Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.08.2019

(WallPaper) #1

ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND


Dienstag, 27. August 2019·Nr. 198/35 R1 HERAUSGEGEBEN VON GERALD BRAUNBERGER, WERNER D’INKA, JÜRGEN KAUBE, BERTHOLD KOHLER 2,90€ D 2955 A F. A. Z. im Internet:faz.net


Die Stadt Frankfurt will ein eigen-


ständiges Kinder- und Jugendthea-


ter im Zoogesellschaftshaus eta-


blieren.Rhein-Main-Zeitung, Seite 29


Neues Domizil in Berlin:


Wie Jonathan Landgrebe die


Suhrkamp-Kulturim Geiste des


Gründers pflegt.Feuilleton, Seite 9


Der erste Auftritt nach den


MeToo-Vorwürfen gegen Plácido


Domingo wird für den Sänger zum


Triumph.Feuilleton, Seite 11


Der Weg zur Anerkennung


war hart: Nun ist Althea Gibson


endlich ein Denkmal


gesetzt worden.Sport, Seite 28


Während junge Leute auf der


Straße demonstrieren, lehnen ihre


Eltern die Proteste ab. Sie halten


zu Peking.Politik, Seite 5


Deutschland jammert über hohe


Mieten und lange Schlangen bei


Besichtigungen – nur Chemnitz


nicht.Wirtschaft, Seite 17


Junges Theater


Deutsch im Blut


D

er neue Anlauf der SPD zur Ein-
führung einer Vermögensteuer –
genauer: zur Beachtung des Grundge-
setzes, denn da steht sie immerhin
noch drin – tut allen Beteiligten gut. Je-
denfalls kurzfristig. Der SPD, weil
nach Jahren des Für und Wider end-
lich ausbuchstabiert werden soll, was
bislang immer am jeweils bevorstehen-
den Termin einer Bundestagswahl ge-
scheitert ist. Das war ein Stachel im
Fleisch der Partei. Die Vermögensteu-
er dient ihr schließlich nicht nur dazu,
die soziale Ungerechtigkeit in Deutsch-
land, sondern auch die Reste der „neo-
liberalen“ Vergangenheit der SPD aus
Schröder-Tagen zu tilgen.
CDU und CSU tut der Vorstoß nicht
minder gut, weil sie ihn genüsslich ab-
lehnen können. Es wäre auch grotesk,
wenn die Koalitionspartner der SPD
nach Jahren üppiger Steuereinnahmen
und einer aus ihrer Sicht ungenügen-
den Reduzierung des Solidaritätszu-
schlags plötzlich Verständnis für zu-
sätzliche Belastungen hätten. Sie kön-
nen sich außerdem an der Seite der
FDP zum Sprachrohr des Mittelstands
machen, in dessen Reihen es viele
Handwerker, Immobilienbesitzer und
Kunstsammler gibt, die erstaunt zur

Kenntnis nehmen werden, dass sie zu
den „Millionären“ des Landes zählen.
Diesen Teil der Bürgerschaft hat die
SPD ohnehin abgeschrieben, da sie
den Wald der Wirtschaft vor lauter so-
zialen Bäumen nicht mehr sieht. Mit
der Union ist es umgekehrt. Sie und
die FDP drängt die tatsächliche und ge-
fühlte Ungleichheit nicht zum Han-
deln, obgleich sie wissen müssten,
dass sich im Erstarken der politischen
Ränder nicht nur Unzufriedenheit
über das Wahre, Schöne, Gute äußert,
sondern auch über Soll und Haben.
Eine umfangreiche Steuerreform
liegt obendrein in der Luft, spätestens
mit der sich ankündigenden Steuer auf
Kohlendioxid. Auch dabei wird es
sich, allen Beteuerungen über eine vol-
le Rückerstattung zum Trotz, um eine
Umverteilung von oben nach unten
handeln. Zwar ringt sich die Union ge-
rade zu einem Bekenntnis für das Kon-
kurrenzmodell, den Emissionshandel,
durch. Doch wer auf das Datum für
den Kohleausstieg abfährt wie die Uni-
on jetzt in Dresden, der ist in einer an-
deren Logik unterwegs: staatliche Vor-
gaben, CO 2 -Steuer. Grüne und SPD
werden die Union darin bestärken,
und wer weiß, vielleicht landet die Ver-
mögensteuer als Kompromiss dann
doch wieder dort, wo sie seit ihrer Ab-
schaffung 1997 noch immer gelandet
ist: auf der langen Bank, jetzt aber aus
geöltem Akazienholz mit Ökosiegel.
Küsschen rechts, Küsschen links– DieBundesregierung
freut sich über die Ankündigung des amerikanischen Präsi-
denten Donald Trump, „sehr bald“ Deutschland einen Be-
such abzustatten. Die stellvertretende Regierungssprecherin
Ulrike Demmer sagte in Berlin: „Der amerikanische Präsi-

