Süddeutsche Zeitung - 24.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Ein Zwerg wird nicht größer, wenn er auf
den Schulterneines Riesen steht. Das gilt
auch für den DS 3 Crossback, der von
übergroßen Vorfahren abstammen will:
Vom Déesse, den Citroën auf dem Pariser
Automobilsalon 1955 präsentierte. Die
„Göttin“ verdrehte der Autowelt mit
avantgardistischen Karosserieformen
den Kopf, ihre zentrale hydraulische Fe-
derung ließ die Passagiere eher schwe-
ben als fahren. Geblieben ist vom Ruhm
ein kleiner Luxusableger des Autokon-
zerns PSA, der vergeblich versucht, den
deutschen Premium-Platzhirschen mehr
als nur ein paar Kunden wegzuschnap-
pen. Während Mini die Zellteilung vom
Modell zur eigenen Markenfamilie ge-
schafft hat, dümpelt der DS-Absatz bei
gut 50 000 Fahrzeugen pro Jahr.
Was fehlt, das wird auch beim DS 3
Crossback schnell klar, ist eine klare
(technische) Vision. Es genügt nicht, die
Schwerpunkte auf (Retro-)Design und
demnächst auf Elektrifizierung zu legen.
Denn all das können die Wettbewerber in
der einen oder anderen Form auch. Was
soll die gebetsmühlenartige Wiederho-
lung des Begriff Avantgarde, wenn der
Blick auf das Instrumentenkombi ledig-
lich für Verwirrung sorgt? Nur weil sie ei-
genwillig sind, müssen die vielen rauten-
förmigen Tasten über der Mittelkonsole
noch lange keinen Sinn machen. Das un-
übersichtliche Muster kann nicht verhin-
dern, dass viele Funktionen tief in Unter-
menüs versteckt sind. Im Zeitalter von
Touch-Bildschirmen ist das Knopfgewirr
wohl die schlechteste aller Möglichkei-
ten. Sinnfrei sind auch die Haifischflos-
sen an den B-Säulen. Was helfen die Za-
cken in der Seitenansicht, wenn sie die
Übersicht massiv einschränken? Beim Ab-
biegen verschwinden Radfahrer kom-
plett hinter der Sichtblende in den klei-
nen Seitenscheiben.
Damals als französische Autos noch
Raumschiffe sein durften, fuhren sie
spürbar anders als das deutsche Kom-
missbrot. So elegant wie die Déesse
schwingt sich der DS 3 Crossback heute
zwar nicht mehr durch die Kurven. Wer
will, kann den kleinen Crossover aber
sehr entspannt und zurückgelehnt über
die Straßen kutschieren. Er federt ver-
bindlich, schwankt mit einem Passagier
kaum und lässt sich von dem drehfreudi-
gen Dreizylinder-Benziner mit 96 kW
(130 PS) immer auf Zug fahren. Bei höhe-
rer Zuladung wird die komfortable Ab-
stimmung allerdings schwammig. Dafür
poltert der Testwagen mit seinen wuchti-
gen 18-Zoll-Rädern (750 Euro extra) nicht
durch Schlaglöcher wie andere knüppel-
harte Stadt-Geländeautos.

Und dann ist da noch das Design, wie
immer getestet von unabhängigen Sach-
verständigen: „Die Farbe finde ich doof“,
sagt ein wohl zwölfjähriger Junge gut hör-
bar beim Ampelstopp. Das hat der Cross-
back davon, dass er mit seinem schwar-
zen Dach und den Seitenblechen in Mill-
ennium Blue unbedingt auffallen will.
Der Petrolton wirkt extravagant, was
man von den plumpen Proportionen des
Mini-SUV nicht sagen kann. Ohne den
Lack als Hingucker würden seine Formen
aus der Masse der hochbeinigen Trendau-
tos nicht weiter herausstechen. Überra-
gend ist allerdings der Einstiegspreis von
knapp 30000 Euro, der in der Kleinwa-
genklasse sehr selbstbewusst auftritt.
Diesen Lifestyle muss man sich erst
einmal leisten wollen, zumal der Nutz-
wert eingeschränkt ist. Sitzt ein größerer
Fahrer hinter dem Lenkrad, haben die
Rückbänkler nichts zu lachen. Der DS 3
bietet deutlich weniger Beinraum als der
gleich lange VW T-Cross auf Polo-Basis.
Der Wolfsburger Wettbewerber liegt
auch bei den Innovationen vorn. Das Digi-
tal-Cockpit etwa, das er von den größe-
ren Modellen geerbt hat, zoomt auf
Knopfdruck eine große Navigationsanzei-
ge direkt vor die Augen des Fahrers. Trotz
des Avantgarde-Anspruchs muss sich
der DS 3 mit Retro-Gags wie dem Vergrö-
ßerungsglas im Tacho begnügen. Wie vie-
le Autokäufer können sich wohl noch an
diese Spielerei aus längst vergangenen Ci-
troën-Modellen erinnern? So viel ist klar:
Ein Kultmodell ist der DS 3 Crossback
eher nicht. Von Göttern darf man mehr er-
warten. joachim becker

