Die Hände eines Torwarts sind nicht ir-
gendwelche Hände, man erkennt das auf
Anhieb. Die Hände eines Torwarts sind
nicht zu vergleichen mit den Händen einer
Supermarktkassiererin oder einer Kellne-
rin, sie sind stets gezeichnet, manchmal so-
gar regelrecht malträtiert. An den Händen
eines Torwarts lässt sich ablesen, wie viele
Schlachten er schon geschlagen hat, das
ist besonders gut bei Nikolas Katsigiannis
auszumachen, dem Torwart des HC Erlan-
gen, den sie alle Katze nennen.
Katsigiannis, 36, fährt sich einmal
durch die vor Schweiß triefende Mähne
und spricht dann über das 29:24 (14:11) ge-
gen den TVB Stuttgart. Seine Pranken sind
ziemlich versehrt, an seiner rechten Hand
stecken drei Finger in einem Tape, an sei-
ner linken ist der kleine Finger verbunden.
Der erste Sieg im ersten Spiel der neuen
Saison, er war ein hartes Stück Arbeit, und
Katsigiannis hatte einen großen Anteil da-
zu beigetragen, dass der Auftakt ein erfolg-
reicher Auftakt wurde.
Torhüter sind eine eigene Spezies, sie
tragen ein andersfarbiges Hemd als all die
anderen, beim Handball sind sie die Einzi-
gen, die den Kreis betreten dürfen, und
weil sie stets die Letzten ihrer Mannschaft
sind, kommt ihnen eine besondere Verant-
wortung zu. Ein guter Torhüter muss ner-
venstark sein, er muss auch im Eifer des
Gefechts die Ruhe bewahren. Wenn es also
stimmt, dass ein guter Torhüter stets ein
Stoiker ist, dann ist Katsigiannis ein Para-
debeispiel für diese These. Während des
Spiels gegen Stuttgart hatte er ja sogar
noch Zeit gefunden, den Hallenboden fein
säuberlich zu wischen – obwohl sie natür-
lich auch in Erlangen ein paar Leute enga-
giert haben, die sich dieser Aufgabe anneh-
men, wenn ein Spieler gestürzt ist und
Schweißflecken auf dem Grund hinterlas-
sen hat.
So ruhig und klar Katsigiannis auf dem
Feld war, so ruhig und klar war er auch da-
nach im Gespräch. Also: Wie ist es zu erklä-
ren, dass die Mannschaft zu Beginn der
zweiten Hälfte in Windeseile einen Vor-
sprung von vier Toren aus der Hand gege-
ben hat? „Das ist der Klassiker“, sagte Kat-
sigiannis, „man sitzt in der Kabine und
sagt: Jetzt nicht vom Gas gehen – und
dann guckt man in der zweiten Halbzeit
nach zehn Minuten auf die Uhr, und es
steht unentschieden.“
Dass sich Erlangen überhaupt einen
Vorsprung von vier Toren erarbeitet hatte,
lag in erster Linie an Katsigiannis. Zu Be-
ginn des Spiels hatte Adalsteinn Eyjolfs-
son noch dem aus Gummersbach gekom-
menen Carsten Lichtlein vertraut, einem
groß gewachsenen Mann, von dem sich Er-
langens Trainer versprochen hatte, Stutt-
garts Würfe aus dem Rückraum zu ent-
schärfen. Aber: „Es wurde eher ein Spiel
für Katze, der in Nahzonen und im Eins-ge-
gen-eins sehr stark ist“, sagte Eyjolfsson
nach der Partie und klopfte sich selbst da-
für auf die Schultern, dass er die Verant-
wortung schon bald in Katsigiannis‘ Hän-
de gelegt hatte. „Es hat sofort funktio-
niert“, meinte Eyjolfsson, denn Katsigian-
nis kam, sah und parierte einen Siebenme-
ter. Dann fand Erlangen immer besser ins
Spiel und gewann schließlich souverän.
Lichtlein, 38, verfolgte die Partie nach
der Anfangsphase von der Bank aus und
zeigte, dass er auch in der Rolle des Reser-
visten einen Wert für die Mannschaft ha-
ben kann. Er trieb an, sprang immer wie-
der auf, fuchtelte mit den Armen, schrie.