dent ist bei uns immer willkommen.“ Berlin hat der amerika-
nische Präsident bislang nicht besucht. Trump lobte Kanzle-
rin Angela Merkel während des G-7-Gipfels in Biarritz: „Sie
ist eine brillante Frau.“ Und er wies auf seine deutschen Vor-
fahren hin: „Ich habe Deutsch in meinem Blut.“ Foto AP

ROM/DRESDEN, 26. August (dpa). Das
deutsche Rettungsschiff „Eleonore“ hat
im Mittelmeer rund 100 Migranten aufge-
nommen. Die Menschen seien am Mon-
tag gerettet worden, während ihr Boot im
Sinken begriffen gewesen sei, sagte Axel
Steier, Sprecher der Dresdner Hilfsorgani-
sation Mission Lifeline, die die „Eleono-
re“ unterstützt. Eigner und Kapitän ist
der Deutsche Claus-Peter Reisch. „Ich bin
sehr froh, dass wir alle Menschen retten
konnten. Es war buchstäblich in letzter Se-
kunde“, schrieb er auf Twitter. Reisch hat-
te Bekanntheit erlangt, weil er sich nach
einem Rettungseinsatz auf Malta vor Ge-
richt verantworten musste. Der Kapitän
hatte im Juni 2018 mehr als 230 Migran-
ten an Bord der „Lifeline“ genommen.

