152 Ratgeber 9/2019
ls ich ihr den grauen Haar-
schopf aus der Stirn strei-
che, senkt sie anmutig den
Kopf. Ich lege meine Arme um ihren
Hals, berühre ihre großen Ohren
und wunderbar weichen Lippen.
Sie genießt es, wie ich ihren Nacken
massiere und ihr weiches Fell
streichle. Sie heißt Macumba! Mit
ihr werde ich die nächsten fünf
Tage verbringen.
Schuld war eigentlich ein Schweizer
Ehepaar. Wir übernachteten damals
eher zufällig in der südfranzösischen
Bergregion Cevennen, in einer Un-
terkunft für Wanderer, in der alle
Gäste gemeinsam zu Abend essen.
Dabei erzählte das Paar von dem
liebenswerten Esel, mit dem sie ge-
rade wanderten. Er habe, so erklär-
ten sie, letztlich immer recht, wenn
er sich einmal weigere weiterzuge-
hen. Man finde immer einen
Grund: mal einen verdrehten Gurt
des Packsattels, mal ein Steinchen
in einem Huf. Vielleicht hätten wir
das Gespräch wieder vergessen,
aber dann las meine Frau Ricarda
einen begeisterten Artikel im Alpen-
vereinsheft und für uns gab es kein
Halten mehr! Für unseren Plan ge-
wannen wir noch meine Schwester
Ulrike und Meg, eine Jugendfreun-
din, und flogen mit ihnen nach
Südfrankreich.
Striegeln und Hufe
auskratzen
Heute geht es endlich los. In dem
malerischen Dörfchen Castagnols
lassen wir uns zwei Stunden alles
über das Seelenleben von Eseln er-
klären: mit welchen Stricken und
Ein tierisches
Wanderabenteuer
MIT DEM ESEL DURCH SÜDFRANKREICH
Auf den Spuren des
schottischen Schriftstellers
Robert Louis Stevenson
wanderte Bernd Meyer
mit drei Gleichgesinnten
und zwei Eseldamen
durch die Cevennen.
Dabei hat er die
manchmal eigenwilligen
Tiere fest in sein Herz
geschlossen