interview: caspar busse
und vivien timmler
Z
um Gespräch empfängt Manfred
Schwabl im Biergarten, direkt neben
dem Stadion der Spielvereinigung
Unterhaching. Immer wieder kommt je-
mand vorbei und grüßt den „Manni“. Den
ehemaligen Fußballprofi und Nationalspie-
ler kennt hier jeder. Seit 2012 ist Schwabl
Präsident des Vereins, der vor 20 Jahren so-
gar mal in der ersten Bundesliga spielte, in-
zwischen leitet der 53-Jährige auch die Pro-
fiabteilung. Gerade erst hat Schwabl den
Drittligisten aus dem Vorort im Münchner
Süden an die Börse gebracht. Gleich am ers-
ten Tag ist der Aktienkurs deutlich gestie-
gen. Schwabl kennt sich aus mit Geld – und
redet sich auch gerne mal in Rage.
SZ: Herr Schwabl, reden wir über Geld. Sie
haben gerade den Börsengang hinter
sich, zwölf Millionen Euro wollten Sie da-
mit einnehmen. Das ist doch heute im Fuß-
ball keine Summe mehr, oder?
Manfred Schwabl: Für uns schon. Wir wol-
len das Geld ja nicht für teure Spieler ausge-
ben, sondern mit in die Infrastruktur und
in die Nachwuchsarbeit investieren. Bei
uns kommt jeder zweite Spieler aus dem ei-
genen Nachwuchs. Das gibt es sonst nicht
im deutschen Profifußball. Und dann
musst du halt irgendwas anders machen
als der Rest.
Anders machen heißt: kein Großinvestor
wie einen Scheich.
Für mich der komplette Irrweg im deut-
schen Fußball. Du kannst doch nicht einen
reinnehmen, und der darf aufgrund der
50+1-Regel nicht mitentscheiden. So ei-
nen will ich gar nicht anreden, da musst du
dich ja schämen. Das hat für mich mit wirt-
schaftlicher Zusammenarbeit auf Augen-
höhe überhaupt nichts zu tun.
Seit Borussia Dortmund im Jahr 2000 hat
sich kein deutscher Fußballklub mehr an
die Börse getraut.
Was bringt es mir, auf andere zu schauen?
Ich habe jedenfalls kein Gesetz gefunden,
laut dem ein Drittligist nicht an die Börse
gehen darf. Und die andere Option wären
weitere Schulden gewesen. Die meisten
Profivereine in der dritten Liga machen ja
Schulden ohne Ende. Das kommt für mich
nicht infrage, irgendwann fällt dir das auf
die Füße. Die angestrebten zwölf Millio-
nen Euro würden uns jetzt erst mal für
zwei, drei Jahre reichen.
Vorausgesetzt, Sie schaffen den Aufstieg
in die zweite Liga.
Wir wären in der zweiten Liga an der Son-
ne. Jetzt bekommen wir eine Million Euro
Fernsehgeld, in der zweiten Liga werden
im Schnitt 15 Millionen an die Vereine aus-
bezahlt. Damit kann man viel machen – au-
ßer, wir fangen das Spinnen an. Dann ge-
hörst du aber auch wieder in die Hölle.
Aber ich habe ja selbst ein großes Aktienpa-
ket, deshalb habe ich höchstes Interesse
daran, dass nichts schiefgeht.
Wie hoch ist Ihr Anteil?
Ich hab Unterhaching seit 2012 finanziell
gestützt, sonst gäbe es den Verein in der jet-
zigen Form nicht mehr.
700000 Euro haben Sie investiert, sagt
man.
Genau, das ist die offizielle Zahl.
Und die inoffizielle?
Die ist wesentlich höher, aber das ist auch
egal. Eigentlich geht es jetzt erst richtig los,
wir sind so wie ein Start-up. Und ich bin
Präsident, Geschäftsführer der KGaA, In-
vestor und auch Sportdirektor.
Eine durchaus heikle Konstellation.