Hongkonger Familienzwist


Salzburgsteht zu ihm


Leerstandsparadies


Schwarze Tenniskönigin


Deutsches Schiff rettet


rund100 Migranten


Z


um Schluss überschlugen sich in
Biarritz die Erfolgsmeldungen.
Der Handelskrieg ist abgesagt, China
und Amerika reden wieder miteinan-
der. Donald Trump erklärt es für realis-
tisch, binnen weniger Wochen den ira-
nischen Präsidenten zu treffen. Paris
und Washington sind auf gutem Weg,
den Konflikt über die französische Di-
gitalsteuer beizulegen. Trump nennt
die Bundeskanzlerin „eine brillante
Frau“ und will sehr bald nach Deutsch-
land reisen.
Doch der Frieden von Biarritz ist
brüchig. Die enthusiastischen Äuße-
rungen des amerikanischen Präsiden-
ten über den G-7-Gipfel können nicht
über die Trennlinien in der Sicher-
heits-, Klima- und Handelspolitik hin-
wegtäuschen. Den sieben wichtigsten
westlichen Industriestaaten fehlt das
gemeinsame Narrativ, seit Trump
„Amerika zuerst“ über die Bewahrung
der multilateralen Nachkriegsordnung
stellt. An der französischen Atlantik-
küste wurde zum ersten Mal seit 1975
gar nicht versucht, ausgehend von den
unterschiedlichen nationalen Stand-
punkten, eine ausführliche gemeinsa-
me Position zu erarbeiten. Der Ver-
zicht auf ein Abschlusskommuniqué,
das durch eine einseitige Erklärung er-
setzt wurde, markiert eine neue Etap-
pe in dem Auflösungsprozess, den die
in den Verträgen von Bretton Woods,
Washington und San Francisco verein-
barte Weltordnung erfährt.
Schon die Ortsnamen erinnern dar-
an, wie sehr die westliche Welt – bis
hin zum japanischen Verbündeten –
von amerikanischer Führung struktu-
riert wurde. Über dem Treffen in Biar-
ritz hing nur noch ein Hauch der
„Welt von gestern“. Der Tonfall war
überaus freundlich. Trump schmei-
chelte nicht nur der Bundeskanzlerin.
Auch Gastgeber Emmanuel Macron
lobte er für die gute Organisation. Bo-
ris Johnson, der seinen Einstand in
der Runde der G 7 beging, spielte sein
Zweckbündnis mit Trump nicht gegen
die „alten Europäer“ aus. Er fiel als
Verfechter des Freihandels und welt-
weiten Handelsfriedens aus der erwar-
teten Rolle des Provokateurs.
Doch die alten Rituale funktionie-
ren nicht mehr, auch wenn Trump von
„Einigkeit“ und „Geschlossenheit“
sprach. Über die Frage des Umgangs
mit dem wiedererwachten russischen
Hegemoniestreben fanden die sieben
nicht zusammen. Trump bestand dar-
auf, dass der russische Präsident Wla-
dimir Putin als Gesprächspartner für
den G-7-Kreis qualifiziert bleibt. We-
der die völkerrechtswidrige Annexion
der Krim noch die russischen Einmi-
schungsmanöver in der Ostukraine ha-
ben ihn davon überzeugt, Putin aus
dem „Familienkreis“ zu verbannen.
Da Trump im kommenden Jahr tur-
nusgemäß den G-7-Gipfel ausrichtet,
steht es ihm frei, Putin als Gast nach
Miami einzuladen.
Trump ließ es zu, dass Gastgeber
Macron einen neuen Iran-Vermitt-

lungsversuch unternahm und mit dem
iranischen Außenminister im Rathaus
von Biarritz verhandelte. Vielleicht
engagierter denn je zeigte der ameri-
kanische Präsident Bereitschaft, mit
Präsident Hassan Rohani einen
„Deal“ auszuhandeln. Doch das heißt
lange nicht, dass Amerika sich Allein-
gänge künftig versagt. Die Differen-
zen mit den Europäern bleiben im Nu-
klearstreit gewaltig.
Wo also steht der Westen? Er pflegt
noch die Tradition der Familienfotos,
aber zu mehr Gemeinsamkeit fehlt die
Führungsmacht. Die Liste der Streit-
punkte ist lang. In Biarritz reichte sie
vom Klimaschutz über den Handels-
streit mit China bis zu den Krisenher-
den in Syrien, Libyen und in der Sahel-
Zone. Dennoch fällt die Bilanz des ers-

ten „postmodernen“ G-7-Gipfels nicht
enttäuschend aus. Als der französische
Präsident Valéry Giscard d’Estaing
das erste informelle Treffen im Schloss
von Rambouillet ausrichtete, machte
der Spruch die Runde: „Frankreich hat
kein Erdöl, aber Ideen.“ Mehr als vier
Jahrzehnte später hat Frankreich noch
immer kein Erdöl, aber wieder Ideen.
So war in Biarritz zu beobachten, wie
Macron geschickt eine eigene europäi-
sche Agenda setzte. Die Bundeskanzle-
rin wusste er dabei fest an seiner Seite.
So schaffte er es, aus der Eskalati-
onsspirale auszubrechen, in die Trump
die Europäer mit seiner Iran-Politik ge-
führt hatte. Die Europäer haben die
Zuschauer-Warte verlassen und dank
des Manövers Macrons die Initiative er-
griffen. So viel Risikobereitschaft war
in der Vergangenheit selten. Die Bun-
deskanzlerin schickte ihren Berater
Jan Hecker in die Beratungen mit
Dschawad Zarif. Europäische Interes-
sen wurden auch in der Ukraine-Krise
verteidigt. Wieder rückten Merkel und
Macron eng zusammen, um vermut-
lich noch im September ein Gipfeltref-
fen in Paris im sogenannten Norman-
die-Format (mit Russland und der
Ukraine) anberaumen zu können.
In der Klimapolitik preschten die
Europäer mit Hilfen an Brasilien vor-
an. Trotz Bewertungsunterschieden in
Handelsfragen haben sich Deutsch-
land und Frankreich nicht auseinan-
derdividieren lassen. Macron wieder-
holte seine Drohungen mit einer
Blockade des Mercosur-Abkommens
nicht, und Merkel konnte in Anwesen-
heit von Trump für ein EU-Handelsab-
kommen mit Amerika werben. Mit
der Rollenverteilung – Macron macht
die Show, Merkel führt im Hinter-
grund – haben sich beide arrangiert.
Sie stehen symbolhaft am Anfang ei-
ner neuen europäischen Souveränität.

