Süddeutsche Zeitung - 27.08.2019

(nextflipdebug5) #1


A


mAnfangstehtdasEnde.FürJan
Gulbranssonistdasfastsoetwas
wieeinGesetz.Ermusssicherstden
SchlusseinerGeschichteausdenken,be-
vorerdenRestfürsieersinnt.InBildund
Text.JanGulbranssonsitztandiesemTag
anseinemSchreibtischunterdreiAtelier-
fenstern.MitteninSchwabing,direktam
EnglischenGarten.AufeinemSchaukel-
stuhl.GulbranssonhateinleeresBlattPa-
piervorsich.DerMann,derseitJahrzehn-
tenfürWaltDisneyzeichnetundschreibt,
brauchtnurwenigeMinuten,biserseinAl-
terEgoDonaldDuckaufdemPapiermitLe-
benfüllt.
Gulbranssonistwohlderberühmteste
Walt-Disney-Zeichnerund-Texteraus
Deutschland.Einmittlerweile70Jahreal-
terMann,derabersojugendlichwirkt,als
wäreergeradeerstausseinemBaumhaus
inSchwabingheruntergestiegen.Dort,als
Kind,hatersieschongelesen,dieComics,
DonaldDuckzumBeispiel.Undirgendwie
müssensieihnsofaszinierthaben,dasser
spätermitseineneigenenWerkensogar
dieWalt-Disney-Entscheiderüberzeugt.
Sosehrsogar,dasssieihn,2005,alseinzi-
genDeutscheninihre„HallofFame“auf-
nehmen.Dasdürfteandemenormen
zeichnerischenTalentliegen,daswohlin
GulbranssonsGenenbegründetliegt:Da
istseinGroßvater,OlafGulbransson,dem
amTegernseeeinganzesMuseumgewid-
metist.Malerwarer,ZeichnerundKarika-
turist,derinternationaleBerühmtheiter-
langtemitseinenWerkeinderSatirezeit-
schriftSimplicissimus.Unddaistauch
nochseinVater,derArchitektundKirchen-
baumeisterAndreasGulbransson,der
ebenfallsfürgroßesAufsehenmitseinen
Bautensorgte.

GulbranssonbestreitetseinererbtesTa-
lentnicht,wenngleichernurungernüber
seineFamiliespricht.Wasaufeineschwie-
rigeKindheitschließenließe,wennerir-
gendwannnichtdochüberseinenGroßva-
tersagenwürde,dasserder„friedlichste
undliebenswertesteMensch“gewesensei,
„eineSonne,diemitseinemToderlosch“.
OderüberseinenVater,derihm„vieleFrei-
heitengelassen“habe,der„sehrtolerant“
gewesensei.Sogarsotolerant,dasserdem
Sohngestattethabe,Comicszulesen.
Keinesfallsselbstverständlichinden
Fünfzigern.Als„Schund“werdensieange-
sehen.„1957wurdensiesogarbergeweise
auföffentlichenPlätzenverbrannt,das
mussmansichmalvorstellen:daserste
undeinzigeMalinDeutschlandnachdem
DrittenReich“,erzähltJanGulbransson,
undesistihmanzuhören,wiesehrihndas
bisheutebestürzt.Undschonlandeterwie-
derinseinerKindheitimBaumhaus:In
derNachbarschafthabeeinMädchenge-
wohnt,daszuihmhinaufgestiegensei,um
Comicszulesen:„DiewarzweiJahrejün-
ger,alsorichtigkleinfürmich.Abersie
durftedaszuHausenie.Dastatmirleid.“
MitdemMädchenvondamals,Lucy
Engler-Hamm,sindseineFrauUllaunder
nochheutebefreundet.DaskleineMäd-
chenvoneinstistGrundschullehreringe-
wordenundgibtheute,mittlerweilepensi-
oniert,KunstkurseanderMünchnerGebe-
leschule.DabeigehtesumImpressionis-
mus,ExpressionismusundsogarPop-Art,
aberbishernichtumComics.„Deshalb
hab’ichJanangerufen.“DennEngler-
Hammkannnichtverstehen,warumCo-
micssoverpöntsind.ImUnterrichtspiel-
tensiekeinerleiRolle,erzähltsie,„nicht
einmalaneinerGrundschule“:„Dabeilie-
benKindersie,miristwichtig,dasssiele-
senlernenundSpaßdaranfinden.“

