AD Architectural Digest - September 2019

(Ron) #1
Architektur
Projekt

D


ieFührungsetagenderWeltbrauchenend­
lichmehrFrauen.Weilesgerechtistund
weiles,egalwo,auchdemErgebnisdient.
MankanndasaufvielerleiWeise ange­
hen,kannQuoteneinführen,institutionel­
leHindernisseabbauen,inBildunginves­
tieren.AusLetzteremistsüdöstlichvon
IndiensMillionenstadtMumbaigeradeein
StückeinzigartigeArchitekturgeworden:
dieAvasaraAcademyfürjungeFrauen.
InsLebengerufenhatdasProjektdie
Wirtschaftsexpertin Roopa Purushotha­
man,mit derArchitektSamuel Barclay
seitgutzehnJahrenbefreundetist.Für
dieAvasaraAcademygründetesieeine
NGO;dasProjektistkomplettspenden­
finanziert,einschließlichderSchulgelder
undderKostenfürdenlaufendenBetrieb.
360 hochbegabteSchülerinnen,ausPune
und darüberhinaus, werden hierunter­
richtet und gezielt auf Führungspositio­
neninWirtschaftundEntwicklungvor­
bereitet.Jedes Jahr kommteine weitere
Klassehinzu,und 2020 wirdderersteJahr­
ganghierseinenAbschlussmachen.„Nach
allderVorarbeitistdaswirklicheinbe­
sondererMomentfürmich“,sagtBarclay,
selbstVatereinerTochter.„Soein Projekt
istschoneingroßesPrivileg.“
SeitseinerGründungvorsechsJahren
arbeitetdasBürodesamerikanischenAr­
chitektenanderAvasaraAcademy,mitt­
lerweilestehensechsGebäudeaufeinem
weitläufigen, 17000 Quadratmetergroßen
Campus;luftige,rundumoffeneBetonsta­
pelmitbuntenAufbautenaufdemDach.
Die übliche Trennung zwischen Wohn­
undUnterrichtsgebäudenfindetmanhier
nicht.„Wirwolltendieklassischentoten
Zonenvermeiden“,erklärtBarclay.Deshalb
umfassensämtlicheHäuserbeides: Klas­
senzimmerindenunterenbeidenEtagen,
Schlaf­undWohnräumefürbiszu 500 In­
ternatsschülerinnenindenbeidenStock­
werkendarüber.„Amwichtigstenwaren
unsdieZwischenräume“,sagtderArchitekt,
„die Treppenhäuser, Flure,Veranden. Die
Ortealso,wo das eigentlicheLebender
Mädchenstattfindet,wosiesozialeKontak­
teknüpfenundpflegen,einanderbegegnen,
ihrePausenverbringenundlernen.“Auch
dasisteinTeileinesganzheitlichenLern­
konzepts,dasvom„LeadershipCenter“bis
in den von den Schülerinnen gepflegten

CaseDesignentwarfnichtnurdiesechsGebäudeteiledesCampus,sondern
auchdiekompletteInnenausstattung(o.). DerGroßteilderMaterialienistre­
cycelt,etwadieHolztürenundMosaikböden.DieStrukturdervierstöckigen
Häuser selbst(li.S.) hielten die Architekten so einfach und flexibel wie möglich.

Permakulturgartenreicht.DieGrundstruk­
turderAnlagehieltenBarclayundseine
damaligeBüropartnerinAnneGeenenso
simpelwiemöglich.„Nachhaltigkeitheißt
auch,dassmansichüberdielangfristige
NutzungeinesBausGedankenmacht“,er ­
klärter.Eigentlichseienesnureinpaar
„simple Kisten“: Häuser ohne feste Pro­
grammierung,indenenmanWändejeder­
zeitversetzenundneueRaumsituationen
schaffen könne. „Sollte das Ganze in zehn

JahreneinKrankenhauswerdenodereine
Wohnanlage,wirdeshoffentlich genauso
gutfunktionierenwieheute.“
FürdenArchitektenausMichiganist
Indien ein überaus spannendes Terrain,
weilseinBerufhierauf einervielenge­
ren Zusammenarbeit mit den örtlichen
Handwerkern basiert, alsdas in Europa
oder den USA üblich ist.Außerdem ge­
hört Recycling ganz selbstverständlich

Foto: © Case Design (1) zum Bauen; alles hier, sagt Barclay, werde


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