Süddeutsche Zeitung - 28.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
AlsReisenderundKaufmanntrittGoethe
im„Divan“immerwiederauf.Wennerim
„BuchSuleika“vorderGeliebtendasWa-
renlagerseinerLiebesgabenausbreitet,lie-
gendieFrüchtederPoesienebendenauf
demMarkterworbenen:„Getrocknetho-
nigsüßeFrüchte/VonBocharademSon-
nenland,/UndtausendlieblicheGedichte
/AufSeidenblattvonSamarkand“.Bucha-
ra,diegroßeHandelsstadt,einZentrum
desObstanbaus,stehtnebenSamarkand,
demtraditionellenZentrumarabischerPa-
pierproduktion.
Schonim„BuchdesSängers“zuBeginn
des„Divan“wardasPapieraufgetaucht,
alswillkommeneAlternativezudenTalis-
maneninFormgeschnittenerSteine,auf
denendieInschriftenmitAllahsNamen
denGläubigenGlückundWohlergehen
bringensollen.DieKalligrafiefindetimSei-
denblatteinenbequemenBundesgenos-
sen:„Amuletesinddergleichen/AufPa-
piergeschriebneZeichen;/Dochmanist
nichtimGedränge/WieaufedlenSteines
Enge,/UndvergönntistfrommenSeelen/
LängreVersehierzuwählen.“DerDichter,
obergeradeHatemoderHafisheißt,nutzt
dasModellfrommerSprachmagiealsHohl-
formfürseineBotschaftenandieGeliebte.
SeinmagischesMediumistdieHand-
schriftdesDichters,derzugleichLieben-
derist.WennSuleikaihnnachseinenDich-
tungfragt,denktsieangoldgeränderte
Blätter,„schöngeschrieben“,„bisauf
PunktundStrichvollendet“,anLiebespfän-
derausPapier.
InihremBegleitbuchzueinerKabinett-
ausstellungüberden„Divan“,diederzeit–
nochbiszum23.Oktober–imFrankfurter
Goethehauszusehenist,zeigtAnkeBosse,
einewiegroßeRollebeiGoethes„Reisein
denOrient“dasProjekteinerImprägnie-
rungdereigenenHandschriftmitdem
DuktusorientalischerKalligrafiespielt.An
ChristianHeinrichSchlosserschrieberim
Januar1815:„Wenigfehlt,daßichnochAra-
bischlerne,wenigstenssovielwillich
michindenSchreibzügenüben,daßich
Amulette,Talismane,AbraxasundSiegel
inderUrschriftnachbildenkann.Inkeiner
SpracheistvielleichtGeist,Wortund
Schriftsouranfänglichzusammengekör-
pert.“DasseltsameKompositum„Zusam-
menkörpern“kommthiernichtvonunge-
fährinsSpiel.DieHandschriftistmitKör-
perimBunde,mitdenChiffrenundGe-
heimzeichenimDialogderLiebenden.In
denarabischenLändernistsienochzuLeb-
zeitenGoethesauchdasMediumderöf-
fentlichzirkulierendenPoesie,erstzö-
gerndbeginnthierunddortderBuch-
druckFußzufassen.

GoethehatwederPersischnochAra-
bischgelernt.SeineSchreibübungenwie
dieExzerpteausden„Denkwürdigkeiten
vonAsien“despreußischenGesandten
undOrientalistenHeinrichFriedrichvon
DiezimJanuar1816warenreingrafische
ImporteinseinepoetischeSchreibwerk-
statt.AlsihmimApril1815eineÜberset-
zungseinesBüchleins„VomTulpen-und
Narcissen-BauinderTürkey“zueignete,
hatteerseinDankgedicht„aufseidenarti-
gesPapier“geschrieben,mit„prächtiger
goldnerBlumen-Einfassung“verzierenlas-
senundsoinseineAlltagskorrespondenz
kalligrafischeBlättervonderArteinge-
fügt,wiesiezwischenHametundSuleika
alsGeschenkehinundhergehen.
AnkeBossezeigtbeiihremRundgang
durchGoethesWerkstattauchdieheute
leerePapierkapsel,indererseineErgän-
zungenunterdemRubrum„Zumkünfti-
genDivan“sammelte.InderAufschriftder
mitOrnamenteninroterTinteverzierten
KapselkehrteineWendungausden
Schreibübungenwieder:„Ali,derFreund
Gottes“,inarabischerSchrift.Einfrommes
Unternehmenaberwarder„Divan“nicht.
InseinerFeierderPoesiealsErbinalter
Schriftmagieließsichwohlnichterstin
derEpocheFreudsdieerotischeAufla-
dungdesSchreibenskaumüberhören.