ComicskönnteneinenwertvollenBeitrag
dazuleisten.DieKinderindendreiKur-
sen,indenenGulbranssongezeigthabe,
wieerarbeite,seien„verzaubert“gewesen,
sagtsie,und:„AllekanntenDonaldDuck.“
AusderModegekommenistsiealso
nicht,dieFigurDonaldDucktrotzihresho-
henAlters.Siebegeistertnochimmer.Für
Gulbranssonnachvollziehbar,wenneran
seingroßesundimJahr2000gestorbenes
VorbildCarlBarksdenkt,denwahrschein-
lichbekanntestenDisney-Zeichnerder
Welt,dereinst,von1942an,derFigurih-
renCharaktergegebenhabe.Anfangssei-
endieseComics,wegenihresUrsprungs
imZeichentrick,nochstarkvonSlapstick
geprägtgewesen,dannaberwandeltesich
dieFigurzueinerArt„Rebell,einemanar-
chischenPechvogel,dersichselbstimmer
treuistundheutevermutlichalshochintel-
ligenteingestuftwäre“.
Einem,derstetsumsozialeAnerken-
nungineinemeherkonservativgeprägten
Gesellschaftssystemkämpfe,aberwegen

seinesCharaktersbisweilengenaudie
GrenzendiesesSystemseinwenigüber-
schreite.SobeschreibtGulbranssonden
DonaldderFünfziger,derihnalsKind
prägte,undauchheutedenCharakter„sei-
nes“eigenenDonaldsbestimmt.WasGul-
branssonalsKindkaumgewussthaben
dürfte,ist,dasssichdieVerlegerbereits
1954imsogenanntenComicCodezueiner
ArtfreiwilligerSelbstkontrolleverpflich-
tethaben.Barkshältsichdaran,dochein
paarwenigeseinerWerkewerdendennoch
nichtveröffentlicht.Obesdaranlag,dass
inmanchenseinerGeschichten,dieerwie
Gulbranssonnichtnurzeichnete,sondern
auchschrieb,mittenimKaltenKriegleise
KritikamUS-Imperialismusoderspäter
amVietnamkrieganklang?Oderweiler
manchenBerufenwieAnwältenoderGe-
heimdienstlernnichtdenRespektzollte,
dendieseerwarteten?
FürGulbranssonistdieAntwortaufdie-
seFragenklar:FürihnistBarkskeinKul-
tur-oderSystemkritiker,wohlaberje-

mand,derdiemenschlicheNaturgenau
studierthatteunddaherwusste,woderen
SchwächenundStärkenliegen.Injedem
Fallein„liberalerGeist“,wieermeint:„Des-
halbglaubteichBarks,denich1983inAme-
rikabesuchendurfte,nie,wennersich
selbstinInterviewsalskonservativundre-
aktionärdargestellthat.“Das,soGulbrans-
son,seivielmehrdem„Zeitgeist“geschul-
det,dersichzur„Doris-Day-Zeit“,wieer
sienennt,zunehmendbreitgemachthabe:
„DenkenSiedochandiesebiederenSau-
bermann-Filme,alleindasFrauenbild,das
sieverkörperte,schrecklich.“Indieser
Zeit,indenSechzigern,umgenauzusein,
habesichauchDonaldgewandelt,zumin-
destteilweise,wasihnnochimmerärgere:
„Derwurdeauchzusoeinemkonservati-
ven,kleinenSpießer.
GulbranssonsDonaldisthingegenei-
ner,dergernTeildesherrschendenGesell-
schaftssystemswäre,aberdennochimmer
wiederdaranscheitert.Ihmhafteteiner-
seitsdasTolpatschigevoneinstan,ande-