Das also kommt heraus, wenn ein Auto in
den USA programmiert, in München de-
signt und in China gebaut wird: ein Schiff!
Nüchtern betrachtet hat der Nio ES8 fast
exakt die gleichen Maße wie der auch
schon überdimensionierte Audi Q7. Aber
er wirkt noch wuchtiger, und so ist auch in
der Autostadt München das Geschau groß
bei einer ausgiebigen Testfahrt: Was bitte
ist das, und wieso sind da hinten chinesi-
sche Schriftzeichen auf der Heckklappe?

Der Nio ist einer der ersten in Serie pro-
duzierten Belege dafür, dass auch Firmen
mit Hauptsitz in Fernost viel zu große Wa-
gen mit Stromantrieb in sehr ordentlicher
Qualität bauen können. Wobei das viel-
leicht auch ein bisschen daran liegt, dass
der Wagen einige bayerische Wurzeln hat:
In München arbeitet das Design-Team.
Und auch unter der Hülle unterscheidet
sich das chinesische SUV in vielerlei Hin-
sicht nicht von BMW, Audi oder Mercedes.
Die Lenkung kommt von Thyssen, das
Fahrwerk von Continental, die Sensorik
von Bosch, die Elektromotoren von Hofer
und die Bremsen von Brembo – alles Teile,
die in gleicher oderähnlicher Form auch in
Autos aus deutscher Produktion verbaut
sind. Aus eigener Entwicklung kommen
die Systemintegration und die Software.
Bislang hieß es, chinesische Autos seien
in Sachen Qualität und Fahreigenschaften
nur billige Kopien deutscher Premiumwa-
gen. Aber zumindest in Sachen Verarbei-
tung gibt es im SZ-Testwagen nichts zu me-

ckern. Und beim Ranking eines westlichen
Branchendienstes liegt Nio auf Platz eins
der Kundenzufriedenheit, trotz eines
Rückrufs jüngst wegen brandgefährlicher
Batterien. Vielleicht liegt das auch an der
Bequemlichkeit. Wer den Wagen öffnet
mittels der ausfahrbaren Griffe, der sieht
fast schon verschwenderisch bemessenen
Platz für den Beifahrer. Der Massage-Le-
dersessel lässt sich zum Liegesitz ausfah-
ren samt ausklappbarer Bein- und Fuß-
stützen. In der Mitte des Armaturenbretts
gibt es ein großes Touchdisplay, das an
Teslas Model S erinnert. Darüber blickt
„Nomi“ den Fahrer an. Eigentlich ist das
nur ein Sprachassistent, den Nio ein biss-
chen lustiger gestaltet hat: Das „Gesicht“
der virtuellen Helferin sitzt in einer dreh-
baren Halbkugel und reagiert auf „Hey No-
mi“ – also ähnlich wie Alexa, Siri oder die
Assistenten bei BMW oder Mercedes.
Wenn Nomi sich in Richtung der Person
dreht, die sie angesprochen hat, und dabei
mit ihren virtuellen Augen zwinkert, fühlt
man sich aber doch mehr beobachtet, als
wenn man einfach nur fragt: „Hey Merce-
des, wie ist das Wetter in Hamburg?“ Zu-
mal, wenn man im Nio die Selfie-Funktion
aktiviert hat und sich dann auf dem Moni-
tor sieht. Fotos, Sprachdaten und Bewe-
gungsdaten auf chinesischen Servern –
das dürfte das größte Hindernis bei einer
Markteinführung im Westen werden.
Wie gut Nios Sprachassistenz im Ver-
gleich zur deutschen Konkurrenz funktio-
niert, ist leider noch nicht zu beurteilen: In
den wenigen Autos, die im Moment in
Deutschland getestet werden können, ist
die komplette Bedienung auf Mandarin.
Das gilt auch für das Menü im Touch-
screen, so dass auch dort beim Test noch ei-

