AUTOFOCUS 33/2019 107
dem Levante GTS, Letzterer verfügt über
530 PS. Man merkt die Leistungsdifferenz
auf den Landstraßen bei Modena nicht
wirklich.
In meine Faszination für Technik, Eleganz
und Kraft der Marke Maserati haben sich
allerdings schon vor diesem Fahrerlebnis
Zweifel gemischt. Wozu braucht es Ende
der zehner Jahre dieses Jahrtausends, in
dem die Welt auf die Klimakatastrophe
zusteuert, immer stärkere,
gewaltigere Autos – noch
dazu mit Verbrennungs-
motoren? In einer Zeit, in
der Kinder auf die Straße
gehen, um für ihre Zukunft
und gegen die Zerstörung
der Umwelt zu kämpfen,
wirkt das ignorant.
Ich frage also Mana-
ger und Presseleute, ob
eine Elektroversion nicht
überfällig sei. Die wech-
seln in einen wohlwollen-
den Abwehrmodus. Ein Hybrid stehe auf
jeden Fall in Aussicht, „die Ingenieu-
re sind dran“, sagt Vertriebsmanager
Amaury La Fonta. Es wird wohl dauern.
Zunächst soll die eigene Motorenproduk-
tion im Werk in Modena starten. Bislang
baut Ferrari die von Maserati konstru-
ierten Triebwerke „in der blauen Ecke“
in Maranello.
Die ersten Hybride will man in Modena
selbst bauen. Auf die Ver-
brenner ganz zu verzich-
ten ist aber keine Option.
„Der Sound“, so Presse-
sprecher Davide Kluzer,
sei einer der Top-5-Grün-
de für die Entscheidung,
einen Maserati zu kau-
fen: „Er gehört zu unserer
DNA und ist ein Faszina-
tionsfaktor für den Mase-
rati-Käufer.“
Der Sound von Trofeo
und GTS erzeugt bei mirtatsächlich eine wohlige Gänsehaut – im
normalen Fahrmodus. Schaltet man auf
„Corsa“, röhrt und dröhnt es aggressi-
ver. Aber auch nicht viel besser als bei
den Spätpubertierenden, die mit ihren
ätzenden Klappenauspuffanlagen im
Großstadtdschungel nerven. Bei einem
Nobelgefährt für 155 000 Euro wirkt das
auf mich eher billig und verzichtbar.
Ein anderer Effekt der Rennstufe ist
allerdings höchst bemerkenswert. Ich spü-
re, wie sich das Fahrwerk strafft. In diesem
Moment erinnert das Auto an eine Raub-
katze, die in den Angriffsmodus wechselt
und alle relevanten Muskeln spannt. Und
natürlich schaltet der Levante, der nach
dem warmen Ostwind über dem Mittel-
meer benannt ist, jetzt auf Sturm. Da ist
sie dann doch wieder, die hartnäckige Fas-
zination für dieses bald wohl abgeschlos-
sene Kapitel der Mobilitätsevolution.nROBERT VERNIER
Der Autor reiste auf Einladung des Herstellers.Im Zeichen des Dreizacks
Beim Markenlogo ließen sich
die Maserati-Brüder von der Statue des
Neptunbrunnens in Bologna
inspirieren. Dort begannen sie 1914 mit
einer AutowerkstattVoll tauglich Steile Rampen
und schlüpfrige Verhältnisse
sind für den Levante ein KlacksLEVANTE TROFEO/GTS
Benziner: 3,8 l Twin Turbo V8*
Leistung: 580/530 PS
Länge × Breite: 5,00 × 1,97 m
Gewicht: 2200 kg
Höchstgeschw.: 300/291 km/h
0–100 km/h: 4,1/4,3 Sekunden
Verbrauch: 13 ,7 l/100 km
Preis: ab 155 000 Euro**
*CO 2 -Wert: 313 g/km
**Preis GTS: ab 135 000 Euro