Ja, aber das habe ich den Mitgliedern auch
so deutlich gesagt. Ich hab gesagt, wenn
ihr mich wiederwählt, und ich wandele
meine Gelder in Aktien um, dann kann ich
hier walten, wie ich will. Also rein theore-
tisch. Tja, und dann hab ich 100 Prozent
der Stimmen gekriegt.
Woher hatten Sie das Geld, um hier zu in-
vestieren?
Ich war auch mal Fußballer, oder? Und so
richtig hatte ich auch keine Wahl. Ich bin
hier Präsident geworden, und kurz drauf
hat es geheißen, wenn wir jetzt nicht
700 000 Euro reinschießen, bekommen
wir keine Lizenz. Außer mir hat sich keiner
gefunden, also habe ich es selber gemacht.
Das Geld wollten Sie nicht anders anle-
gen? Immobilien, Altersvorsorge?
Ich habe Immobilien in Holzkirchen, die
werden ja auch nicht weniger wert. Das se-
he ich komplett relaxed. Ich will auch nicht
unbedingt der Reichste auf dem Friedhof
in Holzkirchen sein. Mit fremdem Geld
kann man sich immer schön wichtig ma-
chen, das macht Spaß, wie in der Politik oft
zu sehen. Aber wenn es an den eigenen
Geldbeutel geht, dann haben die meisten
plötzlich keine Zeit.
Sie haben bei Bayern, 1860 München und
Nürnberg gespielt – den größten Konkur-
renten. Wie kam das?
Ich habe bei Bayern angefangen, da wurde
ich mit elf entdeckt. Als ich 18 war, hatten
die eine Topmannschaft mit Udo Lattek als
Trainer. Da bin ich dann lieber nach Nürn-
berg, um auch zum Spielen zu kommen.
Aber das war nur eine Art Ausleihe, und als
ich dann Nationalspieler wurde, hat mich
Bayern zurückgeholt. Irgendwann bin ich
dann doch wieder nach Nürnberg und
dann zu 1860.
Also gab’s nie Probleme? Auch nicht mit
den 1860-Fans?
Ich hab im ersten Training meine erste
Grätsche ausgepackt, beim ersten Spiel di-
rekt Vollgas gegeben und dann war ich mit-
tendrin. Wenn du natürlich als Ex-Bayern-
Spieler mit deinem Rollkoffer in der Hand
ankommst und dich wichtig machst, dann
brauchst du nicht zu 1860 gehen.
Wo haben Sie am meisten verdient?
Das wäre in Italien gewesen, am Ende mei-
ner Karriere.
Wäre?
Ich habe den Vertrag nach sechs Wochen
ohne Zahlung zurückgegeben, weil ich
Heimweh hatte. Kein einziges Spiel habe
ich gemacht. Ging einfach nicht.
Auf wie viel haben Sie verzichtet?
Eine Million Euro netto war es schon.
Und alles nur wegen Heimweh?
Ich bin ja mein Leben lang nie aus dem Kö-
nigreich Bayern rausgegangen. Ich bin in
Holzkirchen geboren, meine Frau kommt
aus der Nähe, die ganze Familie ist da.
Nürnberg war damals schon wie eine Welt-
reise für mich. Ich hätte auch nach Köln ge-
hen können, nach Dortmund, nach Bo-
chum ... da hatte ich überall Anfragen. Aber
ich bin lieber hiergeblieben. Und als dann
bei 1860 Schluss war, kam ein Angebot aus
Italien. Ich bin ja eh ein Nudelfan, und da
habe ich mir gedacht, das machst du.
Italien ist ja gefühlt auch nicht ganz so
weit wie Köln.
Beim Runterfliegen habe ich dann in so ein
Deutsch-Italienisch-Wörterbuch reinge-
schaut und gemerkt: Oh, null Motivation.
Aber die haben sich alle so auf mich ge-
freut, und da habe ich dann letztendlich
bei Treviso unterschrieben, 25 Kilometer
entfernt von Venedig, also nicht irgendwo
in Kalabrien, sondern der naheliegendste
Verein zu Holzkirchen.