nige Funktionen unentdeckt blieben. Der
TÜV hatte im Zuge der Einzelzulassung zu-
dem angeordnet, dass die Fahrassistenz-
systeme deaktiviert bleiben.
Doch die Wahrheit liegt natürlich auf
der Straße. Und dort macht sich das chine-
sische SUV erstaunlich gut. Zwei Elektro-
motoren treiben den Zweieinhalb-Tonnen-
Koloss mit 650 PS nach vorne. Das maxi-
male Drehmoment liegt bei 840 Newton-
meter. Im Klartext: In 4,4 Sekunden geht
es lautlos von null auf hundert, es presst ei-
nen ordentlich in den Sitz, dagegen
kommt einem der Audi E-Tron sehr behä-
big vor. Dass Lenkung und Fahrwerk eher
komfortabel abgestimmt sind, ist dem chi-
nesischen Markt geschuldet. Dennoch

wankt der Nio nicht so stark in den Kurven
wie der E-Tron. Auch die Bremsen packen
anstandslos zu – und das alles zu einem
Preis von umgerechnet 59 000 Euro inklu-
sive einer langen Sonderausstattungslis-
te. Zum Vergleich: Ein ähnlich ausgestatte-
ter E-Tron oder Jaguar I-Pace kratzt
schnell an der 100000-Euro-Marke. In
puncto Stromverbrauch darf man sich bei
einem Elektro-SUV keine Illusionen ma-
chen. Um die 30 kWh auf 100 Kilometer
sind bei etwas zügiger Fahrt realistisch,
die reale Reichweite des 70-kWh-Akkus
liegt dann irgendwo um die 270 Kilometer.
Wann Nio seine Autos auch in Deutsch-
land anbieten wird, steht noch nicht fest.
Vermutlich nicht vor 2021, auch wenn das

Management um Gründer William Li und
sein München-Statthalter Hui Zhang den
großen Wunsch haben, es möglichst bald
nach Europa zu bringen: Es wäre gut für
den Nationalstolz – und für den Absatz der
bei einem Auftragsfertiger in China zusam-
mengebauten Autos. Denn der ist momen-
tan noch bescheiden. Nur etwa 1000 Wa-
gen des Modells ES8 und des etwas kleine-
ren ES6 pro Monat kann die junge Firma
Nio derzeit in der Heimat absetzen, ein
Fünftel der geplanten Menge. Ähnlich wie
Tesla kämpft man deshalb ums Geld: Der
Börsengang vor einem Jahr spülte zwar ei-
ne Milliarde Dollar in die Kassen, doch seit-
dem ist der Kurs um die Hälfte eingebro-
chen, von 9000 Mitarbeitern wurden in
diesem Jahr 2000 entlassen. Als Begrün-
dung gab Gründer Li zuletzt an, der chine-
sische Automarkt sei generell schwach,
was stimmt. Zur Wahrheit gehört aber
wohl auch, dass der Markenauftritt von
Nio nicht immer mit der professionellen
Technik mithalten kann. Und auch wenn
die chinesische Staatsführung verordnet
hat, dass ihr Land eine Elektroauto-Nation
wird – wenn sie wählen können, kaufen
die Bürger lieber einen Verbrenner. Und
am allerliebsten einen von den Deutschen.
VW ist der größte Hersteller in China.
In Deutschland könnte sich das eigent-
lich umgekehrt entwickeln angesichts des
vielen Blechs zu dem vergleichsweise klei-
nen Preis. Doch es gilt nicht nur die Sprach-
barriere zu lösen und die ungeklärten Fra-
gen des Datenschutzes. Sondern auch sehr
essenzielle Energiefragen: In China lädt es
sich mit anderen Standards, anderen Ka-
beln. Der Nio lässt sich deshalb derzeit nur
mit Wechselstrom laden.
max hägler, christina kunkel

von georg kacher

S


elten und wertvoll müssen die Au-
tos sein, die Mitte August beim
Schaulaufen in Pebble Beach na-
he San Francisco präsentiert und
prämiert werden. Gleich um die
Ecke setzt der Concours d’Lemons einen
kuriosen Kontrapunkt zum Hype der
Hautevolee. Die Superreichen ersteigern
per Handbewegung einen ganz besonde-
ren Ferrari für knapp zehn Millionen Euro
und feiern den Kauf anschließend in der
Viert-Villa direkt am Strand. Die anderen
nächtigen im Camper, lassen den Boule-
vard der auf Hochglanz polierten Eitelkei-
ten links liegen und pilgern stattdessen
am Samstagmorgen nach Seaside zum
Concours d’Lemons, wo sich Skurrilitäten
auf zwei Beinen und vier Rädern ein Stell-
dichein geben. Manchmal tun es auch nur
zwei Räder, wie im Fall von Doug Flaherty,
der seinen Triumph-Eigenbau mitge-
bracht hat – inklusive zwei Handvoll Salz
des Salzsees in Bonneville, in dem sich der
70-Jährige über die vollen zwei Meilen im
Sattel seiner Blackline Custom hielt. „Das
Salz war zu weich. Deshalb waren 88 Mei-
len pro Stunde das Höchste der Gefühle.
Aber wenigstens kein Abwurf...“

