praktischen Gründen nicht von heute auf
morgen in den täglichen Praxisablauf in-
tegriert werden«, heißt es dort. Andere
Elemente stünden noch aus.
Doch selbst Patientenvertreter sind
nicht begeistert. In einer Bundestags-Stel-
lungnahme schreibt der Verbraucherzen-
trale Bundesverband: »Lediglich Sympto-
me, etwa lange Wartezeiten auf einen
Arzttermin, werden angegangen. Es fehlt
ein nachvollziehbares Gesamtkonzept.«
Vor allem das Grundproblem tückischer
ökonomischer Anreize bleibt bestehen: Für
die Behandlung von gesetzlich Versicherten
steht den Ärzten pro Quartal nur ein be-
grenztes Budget bei einer Maximalzahl von
Patienten zur Verfügung. Sobald das aus-
geschöpft ist oder sie mehr Kranke behan-
deln als vorgesehen, müssen sie dafür um
ihre Bezahlung fürchten – abgesehen vom
Honorarplus, das Spahn jetzt verspricht.
Kümmern sich Ärzte dagegen um Privat -
patienten, können sie jede einzelne Leis-
tung in Rechnung stellen – und dafür mehr
Geld verlangen als für die Versicherten
von AOK, Barmer und Co. Dieses Prinzip
üppiger Vergütung führt dazu, dass Privat-
patienten bei Ärzten so beliebt sind.
Stephanie Moore rechnet das vor.
»Hier sehe ich das sofort«, sagt sie und
deutet auf das Abrechnungsprogramm auf
ihrem Bildschirm. Wenn sie einen Privat-
patienten länger als zehn Minuten über
eine Krankheit aufklärt, darf sie dafür
rund 20 Euro in Rechnung stellen, je nach
Länge des Gesprächs und Fall sogar
40 Euro. Untersucht sie die Lunge oder
das Herz, kann sie weitere 10 bis 20 Euro
abrechnen. Jedes Mal, wenn der Patient
erscheint.
Für die Versorgung eines 50-jährigen ge-
setzlich Versicherten bekommt sie von der
Kasse pro Quartal eine Pauschale von ein-
malig rund 30 Euro – ganz egal, wie oft der
Patient im Wartezimmer sitzt. Längere Ge-
spräche über zehn Minuten werden zwar mit
knapp 10 Euro vergütet, das darf die Ärztin
aber nur für höchstens die Hälfte ihrer Pa-
tienten abrechnen, so sieht es eine Vorgabe
vor. »Die Honorare für die Privatpatienten
halten eine Praxis am Leben«, sagt Moore.
Über die Frage, ob die beiden grundver-
schiedenen Honorarsysteme angeglichen
werden sollten, konnten sich Union und
SPD nicht einigen. Sie lagerten das Thema
in eine Expertenrunde aus. Wissenschaft-
ler sollen bis Jahresende Vorschläge er -
arbeiten. Ob die umgesetzt werden, wol-
len Union und SPD später entscheiden.
Schließlich weiß niemand, wie lange die
Koalition noch hält.
Selbst gleiche Honorare könnten das
Terminproblem aber nicht vollends lösen,
denn in vielen Dörfern mangelt es schlicht
an Ärzten. Auf dem Land erleben Patien-
ten schon heute, dass die Servicestellen
oft nicht schnell genug mit Terminen beim
Rheumatologen weiterhelfen können.
Auch Privatpatienten müssen daher Ge-
duld mitbringen. Über alle Arztgruppen
hinweg müssen sie heute länger auf Ter-
mine warten als je zuvor. Harrten vor zehn
Jahren nur 5 Prozent der Privatpatienten
länger als drei Wochen aus, so sind es mitt-
lerweile 12 Prozent. Bei den gesetzlich Ver-
sicherten sind es mit 15 Prozent nur un -
wesentlich mehr.
»Wir machen Versorgung gerechter«,
wirbt Spahns Ministerium im Internet für
das neue Gesetz. In diesem Sinne wäre
das Ziel vielleicht bald erreicht.
Cornelia Schmergal
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»Die Honorare für
die Privatpatienten
halten eine
Praxis am Leben.«