Frankfurter Allgemeine Zeitung - 27.08.2019

(WallPaper) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Feuilleton DIENSTAG, 27. AUGUST 2019·NR. 198·SEITE 11


PARIS, 26. August


M

usée de la Libération de Paris



  • musée du général Leclerc –
    musée Jean Moulin“ – der
    Bandwurmname ist missver-
    ständlich. Das jüngste Pariser Museum,
    das am Sonntag eingeweiht wurde, hat
    nicht die Befreiung der französischen Ka-
    pitale aus den Klauen der Nazibesatzer
    zum Gegenstand. Vielmehr deckt es die
    gesamte Periode der Okkupation durch
    Hitlers Truppen zwischen Juni 1940 und
    August 1944 ab. „Musée de l’Occupation“
    wäre als Name jedoch weniger werbeträch-
    tig als „Musée de la Libération“. Und um
    die Steigerung der Publikumsattraktivität
    geht es bei dieser Eröffnung, die eigent-
    lich eine Wiedereröffnung ist. Unter dem
    nicht minder gewundenen Namen „Mémo-
    rial du maréchal Leclerc de Hauteclocque
    et de la Libération de Paris – musée Jean
    Moulin“ war das Haus schon 1994 auf
    einer stets menschenleeren Esplanade
    über dem Montparnasse-Bahnhof gegrün-
    det worden. Mangels Besuchern führte es
    dort ein Schattendasein, 2015 beschloss
    die Pariser Stadtverwaltung seine Ver-
    setzung an einen belebteren Ort.
    Was für Geschichten erzählt es? Jene
    etwa von Philippe Leclerc de Haute-
    clocque und von Jean Moulin. Beide waren
    Widerständler der ersten Stunde. Leclerc
    setzte als Infanteriehauptmann trotz des
    Waffenstillstands von Juni 1940 den
    Kampf fort und stieß zu de Gaulle in Lon-
    don. Dieser hieß ihn italienische Stütz-
    punkte im libyschen Fessan erobern, spä-
    ter das deutsche Afrikakorps bekämpfen.
    So verdiente sich Leclerc die Sporen als Di-
    visionsgeneral und wurde mit der Bildung
    der 2. Panzerdivision betraut. An deren
    Spitze landete er Anfang August 1944 in
    der Normandie und befreite wenig später
    Paris. Moulin seinerseits widersetzte sich
    als Präfekt von Beginn an deutschen Dikta-
    ten, wurde Ende 1940 von der Vichy-Regie-
    rung entlassen und schloss sich ebenfalls
    de Gaulle an. Als dessen persönlicher Be-
    auftragter trieb er anderthalb Jahre lang
    die Vereinigung der Résistance-Gruppen
    voran, bis ihn Mitte 1943 die Gestapo fest-
    nahm und zu Tode folterte. Der Staats-
    mann de Gaulle, der Soldat Leclerc und
    der Märtyrer Moulin bilden gleichsam die
    Dreifaltigkeit des „freien Frankreichs“.
    Die Sammlung des Musée de la Libéra-
    tion de Paris ist aus Schenkungen und
    Nachlässen von Freunden und Verwand-
    ten Leclercs und Moulins hervorgegangen.
    Zu den wichtigsten Stücken zählen eine
    Kadettenuniform und ein marokkanischer
    Burnus aus dem Besitz Leclercs sowie eine
    Streichholzschachtel, in der Moulin Mikro-
    filme versteckte, und sein letzter Brief, ein
    unbeschwertes Schreiben an Mutter und
    Schwester. Die meisten Exponate sind
    visuell ähnlich unscheinbar – eine monu-
    mentale Hakenkreuzfahne und ein Prunk-


