Die Welt - 17.08.2019

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17.08.19 Samstag, 17. August 2019DWBE-VP1

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D

er Raum des einfachen

Hauses in Gugulethu, ei-

nem Vorort Kapstadts, ist

erfüllt vom Duft von ge-

bratenem Fleisch und

kräftigen Gewürzen. Warmes Brot und

selbst gemachtes Ingwer-Bier, eigent-

lich eine Limonade, warten auf die Gäs-

te. Gastgeberin Sheila hat sich alle Mü-

he gegeben. Unentwegt läuft die Frau

mit den kurzen schwarzen Haaren zwi-

schen Küche und Esstisch hin und her.

VON FALK ZIELKE

Wer nicht Xhosa spricht, kann die

traditionellen Gerichte nur schwer be-

nennen: Serviert werden Umleqwa,

Umxhaxha, Umfino und Chakalaka.

Der Besuch bei Sheila ist Teil einer

Street-Food-Safari, einer kulinarischen

Stadtführung. Die Gäste lernen dabei

nicht nur die südafrikanische Küche

kennen. Sie kommen auf diese Weise

auch dem Land und den Leuten viel

näher, als das auf einer Tour im Sight-

seeing-Bus jemals möglich wäre.

„Bis zu sieben Stunden kocht das

Fleisch, bevor es serviert wird“, sagt

Sheila und zeigt auf die Schale

Umleqwa. So ungewohnt die Namen

klingen, so vertraut sind die Zutaten.

Umleqwa ist nichts anderes als gekoch-

tes Huhn. „Das gab es bei uns früher im-

mer am Wochenende“, erzählt Touris-

tenführer Sabelo Maku. „Das Huhn

wurde stets am selben Tag gefangen.“

Auch die Zutaten der anderen Spe-

zialitäten dürften Besuchern aus

Deutschland geläufig sein: „Chakalaka

besteht aus grüner, gelber und roter

Paprika, Zwiebeln, gebackenen Boh-

nen, Chili, Essig und Zucker“, zählt

Sheila auf, während sie den Gästen das

Rezept dafür aufschreibt. „Die wich-

tigsten Zutaten von Umfino sind Mais

und Spinat, und bei Umxhaxha handelt

es sich um Butternusskürbis und Zu-

ckermais.“

„Essen ist eine universelle Sprache“,

sagt Sabelo, der schon unzählige Euro-

päer durch die Stadt und in Sheilas Ess-

zimmer geführt hat. „Jeder muss essen.

Und wenn jemand in der Fremde eine

bekannte Speise entdeckt, gibt es sofort

eine Verbindung.“ Und sie hat recht:

Den Besuchern wird das Fremde mit je-

dem Bissen ein wenig vertrauter.

Nächster Stopp: Langa, die älteste

Township Kapstadts. Unter dem Well-

blechdach eines Standes brennt ein

Feuer, auf dem steht ein Topf. Eine

Frau, die auf einem alten umgedrehten

Eimer sitzt, drückt immer wieder ein

heißes Brenneisen auf einen abgetrenn-

ten Schafskopf und brennt so langsam

das Fell ab. Die schwarzen, glatt-

gebrannten Köpfe landen in einem

Plastikkorb. Eine zweite Frau fischt die

bearbeiteten Köpfe heraus und

schrubbt sie mit einem Metallschwamm

sauber, um sie dann in dem großen Topf

zu kochen. Wer hier isst, darf wirklich

nicht allzu zimperlich sein.

Doch was die Frauen zubereiten, ist

eine Spezialität: Smiley wird der ge-

kochte Schafskopf genannt. „Der Name

kommt daher, weil es nach dem Kochen

so aussieht, als grinse einen das Schaf

an“, erklärt Sabelo.

Verwertet wird fast der ganze Kopf.

„Bis auf das Gehirn isst man alles“, sagt

Sabelo. „Selbst die Augen.“ So roh die

Zubereitung auf den ersten Blick aus-

sieht, so intensiv ist das Geschmackser-

lebnis. Das gekochte Fleisch wird mit

kräftigen Gewürzen gegessen.

Wer bei Smiley lieber eine Pause ge-

macht hat, kann dafür bei der nächsten

Station wieder beherzt zugreifen. An ei-

nem vergitterten Fenster eines gemau-

erten Imbisshäuschens – nicht weit ent-

fernt von dem verrauchten Schafskopf-

stand – bestellt Sabelo eine Portion

Snoek. Dieser Fisch zählt zu den

Schlangenmakrelen und hat Ähnlichkeit

mit einem Hecht. „Paniert und frittiert

schmeckt er am besten“, sagt Sabelo

und stellt eine Portion auf den Tisch.

Die Snoek-Mahlzeit ist ein gutes Bei-

spiel dafür, wie sehr die Küche am Kap

auch ein Spiegel der Geschichte des

Landes ist. „Jeder, der hier lebte oder

herkam, hat den Gerichten seinen ganz

eigenen Dreh gegeben“, erzählt der

Guide. Der mit Essig gewürzte Fisch

und die Pommes Frites, die hier auf

dem Tisch in Südafrika stehen, könn-

ten so auch in Brighton, London oder

Liverpool serviert werden.

Letzter Stopp: Bo-Kaap. Bekannt ist

der Stadtteil vor allem für seine bunten

Häuser und den grandiosen Blick auf

den Tafelberg. In dieser Gegend ließen

sich im 18. Jahrhundert viele freigelasse-

ne Sklaven aus den niederländischen

Kolonien nieder. „Viele von ihnen ka-

men aus Asien“, erzählt Sabelo. Die

Nachfahren bezeichneten sich als Kap-

malaien, auch sie gaben der Küche ihre

eigene Note. Zum Beispiel mit Koek-

sister, einem dank Sirup saftig-süßen,

frittierten Zopfgebäck.

Mit dem Nachtisch endet die Food-

Safari. Sabelo entlässt die Touristen mit

einem Kaffee in der einen Hand und

dem süßen Nachtisch in der anderen

wieder in die eben noch fremde Stadt.

Doch jetzt fühlt sich Kapstadt schon ein

wenig an wie zu Hause.

Esskultur-Botschafter: Gastgeberin Sheila und Guide Sabelo

Von Umleqwa bis Koeksister

Bei einer kulinarischen Sightseeing-Tour lernt man Kapstadt und seine Menschen am besten kennen

AnreiseNonstop etwa von Frank-

furt mit Lufthansa (lufthansa.de)

oder mit South African Airways von

München über Johannesburg nach

Kapstadt (www.flysaa.com).

Foodie-TourDie beschriebene Tour

kostet 130 Dollar und dauert vier

Stunden (coffeebeansroutes.com/

tour-cape-town-cuisine-route).

Auskunftwww.dein-suedafrika.de

Tipps und Informationen

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AFRIKAAFRIKAAFRIKAAFRIKAAFRIKAAFRIKAAFRIKAAFRIKAAFRIKA

Hout Bay

Gugulethu

Bo-Kaap Langa

TafelbergTafelbergTafelbergTafelbergTafelbergTafelbergTafelbergTafelberg

Atlantik

False Bay

KAPSTADT

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