Süddeutsche Zeitung - 24.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
von dominik bloh

E


igentlich würde eine Packung
Käse für eine ganze Woche rei-
chen, wenn man sie sich gut ein-
teilt, ein, zwei Scheiben am Tag.
Als Obdachloser muss man sich
oft genau ausrechnen, wann man was isst
oder trinkt. Nur geht das nicht, wenn es an
die 30 Grad warm ist. Der Boden kann die
meiste Zeit des Jahres als Kühlschrank die-
nen, aber im Sommer versagt er. Was man
einkauft, verdirbt bei der Hitze.
Mit 16 Jahren wurde ich obdachlos, die
folgenden elf Jahre habe ich immer wieder
auf Platte gelebt – so nennt man es, wenn
man sein Zuhause auf der Straße hat. Heu-
te habe ich wieder eine Wohnung. Ich kann
es wertschätzen, all das zu haben, was vie-
len normal erscheint: eine Tür, die ich hin-
ter mir schließen kann, ein Badezimmer,
Leitungswasser. Gerade im Sommer.
Der Sommer ist für Obdachlose ein har-
ter Gegner. Was andere mit Ferien, Cam-
pingurlaub und lauen Nächten verbinden,
macht einen fertig, wenn man keine Woh-
nung hat. Es gibt keine Pause von der Stra-
ße, und warmes Wetter bedeutet zwar,
nicht frieren zu müssen. Aber es bringt
auch genug andere Probleme mit sich, die
oft ebenso schwerwiegend sind.

Im Winter steht diese eine Sache über al-
len anderen Dingen: nicht erfrieren. Des-
halb gibt es im Winter zusätzliche Hilfsan-
gebote, wenn es besonders kalt wird. Es
werden extra Schlafplätze geschaffen, es
gibt eigens für diese Jahreszeit ins Leben
gerufene Projekte, den Kältebus zum Bei-
spiel. Im Sommer haben manche Einrich-
tungen für Obdachlose geschlossen, auch
Ehrenamtliche sind oft an Schulferien ge-
bunden und machen da ihren Urlaub. Wäh-
rend im Winter Suppenküchen dafür sor-
gen, dass die Leute an kalten Tagen etwas
Warmes im Bauch haben, gibt es im Som-
mer viel weniger Möglichkeiten, frisches
Essen zu bekommen. Früchte und Obst
sind zu teuer und werden selten ausgege-
ben. Dabei wären die Mineralstoffe der
Früchte wichtig bei diesem Wetter, denn
bei Hitze verliert der Körper Flüssigkeit
und Elektrolyte.
Im Sommer sind die Probleme auf der
Straße vielfältiger als im Winter, man
muss sich um viel mehr sorgen als nur um
die Kälte. Die Sonne kann schlimme Son-
nenbrände und Verbrennungen verursa-
chen. Sonnencreme ist ein Luxusartikel
auf der Straße, deshalb tragen viele Ob-
dachlose lange Kleidung. Aber darunter
schwitzen sie und dehydrieren leichter.
Die schweißnasse Wärme unter den Klei-
derschichten ist eine Brutstätte für Bakte-
rien; Wunden, die im Sommer häufiger
wieder aufplatzen, vereitern. Das kann zu
starken Infektionen und sogar Amputatio-
nen führen.
Überhaupt, die Hygiene. Sie ist immer
ein großes Thema in der Obdachlosigkeit,

im Sommer aber besonders. In meiner Hei-
matstadt Hamburg gibt es nach Schätzun-
gen der Behörde für Arbeit, Soziales, Fami-
lie und Integration etwa 2000 Obdachlose.
Wohlfahrtsverbände glauben, dass es
noch deutlich mehr sind. Sicher ist: Es ste-
hen gerade einmal knapp über 20 Dusch-
plätze für Obdachlose zur Verfügung. Die-
se Angebote sind oft hochschwellig: Bei
manchen Einrichtungen musste ich zwi-
schen 50 Cent und 1,50 Euro Eintritt bezah-
len. Manchmal hätte ich die öffentlichen
Verkehrsmittel benutzen müssen, um dort-
hin zu kommen. So wäre für eine Dusche
das Geld draufgegangen, mit dem ich ei-
nen ganzen Tag über die Runden gekom-
men wäre. Heute, in meiner Wohnung,
dusche ich an heißen Tagen auch gerne
zweimal. Sich zu waschen, wenn man sich
danach fühlt – das gibt es nicht auf der
Straße.
Viele öffentliche Einrichtungen haben
eine lange Warteliste, man muss Öffnungs-
zeiten beachten – wenn sie im Sommer
nicht ganz geschlossen haben. Aus man-
chen Duschen kommt nur eiskaltes Was-
ser, andere sind gleich ganz defekt. Ich
habe mich deshalb oft auf öffentlichen Toi-