sattel von Leclercs Dromedar-Reitern bil-
den markante Ausnahmen. Überwiegend
erwarten den Besucher „stumme“ Ge-
brauchsgegenstände und Papierdokumen-
te, die erst zum Sprechen gebracht werden
müssen. Der chronologisch-thematische
Parcours bewerkstelligt das, indem er allge-
meine Sujets – das Leben im besetzten Pa-
ris, die Kollaboration mit den Deutschen –
an spezifischen Objekten festmacht.
Das Parade-Exponat des Museums fin-
det sich 26 Meter unter der Erde. Mehr als
hundert Treppenstufen führen da zu
einem Bunker aus den späten Dreißigern
hinab. Für die Zivilverteidigung bestimmt,
beherbergte er während des Befreiungs-
kampfs vom August 1944 den Generalstab
der Widerständler unter der Führung von
Henri Rol-Tanguy. Neben restaurierten
Raumbezeichnungen wie „Secrétariat“
oder „PC Rol“ kann man hier auch das ori-
ginale Belüftungssystem bestaunen, das
durch zweckentfremdete Fahrräder betrie-
ben wurde. Dieser Bunker ist der Haupt-
grund, warum das Museum den darüber ge-
legenen Pavillon bezogen hat, den Claude-
Nicolas Ledoux 1785 als eine Art Zollhaus
an der heutigen Place Denfert-Rochereau
errichtete. Spätestens hier, im Kommando-
posten der hauptstädtischen Résistance,
verfestigt sich dann der Eindruck, dass
dem Parcours ein einheitlicher Fokus
fehlt. Bestimmte Details werden hell ausge-
leuchtet, manch größerer Zusammenhang
aber bleibt im Halbdunkel.

Das betrifft namentlich die Befreiungs-
schlacht im eigentlichen Sinn, die sich die-
ser Tage zum 75. Mal jährt. Erst die Lek-
türe des französischen Standardwerks zum
Thema, „La Libération de Paris. 19–
août 1944“ von Jean-François Muracciole,
zeigt, welch spannende Punkte und Pro-
blemstellungen das Museum allenfalls
streift. So stellt der Geschichtsprofessor
und Spezialist für den Zweiten Weltkrieg
von vornherein klar, dass die betreffende
Schlacht in rein militärischer Hinsicht von
lediglich zweitrangiger Bedeutung war. In
Frankreich selbst wurden Städte wie Lyon,
Marseille und Toulon bei ihrer Befreiung
ungleich stärker zerstört als die Kapitale.

Noch sprechender ist der Vergleich mit
Warschau, das sich zweieinhalb Wochen
vor Paris gegen das Nazi-Joch auflehnte.
Die polnische Hauptstadt wurde zu großen
Teilen dem Erdboden gleichgemacht, zwi-
schen 150 000 und 225 000 Zivilisten fan-
den dort den Tod. In Paris waren zwischen
3000 und 5000 Todesopfer zu beklagen,
überwiegend deutsche Soldaten. Warum
erlitt es nicht dasselbe Schicksal wie War-
schau? Zum einen aus weltanschaulichen
und militärstrategischen Gründen: klassi-
scher Konflikt und landesweiter Truppen-
rückzug im Westen, rassisch-ideologischer
Vernichtungskrieg und verbissenes Fest-
krallen in jede besetzte Scholle im Osten.
Zum andern aber auch dank einer
glücklichen Konstellation zwischen den
Hauptakteuren. Die Spitzen des Vichy-Re-
gimes und die Ultras der Kollaboration
waren von den Deutschen schon Tage vor
dem Ausbruch des Aufstands nach Osten
verfrachtet worden – von dieser Seite aus
drohte keine Gefahr. Die Amerikaner ge-
dachten ihrerseits, die militärisch bedeu-
tungslose Kapitale zu umgehen, bis sie ih-
nen wie eine reife Frucht von selbst in
den Schoß fiele. De Gaulle gelang es, das
ebenso zu durchkreuzen wie den Plan der
kommunistischen Résistance-Fraktion,
sich durch einen Massenaufstand an die
Macht tragen zu lassen. Mit einer Mi-
schung aus harter Realpolitik, genialer
Rhetorik (die improvisierte Rathaus-
Rede vom 25. August mit dem legendären
Ausruf „Paris outragé! Paris brisé! Paris
martyrisé! Mais Paris libéré!“) und star-
ker Symbolik (die von Millionen bejubel-
te Militärparade auf den Champs-Élysées
am Folgetag) ging der „Chef de la France
libre“ als eigentlicher Sieger aus der
Schlacht um Paris hervor.
Doch auch der Verlierer sicherte sich mit
einer ehrenhaften Niederlage einen Platz
in der Geschichte. Der deutsche Komman-
dant von Groß-Paris, Dietrich von Choltitz,
ließ auf kriegerische Worte bewusst lasche
Taten folgen, betrieb – sehr aktiv – passi-
ven Widerstand gegen Hitlers Befehl, die
Stadt bis auf den letzten Mann zu verteidi-
gen und zu zerbomben, und signalisierte
klar, er werde nach einem Gefecht für die
Ehre die Waffen niederlegen. So kam es
zwar durchaus zu schweren Kämpfen: Das
Fußvolk zeigte, auch aus Furcht vor Lynch-
justiz, mehr Kampfgeist als der Komman-
dant. Aber unter dem Strich wurde die Zivil-
bevölkerung dabei ebenso marginal in Mit-
leidenschaft gezogen wie die historische
Bausubstanz – einzig im Grand Palais
brach ein Brand aus. Von Choltitz war ge-
wiss keine Lichtgestalt, aber zwischen dem
Ausbruch des Aufstands und der Ankunft
von Leclercs ersten Verbänden hätte er fast
eine Woche Zeit gehabt, um die Stadt zu
verminen und ihre Bewohner zu massakrie-
ren. Dass er es nicht tat, rechnen ihm viele
Pariser bis heute an. MARC ZITZMANN

