Süddeutsche Zeitung Magazin - #35 - 30.08.2019

(Brent) #1

versuchte, gleich gar nicht. Vermutlich wa­
ren meine Fragesatzkonstruktionen nicht
immer ganz korrekt, ziemlich sicher
stimmte auch manchmal mit demSubjonctif
etwas nicht. Manchmal verzogen die Ange­
sprochenen das Gesicht, als würde ich gera­
de mit einem Vorschlaghammer ihre schö­
ne Sprache verbeulen. Was blieb, war die
merkwürdige Mischung aus Bewunderung
und Enttäuschung, von der auch die Teil­
nehmer des Ostkunst­Festivals im Schlacht­
hof La Villette damals berichtet hatten. Es
war im Prinzip die Gefühlslage, die jeder
kennt, der von der berühmten franzö­
sischen Küche gehört hat und dann beim
Centre Pompidou einen Croque­Monsieur
vorgesetzt bekommt, der die Frage rechtfer­
tigt, ob dies nicht eher das Land mit dem
schlimmsten Essen der Welt ist. Die einzig
sinnvolle Antwort auf dieses im Grunde ja
ganz banale Touristenelend ist eigentlich
die, die Flake Lorenz und Paul Landers von
Rammstein gegeben haben: Heimfahren,
an sich arbeiten, neuen Versuch wagen.
Vielleicht waren die Neunziger schlicht
noch nicht der richtige Zeitpunkt, um wirk­
lich zusammenzukommen. Vielleicht bil­
deten sich die Franzosen damals noch ein


bisschen viel ein auf die bröckelnde Welt­
geltung ihrer Sprache, und vielleicht war
ich damals wirklich noch nicht reif genug
dafür. Aber wie das oft so ist, wenn über­
zogene Erwartungen auf kühle Zurück­
weisung treffen: Dann ist erst die Stimmung
getrübt, aber irgendwann taucht auf der
anderen Straßenseite jemand auf, der eben­
falls ganz attraktiv ist.
Wenn man nämlich an der Atlantikküste
einfach immer weiter hinunterfährt, kommt
nach dem etwas steifbeinigen Biarritz
irgendwann die sehr aufregende Stadt San
Sebastián, wo die Menschen in wüst schnat­
ternden Trauben vor den Lokalen stehen
und auch jemanden, der bisher kein ein­
ziges Wort Spanisch gesprochen hat, begeis­
tert in ihre Mitte nehmen, bis es längst
schon wieder hell ist. An exotischen Reizen
fehlte es auch ihrer Sprache nicht: Diese
Leute malten manchmal hübsche kleine
Mittelmeerwellen über ihr N, und die
Frage­ wie die Ausrufezeichen machten
Kopfstand vor den Sätzen. Dafür schrieben
sie aber alles so, wie es gesprochen wurde,
und umgedreht. Das Beste daran: Wer das
einmal gelernt hatte, konnte nicht nur in
einem der faszinierendsten, schönsten und

kommunikativsten Länder Europas jeder­
zeit mit jedem dicke Freundschaften schlie­
ßen, sondern auch in Südamerika, in Mittel­
amerika und in Nordamerika. In Nord­
amerika übrigens nicht nur wegen Mexiko,
sondern weil in den USA Spanisch dem
Englischen als meistgesprochene Sprache
an vielen Orten schon den Rang abgelaufen
hat. Französisch sprechen sie dort hingegen
heute nicht mal mehr in Louisiana, wo zwar
viele noch französische Nachnamen haben,
aber meistens nicht mehr als das Wort
Entréedraufhaben, was für sie dann aller­
dings nicht Vorspeise heißt, sondern Haupt­
gang. Die paar Kanadier, die rund um Mon­
treal Französisch reden, haben wiederum
offensichtlich einen Akzent dabei, der im
Mutterland zutiefst beargwöhnt wird.
Ansonsten konnte man mit der Sprache,
abgesehen von ein paar Ferieninseln für
schnorchelnde Milliardäre in der Karibik,
vor allem Länder bereisen, die der franzö­
sische Kolonialismus in einem Zustand
wirtschaftlicher Not und/oder endloser
Bürgerkriege hinterlassen hatte.
Entonces ... ¡Adiós, señoras y señores franceses!
Die Rechnung war dermaßen einfach,
dass ich ungefähr zwei Jahrzehnte lang fast

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