B
ei der Untersuchung des
Baums fiel mir als erstes der
umgekehrt sich verjüngende
Stamm auf. Die Basis ist im
Vergleich zu dem ziemlich
mächtigen oberen Bereich relativ
dünn. Der Stamm selbst besitzt
nur wenig Bewegung. In den Be-
reichen, in denen einst alte Äste
gewachsen sind, hat die Lebens-
ader diese zusammengedrückt
und zeigt ein interessantes Dicken-
wachstum. So wird der groben Eibe
Bewegung verliehen. Um das Rätsel der
Gestaltung der Eibe zu lösen, sollte man unkon-
ventionell denken. Irgendwo in diesem massiven
Block muss eine Bewegung versteckt sein, von der
aus ich arbeiten kann. Noch muss man sich keine
Gedanken über die Verzweigung machen, die
Konzentration auf den Stamm steht im Vorder-
grund. Deswegen neigte ich den Baum extrem zu
einer Seite hin und entdeckte dabei, dass in ihm
das Potential für eine Kaskade schlum-
mert.
Mit Hilfe einer Kiste wurde der Baum
in seiner Position fixiert. Dann konnte
mit der Arbeit begonnen werden. Nun
fallen alle Äste auf eine Seite. Es gibt ge-
nügend, um eine Auswahl zu treffen. Ein
weiterer positiver Aspekt ist, dass
die umgekehrte Verjüngung des
Stamms weniger störend wirkt.
Die Bewegung des Stamms geht
nach oben und kommt nach einer
extremen Biegung wieder nach unten,
Das kreative Genie, Ryan Neil, stellt Bonsai
auf den Kopf
Text und Fotos: Farrand Bloch
Sie können Ryan Neil fast jede Art von Material geben - ihm wird es gelingen,
etwas ganz Besonderes daraus zu gestalten. In diesem Fall wird Ryan mit
einer sehr groben Eibe konfrontiert, die ausschließlich aus Fehlern zu be-
stehen scheint. Ryans kreative Augen sehen die Möglichkeiten und nach nur
wenigen Stunden Arbeit schafft er es, dass sich die lebenden Bereiche mit den
Totholzpartien in sehr ausdrucks-
voller Weise miteinander
verbinden.
Auf die Kante
Der Baum wurde gesponsert
von:
28 MEISTERKLASSE Bonsai Focus