cheh.BEIRUT, 26. August. Der libanesi-
sche Präsident Michel Aoun hat den mut-
maßlichen israelischen Drohneneinsatz
im Süden der Hauptstadt Beirut mit einer
„Kriegserklärung“ an sein Land vergli-
chen. Diese „Aggression“ erlaube es dem
Libanon, von seinem Recht Gebrauch zu
machen, seine Souveränität zu verteidi-
gen, sagte Aoun am Montag. Israelische
Kampfflugzeuge und Drohnen dringen im-
mer wieder in libanesischen Luftraum ein.
Am Sonntag war laut libanesischen Anga-
ben eine israelische Drohne abgestürzt
und eine weitere explodiert. Dabei wurde
das Medienbüro der von Iran gelenkten
Hizbullah beschädigt. Deren Anführer Has-
san Nasrallah, ein Alliierter Aouns, drohte
mit Vergeltungsschlägen.(Siehe Seite 2.)

loe./mic.BIARRITZ, 26. August. Die Be-
ratungen auf dem G-7-Gipfel haben nach
Angaben des französischen Präsidenten
Emmanuel Macron „die Bedingungen für
ein Treffen, und damit ein Abkommen“,
zwischen dem amerikanischen Präsiden-
ten Donald Trump und dem iranischen
Präsidenten Hassan Rohani geschaffen.
Während einer gemeinsamen Pressekon-
ferenz mit Trump zum Abschluss des
G-7-Gipfels sagte Macron am Montag in
Biarritz, er hoffe, dass sich ein derartiges
Treffen „in den kommenden Wochen“ or-
ganisieren lasse.
Trump sagte dazu: „Wenn die Umstän-
de stimmen, wäre ich sicherlich bereit.“
Er stellte Iran zugleich einen Kredit „meh-
rerer“ Staaten in Aussicht, weil das Land


  • wegen der amerikanischen Sanktionen

    • akute Zahlungsschwierigkeiten habe.
      Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zu-
      vor gesagt, es sei Bewegung in die Bemü-
      hungen zur Lösung der Iran-Krise gekom-
      men. „Der feste Wille zu sprechen ist
      schon mal ein großer Fortschritt.“ Die
      Staats- und Regierungschefs hätten sich
      darauf verständigt, den Verhandlungsweg
      weiter zu beschreiten, um eine Eskalation
      zu vermeiden. „Das geschieht in Koordi-
      nierung mit Amerika, und das ist schon
      eine Menge“, sagte sie. Auf Initiative Ma-
      crons war der iranische Außenminister
      Dschawad Zarif am Sonntag überra-
      schend nach Biarritz gekommen.
      Entgegen dem ursprünglichen Plan Ma-
      crons, angesichts der Differenzen mit
      Trump erstmals in der Geschichte der
      G-7-Gipfel auf eine gemeinsame Ab-