letten gewaschen oder es in Bars und Res-
taurants versucht. Oft wurde ich da un-
freundlich herausgeschrien.
Waschen ist Würde. Wer immer dreckig
ist, wird oft wie Dreck angeguckt und fühlt
sich irgendwann wie Dreck. Auf der Straße
geht alles verloren, auch das Selbstwertge-
fühl. Die langen Klamotten sind nicht nur
Schutz vor der Sonne, sondern auch
Schutz vor den anderen Menschen. Die Ka-
puze ist das letzte Versteck.

Als Obdachloser hat man keinen Klei-
derschrank voller Klamotten. In meiner
Tasche hatte ich nur wenig Platz für Klei-
dung: einen Pullover, zwei T Shirts. Seine
Klamotten nicht regelmäßig wechseln zu
können, wird im Sommer schnell unange-
nehm. Besondere Mangelware auf der Stra-
ße ist Unterwäsche, denn die wird nicht so
häufig gespendet.
Der Sommer ist auf der Straße auch psy-
chisch schwer zu ertragen. Im Winter gibt

es mehr Hilfsangebote, im Sommer muss
man mit dem meisten selber klarkom-
men. Die Hitze steigt einem oft zu Kopf,
der Stress des Tages klebt an einem wie
der Schweiß und die Klamotten, und mit
ihm Frust, Wut und Verzweiflung. Gleich-
zeitig muss man aus dem Abseits glückli-
chen Menschen dabei zusehen, wie sie
gemeinsam eine schöne Zeit miteinander
verbringen. Durch den November-Schnee-
regen laufen alle Menschen frierend und
schlecht gelaunt. Im Sommer ist man als
Obdachloser umgeben von Menschen, die
zusammen lachen. Sie haben Spaß, genie-
ßen das Wetter, fahren mit der Picknick-
decke auf dem Gepäckträger des Fahrrads
durch die Stadt, die vom Baden nassen
Haare trocknen im Fahrtwind. Und dann
merkt man, was einem wirklich fehlt: Le-
bensfreude. Die Wege der Straße führen in
die Einsamkeit.
Deshalb sind die kleinen Gesten der Hil-
fe so wichtig. Weil sie denen auf der Straße
zeigen, dass sie nicht ganz alleine sind.
Dass sie gesehen werden. Und es ist ganz
einfach zu helfen: Bei Hitze rettet Wasser
Leben. Einen Wasserhahn und ein paar lee-
re Flaschen hat jeder.

Bis vor wenigen Tagen noch erschienen
Flechten als eher ungeeignetes Thema,
um im Netz „viral“ zu gehen. Viral bezeich-
net ja inzwischen auch: „durch Kontakte
in den Social Media schnell weite Verbrei-
tung im Internet findend“ (Duden). Doch
genau das geschah mit „Xanthoparmelia
scabrosa“, einer Flechtenart typisch für
Neuseeland und jetzt wohl bis in alle
Zeiten mit dem Namen Allison Knight, 69,
verbunden, Botanikerin an der Universi-
tät von Otago.