Andrea Enthal ist das dritte Mal mit von
der Partie. Für 2019 hat sich die Dame ei-
gens ein Kleid genäht, das mit Motiven ih-
res 1960er Ford Edsel bedruckt ist. Der Ed-
sel war ein legendärer Flop: „Nur die eige-
ne Mutter kann dieses Autos lieben“, sagt
Andrea Enthal und fischt nach dem drit-
ten Donut. „Meine Mutter hat die reseda-
grüne Limousine damals neu gekauft, und
ich würde mich für kein Geld der Welt von
dem Wagen trennen.“ Gleiches behauptet
William Hughes von seinem 73er „Vomit
Comet“, für dessen Kür er und seine Frau
Phoebe sich stilgerecht in Schale geworfen
haben. Der Spitzname „Vomit Comet“
trifft den Nagel auf den Kopf, denn diese
Rostlaube würde jedem TÜV-Beamten
nachhaltig auf den Magen schlagen. Noch
extremer ist der nicht einmal ansatzweise
als Nissan Altima erkennbare Zombie Res-
ponse Bomber von Benjamin Brandt im
Fortnite-Outfit und Freundin Suzie mit
den lila Haaren. „Ich fahre mit dem Ding je-
den Tag in die Arbeit“, erzählt Captain Cra-
zy. „Kürzlich hatten wir links vorne, wo
jetzt der Totenkopf sitzt, einen kleinen
Crash. Der Nissan hat sich kurz geschüt-
telt, der BMW war Schrott.“
Der Concours d’Lemons parodiert den
Concours d’Elegance. Während samstags
der Eintritt frei ist, kostet die Parade am
Sonntag ohne Kost und Logis mindestens
800 Dollar. Was beide Veranstaltungen
eint, sind die aufgebrezelten Preisrichter
in Blazer und Panamahut. Im Gegensatz
zur Profi-Jury in Pebble Beach interessiert
sich die Zitronen-Polizei nicht einmal an-
satzweise für Originalität und Erhaltungs-
zustand. Statt dessen gibt’s aus dem
Bauch heraus zum Beispiel die volle Punkt-
zahl für einen waidwunden Yugo, der über
Außenlautsprecher den Marschfehl von Jo-
sip Broz Tito in Endlosschleife unters Volk
bringt. Durchaus angetan waren die Prü-
fer auch vom flächendeckend mit Flokati
ausgelegten Dodge-Van samt achtecki-
gem Holzlenkrad und Henry-Moore-
Schaltknauf. Ein weiterer Kandidat für die
Trophäe der übelsten Karre auf dem Platz
war der „Robot Transporter“ auf Basis ei-
nes altersschwachen Packard. Der im
Schutzanzug angetretene Kommandant
Asher Schlusselberg wurde nicht müde,
das Volk mit verzerrter Stimme vor „jeder-
zeit austretender Radioaktivität“ zu war-
nen – großes Kino auf kleinem Raum.
Ein Hauptsponsor der Anti-Establish-
ment-Treffens, das sich permanent selbst

auf die Schippe nimmt, ist Meguiars. Der
Lackpflege-Hersteller verleiht seinen Son-
derpreis nur an Exponate, die mangels
Lack jenseits jeder Pflegestufe rangieren.
In diesem Jahr ging die Plakette an einen
durchgängig vergilbten VW Karmann
Ghia. Auch Hagerty, Amerikas größter Ver-
sicherer klassischer Automobile, macht
für die Show der Seltsamkeiten regelmä-
ßig eine Handvoll Dollar locker. Der Grün-
der des Kuriositäten-Kabinetts, ein gewis-
ser Alan Galbraith, ist inzwischen auf den
Geschmack gekommen und hat seine Gue-
rilla-Events an vier weiteren Orten eta-
bliert. Für Nachschub ist gesorgt, „aber
die wirklich grottigen Autos werden leider
immer seltener. Deshalb suchen wir aktu-