schlusserklärung zu verzichten, einigten
sich die Teilnehmer am Ende doch noch
auf ein gemeinsames Dokument. Es um-
fasste allerdings nur eine Seite.
„Diese Seite wurde von mir selbst ge-
schrieben“, sagte der französische Präsi-
dent. Die Abschlusserklärung sei an die
anderen Staats- und Regierungschefs ver-
teilt worden, und diese hätten sie dann ge-
billigt. Das Dokument beginnt mit den
Worten: „Die Staats- und Regierungs-
chefs der G 7 wollen ihre große Einheit
und den positiven Geist ihrer Debatten
unterstreichen.“ Nach einem Bekenntnis
zum fairen Handel ist der Libyen-Kon-
flikt der ausführlichste Punkt. Die G 7 for-
dern eine politische Lösung für das nord-
afrikanische Land.(Siehe Seite 2 sowie
Wirtschaft, Seite 15; Kommentar Seite 8.)

ami.BERLIN, 26. August. Nach Jahren
wachsender Überschüsse trübt sich die Fi-
nanzlage der gesetzlichen Krankenversi-
cherung ein. Zur Jahresmitte weisen die
109 Kassen nach Recherchen dieser Zei-
tung zusammen ein Defizit von 562 Mil-
lionen Euro aus. Das ist fünf Mal so groß
wie noch im ersten Quartal dieses Jahres.
Allerdings stehen dem Fehlbetrag hohe
Reserven von 20 Milliarden Euro gegen-
über. Die Politik verlangt, dass die Kassen
diese Reserven abbauen. Das geschieht
nun zum Teil über bewusst niedrig kalku-
lierte Beitragssätze. Kassenvertreter wei-
sen aber auch auf steigende Kosten und
Ausgabenversprechen der Politik in zwei-
stelliger Milliardenhöhe hin.(Siehe Wirt-
schaft, Seite 17.)

lock./dc.DRESDEN/BERLIN, 26. Au-
gust. Die Spitzen von CDU und CSU ha-
ben sich gegen Pläne für Steuererhöhun-
gen gewandt, aber das Ziel eines ausgegli-
chenen Bundeshaushalts bekräftigt. Die
schwarze Null sei „als Ausdruck einer fi-
nanzpolitischen Solidität ein für uns unab-
dingbares Prinzip, das uns trägt und von
dem wir auch nicht abweichen wollen“,
sagte die CDU-Vorsitzende Annegret
Kramp-Karrenbauer nach einer zweitägi-
gen Klausur der Präsidien von CDU und
CSU in Dresden.
Sowohl Kramp-Karrenbauer als auch
der CSU-Vorsitzende Markus Söder wand-
ten sich gegen Pläne der SPD, eine Vermö-
gensteuer wieder zu erheben. „Eine Ver-
mögensteuer kommt auf keinen Fall“, sag-
te Söder. Stattdessen sprach er sich für

die vollständige Abschaffung des Solidari-
tätszuschlags sowie für eine größere Steu-
erreform mit Blick auf den Klimaschutz
aus, die etwa die Sanierung von Gebäu-
den fördere. Auch über eine Reform der
Unternehmensteuern nach dem Vorbild
Frankreichs, Großbritanniens und der
Vereinigten Staaten müsse man reden.
Demgegenüber beschloss das Präsidi-
um der SPD am Montag Eckpunkte zur
Erhebung einer Vermögensteuer, wie sie
der kommissarische Parteivorsitzende
Thorsten Schäfer-Gümbel zuvor angekün-
digt hatte. In dem als „Diskussionspa-
pier“ bezeichneten Beschlusstext werden
die Pläne mit einer „Schieflage in der Ver-
mögensverteilung“ begründet, die „dra-
matisch zugenommen“ habe. Einzelhei-
ten, etwa zur Höhe von Freibeträgen für

Unternehmen und Privatleute, enthält
das Papier nicht. Weitere Beschlüsse
dazu sollen auf dem SPD-Parteitag im De-
zember fallen. Schäfer-Gümbel hatte zu-
sätzliche Staatseinnahmen von zehn Mil-
liarden Euro im Jahr durch die Steuer in
Aussicht gestellt.
Kramp-Karrenbauer betonte, Deutsch-
land müsse mehr Dynamik entwickeln.
Das sei nicht nur eine Frage des Geldes,
sondern auch des Bürokratieabbaus, der
beschleunigten Planung sowie einfacher
Genehmigungen. „Wir sind diejenigen,
die sich um die großen Fragen dieses Lan-
des kümmern“, sagte sie auch mit Blick
auf die SPD. Der Grünen-Vorsitzende Ro-
bert Habeck bestätigte unterdessen, dass
auch seine Partei für eine Vermögensteuer
eintrete.(Siehe Wirtschaft, Seite 15.)