SZ: Frau Doktor Knight, Ihr Spezial-
gebiet sind Flechten. Wie erklären Sie
sich Ihren derzeitigen Internetruhm?
Allison Knight: Ich bin eigentlich im Her-
barium verabredet, aber wenn Sie sich
schon die Mühe machen, anzurufen: Ich
habe vor dieser Viagra-Flechte gewarnt.
Viagra-Flechte?
Mir ist aufgefallen, dass überall im Inter-
net Mittelchen mit Xanthoparmelia sca-
brosa verkauft werden, dazu die Behaup-
tung, das Ganze würde wie Viagra wirken.
Xanthoparmelia scabrosa? Viagra? Kei-
ne gute Idee?
Schauen Sie, Xanthoparmelia scabrosa ist
eine grün-gelbe Flechte, die man in
Neuseeland überall auf der Straße findet.
Und ja, diese Flechte enthält Substanzen,
die der chemischen Verbindung von
Viagra ähnelt. Aber diese Flechte enthält
auch jede Menge giftige Substanzen, Blei,
Kupfer und Zink zum Beispiel.
Nur damit wir das richtig verstehen:
Menschen in Neuseeland essen Flechten,
die giftig sind, in der Hoffnung auf
potenzsteigernde Wirkung?
Zumindest wird Xanthoparmelia scabro-
sa auf allen möglichen Plattformen als na-
türliches Viagra angeboten. Flechten-Via-
gra sozusagen, von dem ich – wie gesagt –
schwer abraten würde. Aber das Ganze ist
auch ein größeres Missverständnis.
Missverständnis?
Ich habe den Fehler gemacht, Xanthopar-
melia scabrosa einen Spitznamen zu ge-
ben. In einer Vorlesung über Xanthopar-
melia scabrosa habe ich davor gewarnt,
den Bürgersteig abzulecken. Und ich habe
von „sexy Pflaster-Flechte“ gesprochen.

Sexy Pflaster-Flechte?
Wissen Sie, ich bin eine Spezialistin für
Flechten, ich liebe Flechten, ich könnte
Sie jetzt stundenlang über Flechten zutex-
ten. Aber die meisten Menschen empfin-
den leider nicht so wie ich. Die meisten
Zuhörer finden Flechten ziemlich lang-
weilig. Man muss das Publikum ja auch
unterhalten. Also habe ich im Netz recher-
chiert, was es sonst noch so über Xantho-
parmelia scabrosa zu sagen gibt ...
... und sind dabei auf die Pseudo-Viagra-
Flechten-Mittelchen gestoßen ...
Genau. Und jetzt steht mein Telefon nicht
mehr still.
Klar, jeder will etwas über die sexy
Pflaster-Flechte wissen.
Ich hoffe wirklich, dass Sie der Letzte sind.
Aber ich habe auch ein paar Mails von
Kollegen bekommen. Sie schreiben: Gratu-
lation, Allison, die Leute unterhalten sich
über Flechten, wie verrückt ist das denn?!

Wir hören da eine gewisse Genugtuung
bei Ihnen heraus.
Jeder halbwegs vernünftige Mensch kann
eine Rose von einer Gerbera unter-
scheiden. Aber wer kann schon Xantho-
parmelia scabrosa und Parmelina labrosa
auseinanderhalten? Wer weiß schon, dass
Flechten mehr als 1000 verschiedene
chemische Substanzen produzieren, sich
so gut wie jeder Umgebung anpassen, auf
Gehwegen und Straßen wachsen, aber
auch auf Glas, Gummi oder Metall?
Enorm.
Es gibt sogar Flechten, die in luftleeren
Räumen und sogar im Weltraum für eine
gewisse Zeit überleben. Wussten Sie, dass
wir alleine in Neuseeland 2000 verschie-
dene Flechtenarten haben?
Können Sie sich an Ihre erste Flechten-
Begegnung erinnern?
Selbstverständlich. Ich war acht oder
neun Jahre alt und mit meinem Vater im
Awarua-Sumpf auf der Südinsel von Neu-
seeland auf Entenjagd. Wir waren gerade
dabei, mit Ästen und Stöcken seinen Tarn-
stand zu bauen. Und plötzlich sehe ich vor
mir eine wunderschöne Korallenflechte.
Wenig später begegnete mir an einer Stra-
ße dann zum ersten Mal im Leben auch
eine Echte Becherflechte, ein wirklich
magischer Moment.
Und seitdem wollten Sie Botanikerin wer-
den, mit dem Forschungsschwerpunkt:
Flechten.
Leider nein, ich habe mein halbes Leben
in der medizinischen Forschung vertrö-
delt, bis ich Mitte 40 war. Gott sei Dank
fiel mir plötzlich ein Buch über Flechten
in die Hände. Aber da war nur Text,
Hunderte Seiten über Flechten ohne eine
einzige Abbildung. Und da sagte ich mir:
Allison, kümmere dich um Illustrationen
und Bilder. Mach, dass die Neuseeländer
ihre Flechten kennenlernen.
Was Sie mit Ihrer sexy Pflaster-Flechte
definitiv geschafft haben. Gilt auch bei
Flechten: Sex sells?
Kann man wohl sagen. Aber ich bereue
die „sexy Pflaster-Flechte“ kein bisschen.
Hauptsache, die Leute sind jetzt angefixt.

