Bellevue - September Oktober 2019

(singke) #1
68 BELLEVUE 5/2019

D


ie beliebtesten Auslandsreisezie-
le der Deutschen sind Spanien,
Österreich und natürlich Italien.
Bei Ferienimmobilien steigt die
Nachfrage in der Regel propor-
tional zu den Besucherzahlen.
Auf Spanien und Österreich trifft diese Re-
gel auch zu, so stellen die Deutschen zum
Beispiel die stärkste Käufergruppe auf Mal-
lorca, und auch bei unseren alpenländischen
Nachbarn treiben deutsche Käufer die
Nachfrage und damit auch die Immobilien-
preise kräftig in die Höhe.
Nur Italien stagniert immer noch auf
einem Preisniveau von 2007. Trotz der im
europäischen Vergleich günstigen Preise
steigen die Verkaufszahlen nicht an. Zu un-
sicher erscheint globalen Investoren das
krisengeschüttelte Land mit seiner hohen
Schulden- und Arbeitslosenquote. Im
Herbst 2018 stufte die Ratingagentur
Moody’s italienische Staatsanleihen auf die
Note „Baa3“ herab  – nur noch eine Stufe
vom gefürchteten Ramschstatus entfernt.
Ist der Kauf einer Ferienimmobilie tat-
sächlich nur etwas für Mutige? So titelte
das Handelsblatt im Oktober 2018. Tat-
sächlich kann man die Frage weder katego-
risch verneinen noch bejahen, sondern
muss im Einzelfall entscheiden. Erst ein-
mal muss klar unterschieden werden, ob
man seinen Lebensmittelpunkt nach Itali-
en verlegen oder eine Ferienimmobilie als
Zweitwohnsitz erwerben möchte. Soll
Letztere dann als Kapitalanlage dienen,
vielleicht mit Ferienvermietung, oder ist es
ein reines Liebhaberobjekt zur privaten
Nutzung? Und schließlich auch die Frage
der Finanzierung: Deutsche Banken finan-
zieren nur ungern bis gar keine Auslands-
immobilien.

Erhaltung als die deutschen. Starke Son-
neneinstrahlung und salzige Meeresluft
tun ihr Übriges, was zwar Touristen als
maroden Schick bei den Häusern sehr pit-
toresk finden, aber dem Eigenheimbesitzer
durchaus Probleme bringen kann.
Dass Ferienimmobilien etwas anders
ticken als der allgemeine Immobilienmarkt,
zeigt die Marktstudie des Tourist Real
Estate Observatory, die in Zusammen-
arbeit mit der Gesellschaft für Wirtschafts-
studien,  Nomisma, jährlich den Markt für

REIZVOLLE VIELFALT
Lagetechnisch lässt Italien
keine Wünsche offen, von
der mondänen Riviera
über Alpendörfer bis hin
zur lieblichen Hügelland-
schaft der Toskana

Wer es sich leisten kann, sollte mit Ei-
genmitteln arbeiten, so kann man auch
konjunkturelle Durststrecken „aussitzen“;
und wer auf eine gute Lage setzt, kann mit
einer weitgehenden Wertstabilität rech-
nen, denn die letzten zehn Jahre haben ge-
zeigt, dass die Preise sich in attraktiven
Ferienlagen weitgehend stabilisiert haben.
Wer eine Bestandsimmobilie kauft, sollte
sich allerdings die Substanz genauer an-
schauen. Italienische Hausbesitzer inves-
tieren allgemein wesentlich weniger in die

FOTOS: Huber Images/Franco Cogoli (1), AdobeStock/Danny Iacob (1)/Sergey Borisov (1)
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