Später sagte Katsigiannis: „Wir sind zwei
völlig verschiedene Typen.“ Während er,
Katsigiannis, stets versuche, die Ruhe zu
bewahren, sei Lichtlein „immer heiß“ –
und bereichere damit die Mannschaft.
Obwohl die Erlanger die beste Saison ih-
rer Geschichte hinter sich haben, hat sich
eine Menge in ihrem Kader getan. Gestan-
dene Spieler wie Christoph Steinert und Ni-
colai Theilinger sind gegangen, andere
Spieler, die sich erst beweisen müssen,
sind gekommen. Für Lichtlein, den frühe-
ren Nationaltorwart, gilt das nicht. Er
muss nichts mehr beweisen – auch wenn
es am Donnerstagabend in erster Linie Kat-
sigiannis war, der den Auftakt zu einem er-
folgreichen Auftakt machte.
sebastian leisgang
Jeden Tag muss Felix Remuta auf dem
Weg zum Training im Kunst-Turn-Forum
in Stuttgart an dieser verflixten Uhr vor-
bei. Sie zählt die Tage und Stunden zur
Weltmeisterschaft herunter. Am Dienstag
dieser Woche steht die Anzeige auf 37 Ta-
gen, und es gibt keinen Zeiger, den man
vor oder zurückdrehen könnte. Schaut er
dann zu? Oder schauen die Menschen ihm
zu? Das ist die Frage, die ihn umtreibt und
die sich bald entscheiden wird.
Die Turnhalle scheint sich neben dem
Stadion des Zweitligisten VfB Stuttgart
fast zu ducken, aber wie der Fußball ande-
re Sportarten erdrückt, das ist eine andere
Geschichte. Zumindest wenn die Weltmeis-
terschaft vom 4. bis zum 13. Oktober hier
stattfindet, dann soll das Land wieder auf
die Turnhallen blicken – und vielleicht
auch auf Remuta, 21, aus Unterhaching.
Das Zeitfenster, in dem ein Turner rich-
tig erfolgreich sein kann, ist kurz. Zwi-
schen 22 und 26 erreiche man den „Peak”,
sagt er, da sei man am besten. Vielleicht ist
das ist auch der Grund, warum er so gelas-
sen wirkt, wenn es auf die finalen Wochen
vor dem Saisonhöhepunkt zugeht. Weil die
Zeit auf seiner Seite zu sein scheint.
Remutas Karriere geht im Zeitraffer so:
Alles beginnt beim Mutter-Kind-Turnen
in Holzkirchen, schon mit fünf Jahren
turnt er für Bad Tölz. Er ist sieben, als er
oberbayerischer Meister wird. Er wechselt
nach Unterhaching, wird mit 14 zum ers-
ten Mal deutscher Meister im Sprung. „Da
hab ich mich entschieden, dass ich jetzt al-
les reinstecke. Das hat mich angefixt.“
Selten, aber manchmal sehnt er sich
weg aus der Halle, wenn er die Instagram-
Bilder seiner Freunde sieht. Das Sportlerle-
ben ist eines der Entbehrungen, gerade
dann, wenn man noch für seinen Traum
kämpft. Seine Freunde leben ein „richtiges
Studentenleben“, wie er es nennt, gehen
auf Weltreise. Er turnte zwischen schriftli-
chem und mündlichem Abitur die Jugend-
EM. „Aber es gibt einem auch viel“, sagt er.
„Ich hab es nie als Bürde gesehen.”
In zwei Wochen wird der Bundestrainer
seine Nominierung für die WM erklären,
Tabellen und Zahlenreihen zeigen, Remu-
ta weiß schon, wie das abläuft. Zweimal
war er einer von denen, die nicht ins Team
durften. Am Ende wird eine Konstellation
errechnet: fünf Turner, die zusammen
wohl die höchste Punktzahl versprechen.