Beinahe-Armageddon am Ufer der Seine


SALZBURG,26. August
Standing Ovations, bevor noch ein Ton
erklungen ist, dürften auch bei den Salz-
burger Festspielen singulär sein. Ent-
gegengebracht wurden sie dem Jahrhun-
dertsänger Plácido Domingo, der kürz-
lich wegen sexueller Belästigung ins Me-
Too-Gerede gekommen ist. Als er zusam-
men mit den anderen Starsolisten auf die
Bühne des restlos ausverkauften Großen
Festspielhauses kam, sprangen prompt
ein paar spanische Opernfreaks auf, die
sich in ihrer vehementen Domingo-
Begeisterung nicht bremsen ließen, bis
sich der ganze Saal zu minutenlangem
Begrüßungsapplaus erhob: eine Welle
der Sympathie, Verehrung und Exkulpa-
tion umspülte Domingo, der sich wäh-
rend der Proben zur konzertanten Auf-
führung von Verdis Oper „Luisa Miller“
in einem der „schwersten Momente sei-
nes Lebens“ befunden haben soll, wie
die Salzburger Presse berichtete.

Ehre und öffentliches Ansehen einer
Person stünden auf dem Spiel, hatte der
spanische Kulturminister José Guirao
Ende vergangener Woche verkündet.
Aber auch eine spanische Verteidigerin
wurde zitiert. „Das riecht irgendwie
nach Rache“, meinte die spanische Sän-
gerin Nancy Fabiola Herrera, weil die
anonym bleibenden Anklägerinnen
nicht zur Polizei, sondern an die Presse
gegangen seien. Ganz abwegig wirkt die-
ser Verdacht nicht, sonst würden sich
wahrscheinlich nicht so viele Frauen mit
Domingo solidarisch erklären, darunter
ehemalige Kolleginnen wie Teresa Ber-
ganza und gegenwärtige wie Barbara
Frittoli, Asmik Grigorian, Sonya Yon-
tcheva – er sei „ein echter Gentleman“ –
oder auch Anna Netrebko, die sich schon
auf ihren nächsten Auftritt mit Domingo
an der New Yorker Met freut. Sofern die
Veranstaltung nicht noch abgesagt wird.
In Europa geht man gnädiger mit Domin-
go um als in Amerika, wo er lebt.
Und, Hand aufs Herz: Hätten Frauen
im heutigen Rentenalter nicht eine aus-
kömmliche Beschäftigung, wenn sie je-
den Mann anzeigten, der ihnen vor drei-
ßig oder vierzig Jahren die Hand aufs
Knie gelegt hat? Ein zweiter Fall Gustav
Kuhn, geschasster Alleinherrscher der
Tiroler Festspiele in Erl und Auslöser
der MeToo-Untergruppe „Voice it“ von
Elisabeth Kulman, ist die Causa Domin-
go – zumindest bis auf weiteres – nicht.
Aus europäischer, spezifisch Salzbur-
ger und vor allem künstlerischer Sicht

