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ins und eins macht hier eins: Am
- Dezember 1938 erblickten sie
im Abstand von drei Minuten
das Licht der Welt. Wenige Jahre
später durchlitten die Zwillinge
Rüdiger und Jürgen Patzschke
als Kleinkinder den zweiten Weltkrieg und
als Kinder die schwere Zeit danach, was sie
noch enger zusammenschweißte.
Später haben sie sich gemeinsam der Ar-
chitektur verschrieben: Gemeinsam absol-
vierten sie ihr Architekturstudium in Berlin
und gründeten 1968 im Alter von 29 Jahren
ihr Planungsbüro in Berlin-Wilmersdorf.
Seit fünf Jahrzehnten arbeiten sie nun schon
Seite an Seite in ihrem Büro im Berliner
Grunewald, am 1. Oktober feiern sie in Ber-
lin ihr 50-jähriges Firmenjubiläum. Mehr
als 600 Wohnhäuser, Hotels, Ferienanlagen
und Bürokomplexe haben sie seitdem auf
der ganzen Welt geplant und errichtet, gut
ein Drittel davon prägt heute die deutsche
Hauptstadt, darunter der Neubau des Hotels
Adlon, die Rosenhöfe und Klostergärten.
Auch privat sind Rüdiger und Jürgen
Patzschke nie getrennte Wege gegangen.
Mit ihren Familien bewohnten sie im Laufe
der Jahrzehnte verschiedene Häuser in un-
mittelbarer Nachbarschaft, ihr gemeinsa-
mes Traumhaus bezogen sie im Jahr 1980:
In der verlassenen Villa am Wannsee fanden
sie einen vergessenen Spielplatz ihrer Kind-
heit wieder – und retteten das Anwesen vor
dem geplanten Abriss. „Wir standen beide
damals auf dem Grundstück und erinnerten
uns, hier mit Freunden im Garten gespielt
zu haben. Das war ein magischer Moment.
Wir haben beide im gleichen Moment be-
schlossen: Das Haus kaufen wir“, erinnert
sich Jürgen Patzschke.
Bisher hatten die „Baumeister von Ber-
lin“ ihr Privatleben strikt unter Verschluss
gehalten. Dass sie eine Ausnahme machten,
hat auch etwas mit dem Generationenwech-
sel innerhalb der Familie zu tun. „Unser
Sohn Robert hat uns ermutigt, er ist in die-
ser Hinsicht offener als wir“, sagt sein
FOTO: Sven Lambert Erzeuger Rüdiger Patzschke.
BELLEVUE 5/2019 19
Architekten-Zwillinge HAUSBESUCH