Ist doch eine schöne Ecke.
Aber da hat keiner Deutsch gesprochen! Es
gab keine deutsche Zeitung, kein deut-
sches Fernsehen ... und die ganze Familie
in Holzkirchen. „Brauchst du das jetzt
noch“, hab ich mich gefragt. Und dann bin
ich den Supermarkt, habe mir ein paar Fla-
schen Traunsteiner Weißbier gekauft, mir
die reingestellt und gesagt: „Arrivederci.“
Am nächsten Tag habe ich den Spielerbera-
ter angerufen und gesagt: Ich hör auf mit
Fußball, es gibt Wichtigeres im Leben.
Und dann zurück nach Holzkirchen.
Ja, ich wollte mit dem Fußball erst mal
nichts mehr zu tun haben. Irgendwie hab
ich mich dann aber doch überreden lassen,
die E-Jugend in Holzkirchen zu trainieren,
wo mein Sohn damals war. Aber das war
nicht mein Ding, ich hätte auch niemals ei-
nen Trainerschein gemacht. Die Jugend in
Holzkirchen zu trainieren, das war Höchst-
strafe für mich. Die haben mich so genervt,
die Jungs. Management, das hat mich
schon mehr interessiert.
Sie waren dann zunächst auch unterneh-
merisch aktiv.
Ja, das ist wieder das gleiche Thema: Die
Dinge, die eigentlich nicht gehen, die ha-
ben mich schon immer gereizt. Ich hab da-
mals eine Firma übernommen, die über-
schuldet war. Ich hätte eigentlich sofort In-
solvenz anmelden müssen. Nein, eigent-
lich hätte ich die gar nicht übernehmen
dürfen. Fragen Sie mich nicht, warum,
aber das hat mich halt gereizt.
Das Ganze hatte ein gerichtliches Nach-
spiel, Sie wurden wegen Insolvenzver-
schleppung verurteilt.
Stimmt, und weiter?
War das nicht unangenehm?
Warum soll das unangenehm gewesen
sein? Wenn ich auf dem Papier Geschäfts-
führer bin, dann muss ich, wenn etwas
schiefläuft, auch den Kopf dafür hinhal-
ten. Die Frage ist ja immer, ob man etwas
vorsätzlich macht. Wenn das der Fall wäre,
muss man zweifeln. Aber doch nicht, wenn
man sein Herz in die Hand nimmt und Voll-
gas gibt.
Unterhaching ist ja bislang eher für seine
Wohlfühl-Atmosphäre bekannt. Ist das
noch möglich, wenn man an der Börse ist?
Außerhalb vom Platz gibt es die Wohlfühl-
Oase. Das stimmt.
Auf dem Platz nicht?
Na ja, dann könnten wir ja gleich einen
Streichelzoo draus machen oder eine Wal-
dorfschule. Bislang war Haching mit dem
Tempo eines Bobbycars unterwegs. Jetzt
steigen wir in die bayerische Oberland-
bahn ein, die fährt zufällig auch von mei-
nem Heimatort Holzkirchen weg. Das ist
ein Zug, der eher langsam losfährt. Am
Hauptbahnhof aber wartet in Kürze der
ICE. Und da fängt es langsam an, Spaß zu
machen.
Vorher hat Ihnen der Job keinen Spaß ge-
macht?
Vorher war es teilweise schon brutal. Das
war ja eher Mangelverwaltung und Hara-
kiri.
Angenommen, Sie schaffen den Aufstieg.
Was muss sich dann verändern?
Wir ändern jetzt schon nach und nach die
wichtigen Dinge, ich warte doch nicht, bis
wir aufsteigen. Wir investieren grad schon
in das Stadion, Überdachung und Flutlicht
stehen an. Den schönsten Biergarten ha-
ben wir jetzt schon, vor allem den mit dem
kürzesten Weg auf die Tribüne.
Die Gehälter und Ablösesummen sind
schon andere als in der dritten Liga.
Und wenn schon. Ich finde immer zwanzig
Spieler, die Bock haben, für Haching zu
spielen.