Es zählt die nackte Zahlenakrobatik, da ist
der Turnsport unbarmherzig. „Wenn wir
ein Team haben, das richtig gut am Boden
ist, und es fehlt noch ein Mann, dann ist es
unwahrscheinlich, dass ich genommen
werde“, sagt Remuta.
Sein Problem: In Andreas Toba, Youngs-
ter Karim Rida und Marcel Nguyen sind
schon gute Bodenturner im Team. Die Ge-
fahr ist groß, dass er die WM wieder nur als
Zuschauer erlebt. Das könnte sich aber
schnell ändern. Denn nach Olympia hören
viele seiner Konkurrenten – Remuta
nennt sie „Freunde“ – mit dem Turnen
auf. Dann sind es die Jüngeren, die die Lü-
cke schließen müssen: Turner wie er oder
Karim Rida müssen dann dafür sorgen,
dass das deutsche Männerturnen internati-
onal nicht abgehängt wird.
Dieser Übergang, „das wird ein Pro-
blem, das wissen alle“, sagt Kurt Szilier,
der Remuta vier Monate im Jahr drei Stun-
den täglich in Unterhaching trainiert, in
Stuttgart ist er die restlichen acht Monate.
Szilier sagt: „Er muss die Hoffnung tra-
gen.“ Aber er sagt auch: „Er muss mehr als
zwei starke Geräte anbieten.“ Und das ist
Remutas zweites Problem.
In einem Team, in dem es immer mehr
Generalisten braucht, ist Remuta ein Ex-
perte. Bundestrainer Andreas Hirsch for-
mulierte nach der EM in Stettin im April ei-
nen Weckruf. An den „Schwachpunktgerä-
ten“ seien die jungen Turner keine richtige
Hilfe gewesen. „Das muss für die jungen
Leute Anlass sein, zu sagen, ich verändere
mich. Sonst komme ich nicht in diese
Mannschaftsformation.“
Remuta muss sich von dieser Kritik
durchaus angesprochen fühlen. Er ist
schnell und sprunggewaltig, am wohlsten
fühlt er sich in der Luft. Im Sprung ist er
deutscher Meister geworden, da gehört er
zu den stärksten im Land, genauso am Bo-
den. Aber er hat seine Schwäche an den Rin-
gen und am Pferd. „Die Kraftelemente lie-
gen mir nicht so.“ Gerade das Pferd ist ein
Problem, sein „Zittergerät“.
Dabei muss man Remuta auch in Schutz
nehmen, bei der EM hatte er sich mit geris-
senen Bändern durch die Übungen ge-
quält. Eine Verletzung, die ihn immer noch
beeinträchtigt. „Ich weiß nicht, ob dabei
noch mehr kaputt gegangen ist. Aber ich
wollte turnen“, sagt er. Bis Ende Juli muss-
te er danach pausieren, zwei Monate lang.
Erst seit August ist er wieder voll belast-
bar. Er kennt den Schmerz, wenn Bänder
reißen, es war sein neunter Bänderriss.
Aber eine Europameisterschaft, das sei
eben etwas Großes. Da muss man halt auf
die Zähne beißen. Denn: „Das was jetzt
kommt, das sind unsere Jahre.“ Geduld
kann sich ein junger Turner nicht erlau-
ben. „Für uns heißt es jetzt schon versu-
chen, die Älteren auszustechen.“
In der Halle legt sich über alles ein wei-
ßer Staubfilm, auch als Zuschauer muss
man sich nach dem Training das Magnesi-
um aus der Hose klopfen. Es turnen Sieben-
jährige neben ihren Vorbildern. Marcel
Nguyen, Elisabeth Seitz und Kim Bui sind
da, Turner, die 2016 in Rio de Janeiro bei
den Olympischen Spielen dabei waren. In
kaum einem anderen Sport ist sich die Zu-
kunft und die Gegenwart so nahe. Drau-
ßen an der Halle hängen ihre Gesichter auf
einem Plakat, drinnen schinden sie sich
verbissen.
Remuta fehlt noch auf dem Plakat.
Wenn es gut läuft, soll auch er bald eins die-
ser Gesichter sein. thomas gröbner
Michael Gregoritsch ging erschöpft in
Richtung Kabine, er hatte gekämpft und
war viel gelaufen, fast zehn Kilometer.
