Handelsblatt - 28.09.2019

(Axel Boer) #1
A. Höpner, H.-P. Siebenhaar
München, Wien

D


ie jüngst zwischen Os-
ram und der Österrei-
chischen AMS verein-
barte Kooperation ist
wohl vor allem als ein
Zeichen an die Kapitalmärkte ge-
dacht. Einem Bieter – AMS will 38,50
Euro je Osram-Aktie zahlen – darf
man eben nicht so einfach die kalte
Schulter zeigen. Doch hinter den Ku-
lissen ist das Klima zwischen den bei-
den Unternehmen frostig. Das zeigt
ein Brief, den der Grazer Sensorik-
Konzern nun an Kunden beider Un-
ternehmen geschrieben hat. Der
sorgt in München derzeit für mächti-
ge Irritationen.
In dem Schreiben preisen die Ös-
terreicher den geplanten Zusammen-

schluss mit Osram an und erklären,
dieser werde „signifikanten Wert“
auch für die Kunden schaffen. Bei Os-
ram in München hält man dieses Vor-
gehen laut Industriekreisen für „ama-
teurhaft“. So einen Brief schicke man
erst raus, wenn eine Übernahme in
trockenen Tüchern sei.
Ansonsten könne so etwas kontra-
produktiv sein, heißt es. Kunden zum
Beispiel, die bei AMS und Osram ein-
kaufen, weil sie nicht von einem Lie-
feranten abhängig sein wollen, könn-
ten aufgeschreckt werden und nun
bei der Konkurrenz bestellen. Die Ös-
terreicher betonen hingegen, man
halte die Kunden regelmäßig auf dem
Laufenden – auch etwa nach Quar-
talsergebnissen.
Die Verstimmung belastet die Plä-
ne von AMS, Osram für rund vier Mil-
liarden Euro zu übernehmen. Mit

dem Angebot stach der Sensorik-Spe-
zialist die Finanzinvestoren Bain und
Carlyle aus, die mit dem Segen von
Vorstand und Aufsichtsrat 35 Euro je
Aktie geboten hatten. Doch das Ma-
nagement der Ex-Siemens-Tochter
macht keinen Hehl daraus, dass es
die Pläne von AMS skeptisch sieht.
Dennoch schloss Osram jene Koope-
rationsvereinbarung mit AMS, aller-
dings weniger aus Leidenschaft als
aus rechtlichen Gründen.
AMS hat 2018 einen Umsatz von 1,4
Milliarden Euro erzielt. Bei Osram
waren es mehr als vier Milliarden
Euro. Im Umfeld von Osram bezwei-
felten viele, dass AMS über die Ma-
nagementkapazitäten verfüge, einen
Brocken wie Osram zu integrieren,
heißt es in Industriekreisen: „Es
droht der Verlust von guten Leuten.“
Zudem gibt es in München nach wie

vor Zweifel an der Finanzierung.
AMS konnte mit UBS und HSBC zwar
prominente Kreditgeber präsentie-
ren. Doch hätte der Konzern auch
nach einer geplanten, aber noch
nicht gesicherten Kapitalerhöhung
hohe Schulden.
Angesichts dessen hatte AMS-Fi-
nanzchef Michael Wachsler-Marko-
witsch erklärt, die Integration solle in
den nächsten drei Jahren abgeschlos-
sen sein, „wobei innerhalb der ersten
18 Monate ein Großteil der Synergien
über die Bühne gehen muss“. Die Fi-
nanzierung von HSBC und UBS wer-
de zu marktüblichen Konditionen er-
folgen, hieß es im Umfeld von AMS.
Fest steht: AMS lässt sich von den
Widerständen bei Osram wenig be-
eindrucken. „Wir sind sehr zuver-
sichtlich, dass unsere Aktionäre diese
attraktive Transaktion zur Schaffung
eines führenden Anbieters für Sen-
sorlösungen und Photonik breit un-
terstützen werden“, sagte CEO Ale-
xander Everke dem Handelsblatt.