Heute


Libanesischer Präsident:


Kriegserklärung Israels


chwb.FRANKFURT, 26. August. Das
Landgericht Frankfurt wird die Verga-
be der Fußball-Weltmeisterschaft 2006
in einem Strafprozess aufarbeiten. Die
Anklage der Staatsanwaltschaft gegen
die früheren Präsidenten des Deut-
schen Fußball-Bundes (DFB) Theo
Zwanziger und Wolfgang Niersbach,
den früheren DFB-Generalsekretär
Horst R. Schmidt und den Schweizer
Urs Linsi, einst Generalsekretär des In-
ternationalen Fußballverbandes Fifa,
wegen des Verdachts der Steuerhinter-
ziehung wurde vom Oberlandesgericht
Frankfurt zugelassen. Die Richter ho-
ben damit einen Beschluss des Landge-
richts auf, das im vergangenen Oktober
die Eröffnung des Hauptverfahrens ab-
gelehnt hatte. Anfang August hatte die
Schweizer Bundesanwaltschaft Ankla-
ge gegen die vier Funktionäre erhoben.
Im Zentrum der von den Angeklagten
bestrittenen Vorwürfe steht die Rück-
zahlung eines Privatdarlehens des
WM-Organisationschefs Franz Becken-
bauer in Höhe von 6,7 Millionen Euro
an den früheren, mittlerweile verstorbe-
nen Adidas-Chef Robert Louis-Drey-
fus. Die Funktionäre sollen die Summe
als Betriebsausgabe als Beitrag des
DFB an einer WM-Gala in der Steuerer-
klärung angegeben haben. Die Gala
fand nie statt. 6,7 Millionen Euro wa-
ren 2002 auf Konten des früheren Fifa-
Funktionärs Mohamed Bin Hammam
geflossen.(Siehe Sport.)


Bücher sind


nieNormalität


tih.FRANKFURT, 26.August. Ferdi-
nand Piëch, der frühere Vorstands- und
Aufsichtsratsvorsitzende von Volkswa-
gen, ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
Wie die „Bild“-Zeitung am Montag unter
Berufung auf das Rosenheimer Klinikum
berichtete, soll Piëch am Sonntagabend
in der oberbayerischen Stadt in einem Re-
staurant kollabiert sein. Daraufhin sei
Piëch in das Krankenhaus gebracht wor-
den, wo er gestorben sei. Die Ursache des
Zusammenbruchs war zunächst noch un-
klar.(Siehe Wirtschaft, Seite 15.)


Union weist SPD-Pläne für Vermögensteuer zurück


Söder: Auf keinen Fall / Sozialdemokraten sehen Schieflage der Vermögensverteilung


Wo steht der Westen?


VonMichaela Wiegel


Ferdinand Piëch


gestorben


Krankenkassen


im Defizit


Weiterer Prozess


gegen Zwanziger


und Niersbach


Briefe an die Herausgeber Seite 6


Trump zu Treffen mit


Irans Präsident Rohani bereit


„Wenn die Umstände stimmen“ / Amerikas Präsident stellt Teheran Kredit in Aussicht


Macron und Merkel in
Biarritz: Am Beginn
einer neuen europäischen
Souveränität.

Soll und Haben


VonJasper von Altenbockum


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Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Portugal (Cont.), Slowakei, Slowenien, Spanien 3,70 € / Griechenland, Kanaren, Malta, Niederlande, Zypern 3,80 € / Dänemark 28 dkr / Großbritannien 3,50 £ / Schweiz 5,00 sfrs / Ungarn 990 Ft

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