Anke Bosse:„PoetischePerlen“ausdem„ungeheu-
renStoff“desOrients.200JahreGoethesWest-öst-
licherDivan.WallsteinVerlag,Göttingen2019.
Seiten,15Euro.

Der„Ginkgobiloba“isteinsdererstaun-
lichstenStückedesDivan.Nichtnur,dass
GoethehiereinenexotischenBaumwie
selbstverständlichnebendieeinheimi-
schenArtenstellt,erüberträgtauchein
amouröses,spirituellesundpoetologi-
schesSymbolfeldindiedeutscheLitera-
tur.UnterdenberühmtenBäumender
lyrischenTradition,BrockesKirschbaum,
HölderlinsEiche,MüllersLinde,Mörikes
Buche,kannGoethesGinkgoalsausge-
sprochenesWagnisgelten.EinPrinzipdes
Divan,Motivezupräsentieren,diedem
LeserinderRegelnichtgeläufigsind,zu
denenernochkeininneresVerhältnisauf-
gebauthat,zeigtsichamGinkgobeson-
derseindrücklich.DasGedichtführtdem
LesereineBaumartvorAugen,vonderes
inEuropavor200Jahrenerstwenige
ExemplareinprivatenGärtengab.

DascharakteristischgeteilteBlatt,Mari-
annevonWillemeralsFreundschafts-
pfandzugesandt,istfürGoetheeinSinn-
bildöstlicherWeisheitundsymbolisiert
imGedichtdasparadoxeVerhältnisvonIn-
dividualitätundZweisamkeit,Einheitund
Vielheit,dasAufgehenimanderen.
Zugleichzeigtes,wiedaspoetischeVer-
fahrendesReimsfunktioniert,dasGoethe
imDivanmitmeisterhafterLeichthändig-
keitaufdieSpitzetreibt:DasFazitdes
Liebenden,„daßicheinsunddoppeltbin“,
findetseinEchoineinerFüllevonreichen
undklingendenReimen,Doppelreimen
oderauchAugenreimen,diedasSpieldes
EinenunddesPaaresaufnehmen.Goethes
Absichtwares,daspersischeGhaselfor-
malinsDeutschezuübertragen,abereine
andereLösungdafürzufinden,dasses
beimGhaseloftnureineinzigesReimwort
gibt,dassichständigwiederholt.
DurchdieFüllevonbesondersähnli-
chenodermehrsilbigenReimwörternwie

„Regenwand–Bogenrand“,„-taulich–
traulich“oder„Erzklang–Herzbang“,mit
äquivokenundidentischenReimenwie
„Gerechte–dasRechte“,dieden„Divan“
durchziehen,entstehteinstarkerEffekt
desGleichklangs,ohneimDeutschenzu
redundantzuwirken.Damitgelingtes
demweltoffenenDichter,sichnichtnur
einealssperrigempfundenelyrischeForm
elegantanzueignen,sondernauchvöllig
neueBilderwiehierdenGinkgozuetwas
EingängigemundWiedererkennbarenzu
machen.

