Focus Money - 21.08.2019

(Frankie) #1

FOCUS-MONEY 35/2019 25


120

160

200

240

280

CHF

Aktienkurs in Schweizer Franken

Roche


200-Tage-Linie

1990 9492 96 98 2000 02 04 06 08 10 12 14 16 2018

2012 13 14 15 16 17 18 2019

Linienchart 110
Den seit Ende 2014 an sinkenden Höchstkursen ablesbaren Abwärtstrend hat die Roche-Aktie
endlich klar gebrochen. Analysten wie die der Deutschen Bank rufen Kursziele von bis zu 320 Franken auf.

WKN/ISIN: 855167/CH0012032048
Börsenwert: 226 Mrd. CHF
Umsatz 2018/19e: 56,8/60,7 Mrd. CHF
Gewinn je Aktie 2018/19e: 18,13/19,28 CHF
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018/19: 15,0/14,1
Dividende je Aktie 2018/19e: 8,70/9,00 CHF
Dividendenrendite 2018/19e: 3,2/3,3 Prozent
Kursziel: 320 CHF
Stoppkurs: 239,80 CHF

Quelle: Thomson Reuters Datastream

e = erwartet

Mit Blick auf die Zukunft und die Generika-Konkurrenz
ist es ein gutes Zeichen, dass Roche sein sehr gutes Ergeb-
nis im ersten Halbjahr des Geschäftsjahrs 2019 zu einem
großen Teil dem Verkauf relativ junger Produkte zu ver-
danken hatte. Außerdem konnten die Schweizer auf die-
se Weise die Unternehmensprognose in diesem Jahr be-
reits zum zweiten Mal anheben. Konzernweit lagen die
Umsatzerlöse zwischen Januar und Juni bei 30,47 Milliar-
den Franken. Damit haben die Basler den Vorjahreswert
um acht Prozent übertroffen. Währungsbereinigt lag das
Umsatzplus sogar bei neun Prozent.
Mit 24,19 Milliarden Euro trug die Pharma-Sparte den
größten Teil zu den Umsatzerlösen bei. Das zweite, we-
sentlich kleinere Standbein stellt die Diagnostiksparte
dar. Das Pharma-Geschäft ist nicht nur deutlich wichtiger
für Roche, zuletzt wuchs dieser Bereich auch viel schnel-
ler. Im ersten Halbjahr erreichte das Umsatzplus elf Pro-
zent. Die wichtigsten Wachstumstreiber waren das Medi-
kament Ocrevus zur Behandlung der multiplen Sklerose,
Hemlibra, das neue Präparat gegen Hämophilie, sowie die
Krebsmedikamente Tecentriq, Perjeta und Avastin. Die-
ses starke Wachstum der Division konnte Umsatzrückgän-
ge bei Herceptin und Rituxan zunehmend kompensieren.
Dividendenerhöhung geplant. Der Umstand, dass Roche
zuletzt mit neuen Medikamenten wie Hemlibra, Tecen-
triq und Perjeta Erfolge feiern konnte, dürfte die Unter-
nehmensführung besonders gefreut haben. Zumal sich
weitere Mittel in der Pipeline befinden und in nicht all-
zu ferner Zukunft auf den Markt kommen sollten. So-
mit ist es auch wenig verwunderlich, dass sich das Ma-
nagement bei den Unternehmenszielen optimistischer
als zuletzt präsentierte. Roche erwartet für 2019 ein wäh-
rungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren bis ho-
hen einstelligen Bereich. Der Gewinn soll ähnlich stark
wie die Umsatzerlöse zulegen. Außerdem plant Roche die
nächste Dividendenerhöhung.
Ohnehin gehört Roche seit vielen Jahren zu den at-
traktivsten europäischen Dividendentiteln: Die Schweizer
dürfen sich auch Dividendenaristokraten nennen, denn
sie haben es geschafft, die Ausschüttung innerhalb der
vergangenen zehn Jahre von einer Summe in Höhe von

5,00 auf das aktuelle Niveau von 8,30 Schweizer Fran-
ken zu steigern. Das entspricht einem durchschnittlichen
Zuwachs von mehr als fünf Prozent. Zugegeben: Das ist
eine mildere Definition eines Dividendenaristokraten als
in den Vereinigten Staaten. Dort tragen Unternehmen das
Adelsprädikat, die ihre Ausschüttung mindestens 25 Jah-
re in Folge steigern konnten.
Aktie startet Aufholjagd. Entsprechend angetan von
Roche scheinen auch die Analysten der UBS zu sein. Die
Marktexperten haben jüngst das Kursziel für die Roche-
Genussscheine von 270,00 auf 300,00 CHF angehoben und
das Rating von „Neutral“ auf „Buy“ geändert. Trotz der
zunehmenden Generika-Konkurrenz trauen sie Roche
eine Free-Cashflow-Marge von mehr als sieben Pro-
zent zu. Positiv herausgestellt werden von Analysten-
seite unter anderem Medikamentenentwicklungen ab-
seits des Bereichs Krebs. Besonders viel versprechend soll
der Bereich Neurowissenschaften sein.
Roche durchlief an der Börse in den vergangenen Jah-
ren eine Schwächephase, wie auch der Chart unten ver-
deutlicht. Nachdem die Aktie 2014 ein Allzeithoch bei 290
CHF markierte, ging es für die Notierungen bis zum Juni
2018 um 28 Prozent auf 209 CHF nach unten. Von dieser
Unterstützung aus startete Roche eine neue Aufholjagd.
Dabei kämpfte sich der Kurs in mehreren Etappen bis
Mitte Juni des laufenden Jahres auf 283 CHF nach oben,
was den höchsten Stand seit Anfang 2015 bedeutete. Es
folgte ein Rücksetzer und ein Seitwärtslauf zwischen rund
260 und 270 Franken. Gelingt der nachhaltige Ausbruch
aus dieser Handelsspanne nach oben, gilt es, das Juni-Top
bei 283 CHF zu überwinden, um ein neues, massives Kauf-
signal zu generieren. Die nächsten Kursziele sind dann das
2014er-Allzeithoch (290 CHF) und die runde 300er-Marke.
Abseits der Kurschancen können Anleger bei der
Schweizer Aktie (aktuell 2019er-Kurs-Gewinn-Verhält-
nis von rund 14) auch noch auf eine attraktive Dividen-
de bauen. Die prognostizierte Ausschüttung für die Ak-
tionäre dürfte für 2019 im Bereich von 3,3 Prozent liegen,
Tendenz weiter steigend.

CHRISTOPH A. SCHERBAUM
Free download pdf