Sein Trainer Martin Schmidt lobte ihn für
seinen Anteil am 1:1 des FC Augsburg ge-
gen Union Berlin am vergangenen Wo-
chenende, er sagte: „Heute war er un-
heimlich fleißig.“ Doch es ist das Problem
an dieser Geschichte, die bis hierhin wie
eine sehr gewöhnliche klingt, dass Grego-
ritsch in diesem Sommer nicht nur kämp-
fen, laufen und fleißig sein will. Er will
auch wieder schönen Fußball spielen.
Wenn der FC Augsburg an diesem
Sonntag bei Werder Bremen antritt, dann
treffen zwei Mannschaften aufeinander,
die sehr verhalten in die neue Saison ge-
startet sind, Augsburg mit einem Punkt,
Bremen mit keinem. „Wir sind sehr, sehr
selbstbewusst und überzeugt“, hat Trai-
ner Schmidt am Freitag gesagt, aber für
diese Überzeugung mussten in den ver-
gangenen beiden Wochen zunächst drei
neue Verteidiger kommen, nach Stephan
Lichtsteiner und Tin Jedvaj in dieser Wo-
che auch noch Felix Uduokhai. Gegen Uni-
on fehlten für die letzte Überzeugung au-
ßerdem ein paar gelungene Offensivspiel-
züge, es fehlten vielleicht die besonderen
Momente des Spielmachers Gregoritsch.
„Wenn er so viel läuft, ist er manchmal
nicht in den Räumen, wo wir ihn gerne
hätten.“ Auch das hat Schmidt gesagt.
Der Österreicher Gregoritsch, 25, wäre
in diesem Sommer ganz gerne nach Bre-
men gewechselt, zum kommenden Geg-
ner also, der immer noch einen Nachfol-
ger für den früheren Nationalspieler Max
Kruse sucht, der inzwischen bei Fener-
bahce Istanbul spielt. „Klar war das inter-
essant“, sagte er in dieser Woche demki-
cker. Aber Bremen wollte nicht so viel
Geld bezahlen, wie Augsburg haben woll-
te, angeblich 15 Millionen Euro. Deshalb
sagte Gregoritsch im gleichen Interview
auch: „Die Sache ist vorbei, jetzt zählt die
Aufgabe hier.“
Über die Aufgaben, die ihn reizen, hat
allerdings in der Sommerpause auch sein
Vater gesprochen. „Bremen würde sehr
gut passen“, sagte Werner Gregoritsch,
Österreichs U21-Nationaltrainer, im Mai
demWeser-Kurier. Und er erklärte: „Mi-
chael ist ein spielender Stürmer. Er kann
Bälle durchstecken und selbst Tore erzie-
len. Ein Pressingspieler ist er nicht, das
ist nicht seine große Stärke.“ Und kommt
es nicht in Augsburg unter Schmidt im-
mer auf laufintensives Pressing an?
Gregoritsch spielt seit 2017 in Augs-
burg, in seiner ersten Saison schoss er 13
Tore und war einer der besten Spieler, in
seiner zweiten Saison traf er nur noch
sechsmal und suchte nach seiner Best-
form. In dieser Saison will er wieder bes-
ser werden, das ist nun sein ganzer Fo-
kus. Und auch sein Trainer ist sich übri-
gens sicher: „Seine feine Fußballkunst
werden wir noch zu sehen bekommen.“
Vielleicht ja schon am Sonntag. fse
Duo der Gegensätze
Beim erfolgreichen Saisonauftakt des Handball-Bundesligisten Erlangen trumpft im Tor Nikolas Katsigiannis auf, Carsten Lichtlein hilft von der Bank aus
„Das sind unsere Jahre“
Wennbald eine Turn-Generation abtritt, dann soll die Zeit des Unterhachingers Felix Remuta kommen. Der 21-Jährige hofft auf die Nominierung für die WM in Stuttgart im Oktober
Michael Gregoritsch.
