Living at Home - September 2019

(Elliott) #1
ommerhaus. Eine Faszination liegt in
diesem Wort, für Christina Holm und
ihre Freunde in Kopenhagen immer
wieder ein abendfüllendes Gesprächs-
thema. Alle träumten davon. Tatsäch-
lich hatte sich Kopenhagen verändert: Früher wohnten
die Familien außerhalb und fuhren zum Arbeiten in die
Stadt; inzwischen ziehen sie gleich in die City – und leg-
ten sich irgendwann ein Häuschen am Meer fürs Wochen-
ende zu. Praktischer, als bei jeder Rushhour im Stau zu
stehen, aber ein teures Vergnügen, war Christina überzeugt.
Weshalb sie und ihr Mann Kim nach einem Schrebergarten
in der Nähe schauten und – als Freunde eine Parzelle ver-
kauften – sogar ein paar Wochen lang ausprobierten, wie
sich das viele Grün so anfühlte. „Die ständige Garten-
arbeit wurde uns etwas viel, und letztlich
hätte man nur von April bis Oktober einen Ort
zum Abschalten“, resümiert Christina. „Bei
einer Kosten-Nutzen-Analyse kam ein Som-
merhaus einfach besser weg.“ Während der Früh-
jahrsferien ging die Familie im dänischen Nordseeland auf
Besichtigungstour. „Ein Häuschen in Smidstrup ging uns
einfach nicht mehr aus dem Kopf“, erzählt die Dänin. Ob-
wohl der große Garten schon wieder jede Menge Arbeit
versprach. „Ein wichtiges Pro-Argument allerdings war,
dass wir nur ungefähr eine Stunde dorthin fahren.“
Das Haus von 1973 wurde ohne Möbel verkauft, was
für ein dänisches Sommerhaus eher ungewöhnlich ist.
Für Christina und Kim war es ideal, weil sie den Räumen
lieber ihren eigenen Stil geben wollten. Der Minimalis-

S


mus, den sie wählten, war gewollt, weil wenige Stücke
ruhiger wirken als ein überladenes Interieur. Andererseits
kosten Neuanschaffungen eben auch Geld. Ein paar
Stücke zogen Christina und Kim aus ihrem Kopenhage-
ner Zuhause ab, einige Dinge – wie den Safari-Stuhl mit
Lederbezug von Kaare Klint – liehen sie von Freunden,
bei denen er doch nur im Keller stand. Den Esstisch aus
herrlichen alten Dielen überließen ihnen Nachbarn im
Tausch gegen die Aussicht, das Häuschen ebenfalls im-
mer mal wieder nutzen zu dürfen. „Ich war in den Wochen
nach dem Kauf auch viel auf Flohmärkten in der Umge-
bung von Smidstrup unterwegs“, sagt Christina. „Man
bekommt dort vieles, was sich seine Patina in der Gegend
verdient hat. Dinge mit Lokalkolorit und Geschichte, die
zu unserem Häuschen passen.“ Die Einrichtung speiste
sich also aus sehr unterschiedlichen Quellen. Dass sie
dennoch sehr harmonisch wirkt, liegt daran,
dass die Auswahl einer klaren Linie folgte:
natürliche Materialien und Töne, gemixt mit
neutralem Weiß und Schwarz, was die Mi-
schung noch moderner wirken lässt. Tatsächlich
orientierte sich Christina damit auch stark an der Traditi-
on skandinavischer Sommerhäuser, in denen man gerade
durch die Einfachheit das Leben nah an der Natur in den
Vordergrund stellt. Darauf versteht sich das Häuschen
ohnehin meisterlich: Durch den Wintergarten und die
großen Fenster scheinen die Grenzen zwischen innen und
außen zu verschwimmen. Damit ist natürlich auch der
Garten immer im Blick – „und die Arbeit, die damit ver-
bunden ist“, lacht Christina.


  1. Wohnzimmer

  2. Küche

  3. Wintergarten

  4. Terrasse

  5. Schlafzimmer

  6. Kinderzimmer

  7. B a d


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GRUNDRISS: LISA ROSKAMP

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