Handelsblatt - 16.08.2019

(nextflipdebug2) #1

Brasilien-Geschäft


Telekom räumt Regelverstöße ein


Bei einer Tochterfirma des


Konzerns wurde nicht sauber


gearbeitet. Ein Mitarbeiter


deckte den Fall am Rande


eines Gerichtsverfahrens auf.


Stephan Scheuer Düsseldorf


B


ei der Großkundentochter
der Deutschen Telekom,
T-Systems, ist es in Brasilien
zu Unregelmäßigkeiten gekommen.
„Im Rahmen einer bei der T-Systems
Brasilien durchgeführten Complian-
ce-Untersuchung wurden Verstöße
gegen interne Richtlinien festge-
stellt“, sagte ein Telekom-Sprecher
dem Handelsblatt.
Es handelt sich um Vorgänge aus
dem Jahr 2016. Zu den konkreten
Verstößen machte die Telekom keine
Angaben. „Es handelte sich nicht um
Korruptionssachverhalte“, betonte
der Sprecher. Im November 2018 hat-
te der T-Systems-Chef in Brasilien,
Ideval Munhoz, das Unternehmen
verlassen, ohne dass die Telekom
konkrete Angaben zu den Hinter-
gründen gemacht hätte.


Mitarbeiter wurde versetzt


Die interne Untersuchung hatte ein
Telekom-Mitarbeiter am Rande eines
Gerichtsverfahrens publik gemacht.
Während einer öffentlichen Verhand-
lung vor dem Landesarbeitsgericht in
Köln warf er der Telekom vor, ihn für
die Aufdeckung der Unregelmäßig-
keiten zu sanktionieren. Er sei aus
Brasilien zurück nach Deutschland


versetzt worden und habe seitdem
keine seiner Qualifikation entspre-
chende Stelle mehr bekommen, sag-
te er am Mittwoch während der Ver-
handlung in Köln.
Die Telekom widersprach der Dar-
stellung. Bereits vor den Hinweisen
auf Regelverstöße durch den Mitar-
beiter habe es eine interne Untersu-
chung der Vorgänge in Brasilien ge-
geben, sagte der Firmensprecher.

„Seine Meldungen waren nicht aus-
schlaggebend für die Aufnahme des
Verfahrens.“
Zudem habe es keine Maßregelung
des Mitarbeiters gegeben. „Unsere in-
ternen Regelungen sehen eine Maxi-
malzeit für Auslandseinsätze in ei-
nem Land vor“, sagte der Sprecher.
Diese sei im Fall des Mitarbeiters in
Brasilien erreicht worden.
Auch dass der Mitarbeiter eine
Führungsposition, die ihm in Aus-
sicht gestellt worden war, nicht be-
kam, habe nichts mit seinen Hinwei-
sen auf Unregelmäßigkeiten zu tun
gehabt. „Es wird der aus Unterneh-
menssicht geeignetste Kandidat be-
rücksichtigt. Das war im geschilder-
ten Fall ein anderer Mitarbeiter“, sag-
te der Sprecher.

Ressort wird aufgelöst
Noch kümmert sich bei der Telekom
ein eigenes Vorstandsressort um
Compliance-Themen. Der Konzern
hatte es im Oktober 2008 als Reakti-
on auf eine Spitzelaffäre gegründet.
Mitarbeiter des Unternehmens hat-
ten Journalisten, Aufsichtsräte und
eigene Mitarbeiter ausgespäht. Der
Skandal hatte das Image des Bonner
Konzerns stark beschädigt.
Zum Anfang des kommenden Jah-
res wird das Ressort mit dem Abgang
des zuständigen Vorstands Thomas
Kremer aufgelöst und in den Bereich
von Personalvorständin Birgit Bohle
integriert. Der Firmensprecher sagte:
„Die Neuorganisation des Vorstands
hat keine Auswirkung auf den Um-
gang mit Compliance-Fällen.“

Telekom-Logo:
Bei einer Tochterfirma
in Brasilien ist es zu
Unregelmäßigkeiten
gekommen.

