48.000
Elektroautos wurden im ersten Halbjahr
20 19 in Deutschland neu zugelassen.
Zum Vergleich: In China kamen im selben
Zeitraum 628.000 und in Norwegen 44.000 E-Autos
aus den Werken auf die Straße

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hat vergleichsweise lange Ladezeiten, und die Lade infrastruktur
ist noch nicht vollständig ausgereift. Das ist besonders in der Lo-
gistik problematisch. Aber das sind nicht die einzigen Haken.

PERFEKT IST ES NOCH NICHT


„Wenn es um Elektromobilität geht, schauen alle nach China“,
sagt Uyttenhoven. „Doch 80 Prozent des Stroms wird dort
noch immer über Braunkohle gewonnen. Wenn wir für E-Autos
plädieren, müssen wir bedenken: Auch hierzulande sind drei
Viertel der Energie noch fossilen Ursprungs.“ Und damit nicht
genug: Die Herstellung eines E-Autos verbraucht mehr CO 2 als
die eines Dieselfahrzeugs, was sich laut der ISE-Studie erst nach
rund 160.000 gefahrenen Kilometern amortisiert. Mit Blick auf
die Umweltbilanz ist es zudem fragwürdig, dass neun von zehn
Batte rieanbietern aus China kommen, wie kürzlich der Electric-
Vehicle-Index der Unternehmensberatung McKinsey zeigte.
So scheint auch die E-Mobilität nicht die Lösung aller Pro-
bleme zu sein, zumindest nicht unter den aktuellen Bedingungen.
„Erst wenn der Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird
und die Herstellung sowie Wiederverwendung der Batterien
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