rerseitsträgteraberauchsehrempathi-
sche,gutmütigeundkämpferisch-choleri-
scheZüge.FälltDonaldhin,stehterwieder
auf,das,sosagtGulbransson,halteihnle-
bendig.Zensur,wiefrüher,musssein
Schöpfernichtfürchten,wenngleichein
paarWalt-Disney-Regelnbisheutegelten:
keinePolitik,keineReligion,keinSex.
AberdarüberschmunzeltdasdeutscheDo-
nald-Duck-Hirnnur.Donaldlaufedoch
seitJahrzehntenhalbnacktherum,sagter,
undseimitDaisyliiert,ohnesiezuheira-
ten.„IndenBibliothekeninFinnlandwur-
denDonald-Duck-Comicsdeswegenin
denSiebzigernsogarverboten.“Dabeigibt
eszumindestfürdiefehlendeHosebeiDo-
naldeinenreinpraktischenGrund:„Do-
naldkommtausdemZeichentrick,undHo-
senbehinderninderAnimation,man
mussimmeraufdenFaltenwurfachten,
dasistschwierig.“UndDaisy?Gulbrans-
sonnenntsieeine„Zicke“,eineFigur,das
istihmanzumerken,dienichtgeradesei-
nemIdealtypuseinerFrauentspricht.Ein

wenigklingtdasso,alswürdeersichdar-
überwundern,warumseinDonaldnoch
immerumsiebuhlt–wasauchThemain
GulbranssonsGeschichtenist,die2018in
einemHardcover-Bucherschienensind.
AlseineArt„Bestof“,wennmansowill.
Undallein,dassdiesgeschehensei,bewei-
se,„dassich,andersalsDonald,einGlücks-
pilzbin“.
Aberwenn,danneiner,derdafürauch
etwasgeleistethat.VielleichtwillGulbrans-
sonauchdeshalbungernüberVaterund
Großvatersprechen.Weilsichetwas,da-
malsindenBaumhauszeiteninSchwa-
bing,zuoftwiederholthat:„Ichwarnoch
einKind,aberhörtejemandmeinenNa-
men,wurdeeinroterTeppichausgerollt“,
erzählter.DabeihabeerzudiesemZeit-
punktnochkeinerleieigeneLeistunger-
bracht:„Klar,ichwusstefrüh,dassichgut
zeichnenkann.UndauchanKarikaturen
habeichmichdamalsgewagt,undichwä-
reauchgutgeworden.“AberebenkeinOlaf
Gulbransson,wieermeint:„AlsEnkelvon
MozartsolltemanbesserkeineSympho-
nienschreiben.“AlsoistderberühmteOpa
fürihnkeinThemaunddessenBeruf
schonerstrechtnicht.AbermitFiguren
hateresschonfrüh:Miteinemguten
FreundziehtereinMarionettentheater
auf,diePuppendafürbastelnsieselbst.