interview: hannes vollmuth

Anne und Bill Duncan, 69 und 71, Schot-
ten aus Aberdeen, haben ein zweites Mal
geheiratet. Bill Duncan leidet an De-
menz und hatte die erste Hochzeit von
vor zwölf Jahren vergessen und erneut
um Annes Hand angehalten, berichtet
derIndependent. Demzufolge habe Bill
mehrere Tage hintereinander gefragt,
ob Anne ihn heiraten würde. Die beiden
sind seit 18 Jahren ein Paar. Dass sie nun
erneut geheiratet haben, sei für sie „der
schönste Tag“, sagte Anne Duncan.

Peter Maffay, 69, Deutschrocker, sieht
keine Veranlassung mehr, in Hektik zu
leben. „Die ersten 50 Jahre waren schon
sehr rasant. Der Beruf hat alles überla-
gert – und zwar nicht zu knapp“, sagte er
der dpa. „Ich habe inzwischen das Ge-
fühl, dass das alles rund ist und das
richtige Maß hat und ich die Aufgabe,
dieses Maß zu erreichen, nicht mehr
bewältigen muss.“

Dieter Bohlen, 65, Deutschpopper, fühlt
sich gestresst. „In den letzten Jahren bin
ich auch in Moskau oder sonst wo aufge-
treten, das ist ganz entspannt. Aber
wenn ich in Hamburg das erste Mal in
meinem Leben in so einer Riesenhalle
spiele, ist das ein anderes Feeling“, sagte
Bohlen vor seiner Tournee der dpa. „Ich
weiß ja auch, dass der Prophet im eige-
nen Lande nicht so viel gilt und ich hier
mehr kämpfen muss, als wenn ich in
Moskau vor 50 000 Leuten singe.“

Cheyenne Ochsenknecht, 19, Model,
gönnt sich Auszeiten von sozialen Medi-
en. „Likes auf Instagram sind mir relativ
egal, und ich finde auch gut, wenn sie
bald nicht mehr angezeigt werden“,
sagte sie der dpa.

Soest– Zum zweiten Mal in einer Woche
hat ein Achtjähriger aus Soest eine
Spritztour im Auto unternommen. War
er am frühen Mittwoch über Autobah-
nen rund um Soest gefahren, zog es den
Grundschüler diesmal ins rund 50 Kilo-
meter entfernte Dortmund. Zeugen
meldeten in der Nacht auf Freitag ein
schnelles Auto in der Innenstadt, das
rote Ampeln missachtete. Der Junge
fuhr weiter auf die A1 Richtung Köln. An
einer Raststätte prallte er auf einen par-
kenden Lkw-Anhänger und blieb unver-
letzt. Sein Automatikauto wurde stark
beschädigt. Der Junge befinde sich nun
in psychologischer Betreuung, berichte-
te die Polizei Dortmund. Er sagte aus,
mit bis zu 180 km/h gerast zu sein.dpa

