Focus Money - 21.08.2019

(Frankie) #1

FOCUS-MONEY 35/2019 63


Im Rückwärtsgang
Im derzeitigen angeschlagenen Börsenumfeld können selbst die Kurse von Unternehmen unter die Räder geraten, die
sich in einem absoluten Wachstumsmarkt wie Cybersecurity bewegen – wie etwa Cyan.

WKN/ISIN: A2E4SV / DE000A2E4SV8
Börsenwert 254 Mio. Euro
Umsatz 2018/19e: 8,8/34,6 Mio. Euro
Gewinn v. St. u. Zinsen (Ebit) 2018/19e: –0,4/15,2 Mio. Euro
Gewinn je Aktie 2018/19e: – /1,70 Euro
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018/19: –/12,6
Kursziel 41,00 Euro
Stoppkurs: 18,10 Euro

Quelle: Thomson Reuters Datastream

e = erwartet 20

24

28

32

36

Euro

MÄR JAN AUG

Aktienkurs in Euro

Cyan


50-Tage-Linie

Börsengang
2018 2019

1990 9492 96 98 2000 02 04 06 08 10 12 14 16 2018

terreichischen Botschaften zu schützen. Viele Aufträge
internationaler Unternehmen für Firewall- und Content-
filtering-Systeme folgten – der erste große Erfolg, der bis
heute seine Fortsetzung findet. Erst kürzlich hat sich Cyan
mit dem Dax-Konzern Wirecard zusammengetan, um End-
geräte der Kunden von Banken und Fintechs noch si-
cherer zu machen.
Absicherung von mobilen Endgeräten. Finanzdienstleis-
tungen werden immer stärker über mobile Endgeräte
wie Smartphones oder Tablets genutzt. Dadurch steigen
die Anforderungen, sensible Daten auf mobilen Endge-
räten abzusichern, um damit Datendiebstahl und Da-
tenmissbrauch zu verhindern. Rund 50 Prozent aller In-
ternet-Nutzer sind laut Cyan bereits einmal Opfer eines
Cyberverbrechens geworden. Die Firma möchte einen
Beitrag dazu leisten, diese Zahlen in Zukunft deutlich
zu senken. Ende März 2018 traute sich Cyan auf das
Börsenparkett. Bei dieser Gelegenheit fand auch eine
Neuordnung der Unternehmensstruktur statt. Einen
Teil der Mittel aus dem Börsengang nutzte man für den
vollständigen Erwerb der Cyan Security Group GmbH,
die als Holding der operativen Geschäftseinheiten der
Gruppe fungiert. Zudem erwarb die Cyan AG im Lauf
des vergangenen Jahres die Mehrheit an der I-New
Unified Mobile Solutions AG.
Um den Anteilseignern ein tatsächliches Bild der er-
reichten Leistungsstärke der Unternehmensgruppe zu
vermitteln, hat das Unternehmen für 2018 Pro-forma-Kon-
zernkennzahlen erarbeitet. So konnte die Cyan AG ihr ers-
tes volles Geschäftsjahr 2018 mit einem Pro-forma-Kon-
zernumsatz von 22,9 Millionen Euro und einem Gewinn
vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 4,8
Millionen Euro abschließen. Anfang Juli veröffentlich-
te das Unternehmen zudem erstmalig und auf freiwilli-
ger Basis einen geprüften Konzernabschluss nach dem
Standard IFRS.
Laut Einschätzung der Analysten bei Berenberg ist dies
ein Schritt, den Investoren sehr zu schätzen wissen dürf-
ten. Zumal sich dadurch die Transparenz und Qualität
in Bezug auf die Finanzberichterstattung früher als er-

wartet verbessern sollte. Ein wichtiger Schritt auf diesem
Weg dürfte aus Analystensicht die für 2020 geplante No-
tierung im Prime-Standard-Segment der Frankfurter Bör-
se darstellen. In diesem Fall würden ohnehin höhere An-
sprüche an die Unternehmenskommunikation gestellt.
Die Analysten erwarten jedoch, dass Cyan bereits im Ok-
tober die 2019er-Halbjahresergebnisse präsentieren und
ab dem dritten Quartal regelmäßig Quartalsberichte vor-
legen dürfte.
Allerdings glaubt man bei Berenberg natürlich nicht,
dass sich das weitere Kurspotenzial der Cyan-Aktie ledig-
lich aus einer verbesserten Finanzberichterstattung erge-
ben wird. Besonders attraktiv sei derzeit eine jüngst ver-
längerte Zusammenarbeit mit T-Mobile Austria. Zumal
die Gelegenheit genutzt wurde, um den Endkundenkreis
auszuweiten. Über diese Kooperation hinaus verweisen
die Experten der Hamburger Bank darauf, dass sich Cyan
mit dem Thema Cybersecurity für mobile Endgeräte in
einem Zukunftsmarkt bewegt. Daher blieb es im Fall der
Cyan-Aktie zuletzt sowohl beim Kursziel von 41,00 Euro
als auch bei der „Buy“-Einschätzung. Bei den aktuellen
Notierungen ist dies eine Kurschance von gut 80 Prozent.
Es bleibt jedoch die Frage, wie schnell das Papier eine
Aufholjagd starten kann.
Spannende Charttechnik. Nachdem die Cyan-Aktie zwi-
schen Ende Oktober des vergangenen Jahres und An-
fang Februar 2019 um 76 Prozent zugelegt und ein neues
Top bei 36,55 Euro markiert hatte, wechselte die Notie-
rung in den Konsolidierungsmodus. Dabei ging es in drei
Etappen nach unten, in der Spitze auf 21 Euro in der
vergangenen Woche. Ein erstes Kaufsignal würde dem-
nach erst beim Ausbruch über 25 Euro generiert. Im An-
schluss gilt es, die 200-Tage-Linie (27,60 Euro) zu über-
winden, um in den Aufwärtstrend zu wechseln. Oberhalb
liegen die weiteren Kursziele bei 30,64 Euro (Juli-Hoch),
31,50 Euro (April-Top) und bei 36,55 Euro (Februar-All-
zeithoch). Anleger ziehen auf jeden Fall einen Stoppkurs
bei 18,10 Euro ein.

CHRISTOPH A. SCHERBAUM
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