Schon Wilhelm Busch dichtete einst – nicht
ganz ernst gemeint: »Man zapfet aus der
Birke sehr angenehmen Wein, / man reibt
sich, dass es wirke, die Glatze damit ein .«
Gemeint ist damit eine als Birkensaft oder
Birkenwasser bekannte klare, farblose
Flüssigkeit. Von März bis Mai wird dieser Saft
insbesondere aus der Hängebirke gewonnen.
Ähnlich wie Ahornsaft, aus dem Ahornsirup
hergestellt wird, gewinnt man Birkenwasser
durch Anbohren des Stammes. Dies ist
nur möglich, bis der Baum seine Blätter
vollständig ausgebildet hat. Tatsächlich lässt
sich der Saft zu Wein weiterverarbeiten.
Industriell hergestellt wird er allerdings nur
noch in Osteuropa. In der Heilkunde findet
Birkenwasser unter anderem bei Gicht und
Rheumatismus Anwendung. Auch gegen
Nieren- und Blasenleiden wird es eingesetzt.
Als natürliches Haarshampoo soll der
Saft unter anderem gegen Schuppen helfen.
Dass er auch bei Haarausfall wirkt, ist
dagegen medizinisch nicht belegt.
Natürliches Pflegemittel –
Birkenwasser
»Es wächst wohl auf der Heide und in des Waldes Raum
ein Baum zu Nutz und Freude, genannt der Birkenbaum.«
Wilhelm Busch, 1832–1908
auch im Brauchtum. Am ersten Mai
oder an dessen Vorabend werden
in vielen Regionen Deutschlands
Maibäume errichtet. Dabei handelt
es sich häufig um sehr unterschied-
liche Traditionen. Im Rheinland
werden die Maibäume aus Birken-
stämmen hergestellt. Entweder wird
der Stamm jedes Jahr neu geschla-
gen, oder ein alter Baum wird schön
herausgeputzt. Mit Girlanden,
Tannengrün und Krepp wird der
meist geschälte Stamm geschmückt.
Häufig wird die gerade zu voller
Blüte erwachte Birke mythologisch
mit einer Jungfrau gleichgesetzt.
Symbolhaft stehen die Maibäume
für Fruchtbarkeit und die Wieder-
belebung der Natur nach dem kalten
Winter. Unter dem geschmückten
Stamm wird dann fröhlich in den
Mai getanzt.
So bleibt die Birke, was sie immer
schon war: Ein glänzendes Zeichen
für den Frühling.
Landzauber — 105