Hamburg– Irgendwann in diesen Tagen,
wenn die Behörden seine Leiche freige-
ben, wird in der Nähe von Hamburg ein
junger Mann aus Afghanistan bestattet.
Er kam als unbegleiteter minderjähriger
Geflüchteter nach Deutschland, aus ei-
nem Land im Bürgerkrieg in eines der
sichersten und wohlhabendsten Länder
der Welt. Er fand hier den Tod, durch Ku-
geln aus der Dienstwaffe eines deutschen
Polizisten. Am vergangenen Samstag-
abend wurde der 19-Jährige von einem
Beamten der Polizei Stade erschossen,
seither stellen sich Fragen.
Warum musste dieser Mensch sterben,
getötet von der Staatsgewalt in Uniform?
Das soll die Polizeiinspektion Cuxhaven
herausfinden, die Stader Polizisten sollen
ja nicht gegen sich selbst ermitteln.
Die offizielle Version geht laut Staatsan-
waltschaft Stade bisher so: Per Notruf sei
„eine Auseinandersetzung zwischen zwei
Personen“ in einem Mehrfamilienhaus in
Stade-Bützfleth an der Elbe gemeldet wor-
den. Weil der Verursacher, ein afghani-
scher Asylbewerber, der Polizei „bereits
aus anderen Vorfällen bekannt“ gewesen
sei, habe man „vorsorglich“ zwei Streifen-
wagen entsandt. Auf Ansprache durch ein
offen stehendes Fenster habe der Mann
nicht reagiert, und als die Besatzung des
zweiten Polizeiwagens die Erdgeschoss-
wohnung betrat, sei er mit einer „Hantel-
stange aus Eisen“ auf die Beamten losge-
gangen. Der Einsatz von Pfefferspray
„durch mehrere Polizisten“ habe „keine
Wirkung gezeigt“, worauf ein Polizist „zur
Unterbindung des Angriffs auf den Angrei-
fer schoss“. Noch im Notarztwagen sei er
seinen Verletzungen erlegen.
Das Ermittlungsverfahren wegen des
Verdachts auf Totschlag wurde routinemä-
ßig eingeleitet. „Wir werden ein besonde-
res Augenmerk darauf richten, ob der Poli-
zeibeamte in Notwehr gehandelt hat“, sag-
te ein Sprecher der Stader Staatsanwalt-
schaft. Viele Beobachter sind mindestens
irritiert, unter ihnen auch der renommier-
te Kriminologe Christian Pfeiffer. „Ich ha-
be mich sofort gefragt, was hier abgelau-
fen ist“, sagt er.
So würde Pfeiffer gerne wissen, aus wel-
cher Entfernung die tödlichen Schüsse fie-

len. Wie viele Schüsse waren es? Und:
„Wie groß war das Angriffsobjekt?“, also
die Hantel, offenbar eine Kurzhantel.
Und: „Hatte das Pfefferspray das Auge er-
reicht?“ Wie soll jemand mit einer Hantel
in der Hand dem Pfefferspray mehrerer
Beamter widerstehen und dann noch an-
greifen? Gewöhnlich macht Pfefferspray
vorübergehend nahezu blind. Außerdem
sind Polizisten angehalten, wenn schon,
dann auf die Beine zu zielen, um einen An-
greifer zu stoppen, sofern sie nicht mit ei-
nem Messer oder einer Schusswaffe atta-
ckiert werden. Obendrein heißt es, dass
sechs Afghanen in der Wohnung gewesen
seien, aber fünf von ihnen hinausge-
schickt worden seien, als die Polizei ein-
traf. Ein Afghane mit Kurzhantel, allein
mit vier Polizisten und dann erschossen?

Auch soll es vorher keinen körperlichen
Streit der Bewohner gegeben haben, es
ging anscheinend um nervige Lautstärke,
Musik und Selbstgespräche. Und straf-
rechtlich war der Migrant nicht aufgefal-
len, ein früheres Verfahren wegen Nach-
stellens wurde wegen Geringfügigkeit ein-
gestellt. Von einer abgebrochenen Tisch-
lerlehre ist die Rede, von psychischen Pro-
blemen, einem Trauma, die Behandlung
soll indes eine Zeit lang zurückliegen.
Niedersachsens Innenminister Boris
Pistorius sprach von einem „sehr tragi-
schen Fall“. Der Flüchtlingsrat Niedersach-
sen ist betroffen und verlangt Aufklärung.
Man müsse das alles „ziemlich genau er-
klären“, findet auch der Bützflether Orts-
bürgermeister und künftige Stader Bür-
germeister Sönke Hartlef (CDU), der mit
seiner Frau seit 2015 in der Flüchtlingshil-
fe tätig ist. Hartlef hatte dem Zuwanderer
am frühen Samstagmorgen noch im Zuge
eines traditionellen Schützenumzugs die
Hand geschüttelt. Jetzt muss man sehen,
wo der von einem deutschen Polizisten er-
schossene Muslim beerdigt werden kann.
Zuletzt lag der Tote bei der Hamburger Ge-
richtsmedizin. peter burghardt

