iebgewonneneRoutinenmachendasLebenleichtundangenehm,
dieseErfahrunghatauchLauraSartoriRiminigemacht,dieweib-
licheHälftedesDesignduosStudioPeregalli.SobaldProjekteihre
AnwesenheitinLondonerforderlichmachten,nahmsiebislang
dasFlugzeugvonMailandundstiegim„Claridge’s“aboderim
„BlakesHotel“.DochvoreinpaarJahrenwurdedieseGewohnheit
aufeinmalinfragegestellt– alsnämlichihreTochterVittoriaver-
kündete,siewolledemnächstinEnglandzurSchulegehen.
„EswareinkleinerSchock“,sagtLauraSartoriRimini,eineele-
ganteBlondinemitdemLookeinesFilmstarsausden30erJahren.
„Wirwarenimmerdavonausgegangen,dassVittoriabeiunsdie
SchulebeendetunddanninItalienstudiert.“IhrMannEmanuele,
AnwaltundJuraprofessoranderMailänderUniversitàdegliStudi,
warmitdenPlänenderTochteranfangsgarnichteinverstanden,
dochderDesigneringelanges,dieWogenzuglätten.„Wennsie
unsdarumbittet,mussesihrjawichtigsein“,betontsie.„Als
Mutter,dachteich,mussichihrbeistehen.“Undsokamsieaufden
Gedanken,einLondonerPied-à-terreeinzurichten,„einekleine
UnterkunftfürVittoria,fürmich,wennichsiebesuchen komme,
fürdieFamilie,füralle.UndauchfürmeinenJob.“
SartoriRiminisberuflichesSchaffenistgeprägtvonklassi-
schenInterieurs,diedenDuftlangvergangenerZeitenheraufbe-
schwören– festgehaltenindemBuch„GrandTour:TheWorldly
ProjectsofStudioPeregalli“,dassieundihrGeschäftspartner
RobertoPeregalliimvergangenenJahrherausgegebenhaben.Im
Grundeistesnurfolgerichtig,dasssieinderTiteStreetlandete,
einerhübschenReihegeklinkerterHäuserinChelsea,diegegen
Endedes19.Jahrhundertsgebautwurden.VorreiterdesÄsthe-
tizismushabendamalshiergewohnt,KünstlerwieOscarWilde,
JamesMcNeillWhistlerundJohnSingerSargent,dieganzLon-
doninihrenBannzogen.WhistlerlebtesogarimHausnebenan,
undgewisshättederImpressionisten-Heißspornandendunkel
schimmerndenFarbharmoniendieserWohnungGefallengefun-
den.Mankannsichgutvorstellen,wieeinhingerissenerWhistler
eineleichtverwirrteLauraSartoriRiminiüberredethätte,ihm
chezellePorträtzusitzen,unddasdabeientstehendeMeisterwerk
„ArrangementinBernsteinundRubin“genannthätte.
„IchwollteeinvielschichtigesenglischesZuhause“,erklärtdie
Innenarchitektin.Wasmanals„staatenloseEleganz“bezeichnen
könnte,istihreinGraus– kostspielige,aberzugleichauchunfass-
barneutraleAusstattungen,wiesiedieserTagefürdieinternati-
onalenOligarcheninLondonunerlässlichgewordensind.„Eng-
land ist ein kleines Land“, sagtSartori Rimini, „aber seine
Bewohner habendiehalbe Welterobertundeine MengeEr-
innerungsstückemitgebracht.“DerZündfunkefürdieschmuck-
kästchenartigeEinrichtungihrerWohnungwareinantikesSet
vergoldeter, handbemalter Ledertapeten. Einst gehörtensieder
DuchessedeBerry,dercharismatischenSchwiegertochterCharles’X
vonFrankreich.DieTäfelungenvonspanischerodervielleicht
venezianischerHerkunftwarenin„sehr,sehrheruntergekomme-
nem“Zustand,alsSartoriRiminisiebeieinerAuktionentdeckte.
SieließsierestaurierenundinstalliertesieinihremWohnzimmer.
GemustertmiteinemWirbelwindausBlüten,wirktdieWandver-
kleidungrechtextravagantfüreinenUnterschlupfdieserbeschei-
denenDimension,abergenaudaswarauchdieAbsicht:„EinPied-
à-terreistkeinHaus,indemmanjedenTagwohnt.Wichtigist,
dassmaneinfachdieTüröffnenundsichwohlfühlen kann– alles,
wasmandafürbenötigt,sindfrischeBlumen.“
BlütendernieverwelkendenArtfüllendieRäume,zierenWän-
de,einenPerserteppichausdem18.Jahrhundert,sogareinengo-
belinbespanntenKaminschirm.„IchliebeNaturimHaus“,sagtdie
Designerinundschwärmt,dassdiealljährlicheChelseaFlower
ShownurwenigeHäuserblocksentferntstattfindet.ImBadblü-
henjapanischeIris-Aquarelle,unddaswinzigeEsszimmeristaus-
gekleidetmiteinemGartenausPäonien,KirschblütenundStern-
magnolien.InmittendiesesewigenFrühlingshatdieDesignerin
AltesundNeuesversammelt,„wieichesimmergerntue“.Ins
AugefällteineskulpturalebronzeneTischlampevonHervéVan
derStraeten.VieleihrerLieblingsstückesindabersoklein,dass
manschongenauhinsehenmuss,umihrenzauberhaftenCharme
zuerkennen.„Ichbinnichtreich,ichbineineArbeiterin“,betont
LauraSartoriRimini.UndsieseiauchkeinFanvon„schlichten
InterieursmiteinemeinzelnenKunstwerk,dasMillionengekostet
hat.MankannHäuserschöneinrichten,ohneUnsummenauszu-
geben– manmussnurGegenständevonguterQualitätfinden,die
nichtdieWeltkosten.“AlsBelegedienengerahmtespanischeKa-
cheln,antikeRadierungenmythologischerSzenen,zweiPorträts
TurbantragenderHerrenundeineKristallkaraffeausdem19.Jahr-
hundert,diealsVasefürRitterspornblütenherhält.ImEntree,das
nuneinegewölbteDeckeadelt,stehteineSafawidenvasevongro-
ßerSchönheituntereinemvergoldetenSpiegelvonAlessandro
DiazdeSantillana,demberühmtenvenezianischenGlaskünstler.
„Ichliebees,Dingeummichzuhaben,die Freunde von mirge-
schaffenhaben“,lautetihrKommentar.
EineweitereHerzensbeziehungzeigtsichindenkreativen
TricksderInnenarchitektin– etwadenandieSchlafzimmerwän-
deappliziertenJacquardstreifenodereinerVielzahlroterSamtkis-
senimPatchworkstil.SolcheKniffelerntensieundPeregallivon
ihremMentor,demMeisterdesAtmosphärischen:RenzoMongi-
ardino.„Erhatunsgezeigt,dassmanmitStoffenzaubernkann,
indemmansiezerschneidetundwiederneuzusammensetzt,dass
manmitBordürenundEinfassungenganzeinfachspielenund
experimentierenkann“,sagtSartoriRimini.„Derentscheidende
Gedanke dabeiist, dass etwas nurfürSie gemacht wurde.“
L
BotanischeSymbiose:DiechinoiseTapeteimEsszimmer(rechteSeite)kreuztPfingstrosen,KirschblütenundSternmagnolien
wieSartoriRiminidieStile.StichemitLandschafts-undArchitekturdarstellungenkombiniertsiemiteinerKonsolevon
Hervé Vander Straeten, elektrifizierten Kerzenleuchtern aus Japan und englischen Stühlen,die indische Stoffbezüge tragen.
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