SowieGoethes„Divan“denOstenin
denWestenbringt,hatdasGedicht„Gink-
gobiloba“zurVerbreitungdesorientali-
schenSchmuckbaumsmaßgeblichbeige-
tragen,undauchGoetheselbsthatihn
anpflanzenlassen.HeutegiltderGinkgo
aufgrundseinerenormenWiderstands-
kraftalsidealerStadt-undStraßenbaum,
einmalabgesehenvomstrengenGeruch
derFrüchte.SteigendeWärmebelastung,
Luftverschmutzung,TausalzundTrocken-
heitmachenihmkaumetwasaus.
GanzaktuellistderGinkgoals„Klima-
baum“imGespräch,daerauchlängere
Dürreperioden,Überschwemmungenund
andereWetterextremerelativerfolgreich
übersteht.GoethealsoalsKlimapionier?
WerdenwirdemnächstinGinkgowäldern
wandeln?
ImHinblickaufdasökologischeGleich-
gewichtwirdderGinkgonichtuneinge-
schränktempfohlen.Eristsoumfassend
resistent,dassInsektennichtaufihmle-
benkönnen.DaherwirdesimBereichder
Landschaftsgestaltungvermutlichnicht
zuAufforstungenimgrößerenMaßstab
kommen,sondernbeidermarkanten
SchönheitvonSolitärbäumenundAlleen,
beiderFormel„einsunddoppelt“bleiben.


DerSommer1814warheißundtrocken.
Goethe,dernachanderthalbJahrzehnten
wiederinseineHeimatfuhr,nachFrank-
furtundindenRheingau,warfroh,dasser
ineinergeschlossenenKutschereiste,
denn„beidergroßenHitze,demStaub
unddergleichenwäreichsonstvergan-
gen“.ZugleichverfassteereinGedichtzum
LobdesStaubes.DerStaubaufderSchwel-
lederGeliebten,„istdemTeppichvorzuzie-
hen,/DessengoldgewirkteBlumen/Mah-
mudsGünstlingebeknien“.Dasindwir
schonimOrient,beidempersischenDich-
terHafis,denGoetheseitdemFrüh-
jahr1814mitsteigenderBegeisterunglas.
SeinStaubgedicht(„All-Leben“)entstand
inderKutschezwischenFrankfurtund
Wiesbaden,am29.Juli.EserinnertanGe-
dichtevor500Jahren,aberauchaneinen
Brief,denGoetheam10.September
ausItaliengeschriebenhatte.Nacheinem
verregnetendeutschenSommerprieser
daTrockenheitundWärmedesSüdens,
undbegrüßtefreudigdenStaub,„der
manchmaldenWagenumwirbelt“.
DerdoppelteBezugvomRheingauzum
PerserHafisundnachItalienistnichtwill-
kürlich,dennfürseineSommerferien
hatteGoethesichdieRedaktionder„Italie-
nischenReise“ausaltenBriefenvorgenom-
men.DieReisenachWesten,dieberühmte
FluchtindenOrient,siefandengleich-
zeitigmitderErinnerunganeineandere
Fluchtstatt.GoethesBegabungzuWieder-
geburtenundSteigerungen–auchdas
gehteinindasleichtfüßigtanzende„All-
Leben“.DasisteinerdervielenFunde,die
ElisabethBinderzum200.Geburtstagdes
„West-östlichenDivan“ausbreitet.Über
den„Divan“weißmansovielwieüberkein
zweitesWerkGoethes,den„Faust“einge-
schlossen.VondenmeistenGedichtenken-
nenwirTagundStundeihrerEntstehung.
Wirwissen,oftseitengenau,wasGoe-
thefürseinorientalisierendesVorhaben
gelesenhat.Undwirkennendielebendi-
genAnlässevielerVerse,dienichtnach
einemgelehrtenPlanentstanden,son-
dern,inunbegreiflicherLeichtigkeit,am
Wegrand,indenKutschen,inHotelzim-
mern,natürlichauchnachanregenden
LektürenamSchreibtisch.
AusdiesemWissensvorrateinkurzes,
leichtesBuchzumachen,indemdann
auchallesstimmt,dasisteineeigene
Leistung.Dabeiistesnichtso,dassnicht
auchderKennerhierNeueserführe–die
Parallelezurgleichzeitigentstehenden
„ItalienischenReise“warzwarimmer
bekannt,aberdochnichtrechtbewusst,
dennauchdieGoethe-Philologiehatihre
Schubladen,unddatutsieklassisches
ItalienundOrient-Anverwandlungebenin
unterschiedlicheFächer.