Gewerkschaft hat Zweifel


Doch nicht nur im Management bei
Osram gibt es Skepsis, auch in Arbeit-
nehmerkreisen. Dort wird etwa be-
zweifelt, ob auf Garantien der Öster-
reicher für Arbeitsplätze und Stand-
orte viel zu geben ist. Betriebsrat und
Gewerkschaft lehnen die Übernahme
deshalb bislang ab, weil die Österrei-
cher nur an Teilen von Osram inte-
ressiert sind. Bain und Carlyle hatten
dagegen zugesagt, das Unternehmen
nicht zu zerschlagen.
AMS zeigt sich dialogbereit – auch
in Richtung IG Metall. „Wir (...) haben
umfangreiche und klare Zusagen zu
den Standorten in Deutschland sowie
zur Stärkung des Standorts Regens-
burg als Teil unseres Angebots vorge-
sehen“, sagte Everke am Dienstag.
Dass ein Bündnis von Osram und
AMS strategisch sinnvoll wäre, wird
laut Industriekreisen auch in Mün-
chen nicht bezweifelt. Osram selbst
habe in den vergangenen Jahren
mehrmals ein Angebot für AMS ge-
prüft. Nach Informationen des Han-
delsblatts hatten Osram-Aufsichtsräte
auch einen „Merger of Equals“, also
eine Fusion unter Gleichen, ins Ge-
spräch gebracht. Bislang aber habe
sich AMS dafür nicht offen gezeigt.
Von der drohenden Rezession in
Deutschland lässt sich AMS bei sei-
nem Übernahmeplan nicht abschre-
cken: „Wir sehen ein schwierigeres
Marktumfeld in einigen Endmärkten.
Doch selbstverständlich basiert unser
Angebot für Osram nicht auf kurzfris-
tigen Erwägungen, sondern auf der
mittel- und langfristigen starken
Komplementarität der Unterneh-
men“, heißt es in Firmenkreisen.

Osram


Der ungeliebte


Kooperationspartner


aus Österreich


Der kaufwillige Grazer Sensorik-Konzern AMS stößt in München


auf Widerstand. Ein Kundenbrief sorgt dort für Irritationen.


Osram-Gebäude
in Regensburg:
Das Verhältnis
zu AMS ist der-
zeit frostig.

OSRAM

Wir haben


umfang-


reiche und


klare


Zusagen


zu den


Standorten in


Deutschland.


Alexander Everke
Vorstandschef AMS

;* +9&'+
9


·‰¿è±Mû¢¿·z· ėĈè ·ėz¢”z·ígM«ûĈ·”m

¶ß®p¡˜C <˜¡ pd 4p¡Í đõđ—üìđìu—õüü

Ĉí¡ Ĉ·q Fz¢ûzè]¢«qĈ·” Âèíz ÷ ¢·M·ėz·


0kž?^ .kž’£?Ï È’÷kb £X©žk í£b =’£Óž?£?…kžk£àÊ
kÏ -k£àk£ž?ϙà N’kàkà k’£ NÏk’àkÓ .ºk™àÏíž ?£
£ókÓà’à’©£Óž¬…š’X™k’àk£¿ ’k 0k’š£kžkÏ škÏ£k£ b’k
ökÓk£àš’Xk£ +?Ï?žkàkÏ í£b kà©bk£ üíÏ kökϑ
àí£… ó©£ £šk’k£ ™k££k£¿ .© ökÏbk£ Ӓk ’£ b’k
?…k ókÏÓkàüà_ ?bCÄí?àk £ókÓàžk£àk£àÓXk’bí£…k£
…kžC† ’ÏkÏ -’Ó’™©ºÏCzkÏk£ü üí àÏkzzk£¿
?àížÝ#Ïà^ .kž’£?Ï^ °Ú¿u°×¿.kºàkžNkÏ éþ°¤_
ÓXN©Ï£
7kÏ?£Óà?šàkÏ^