Liegt es nicht irgendwie nahe, einen
rollendenStein nach denRolling Stones
zu benennen? Ja, schon, aber der Front-
mann der Rockband,Mick Jagger, 76, hat
sich trotzdem wie narrisch gefreut, dass
oben auf dem Mars jetzt ein Rolling
Stone herumkullert – so hat die Nasa
einen golfballgroßen Brocken getauft,
der sich durch die Triebwerke der Lande-
fähreInSightin Bewegung gesetzt hat-
te. „Unser eigener Stein auf dem Mars!
Davon haben wir immer geträumt“,
sagte Jagger bei einem Konzert zwi-
schen zwei Songs. Er würde ihn am liebs-
ten auf seinen Kaminsims legen.FOTO: AP

Allison Knight, die vor Viagra-Flechten warnt


Niedersachsens Innenminister
Pistorius sprach von einem
„sehr tragischen Fall“

Im Sommer merkt man,
was einem wirklich fehlt:
Lebensfreude

Zakopane– Ein beliebter Wallfahrtsort
in Polen ist zum Ort einer Tragödie ge-
worden. Vier Menschen wurden getötet
und etwa 140 verletzt, als am Donners-
tag Blitze auf dem Tatra-Gipfel Giewont
in ein Eisenkreuz und Kletterketten
einschlugen. Viele der Verletzten erlitten
schwere Verbrennungen. Polens Minis-
terpräsident Morawiecki reiste in den
Gebirgsort Zakopane, um Einsatzkräf-
ten zu danken und Angehörigen der
Opfer Beileid auszusprechen. dpa

Der Sommer ist ein harter Gegner


Infektionen, Sonnenbrand, Dehydrieren – für Obdachlose bringt die warme Jahreszeit viele Probleme. Hilfsangebote gibt es allerdings
viel weniger als im Winter, sagt Dominik Bloh, der selbst auf der Straße lebte. Ein Gastbeitrag

Berlin– Am Freitagmittag ist in Berlin-
Moabit in Spree-Nähe ein Mann erschos-
sen worden. Noch am Nachmittag wurde
nach Auskunft der Staatsanwaltschaft
ein Verdächtiger gefasst, die Polizei
sprach von einem Radfahrer. Die Tatwaf-
fe, eine Pistole, sollen Polizeitaucher am
Abend einige hundert Meter vom Tatort
entfernt in der Spree gefunden haben.
Den Informationen zufolge soll der Tä-
ter das Opfer in den Kopf geschossen
haben. Nach einem Bericht derBild-Zei-
tung soll der Tote ein islamistischer
Gefährder aus Tschetschenien gewesen
sein. DieBerliner Morgenpostbeschrieb
die Tat gestützt auf die Aussage einer
Zeugin als „Hinrichtung“. Der Täter
habe sich dem Opfer von hinten auf dem
Rad genähert und aus wenigen Metern
Entfernung geschossen. dpa

Schüsse aus Notwehr?


Ermittlungengegen Polizisten nach Tötung eines Afghanen


Waschen ist Würde. Wer immer
dreckigist, fühlt sich
irgendwann selbst wie Dreck

10 PANORAMA HMG Samstag/Sonntag, 24./25.August 2019, Nr. 195 DEFGH


EIN ANRUF BEI ...


Sehen Sie das grüne Zeug, auf das All-
isonKnight, 69, Botanikerin in Neusee-
land deutet? Das sind Flechten. FOTO: OH

Dominik Bloh, 31, lebte elf
Jahre lang immer wieder auf
der Straße. Darüber schreibt
er in seiner Biografie „Unter
Palmen aus Stahl“. Heute lebt
er in einer Wohnung.
FOTOS: IMAGO / CHRISTIAN OHDE; JULIA
SCHWENDNER

LEUTE


Tote nach Blitzschlag


Achtjährigerrast wieder


Mann in Berlin erschossen


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