DerzugänglichsteLebenshintergrund
des„Divan“istGoethesüberzweiSommer
gehegteLiebezuMariannevonWillemer.
DaraufkonzentriertsichBinder.Siemuss
nurdieQuellensprechenlassen,umdie
Unwahrscheinlichkeitdiesergesellig-hei-
terenundamEndedochverstörendleiden-
schaftlichenWochenvorzuführen.„Doch
duwirstlieben“:DashatteGoetheschon
ganzamAnfangderReisegedichtet,bevor
erMarianneüberhauptgesehenhatte,und
sichals„muntremGreis“Mutzugespro-
chenfüreinAbenteuer.Dassessobeglü-
ckendausfallenwürde,miteinerdichteri-
schenWechselrede,beiderdiegeliebte
FrauzweiderallerschönstenGedichtedes
„Divan“,jeeinsandenOstwindundden
Westwind,beisteuerte,hatbisheuteetwas
voneinemWunder.
DaranknüpftsichdereinzigeEinwand
gegenBindersBüchlein:Esvermutetund
psychologisiertzuviel;derTonfalldes
erklärendenKommentarsgreiftaufeine
lebensgeschichtlicheKonstellationüber,
alsseidieseselbsteinGedicht.Unddabei
zeigtsicheinewigesGesetzallerGoethe-Li-
teratur:Werglaubt,auktorialindenKopf
diesesMenschenschauenzukönnen,
machtihnkleineralserist.Amnächsten
kommtmanihm,wennmanihnhört,mit
allemverfügbarenWissen,aberohneda-
zwischenzureden.Esmagparadoxklin-
gen:AuchbeiGoethesLebensollteder
BiografismushinterdieTextezurücktre-
ten.ÜberzeugendistBinderimmerda,wo
sieliterarischeundlebensgeschichtliche
Hintergründezartscheidet.DiePoesiedes
„Divan“fliegtüberihreAnlässehinweg,
dasmachtsiesohinreißend.
NatürlichkannBindernichtdenganzen
„Divan“erschließen.Dessenpolitische
Seite,dieAbstandnahmevoneinerverstö-
rendenZeitgeschichte,kommtnurknapp
zuWort.Seinepolemisch-lehrhafteSeite–
BuchdesUnmuts,BuchderSprüche–
fehlt.NichtszumProsateil.Dasreligiöse
Thema,Sonnenanbetung,Naturreligiosi-
tät,fängtBinderimmerhinineinem
schönenExkurszuGoethealspoetischem
Morgenmenschenein.Dochdassindklei-
neEinwände.DaskurzeBuchistdieder-
zeitbesteAnregung,sichinden„Divan“
neuzuverlieben. 



D

assderIslamschonseitdem
17.JahrhundertzurdeutschenLite-
raturgehört,isteinSatzvonerhabe-
nerTrivialität.Esistallerdingsseltenwahr-
genommenworden,wiesichinderFülle
derEinzelfälleKontinuitätenausbilden,
diemitdemSchlagwortvom„Orientalis-
mus“nichteinfachabzutunsind.Goethes
„West-östlicherDivan“istindieserlangen
GeschichtekeineswegseineexotischeAus-
nahme.VielmehristerdiegroßeRelais-
stationzwischenaufgeklärterNeugierund
einerbisweitindieModernereichenden
KettevonDichtungen,dieimGespräch
mitislamischenWeltenentstehen,mit
OrthodoxienundHäresien,sunnitischen,
schiitischenundsufistischenTraditionen.