UndeinesTages–Gulbranssonistnoch
Schüler–sollteeineneueKindersendung
imFernsehenentstehen,dieaufHandpup-
penbasierte.DasFernsehenlädtden
FreundzumVorstellungsgesprächein,Gul-
branssonbegleitetihn:„Diehattenetwas
mitherkömmlichenPuppenvor,dahaben
wirgesagt,dasistdochlangweilig,wirma-
chendiePuppenlieberselbst.Unddannha-
bendieeinfachgesagt:Okay,machtmal.“
DieSendung„DasfeuerroteSpielmobil“
wirdeinRiesenerfolg,genausowieGul-
branssonsHandpuppen,dieerdafürent-
wirft:dieHunde„Wuff“und„Biff“.
ReinesGlück?OderdochnurTalent?
Wieauchimmer.Gulbranssonstudiertspä-
teranderKunstakademieundplaudertei-
nesTages,nebenbei,mitdemBesitzerei-
nesZeichentrickstudios:„Dersuchteeine
IdeefüreinenTrickfilmundsagte,wenn
miretwaseinfiele,stelleermichsofortan.“
ZehnJahrearbeitetGulbranssondort.
DannfährterzumComic-FestivalnachBo-
logna:„EigentlichhatteichkeineLust,
aberichhabemichvoneinemFreundüber-
redenlassen.“Dorthattederniederländi-
scheOberon-VerlageinenStand,derda-
malsComicsfürdeneuropäischenMarkt
herausbrachte.DieHolländersindvonGul-
branssonsComicsbegeistert,abernurun-
tereinerBedingung:„Wennwirdasneh-
men,musstDuDonaldDuckfürunszeich-
nen.“UndseitherzeichneterDonaldund
schreibtauchdessenGeschichten,inde-
nenseineFigurmittlerweileauchmalzum
Handygreift.EinTributandenWandelder
Zeit,wennmansowill.
GulbranssonkönnteStundensoüber
seinAlterEgosprechen,seineeigeneGe-
schichtemitderseinerFigurverknüpfen.
Eristdabeijemand,derverschiedene
Handlungssträngeineinanderwebt,fast
so,alsobersichmitarabischerErzähltradi-
tionbefassthätte.Dasistinsofernverblüf-
fend,weilComicsvonkurzen,pointierten
Dialogenleben.DochwennesumsSchrei-
bengeht,hatGulbranssoneinanderes
Idol:denamerikanischenSchriftstellerSte-
phenKing.AusdessenBuch„DasLeben
unddasSchreiben“habeervielgelernt,
sagter.AbereinesglaubtGulbranssonsei-
nemIdolnicht:DassderniedenAusgang
einerGeschichtekennt,wennerzuschrei-
benbeginnt.FürGulbranssonnahezuun-
möglich.ZumindestnichtbeiComics.

München–„Darfichnocheinbisschenrot
haben?“,rufteinKinddurchdieWerkstatt
desMünchnerMarionettentheaters.Es
hateineimprovisierteHalterungvorsich,
aufdereineHolzkugelthront,diespäter
maldasGesichtvonRotkäppchenwerden
soll.AchtKindersitzeneinträchtiginder
WerkstattdesTheatersundbauenTuch-
marionetten.LisaSaumweber,Puppen-
spielerinimMünchnerMarionettenthea-
terundBetreuerindesKinderferienpro-
gramms,läuftüberdiealtenDielender
kleinenWerkstattundschafftesaufbeein-
druckendunaufgeregteWeise,jedemKind
gerechtzuwerden.
„DasFerienprogrammfindetaufAnre-
gungvonFrauSaumweberdiesesJahr
zumerstenMalstatt“,erzähltIntendant
SiegfriedBöhmke.Eristeinerderwenigen
IntendanteninMünchen,dermitseinem
HauskeineSommerpausemachtundlau-
fendspielt.DashatzweiGründe:„Esgeht
natürlichumdenFerienspaß.Geradeweil

alleanderennichtspielen,spielenwir“,er-
klärter.VorallemTouristenundFamilien
nehmendasAngebotwahr.Zumanderen
istesdaserklärteZiel,KinderndasMario-
nettentheaternäherzubringenundsieda-
fürzubegeistern,umsichdadurchdasPu-
blikumvonmorgenzusichern.
Böhmkebedauert,dassKinderinder
heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-
enabgelenktwerdenundbemerkteinen
deutlichenUnterschiedzwischendenklei-
nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-
te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch
wiederandasHandwerklicheheranfüh-