FOTO: MAJA HITIJ / GETTY
von thomas hürner
M
arius Willsch nahm Fahrt
auf, in höchstem Tempo
sprintete er in den gegneri-
schen Strafraum. Eine ge-
lungene Ballmitnahme, ein
Pass in die Mitte und schließlich der Ver-
lust des Gleichgewichts. Den erlösenden
Moment des TSV 1860 München erlebte
Willsch im Sitzen, mit ausgestreckten Bei-
nen und einem recht ungläubigen Blick. Er
hatte die Vorarbeit geleistet zum Treffer
von Leon Klassen in der 77. Minute, die Lö-
wen gewannen am Freitagabend mit 1:0
beim Chemnitzer FC. Es war ein Sieg von
hoher Wichtigkeit nach zuletzt drei sieg-
losen Partien in Serie und dem negativen
Höhepunkt zuletzt bei der 1:5-Niederlage
gegen den FC Magdeburg.
Löwen-Trainer Daniel Bierofka habe je-
doch „immer gewusst“, dass sein Team ei-
ne Reaktion zeigen würde, wie er nach
dem Spiel im Interview mitMagenta Sport
sagte. Trotzdem sei natürlich auch „die Er-
leichterung da“, man dürfe sich aber kei-
nesfalls auf diesem Sieg ausruhen, denn
nur auf diese Weise ließe sich „Ruhe rein-
bringen in den Laden“.
Ruhig war es jedenfalls auch in Chem-
nitz an diesem Freitagabend. Nicht nur
weil eine Ultragruppierung die anderen
Fans zu einem Boykott des Spiel aufgefor-
dert hatte, was zu einer phasenweise ge-
spenstischen Stille im Stadion führte. Die
Heimelf spielte die meiste Zeit so, als wür-
de sie einen Vorsprung verteidigen, und
die Münchner mühten sich vergebens, Lü-
cken in der gut organisierten Defensive
des Gegners zu erspähen. Das Resultat
war ein eher träges Drittligaspiel mit weni-
gen Chancen auf beiden Seiten. 1860-Stür-
mer Sascha Mölders kam in der Anfangs-
phase zu zwei kleinen Gelegenheiten, wirk-
lich gefährliche Situationen konnte sich in
der ersten Hälfte aber keine der beiden
Mannschaften herausspielen. Es gab ei-
gentlich nur eine Ausnahme: Der Chemnit-
zer Stürmer Tarsis Bonga wurde mit ei-
nem schönen Chippass in Szene gesetzt
und wäre unbedrängt aufs Löwen-Tor zu-
gelaufen, wenn Philipp Steinhart ihn nicht
gefoult hätte. „Da kann man die rote Karte
geben“, räumte Bierofka ein. „Aber Glück
muss man sich auch erzwingen.“
Der Löwen-Trainer vollzog mal wieder
die inzwischen obligatorische Rotation in
der Innenverteidigung, diesmal aber mit
einer überraschenden Entscheidung: Der
eigentlich gesetzte Dennis Erdmann muss-
te mit einem Platz auf der Bank Vorlieb
nehmen, es begannen Kapitän Felix We-
ber und Aaron Berzel. Im Mittelfeld setzte
der Trainer auf zusätzliche Kompaktheit,
statt zuletzt zwei Akteuren mit gestalteri-
schen Fähigkeiten spielte in Efkan Beki-
roglu nur mehr einer, Timo Gebhart muss-
te nach dürftigen Leistungen in den ver-
gangenen beiden Partien draußen bleiben.
Nach nur drei Minuten in der laufenden
Saison kam Klassen zu seinem Startelfde-
büt. Und die Leistung, die der 19-jährige
Flügelspieler darbot, hinterließ bei sei-
nem Trainer einen bleibenden Eindruck,
nicht nur wegen seines Treffers. „Der Jun-
ge hat einfach Herz“, sagte Bierofka, „das
ist, was wir brauchen.“ Klassen selbst be-
schrieb seine Gemütslage als „unbe-
schreiblich, nicht in Worte zu fassen“.