ell gezielt nach Detroiter Fehlfarben wie
Eagle Premier, Buick Rendezvous oder Ca-
dillac Cimarron. Auch fragwürdige Sonder-
karosserien werden gerne genommen –
dieses Jahr ist das eine Mercedes SSK-
Stretchlimousine auf Basis eines dreimal
verlängerten Ford Pick-Up. Je verrückter,
desto besser“.
Auf den Schärpen der Juroren, die sich
in Grüppchen ihren Weg durch den Juras-
sic Car Park bahnen, prangt in großen gol-
denen Lettern die Botschaft „Bestechungs-
gelder werden gerne angenommen“. Den
übelsten Rostkübeln droht der kauzige
Platzwart augenzwinkernd die sofortige
Quarantäne an, eine eigene Kategorie ist
diesmal dem „selbstgefälligsten Krautten-

Wagen“ gewidmet (es gewinnt ein ausge-
weideter Bitter SC), in der Klasse „der un-
nötig komplizierten Italo-Autos“ schießt
der auf LaFerrari getrimmte Pontiac Fiero
mit Fake-V12-Motor den Vogel ab, unter
dem „Blech, für das England sich schämen
sollte“ sticht ein vom Zahn der Zeit zernag-
ter Triumph GT6 hervor. Der große Preis
für unmögliches Tuning geht an Phil und
Susan Carey, die in ihren einst vierzylindri-
gen AMC Pacer einen fünfmal so starken
Corvette-Achtzylinder transplantiert ha-
ben. Warum? „Weil der Gesichtsausdruck
der anderen beim Ampelstart unbezahl-
bar ist.“
Die seit 2006 grassierende Zitronitis
schlägt immer neue Kapriolen. Besonders

populär ist das 24-Stunden-Rennen mit
Autos, die nachweislich nicht mehr als 500
Dollar gekostet haben dürfen. Für die Teil-
nehmer des 2019er Lemons LeMans ist in
Seaside Halbzeit. Nach 300 Meilen durch
die bis zu 40 Grad heiße Wüste in seinem
für 300 Dollar erstandenen Hudson Com-
modore löscht Tim Deuce erst mal einen
aufflackernden Vergaserbrand, füllt in et-
wa die gleiche Menge Öl und Benzin nach,
beantwortet den fragenden Blick des Beob-
achters mit einem knappen Hinweis auf
seine Mitgliedschaft bei der Befreiungsbe-
wegung für Langhub-Kolben (#pistonlibe-
rationfront). Nein, man muss nicht ver-
rückt sein, um den Auftritt der Korrosions-
Chaoten gut zu finden. Aber es hilft.

Neuer Wettbewerber aus China: Der vollelektrische Nio ES 8 soll bis zum Jahr 2021
auch in Europa auf den Markt kommen – zu Kampfpreisen. FOTO: NIO

Von Göttern und


Hochstaplern


Die französische Luxusmarke DS
sucht nach einem eigenen Profil

Wehe, wenn das der Tüv sieht:
Beim Concours d’Lemons werden
Autowracks zu Preisträgern

Beinahe konkurrenzfähig


Der bayerisch-chinesische Nio ES 8 fährt sich besser als mancher Stromer aus Deutschland. Doch es bleiben noch Fragen offen


Viel Leder und ein bisschen Raum-
schiff-Gefühl: Der DS 3 Crossback gibt
sich innen betont extravagant. FOTO: DS

Warum viel mehr Geld für ein
deutsches E-Auto ausgeben, wenn
das chinesische ähnlich gut ist?

Bilder von oben links:
NissanAltima als Ufo-
Jäger, prämierte Karmann-
Ghia-Rostlaube, Fake-Astro-
naut samt Packard. Unten:
Eigenbau-Triumph in der
Salzkruste, Juroren im
feinen Zwirn, altersschwa-
cher US-Truck und ein
Dodge Van als Hippie-
Lotterbett.FOTOS: GEORG KACHER

DEFGH Nr. 195, Samstag/Sonntag, 24./25. August 2019 MOBILES LEBEN 67


Geliebter Schrott


Am Pebble Beach in Kalifornien werden jedes Jahr die schönsten Oldtimer gezeigt.


Nicht weit davon entfernt treffen sich die Fans zur Gegendemo der Auto-Zombies


Hinweis der Redaktion:Ein Teil der im „Mobilen Le-
ben“ vorgestellten Produkte wurde der Redaktion
von den Herstellern zu Testzwecken zur Verfügung
gestellt und/oder auf Reisen präsentiert, zu denen
Journalisten eingeladen wurden.

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