?º’à?š ?ϙkàÓ X?bkžø
0kškz©£^ ¼þ½ Ú¤‘é °°‘° â× Ú×
?X?bkžøLbkíàÓXk‘N©kÏÓk¿X©ž
ööö¿?X?bkžø¿bkíàÓXk‘N©kÏÓk¿X©žÝéþâ

0kž?^ .kž’£?Ï È-©Óà©zz’£ókÓàžk£àÓÉ
-©Óà©zzk N’kàk£ k’£k ¬…š’X™k’à_ +©Ïàz©š’©Ó ?íÓ
™š?ÓӒÓXk£ £ókÓàžk£àÓ ö’k ™à’k£ í£bÝ©bkÏ
£šk’k£ üí b’ókÏӒz’ü’kÏk£¿ ?Ó .ºk™àÏíž bkÏ
-©Óà©zzk ’Óà í£…kžk’£ NÏk’à í£b Ïk’Xà ó©£ ókϑ
bkÏNš’Xk£ kNk£Óž’ààkš£ ðNkÏ 'š N’Ó ’£ üí .àÏ©ž
í£b
bkšžkà?ššk£¿ ?ž’à N’kàk£ ӒX ?£ bk£ -©‘
Óà©zzžCϙàk£ ížz?£…Ïk’Xk
?£Xk£¿ £ókÓàžk£àÓ
kÏz©ÏbkÏ£ ?šškÏb’£…Ó …?£ü Óºkü’z’ÓXkÓ £©ö‘©ö¿
k££ +Ïk’ÓN’šbí£…_ £ókÓà’à’©£Óž¬…š’X™k’àk£ í£b
.àÏ?àk…’k£ ’£ b’kÓk£ Cϙàk£ í£àkϚ’k…k£ üíž 0k’š
k’…k£k£ kX?£’Óžk£¿
?àížÝ#Ïà^ .kž’£?Ï^ 避 #™à©NkÏ éþ°¤
7kÏ?£Óà?šàkÏ^


?º’à?š ?ϙkàÓ X?bkžø
0kškz©£^ ¼þ½ Ú¤‘é °°‘° â× Ú×
?X?bkžøLbkíàÓXk‘N©kÏÓk¿X©ž
ööö¿?X?bkžø¿bkíàÓXk‘N©kÏÓk¿X©žÝé°é

0kž?^ 0Ï?’£’£…Ӻϩ…Ï?žž üíž
ÈÏkk£
£kυø ’£?£Xk .ºkX’?š’ÓàÉ
ðÏ ’£?£ü’kÏkÏ_ íӒ£kÓÓ kókš©ºkÏ í£b £?šøÓàk£_
b’k ’Ïk k££à£’ÓÓk üí
Ï£kíkÏN?Ïk£
£kυ’k£ í£b

£kυ’kkzz’ü’k£ü kÏök’àkÏ£ ž¬Xàk£¿ éþ 8©Xk£
#£š’£k 0Ï?’£’£… í£b â +ÏCÓk£üà?…k ’£ kϚ’£¿ íÏӑ
ÓºÏ?Xk
£…š’ÓX¿ 7©£ bkÏ ’£?£X’?š XXÏkb’à?à’©£
…k£Xø ¼½ ükÏà’z’ü’kÏà¿
?àížÝ#Ïà^ .à?Ïà^ °¿ #™à©NkÏ éþ°¤
¼ kökÏNí£… N’Ó é׿ .kºàkžNkÏ½Ö šk£bkb k?Ï£’£…
7kÏ?£Óà?šàkÏ^

-k£kö?NškÓ X?bkžø 
0kš¿ ¤ ¼þ½âþ |p ×þp×þ é
…Ïkk£N?£™’£…LÏk£?X¿bk ©bkÏ ööö¿Ïk£?X¿bk݅kzÓ

Unternehmen & Märkte
MITTWOCH, 28. AUGUST 2019, NR. 165

22

Free download pdf