Heute wird teilweise schon um Elfjährige
gebuhlt, mit 14 ziehen viele Talente von zu
Hause aus und ins Internat.
Das ist schon Wahnsinn. Das müssten ei-
gentlich komplette Ausnahmefälle sein,
dass man einen 14-Jährigen von zu Hause
aus dem sozialen Umfeld rausholt, damit
er bei einem anderen Verein Fußball spielt.
Das ist doch nicht gut für die Jungs. Oder
wenn die Mamas die Tasche hinterhertra-
gen oder sie mit Rollkoffer kommen – da
könnte ich komplett austicken.
Gegen Rollkoffer haben Sie echt was.
Katastrophe. Rollkoffer sind für mich im
Fußball ein Zeichen von Überheblichkeit.
Rollkoffer und Kopfhörer, das ist Champi-
ons League. Aber doch nicht in einer U 11
oder U 13 oder selbst in der dritten Liga.
Sammeln Sie auch Handys ein?
Nein, das nicht. Aber Zeugnisse. Ich kenne
jedes Zeugnis von jedem Jugendspieler. In
Lernfächern gibt’s für mich keinen Grund,
schlecht zu sein. Das ist Faulheit oder Des-
interesse. Größten Wert lege ich aber auf
das soziale Verhalten. Und wenn das nicht
passt, gibt es richtig Ärger.
Das heißt konkret?
Erst ein persönliches Gespräch und dann
Trainingsverbot. Und wenn kein Training,
dann auch kein Spiel. Und wenn die Mama
anruft und sich beschwert, weil ja alles so
ungerecht ist, dann verlängern wir das um
vier Wochen. Die Jungs müssen nicht alle
Einserschüler sein, aber der rote Faden
muss passen. Demut hat im Leben noch
niemandem geschadet.
Und wie merken Sie, dass das nicht passt?
Da hab ich brutale Antennen. Vor allem, ob
die nur den Präsidenten und den Trainer
grüßen, oder auch die Putzfrau. Wenn man
das ein Mal nicht macht, geschenkt. Aber
wenn das häufiger vorkommt, dann gibt es
auch viele andere Vereine.
Gibt es bei Ihnen auch Probleme mit den
sozialen Medien?
Bei uns sagt keiner per Whatsapp das Trai-
ning ab. Entweder man ruft an oder fehlt
halt unentschuldigt. Ich habe auch noch
nie bei Facebook reingeschaut. Wenn einer
was sagen will, dann kann er in mein Büro
kommen, und wir können reden.
Noch so einer, der wenig von sozialen Me-
dien hält, ist Uli Hoeneß. Ist er ein Vorbild
für Sie?
Ich bin schon ein bisschen Hoeneß-ange-
haucht, ganz klar. Dem ist die Nähe zur
Mannschaft immer wichtig gewesen. Ich
spiele auch mit meinen Jungs Karten im
Bus, nach den Auswärtsspielen, da musst
du dabei sein, da merkst du die Enttäu-
schung der Spieler, die nicht gespielt ha-
ben. Ich bin ja froh, dass bei uns noch Schaf-
kopf gespielt wird und nicht alle nur in ihre
Handys reinschauen.
Und wann steigen Sie jetzt in die zweite Li-
ga auf? Dürfen Sie das aus Ad-hoc-Grün-
den sagen?
Das kann zwei Jahre dauern, das kann aber
auch länger dauern. Das weißt du im Sport
ja nie. Ich werde jedenfalls so lange keine
Ruhe geben, bis wir es geschafft haben.
München– Wer sich die Internetseite des
Start-ups Isar Aerospace anschaut, kann
sich denken, welches Vorbild die drei
Gründer haben: Ähnlich wie bei der Träger-
raketeFalcon 9der US-Raumfahrtfirma
Space-X, präsentiert das deutsche Unter-
nehmen dort seine geplante Trägerrakete
Spectrum. Von den technischen Daten her
ist alles eine Nummer kleiner: Isar Aero-
space will in die Marktlücke der Microlaun-
cher vorstoßen, die angesichts eines boo-
menden Marktes immer größer wird. Die-
se kleinen bis mittelgroßen Trägerraketen
bieten den Kunden den Vorteil, dass sie da-
mit kleine Satelliten schneller ins All beför-
dern können als mit großen Raketen wie
Ariane 5oder ebenFalcon 9, wo sie auf eine
Mitfluggelegenheit warten müssen.