ren“,ergänztderIntendant,derdasThea-
terseitdemJahr2000leitet.Dasklappt
beidemFerienprogrammhervorragend.
KonzentriertschleifendieKinderihre
Spielkreuzeabundlassensichzeigen,wie
mandasTuch,dasspätermalderKörper
derMarionettewird,durchdieKugelfä-
delt.ZweiErstklässlerinnenbemalen
selbstvergessenihreKugeln,diezweibe-
zopftenKöpfeneigensichmalnachlinks,
malnachrechts.DiemeistenKindersind
FansdesMarionettentheaters.„Ichbin
Stammgast“,lässtTeilnehmerKorbinian
fröhlichverlautenundfragtdirektbeidem
Licht-undTontechnikernach,oberbitte
einPraktikumimMarionettentheaterma-
chenkann,wenneraltgenugist.Natürlich
darfer.„Ichhabhiersogarmalmeinen

Geburtstaggefeiert“,sagtBahiastolzund
wedeltmitihrempinkenTuch.
LisaSaumweberhatFreieKunststu-
diertundeineAusbildungzurSchreinerin
gemacht.InihrerFreizeithatsiepädago-
gischgearbeitet,diesmerktmanihram
UmgangmitdenKindernan,diesiealles
fragendürfen.„Wirsindhiernichtinder
Schule,gell,ihrdürftmichduzen“,lacht
sie.AmAnfanghatsiedenTeilnehmern
nacheinerkleinenEinführungeinpaar
ausgedruckteMotivegezeigt,vondenen
sichdieKinderinspirierenlassenkonnten,
abernichtmussten.UndsobasteltKorbini-
anzwischenEinhörnern,TierenundSep-
perleineFantasiefigur.DieKinder,diemit
demMarionettentheaterschonsehrver-
trautsind,verlebeneinenereignisreichen

Tag.„WirüberlegenunsaucheinPro-
grammfürKinder,dieausanderenKultur-
kreisenkommenundMarionettentheater
vielleichtgarnichtkennen.Dasindwirge-
radeimGesprächmitdemKulturreferat“,
verrätIntendantBöhmke.Erselbstistseit
KindertagenmitdemTheatervertraut
undseitseinerJugendbegeisterterPup-
penspieler.WiewäreeineWeltohneMario-
netten?„Arm!“,antworteterprompt.
DeshalbbietetdasMarionettentheater
aucheinFamilienprogrammmiteinerviel-
fältigenStückauswahl.Weltweitistesdas
einzigeTheater,dasjedesJahreinWerk
vonCarlOrffspielt.DasgehtaufdieInten-
danzvonFranzLeonhardSchadtzurück,
derseinenDienstinden1950er-Jahrenan-
trat.SchadtkanntedenpassioniertenMari-
onettenliebhaberOrffpersönlich,derbei
derAufführungseinereinaktigenOper
„DieKluge“imMünchnerMarionettenthe-
ater1959imPublikumsaß.Geradeweil
OrffimGegensatzzuanderenKomponis-
tennichtüberallgespieltwird,hatsichdas
MarionettentheaterseinemWerkver-
schrieben.NächstesJahrwirdanlässlich
desOrff-Jahresdieseltengespieltebairi-
scheKomödie„Astutuli“aufgeführt.
Orff-Aufführungeninteressierenvoral-
lemErwachsene,generellistdieFaszinati-
onvonälterenZuschauernamMarionet-
tentheatergroß.VieleErwachsenesindbe-
geistertvondemHausundmöchtenInfor-
mationenüberdieAusbildungzumPup-
penspielerundüberAnleitungenzumMa-
rionettenbauen.„Deswegenbestehtdie
Idee,diesenKursauchfürErwachsenean-
zubieten“,schmunzelter.DerKursfürKin-
derwirdaufjedenFallimnächstenJahr
weitergeführt. 