WennGoethe1815am„Divan“zuarbei-
tenbeginnt,kannerbereitsaufeineganze
BibliothekdeutscherIslamkenntnissezu-
rückgreifen.Erbeschränktsichdurchaus
nichtaufdieHafis-ÜbertragungenHam-
mer-Purgstalls,dieihnindenGlutkern
derpersischenMystikführen.Aufseinem
Schreibtischliegenaucheinedeutsche
undeinelateinischeKoranübersetzung,
dazudievielbändigenForschungender
entstehendenReligionswissenschaften
mitsamtdersiepopularisierendenPubli-
zistik,einefranzösischeBiografiedesPro-
phetenMohammedunddashasserfüllte
Mahomet-DramajenesVoltaire,dessenDe-
viseauchhierlautete:„Écrasezl’infâme!“,
dasGoetheselbst,widerstrebendundauf-
tragsgemäß,übersetzthatte.
UnterdenStimmen,dieinseinerDich-
tungmitsprechen,sindaberauchmanche,
diemanleichtüberhört.DieStimmejenes
LessingzumBeispiel,derwievieleseiner
ZeitgenossenimstriktenMonotheismus
undinderSittlichkeitdesIslamdiewo-
möglichaufgeklärtereFormderReligion
zuerkennenmeinte.OderdieStimmedes
graziösenWieland,derinDichtungenwie
demOberonausderorientalischen
MärchenüberlieferungaufseineWeisedas
TraumbildeinerVersöhnungvonchristli-
chemWestenundislamischemOstenent-
warf.OderdieStimmenderReisenden,die
seitdemBarockzeitalterausPersienund
ArabiennichtnurSeidenundGewürzemit-
gebrachthatten,sondernauchPoesie.
DieschleswigscheGesandtschaftbei-
spielsweise,die1639ausPersienzurückge-
kehrtwar,hattezwarnichtdieerhofften
Wirtschaftsverträgemitgebracht,wohl
abereinliterarischesWunderwerkwie
ScheichSaadis„PersianischesRosenthal“.
DerUniversalgelehrteAdamOleariushat-
tedieseGedichtenichtnurineinanmuti-
gesbarockesDeutschübersetzt,sondern
dasBuchselbstsogeistreichalseinSpiel
mitislamischerKalligrafieundIkonogra-
fieausgestattet,dassGoethemitseinem
„Divan“-Vorhabenaufbeideszurückgrei-
fenkonnte,dieVersewiedieGestaltung
einesdeutschenBuchesinislamischer

Anmutung.WasmitOleariusunddemmit-
reisendenDichterPaulFlemingbegann,
undsichindenabenteuerlichenReise-
schriftenEngelbertKaempfersundCars-
tenNiebuhrsfortsetzte,begründetezwei
folgenreicheTendenzenderIslamrezepti-
oninderdeutschenLiteratur.Erstens
gingengelehrteErkundungundpoetische
AnverwandlungimmerwiederHandin
Hand.Zweitens,undinfolgedessen,über-
wogdasrespektvoll-neugierigeGespräch
beharrlichalleNeigungenzuorientalisti-
scherKlischeebildung.
WennGoetheimbisheuteunterschätz-
tenProsa-Teilseines„Divan“überseineei-
geneDichtungundihreRollenspielenach-
denkt,zeichneterseinSelbstbildzuerst
nachdiesenVorbildern:alsdasjenigeeines
reisendenKaufmanns,derseineDichtun-
genimportiertund„gefälligdarbietet“.
SchonfürdasfrühereSelbstbilddesinspi-
riertenGenieshatteerseinVorbildinder-
selbenSphäregefunden.Goethesjugend-
licherVersucheinesgegenVoltairegerich-
tetenMahomet-Dramas,dessenGeschich-
te„DichtungundWahrheit“nocheinmal
erzählt,solltedenWegdesTitelheldenvon

derbeseligendenOffenbarungindiepoliti-
scheGewaltnachzeichnen,denSterben-
denseinenIrrwegbereuenundihnindie
reineFrömmigkeitzurückkehrenlassen,
VorbildundMahnungineinem.