Gut ein Jahr nach der Gründung können
Isar-Aerospace-Chef Daniel Metzler, 27,
und sein Team einen Durchbruch vermel-
den: Der Airbus-Konzern hat Interesse an
Spectrumund mit den Münchnern eine Ab-
sichtserklärung unterzeichnet. Dabei geht
es darum, eine Konstellation Erdbeobach-
tungssatelliten in einen niedrigen Erdorbit
auf 500 Kilometer Höhe zu befördern. Ein
Satellit soll etwa 100 Kilo schwer sein. Zum
Vergleich: EinGalileo-Navigationssatellit
wiegt etwa 730 Kilogramm. Kleine Laun-
cher wieSpectrumhaben den Vorteil, dass
sie den Satelliten genau zum gewünschten
Termin in der gewünschten Umlaufbahn
absetzen können.
Metzler ist mit Airbus für den Aufbau
mehrerer Konstellationen im Gespräch.
„Alleine für eine Konstellation haben wir
mehrere Starts geplant“, sagt er. Der erste
Testflug ist für Ende 2021 vorgesehen. „Da-
bei wird voraussichtlich bereits eine Nutz-
last mitfliegen.“ Über das mögliche Auf-
tragsvolumen wollte er nichts sagen.
Die Chancen, dass die Absichtserklä-
rung in einen konkreten Auftrag mündet,
sind jedenfalls groß. Airbus-Manager Fre-
deric Sotenberg sagt in Toulouse, dass der
Konzern aus weltweit 100 Konzepten klei-
ner Trägerraketen nur Isar Aerospace und
die US-Firma Firefly ausgewählt habe.
„Airbus ist sehr beeindruckt von dem hoch-
qualifizierten Team von Isar Aerospace,
das trotz seines jungen Alters viel Erfah-
rung mitbringt“, lobt Sotenberg.
Die zweistufige Rakete soll 27 Meter
lang werden und eine Nutzlast von bis zu ei-
ner Tonne in den niedrigen Erdorbit trans-
portieren können. Die Triebwerke sollen
unter anderem mit flüssigem Sauerstoff
betrieben werden, was Metzler zufolge um-
weltfreundlicher als andere Treibstoffe ist.
Der Transportpreis betrage etwa 15 000 Eu-
ro je Kilo, bis jetzt würde der Start kleiner
Satelliten das Drei- bis Vierfache kosten.
Auch Airbus-Manager Sotenberg spricht
von „attraktiven Konditionen“.Spectrum
könne einen Markt bedienen, für den es in
Europa noch keinen Launcher gebe. Sie sei
geeignet, Konstellationen flexibel aufzusto-
cken und biete Airbus „eine zusätzliche eu-
ropäische Startlösung“.
Isar Aerospace sitzt im Esa-Gründerzen-
trum nahe Oberpfaffenhofen und sucht
neue Räume. Das Unternehmen will in der
Region bleiben und würde damit den
Raumfahrtstandort, wo neben OHB auch
Airbus und Ariane Group aktiv sind, weiter
stärken. In Deutschland gibt es mehrere
Projekte, die kleine Trägerraketen entwi-
ckeln. Isar Aerospace könnte das erste
Start-up sein, das damit Geld verdient.