wäre eine Absage an Plácido Domingo je-
denfalls ein Fehler gewesen. Der mittler-
weile Achtundsiebzigjährige (oder gar
um vier Jahre Ältere; die Angaben sind
widersprüchlich) ist stimmlich noch lan-
ge nicht am Ende. Dass er in diesem Al-
ter überhaupt noch singen kann, geht ge-
gen die Natur. Dass seine vom Tenor
zum edlen Bariton mutierte Stimme je-
doch noch kontrolliert ist, kein Alterstre-
molo, kein Wegbrechen, keine Atemnot
erkennen lässt, ist ein Wunder.
Stupende Technik, ein halbes Jahrhun-
dert Erfahrung als musikalischer All-
rounder und das Wissen um das richtige
Repertoire tragen ihn bis heute. Und
Nerven hat der Mann, die offenbar auch
dem größten psychologischen Druck
standhalten.
Die Rolle des Miller in Verdis Oper,
die er heuer in Salzburg zweimal singt,
hat Domingo in der Saison 2017/18 für
die Met einstudiert, und er erfüllt sie als
liebender, zorniger und kämpferischer
Vater mit tenoralem Bariton, souverän
geführt, ungemein präsent im Ensemble
und im Schlussduett mit Luisa von no-
bler Intimität und emotionaler Zuge-
wandtheit. Da umarmen sich Vater und
Tochter sogar, wollen gemeinsam flie-
hen, aber zu spät: Luisas Geliebter Rodol-
fo hat schon den Giftbecher für sich und
Luisa gebraut. Nino Machaidze, die auf
diese Rolle abonniert scheint, singt die
Luisa mittlerweile etwas scharf, mit blit-
zenden Koloraturen und einem mitunter
starken Vibrato. Piotr Beczala verkör-
pert den Rodolfo mit tenoraler Emphase
und dynamischem Brio, setzt damit den
Maßstab für die ungewöhnliche Lautstär-
ke dieser Aufführung: ein Mann im per-
manenten Ausnahmezustand.
Großartig, wie Verdi das letzte Zusam-
mentreffen mit Luisa orchestral beglei-
tet, Rodolfos Verletztheit, dessen Zorn,
wenn Luisa ihm die mörderische Intrige
enthüllt, in die sie beide geraten sind,
und schließlich das Innehalten, fast ein
Stammeln der Musik, wenn Luisa um
den Segen des Vaters bittet. Um dann in
eine finale Düsternis umzuschlagen, die
„Rigoletto“ in greifbare Nähe rückt.
Durch die Aufführung getragen wurde
Domingo vom gesamten Ensemble, dem
bestens disponierten Mozarteumorches-
ter Salzburg, das ihm unter der Leitung
von James Conlon zu Füßen lag, dem
glänzenden Wiener Staatsopernchor
und schließlich von zwei der denkbar
schwärzesten Bässe: von Roberto Taglia-
vini in der Rolle des Walter, Rodolfos Va-
ter, mit bedrohlichem Volumen und ab-
grundtiefer Bosheit im Duett mit seinem
außer sich geratenden Sohn, und von
John Relyea, der seinen Wurm – so heißt
die Figur bei Schiller und Verdi – als
Lindwurm wahrhaft Wagnerscher Gur-
gelwonnen anlegte. LOTTE THALER