Was die Löwen für den Sieg in Chemnitz
brauchten, war neben der schönen Kombi-
nation, die Klassens Treffer vorausging,
auch etwas Glück in der Schlussphase. Die
Chemnitzer kamen noch einmal zu zwei
große Torchancen. Die erste vergab Rafael
Garcia mit einem Volleyschuss im Straf-
raum (84.), bei der zweiten tauchte plötz-
lich Erik Tallig nach einem hohen Ball al-
lein vor Löwen-Torwart Hendrik Bon-
mann auf, der seine Mannschaft vor dem
Ausgleich bewahren konnte (89.).
Der beschwerliche, letztlich aber erfolg-
reiche Abend des TSV 1860 hatte sogar mit
einer erlösenden Botschaft begonnen.
Sportdirektor Günther Gorenzel wollte
vor dem Spiel zwar nicht verraten, wel-
chen Stürmer die Löwen nach langer Su-
che nun verpflichtet haben und schon gar
nicht konkrete Vertragsmodalitäten offen-
baren. Man sei aber „klar mit einem Spie-
ler“, sagte Gorenzel im Interview mitMa-
genta Sport. Die Verträge würden im Laufe
dieses Samstags unterschrieben, danach
werde man „Details dazu“ bekanntgeben.
Trainer Bierofka freute sich über „mehr
Möglichkeiten“, die sich ihm nun eröffnen
würden. Einen Namen wollte aber auch er
nicht verraten.
In der Schlussphase haben
die Münchner dann
zweimal großes Glück
Die Kunst
erkämpfen
Michael Gregoritsch will beim FCA
bleiben und zu alter Stärke finden
Mit 14 wurde er zum ersten Mal
deutscher Meister im Sprung
Sechs Neue für den HCE
Erlangens Zu-und Weggänge zur neuen Saison
Seine Schwäche hat er an
den Ringen und am Pferd
Mit Herz und Klassen
Ein 19-jähriger Flügelspieler sorgt für Erleichterung bei 1860 München, das nach drei Niederlagen in Serie mit einem am Ende
glücklichen 1:0-Sieg aus Chemnitz heimreist. Am Samstag präsentiert der Klub nach langer Suche einen neuen Stürmer
Der Boykott Chemnitzer Fans
führt zu einer phasenweise
gespenstischen Stille im Stadion
DEFGH Nr. 201, Samstag/Sonntag, 31. August/1. September 2019 HMG SPORT IN BAYERN 44a
Sport in Bayern
Fax:089/21 83-83 40
[email protected]
„Für uns heißt es jetzt schon versuchen, die Älteren auszustechen.“ – Geduld kann
sichFelix Remuta nur schwer erlauben. FOTO: TILO WIEDENSOHLER / CAMERA4 / IMAGO
Zugänge:Carsten Lichtlein (Tor, VfL Gummers-
bach), Šime Ivić (Rückraum, HC Meshkov Brest),
Tarek Marschall (Rückraum, HSG Hanau), Anto-
nio Metzner (Rückraum, VfL Lübeck-Schwartau),
Quentin Minel (Rückraum, Chambéry Savoie HB),
Sebastian Firnhaber (Kreis, THW Kiel).
Weggänge:Michael Haßferter (Tor, HSG Kon-
stanz), Gorazd Skof (Tor, SC Kelag Ferlach), Domi-
nik Mappes (Rückraum, Eulen Ludwigshafen), An-
dreas Schröder (Rückraum, HSC 2000 Coburg),
Christoph Steinert (Rückraum, SC Magdeburg),
Nicolai Theilinger (Rückraum, Frisch Auf Göppin-
gen), Sergej Gorpishin (Kreis, Vardar Skopje), Jo-
nas Thümmler (Kreis, HC Elbflorenz Dresden).
Tat den Chemnitzern in jeder Hinsicht weh: Leon Klassen (hier bei der eher rustikalen Grätsche gegen Pascal Itter)
erzielte den Siegtreffer für 1860 München. FOTO: ROBERT MICHAEL / DPA
„Immer heiß“: Der neue Torwart Carsten Lichtlein hilft der Erlanger Mannschaft
mit seinerPräsenz, auch wenn er nicht spielt. FOTO: ZINK / IMAGO