Isar Aerospace hat mit Investoren wie dem
Risikokapital-Arm Vito Ventures des Hei-
zungsbauers Viessmann und dem frühe-
ren Space-X-Manager Bulent Altan bereits
Geld im einstelligen Millionenbereich ge-
sammelt. Bis 2022 will die Firma Kapital
mit weiteren Investoren auf bis zu 100 Mil-
lionen Euro aufstocken. dieter sürig
REDEN WIR ÜBER GELDMIT MANFRED SCHWABL
Peking–China überrascht trotz des seit
mehr als einem Jahr andauernden Han-
delskriegs mit den Vereinigten Staaten
und einer sich eintrübenden Weltkonjunk-
tur mit steigenden Exporten. Im Juli klet-
terten die Ausfuhren der zweitgrößten
Volkswirtschaft der Welt im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent auf
221,5 Milliarden Dollar. Das geht aus den
am Donnerstag veröffentlichten Zahlen
der Pekinger Zollbehörde hervor. Für das
unerwartet starke Plus war ein robuster
Handel mit anderen Staaten verantwort-
lich. Die Importe blieben dagegen schwach
und gingen um 5,6 Prozent zurück.
Dagegen hat der Handelskrieg wie er-
wartet drastische Auswirkungen für Expor-
teure in den Vereinigten Staaten und Chi-
na. Im Juli gingen Chinas Einfuhren aus
den USA erneut um 19 Prozent zurück, die
Ausfuhren sanken um 6,5 Prozent im Ver-
gleich zum Vorjahresmonat. In den ersten
sieben Monaten des Jahres brach der Han-
del zwischen den beiden Volkswirtschaf-
ten demnach um 13,4 Prozent ein.
Fachleute sehen daher trotz der guten
Juli-Daten keinen Aufwärtstrend. „Die Ex-
porte dürften auch in den kommenden
Quartalen gedämpft bleiben“, urteilt Öko-
nom Julian Evans-Pritchard von Capital
Economics. „Jede Unterstützung durch ei-
nem schwächeren Yuan dürfte von weite-
ren US-Zöllen und einer breiteren Nachfra-
geschwäche überschattet werden.“ Die chi-
nesische Währung fiel in dieser Woche auf
den schwächsten Wert zum Dollar seit
mehr als elf Jahren, was chinesische Ex-
porte preislich wettbewerbsfähiger macht
und einen Teil der Kosten durch die ameri-
kanischen Zölle auffängt. Die Regierung in
Washington hat daraufhin Peking als Wäh-
rungsmanipulator verurteilt.
Die chinesische Notenbank setzte am
Donnerstag den Kurs des Yuan beim soge-
nannten Fixing zwar erstmals seit 2008
jenseits der Marke von sieben Yuan zum
Dollar an. Am Markt war jedoch mit einer
noch stärkeren Abwertung gerechnet wor-
den. Im Auslandshandel schwächte sich
die chinesische Landeswährung leicht auf
7,0717 Yuan zum Dollar ab. Seit der jüngs-
ten Ankündigung von US-Präsident Do-
nald Trump, weitere chinesische Waren im
Wert von 300 Milliarden Dollar mit Straf-
zöllen zu belegen, hat die chinesische Wäh-
rung 2,1 Prozent an Wert verloren. sz
„Ich habe noch nie bei
Facebookreingeschaut. Wenn
einer was sagen will, kann
er in mein Büro kommen.“
6 aus 49(07. August)
Lottozahlen:15-21-27-30-46-47
Superzahl: 2
- Rang (6 Treffer und Superzahl) unbesetzt, im Jack-
pot 23 131 409,40 Euro, 2. Rang (6 Treffer) unbe-
setzt, im Jackpot 1 000 560,70 Euro, 3. Rang (5 Tref-
fer mit Superzahl) 19 241,50 Euro, 4. Rang (5 Treffer)
5663,50 Euro, 5. Rang (4 Treffer mit Superzahl)
299,00 Euro, 6. Rang (4 Treffer) 56,80 Euro, 7. Rang
(3 Treffer mit Superzahl) 29,30 Euro, 8. Rang (3 Tref-
fer) 13,00 Euro, 9.Rang (2 Treffer mit Superzahl)
5,00 Euro.