Ein Poet des Films, der Musik, des Wortes, des Menschseins


Norbert Beilharz



  • in Haifa an einem 27. August † in Stuttgart am Ostersonntag 2019


Sein Freundeskreis in liebevollem Gedenken und großer Dankbarkeit


Ursula Achtermann + Peter Bonfert / Michael Graf Adelmann / Züli Aladag / Isabelle Allgeier / Christa und Thomas
Appel / George M. Bailey + Albrecht Mayer / Hilde Bechert / Dorothea Beilharz / Ghita von Berg / Uta Bernhardt /
Margot Betzler / Petra Bewer / Silvie und Rüdiger Brucklacher-Gunzenhäußer / Dagmar Bruckmann / Gudrun
Clausnizer / Sibylle + Wolfram Decker / Eva Demski / Reinhard Ermen / Jutta Failer-Neuhauser / Angelika Fellmer /
Edith Fiedler / Gabriele Forberg-Schneider / Sabine Freudenberg + Siegfried Höfermann / Jörg Gekeler / Birgit +
Manfred Grimminger / Marlen Grosskopf / Hanne + Andreas Grunert / Mette Gunnar + Markus Weismann /
Elisabeth Hackenbracht / Margit Hauff-Tischendorf / Erika Heinz + Rosemarie Wiechmann / Monika Hemmer /
Gabriele Henke und Peter Boeck / Jürgen Herrmann / Benno Herzig / Susanne Heydenreich / Gabriele Hinrichs /
Hartmut Höll / Adriana Hölszky / Monika Hölszky-Wiedemann / Rosa Hoffmann / Richild von Holtzbrinck / Aurelia
Hajek-Homoki + Andreas Homoki / Dorothea + Hartmut Hornbach / Stefanie + Michael von Hornstein / Bernd
Hübler / Stefan Hunstein / Barbara + Günter Ital / Eva Jägel-Guedes / Hans-Peter Jahn / Stefan Jonas / Swantje
Kachur-Ehrentreich / Ursula Kaufmann / Birgit Keil + Vladimir Klos / Annette + Michael Kicherer / Ingeborg Kimmig /
Stephan Kimmig + Katja Hass / Christof Kindervater + Heide Riehm / Ann-Sophie Klett / Ralf Knapp / Sebastian
Koch / Martin König / Katrin Kolo / Sigrid Konrad / Bernhard Kontarsky + Sibylle von Holst / Ursula Krauss + Edith
Sandvoss / Gabriele Kreis / Sarah + Joachim Kupke / Uta Kutter + Annikke Fuchs-Tennigkeit / Inge Lang / Sibylle
Lang / Brigitte + Walter Lessle / Waltraud Leucht / Susanne Lüdtke / Volker Lutz / Dietrich Mack / Ursula Markow /
Karin von Maur / Klaus Merten + Karl-Michael Fiess / Markus Merz / Peter Mussbach + Axel Bott / Renate + Bernd
Münch / Rüdiger Nolte / Klaus Olbert / Felicitas Ott / Alfred Pantel / Timothy Peach / Sigrid + Bernhard Pfister /
Jörg Ernst Plenio / Wolfgang Prein / Gudrun Rapp-Winkler / Hartmut Regitz / Wolfgang Rihm / Heide Roeder /
Gabriele Röthemeyer / Tina und Jo Ruisinger / Lerke von Saalfeld + Dietrich Kreidt / Edith Sage / Norbert
Salenbauch / Andreas Schäfauer / Alexander Scherbauer / Barbara + Leonhard Scheuch-Vötterle / Dieter Schickling +
Franziska Specht / Jürgen Schleicher / Michaela Schmidt-Stafford + Herbert Finck / Werner Schmidtke / Roswitha +
Ottmar Schnepp / Peter + Philip Schöttle / Helma + Ulrich Schülke / Hartmut Schwenk / Ursula Schwitalla / Christine
Seeger / Sylvia Seuboth-Radtke / Ruprecht Skasa-Weiß + Julia Schröder / Dagmar + Michael Skerstupp / Sigrun
Stähle / Barbara + Peter Ströbel / Ralph Stroehle / Brigitte + Wolfgang Stübler / Suse Theilacker + Peter Hübner /
Hermann Treusch / Jan Peter Tripp / Georgette Tsinguirides / Elke Twiesselmann / Helena und Werner Vayhinger /
Helmut Vetter / Dorothea Volke / Familie Volpp + Gertraude Deuschle / Elisabeth + Peter Wacker / Sibylle Wagner-
Quinte / Edith Wahlandt + Ruedi Mettler / Horst Wanschura / Dietrich von Watzdorf / Klaus Peter Weber / Susanne
Weber-Mosdorf / Rainer Wehr / Dorion Weickmann / Ulrike Weinbrenner / Ursula Wein-Schaeffer / Brigitte Wetter /
Bernhard Widmann / Jörg Widmann / Jossi Wieler / Sabine Wieselmann / Rainer Wilhelm / Peter Windgassen /
Margret Wittig-Terhardt / Michael Würdinger / Marianne + Klaus Zehelein / Gisela Zimmermann

Sei rein von Sinn und werde Staub,
dass DeinemStaub entsprosse Gras!.
Bist du dann Heu, verbrenn‘ dich selbst,
dass deiner Glut entstrahle Glanz.
Und bist du dann verbrannter Staub,
ist deine Asche Stein der Weisen.