MünchnerMarionettentheater,Blumenstr.32,
t265712;Infosunterwww.muema-theater.de

München–DerTitelerhältgleicheinewei-
tergehendeBedeutung:„DieTiefedesRau-
mes“heißtdasFußballoratoriumvonMo-
ritzEggert,undtatsächlichistinderPhil-
harmonienochRaummitvielTiefevorhan-
den,woeinPublikumPlatznehmenkönn-
te–esisthaltdochnochSommerinder
Stadt,dagehtkeinerindenGasteig.Der
StimmungtutdasjedenfallskeinenAb-
bruch,esgehtzuwieimFußballstadion.
DerChorunddasOrchesterderMusikaka-
demiederStudienstiftungdesdeutschen
Volkes,diedasStückinSüdtirolgeprobt
undinToblachamTagvordemMünchner

Konzertaufgeführthaben,tragenTrikots
allerFarben,FormenundVereine.Undwer
keineshat,derträgtwenigstensFanschal
zumAbendanzug–daistdasPublikum
deutlichreserviertergewandet.Aberfroh-
gemut,wennaucheinbisschenverdattert
undmitdenÖrtlichkeitennichtganzver-
traut–dieFragezurPause,wohierdenn
bitteschöndieToilettenseien,hörtmanin
derPhilharmonieeherselten.
EggertsFußballoratorium,komponiert
fürdieRuhrtriennale2005imVorfeldder
Fußballweltmeisterschaft2006in
Deutschland,isteinsehrdisparatesWerk.
Zudisparat.AmAnfanghatmannochaus-
komponierteSüdkurve,einStadionspre-
cherverkündetdieAufstellung,derChor
ruftdieNachnamen,waseinbisschenwie
vonCarlOrffkomponiertklingt–Entschul-
digunglieberMoritzEggert.Überhauptre-
denhierersteinmalviele,derTrainerhat
schlechteLaune,esgibteinenReporter
undeinenJournalisten,dereineredet,der

anderesingt,undmandenktsich,nagut,
ausdertönendenUrsuppedesBeginns
wirdsichschonnocheinegreifbareSub-
stanzherausbilden,sowiebeivielenFuß-
ballspielenjadieerstenMinuteneinemBe-
suchaufdemHühnerhofgleichenunderst
imLaufedesSpielsTaktikundSpielkunst
erkennbarwerden.
DasProblemvonEggertsOratoriumist
nun,dassdieTaktiksehrverschleiert
bleibt.Oderandersgesagt:dassvieleunter-
schiedlicheTaktikenverfolgtwerden.Das
Stückistsentimental,derTextvonMicha-
elKlaushantiertmitvielenNamengroßer
Spieler,vondenenkeinermehraktivist–
„Hrubesch“lässtsichabertollskandieren
–,esgibteinenBlockDDR-Fußballge-
schichte,derinteressantseinkönnte,könn-
temanihmgutfolgen.EggerthäuftMittel
aufMittel,dasmachtdasGanzenichtgera-
deluzide,hataberfürdieTeilnehmerder
AkademiedenVorteil,in90MinutenSpiel-
dauerplusNachspielzeitsichsoziemlich
mitjedemMusikstilbeschäftigenzumüs-
sen,dereinemüberhaupteinfällt.Durch
diesenimKerneheraltmodischenGe-
mischtwarenladenwurmendannschließ-
lichMythosundPassion,wirdauchmalla-
teinischodermittelhochdeutschgesun-
gen,streitensichdieTugendunddasLas-
terumeinen17-jährigenHoffnungsträger,
deroffenbarauchirgendwiedasSiegtor
desAbendsschießt,wobeimanniegenau
sagenkönnte,obhierüberhaupteinFuß-
ballspielinGangeist.
Esgibtalsoviel,auchtolleSolisten,die
währendderAkademieunterrichteten,
wasimFallvonAniaVegry,SopranundTu-
gend,vermutlicheinegroßeFreudewar.Je-
denfallsstichtsienunheraus,dieanderen
machenihreSacheaberauchgut,aber
letztlichbleibteseineverschlungeneKette
vonEinzelereignissen. 