Spiel 77: 4189544
Gewinnklasse 1 (Super 7): 177 777,00 Euro, Gewinn-
klasse 2: 77 777,00 Euro, Gewinnklasse 3: 7777,00 Eu-
ro, Gewinnklasse 4: 777,00 Euro, Gewinnklasse 5:
77,00 Euro, Gewinnklasse 6: 17,00 Euro, Gewinn-
klasse 7: 5,00 Euro.
Super 6:7 1 6 5 4 8 (Ohne Gewähr)
Billiger, schneller, flexibler
Der Airbus-Konzern kooperiert für den Transport kleinerer Satelliten ins All mit dem jungen Münchner Raketenentwickler Isar Aerospace
Seit Tagen donnert und schüt-
tet es in Peking ohne Unter-
lass. Und auch für die kom-
mende Woche sagt der Wetter-
bericht Regen und Gewitter
voraus. Die Straßen verwandeln sich dann
in Bachläufe, Keller laufen voll, die Kanali-
sation ist nicht gerüstet. Warum auch? Pe-
king ist beinahe eine Wüstenstadt, die ers-
ten Dünen der Gobi türmen sich keine
70 Kilometer weit entfernt auf. Dauerre-
gen ist in der chinesischen Hauptstadt so
selten, wie Schnee in Süditalien.
Fast jeden Tag werden nun wegen des
schlechten Wetters Flüge umgeleitet. Wer
Glück hat, darf nach vier Stunden Warten
auf dem Rollfeld irgendeines Provinzflug-
hafens weiterreisen. Pech hatten dagegen
die Fluggäste einer Maschine aus Shang-
hai. Zwei Mal versuchten die Piloten Pe-
king anzufliegen. Zwei Mal kehrten sie um.
17 Stunden waren die Passagiere unter-
wegs, nach Peking schafften sie es nicht.
Manch einer mutmaßt gar, der Dauerre-
gen sei ein Zeichen, eine Vorahnung, das et-
was Einschneidendes bevorsteht. Nur
was? Die Rache des Donald Trump? Wäh-
rend es in Peking strömt und blitzt, verkün-
dete der US-Präsident neue Strafzölle, der
Yuan ging auf Talfahrt, der Handelskrieg
droht die Weltwirtschaft mitzureißen.
Das letzte Mal, dass das Wetter den Aber-
glauben der Chinesen so befeuerte, liegt an-
derthalb Jahre zurück. Am 17. März 2018,
nach 145 Tagen ohne Niederschlag, schnei-
te es auf einmal. Nicht sehr viel, zwei Zenti-
meter und doch sahen viele ein Signal dar-
in. Just als sich der Himmel öffnete, wurde
Staats- und Parteichef Xi Jinping vom all-
jährlich tagenden Volkskongress zum Prä-
sidenten gewählt mit 2970 Ja-Stimmen,
keine Enthaltung, keine Gegenstimme.
Von Überflutungen dürfte Xi verschont
bleiben, Chinas Kreml, der Zhongnanhai,
liegt direkt neben der Verbotenen Stadt.
Die Kaiser bestanden darauf, dass der Pa-
last im Herzen Pekings ein solides Entwäs-
serungssystem bekommt, es funktioniert
bis heute einwandfrei – im Gegensatz zum
Rest der Stadt. christoph giesen
Chinas Exporte wachsen
trotz Handelsstreits
Mittwoch-Lotto
(^22) WIRTSCHAFT Freitag, 9. August 2019, Nr. 183DEFGH
„Mit fremdem Geld kann man sich schön wichtig machen“
Manfred „Manni“ Schwabl hat fast überall in Bayern Fußball gespielt, jetzt hat er die Spielvereinigung Unterhaching an die Börse gebracht.
Ein Gespräch über Heimweh als Fußballprofi, den ständigen Überlebenskampf in der dritten Liga und seine tiefe Abneigung gegen Rollkoffer
So wie in dieser Computergrafik soll es
aussehen, wenn die Trägerrakete „Spec-
trum“ 2021 startet. FOTO: ISAR AEROSPACE
FOTO: JAN HUEBNER/IMAGO
BEI UNS IN PEKING
Himmlische
Zeichen