Die Universität von Glasgow hatte im Sep-
tember2018 einen Bericht zur Aufarbei-
tung ihrer eigenen Verbindungen zum his-
torischen Sklavenhandel veröffentlicht.
Dieser schrieb ihr zwar Verdienste in Hin-
blick auf dessen Verbot zu, fand aber auch
heraus, dass die Institution indirekt erheb-
lich davon profitiert hatte. So sei auch der
prächtige Campus am Gilmorehill mit Hil-
fe von Spenden schottischer Geschäftsleu-
te erbaut worden, die am Sklavenhandel
beteiligt waren. Die Universität will dieses
heikle Erbe nun im Rahmen eines „Repa-
rative Justice“-Programms kompensieren.
Mit der in Jamaika beheimateten Universi-
tät der Westindischen Inseln vereinbarte
die Hochschule deshalb den Aufbau eines
gemeinsamen Forschungsinstituts zur Auf-
arbeitung der Sklaverei in der Karibik und
anderen Teilen der Welt. Binnen zwei Jah-
ren sollen dafür zwanzig Millionen Pfund
gesammelt werden. Auch andere Universi-
täten in Großbritannien wollen laut ei-
nem BBC-Bericht prüfen, ob sie ähnlich
wie die Universität von Glasgow von frü-
herem Unrecht profitiert haben und wie
dann damit umzugehen wäre. nors.

Die Hamburger Illustratorin Katja Gehr-
mann erhält in diesem Jahr den mit fünf-
tausend Euro dotierten Kinderbuchpreis
des Landes Nordrhein-Westfalen. In ih-
rem Buch „Stadtbär“ erzähle die einund-
fünfzigjährige Illustratorin „kindgerecht
und warmherzig eine originelle Geschich-
te über Anpassung, Anderssein und dar-
über, warum Solidarität nicht immer ganz
leichtfällt“, teilte die Kulturministerin
Isabel Pfeiffer-Poensgen zur Begründung
mit. Text und Illustration machten das
Buch zu einer hervorragenden Geschich-
te für Leseanfänger. Gehrmanns „Stadt-
bär“, erschienen im Frankfurter Moritz
Verlag, handelt von einem Bären, der
nach dem Winterschlaf die anderen Tiere
im Wald vermisst. Als er erfährt, dass sei-
ne Freunde zu den Menschen in die Stadt
gezogen sind, geht er dort auch hin und
löst damit einige Verwicklungen aus.
Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bun-
desland, das einen Kinderbuchpreis zur
Leseförderung auslobt. Katja Gehrmann
erhält den Preis am 8. November in Hat-
tingen. dpa

Die Eleganz des Widerstands: Die Matisse-Schülerin Antoinette Sasse, hier auf einem
Bild aus den dreißiger Jahren, war ein prominentes Mitglied der Résistance. Foto Museum

Das Bayerische Hauptstaatsarchiv hat
den Nachlass des Publizisten Fritz Ger-
lich (1883 bis 1934) erhalten. Damit keh-
ren die Unterlagen zurück nach Mün-
chen, wo Gerlich vor seiner Ermordung
als Chefredakteur der „Münchner Neues-
ten Nachrichten“, des Vorgängerblatts
der „Süddeutschen Zeitung“, und der Zei-
tung „Der gerade Weg“ amtiert hatte. Die
Dokumente waren später an den Unter-
nehmer Max A. Hoefter verkauft worden,

der sie archivalisch aufarbeiten ließ und
testamentarisch verfügte, dass sie nach
seinem Tod an den Freistaat Bayern ge-
hen sollten. Inhaltlich bietet das Konvo-
lut Korrespondenzen, Entwürfe und Noti-
zen Gerlichs aus mehreren Jahrzehnten.
Dazu kommen Redaktions- und Ge-
schäftsunterlagen. Der in Stettin gebore-
ne Gerlich konvertierte unter dem Ein-
druck der Oberpfälzer Mystikerin Neu-
mann zum Katholizismus. Vom Sommer
1931 an hatte er Adolf Hitler publizistisch
bekämpft. Im März 1933 wurde er des-
halb verhaftet, gefoltert und nach sech-
zehn Monaten ohne Anklage im Konzen-
trationslager Dachau erschossen. KNA

Vom Beifall exkulpiert


Nach den Vorwürfen: Plácido Domingo in Salzburg


Unrechtsbewusstsein
Universität profitierte von Sklaverei

Hitlers Gegner
Bayern erhält Fritz Gerlichs Nachlass

Kein Problembär
Kinderbuchpreis für Katja Gehrmann

Salzburger Festspiele


Das neueröffnete „Musée


de laLibération de


Paris“ zeigt die Jahre der


deutschen Besatzung.


Die Darstellung der letz-


ten Tage der Okkupation


Ende August 1944 bleibt


dabei leider etwas farblos


und unvollständig.

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