Lachtgernundbringt
gernandere
zumLachen:Jan
Gulbranssonzeichnet
imkreativen
Universumunter
seinemSchwabinger
Dachnichtnur
DonaldDuck.Er
entwirftPuppenfiguren
wiefrüheretwafürdie
Rappelkisteoder
Werbungfürdie
OlympischenSpiele.
Linksunten:seinOpa
OlafGulbranssonam
Tegernsee.FOTOS:CORINNA
GUTHKNECHT(2),DPA

MarionettenbastelnmitPuppenspielerinLisaSaumweber. FOTO:CATHERINAHESS

Enten kann man nicht verschaukeln


JanGulbranssonzeichnetDonaldDuck,DisneynimmtihnalseinzigenDeutscheninseine


„HallofFame“auf.DashättevielleichtauchseinemGroßvaterOlafGulbranssongefallen


Die Welt am Spielkreuz


DasMünchnerMarionettentheateristauchimSommergeöffnetundlocktmiteinemFamilienprogramm


DieWahrheitaufdemPlatz


MoritzEggertsFußballoratoriumimGasteig


MiteinemFreundersanner
„DasfeuerroteSpielmobil“.Als

AutoristStephenKingeinVorbild


IntendantBöhmkebedauert,dass


KinderinderheutigenZeitoft
durchMedienabgelenktwerden

SeinVaterwarKirchenbaumeister


undtolerantgegenüber


derdiskreditiertenComic-Kultur


Durchdieseneheraltmodischen


Gemischtwarenladen
wurmenMythosundPassion

★★

R12 KULTUR Dienstag,27.August2019,Nr.197 DEFGH


RELEASED


te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch

RELEASED


te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch
wiederandasHandwerklicheheranfüh-

RELEASED


wiederandasHandwerklicheheranfüh-

BY


nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-

BY


nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-
te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch
BY
te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch

"What's


heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-

"What's


heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-
enabgelenktwerdenundbemerkteinen

"What's


enabgelenktwerdenundbemerkteinen
deutlichenUnterschiedzwischendenklei-
"What's

deutlichenUnterschiedzwischendenklei-
nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-"What's

News"


fürzubegeistern,umsichdadurchdasPu-

News"


fürzubegeistern,umsichdadurchdasPu-
blikumvonmorgenzusichern.

News"


blikumvonmorgenzusichern.
Böhmkebedauert,dassKinderinder
News"

Böhmkebedauert,dassKinderinder
heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-News"

vk.com/wsnws


enabgelenktwerdenundbemerkteinen

vk.com/wsnws


enabgelenktwerdenundbemerkteinen
deutlichenUnterschiedzwischendenklei-

vk.com/wsnws


deutlichenUnterschiedzwischendenklei-
nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-

vk.com/wsnws


nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-
te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch

vk.com/wsnws


te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch
wiederandasHandwerklicheheranfüh-

vk.com/wsnws


wiederandasHandwerklicheheranfüh-

TELEGRAM:


t.me/whatsnws


Böhmkebedauert,dassKinderinder

t.me/whatsnws


Böhmkebedauert,dassKinderinder
heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-

t.me/whatsnws


heutigenZeitoftdurchelektronischeMedi-
enabgelenktwerdenundbemerkteinen

t.me/whatsnws


enabgelenktwerdenundbemerkteinen
deutlichenUnterschiedzwischendenklei-

t.me/whatsnws


deutlichenUnterschiedzwischendenklei-
nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-

t.me/whatsnws


nenBesuchernvonvor20Jahrenundheu-
te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch

t.me/whatsnws


te.„DeswegenwollenwirdieKinderauch
wiederandasHandwerklicheheranfüh-
t.me/whatsnws

wiederandasHandwerklicheheranfüh-
Free download pdf