VonGoethesDichtungenausverzwei-
gensichdieliterarischenWege.WieDau-
merundPlatendieMystikdesHafis,auf
GoethesSpurenweiterwandernd,neuent-
deckten,sogabFriedrichRückertsmakel-
lospräziseÜbertragungdesKorandeut-
schenLesernendlicheineAhnungvonder
SchönheitdesOriginals.Undwemdasal-
leszuhochwar,derfandinKarlMaysOri-
entromanen,beginnendmit„Durchdie
Wüste“,aufgeklärteKompendiendeszeit-
genössischenWissensüberdieWeltender
Muslime,ihreGlaubensgründeund-prak-
tiken,ihreKonfliktemitChristen,Juden
undJesiden(unddieMechanismenwech-
selseitigerIntoleranz),frappierendkennt-

nisreich,sympathisierendundtrotzaller
Überlegenheitsgestenverständniswillig.
AberauchüberdenHöhenkammführ-
tenwundersameWegeweiter.Rilkeetwa
entwirft1907imSonett„MohammedsBe-
rufung“jeneUrszenedichterischerOffen-
barung,diefünfJahrespäterzueinemoft
verkanntenModellseinereigenen„Duine-
serElegien“wird.ÜberdenKünstler,so
notiertRilkewährendderArbeit,müssees
„kommen,sogutwieüberMohammed
mindestens“.WährenddesErstenWelt-
kriegs,schreibenderexpressionistisch
schwärmendeKlabundunddersozialisti-
scheAktivistFriedrichWolfunabhängig
voneinanderüberMohammedalsden
VerkündereinerMenschheitsversöhnung
imZeichendesGottesfriedens.Klabunds
Mohammed-RomanlässtamEndeMo-
hammed,MoseundChristuseinanderwei-
nendindieArmesinken.Diehinreißend
sentimentaleSzeneisteinHöhe-,keinEnd-
punktderliterarischenIslamadaptionen.
Goethejedenfallshättesiegefallenkön-
nen.„WennIslamGottergebenheißt“,hat-
teerim„Divan“geschrieben,danngelte:
„ImIslamlebenundsterbenwiralle.“

Magiedes


Schreibens


AnkeBossegibtEinblickin
GoethespoetischeWerkstatt

Festtag der PoesieVor270JahrenwurdeJohannWolfgangGoethegeboren


EinemreisendenKaufmanngleich
importierterseineDichtungen
undbietetsiegefälligdar

Dass ich eins und doppelt bin


DerexotischeBaumnebendeneinheimischenArten:„Ginkgobiloba“


Elisabeth Binder:Im
PrinzipLiebe.Goethe,
MariannevonWillemer
undderWest-östliche
Divan.ReclamVerlag,
Ditzingen2019.
238S.,Abb.,24Euro.

EindeutschesBuchinislamischerAnmutung:Erstausgabedes„West-östlichenDivan“vonGoetheinderCottaischen
Buchhandlung,1819. FOTO:GOETHE-MUSEUMINDÜSSELDORF

Dochdu


wirstlieben


ElisabethBindersErzählung
vomEntstehendes„Divan“

Orient und Okzident


ZweihundertJahre„West-östlicherDivan“:„NordundWestundSüdzersplittern,


Thronebersten,Reichezittern“–WarumderIslamzurdeutschenLiteraturgehört


GoethesExzerpteausDiez’„Denkwürdig-
keitenvonAsien“. FOTO:KLASSIKSTIFTUNGWEIMAR

Mohammed,MoseundChristus
sinkeneinander
weinendindieArme

Reimewie„Erzklang-Herzbang“
durchziehenden„Divan“

AktuellistderGinkgo
als„Klimabaum“imGespräch

(^12) LITERATUR Mittwoch,28.August2019,Nr.198 DEFGH
DieseReinschriftvon„GinkgoBiloba“miteingeklebtenBlätterneigneteGoethe
MariannevonWillemerzu. FOTO:GOETHEMUSEUMDÜSSELDORF
RELEASED
neuzuverlieben.
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neuzuverlieben.BY
zeitbesteAnregung,sichinden„Divan“
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"What's
schönenExkurszuGoethealspoetischem
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Morgenmenschenein.Dochdassindklei-
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fehlt.NichtszumProsateil.Dasreligiöse
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Thema,Sonnenanbetung,Naturreligiosi-
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tät,fängtBinderimmerhinineinem
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