imago images / Future Image

Innovationen


Chemie hält Kurs in


der Forschung


Siegfried Hofmann Frankfurt


D


ie deutsche Chemieindustrie
ist konjunkturell unter Druck
geraten. In ihrer Innovations-
strategie sieht sie sich davon indes-
sen bisher nicht gebremst.
Das machen die jüngsten Daten
des Verbands der Chemischen Indus-
trie (VCI) deutlich: Die gesamten Aus-
gaben der Branche für Forschung
und Entwicklung (F+E) sind im ver-
gangenen Jahr weiter gestiegen, von
11,5 Milliarden Euro auf den Rekord-
wert von 11,8 Milliarden Euro. Das
entspricht rund 5,8 Prozent des Bran-
chenumsatzes von zuletzt 203 Milliar-
den Euro.
Der VCI geht dabei davon aus, dass
die F+E-Ausgaben auch im laufenden
Jahr trotz rückläufiger Umsätze in der
Branche noch weiter leicht steigen
werden und erstmals die Schwelle
von zwölf Milliarden Euro erreichen
dürften.
Der positive Trend spiegelt sich zu-
dem auch in den Personalzahlen wi-
der. So ist die Zahl der Beschäftigten
im Forschungsbereich 2018 um zwei
Prozent auf rund 43 000 Mitarbeiter
gestiegen. Die Branche zählt sich da-
mit neben Elektro- und Autoindustrie
weiter zu den forschungsstärksten In-
dustrien in Deutschland. Rund 60
Prozent der Firmen arbeiten laut VCI
an neuen Produkten und Verfahren.


Stark geprägt werden die Zahlen
dabei von den Pharmafirmen, die
mit in die Statistik einfließen. Rund
7,1 Milliarden Euro der Ausgaben be-
treffen demnach die Pharmafor-
schung. Aber auch die eigentlichen
Chemieunternehmen haben ihre For-
schungsausgaben weiter gesteigert
auf rund 4,7 Milliarden Euro.
Thomas Wessel, Vorsitzender des
VCI-Ausschusses für Forschung, Wis-
senschaft und Bildung, zieht den-
noch eine zwiespältige Bilanz mit
Blick auf die Innovationskraft.
Deutschland bleibe einer der wich-
tigsten Forschungsstandorte für die
Chemiebranche und sei nach den
USA und China weiter drittgrößter
Produzent von forschungsintensiven
Chemiewaren.
Mittelfristig könne es aber schwie-
riger werden, die Position des heimi-
schen Produktions- und Forschungs-
standorts zu verteidigen. Wessel, im
Hauptberuf Personalvorstand und
Arbeitsdirektor von Evonik, verweist
dabei insbesondere auf die enormen
Anstrengungen Chinas im Bereich
der Chemieforschung. „Das Reich
der Mitte fährt klar auf der Überhol-
spur. Es ist absoluter Spitzenreiter
bei den wissenschaftlichen Veröffent-
lichungen.“ Rund ein Drittel der welt-
weiten Forschungspublikationen im
Bereich Pharma und Chemie kom-
men danach inzwischen aus China.

Einzelhändler

Walmart


profitiert vom


Onlinehandel


D


er US-Handelsriese Walmart
hat dank florierender Ge-
schäfte seinen Ausblick für
das laufende Geschäftsjahr erhöht.
Walmart erwartet für die zwölf Mo-
nate bis Ende Januar 2020 nun im
besten Fall einen leichten Anstieg
und im schlechtesten Fall einen
leichten Rückgang des um Sonderef-
fekte bereinigten Gewinns je Aktie,
wie die Supermarktkette am Don-
nerstag mitteilte. Zuvor war ein Rück-
gang im niedrigen einstelligen Pro-
zentbereich erwartet worden.
Im zweiten Quartal profitierte Wal-
mart von einem abermals starken US-
Geschäft, während die Erlöse im in-
ternationalen Geschäft weiter schwä-
chelten und zurückgingen. Als
Treiber erwies sich einmal mehr das
starke Wachstum des Onlinege-
schäfts, das um 37 Prozent zulegte. In
den drei Monaten bis Ende Juli sank
der operative Konzerngewinn aller-
dings um drei Prozent auf 5,6 Milliar-
den Dollar, was an der Einbeziehung
des indischen Internethändlers Flip-
kart lag.
Unter dem Strich stand im zweiten
Quartal ein Überschuss in Höhe von
3,6 Milliarden Dollar, nachdem Wal-
mart im Vorjahreszeitraum noch ei-
nen Verlust von 861 Millionen Dollar
eingefahren hatte. Im vergangenen
Jahr hatte eine milliardenschwere Ab-
schreibung auf den verkauften Mehr-
heitsanteil an dem Geschäft in Brasi-
lien für die roten Zahlen gesorgt. dpa

ΥΆΏΊΔ ΃ΐΊ ΑΊ΢Ψ΢ ΐΔ ͿΏΜΊΓ ΂ΊΐΝΊ΅ΦΜΖ·
ΐΓͿͽ ΀ΥΔΈΊΔΆΊΔ΢ΊΜ ΥΔ΢ΊΜ Λ΍Ε ΘΩΙ Σ΋ΗΠΤΩ ΤΞ ΩΞ ΩΞ
ΖΈΊΜ ́ΥΌ ΧΧΧΚ ́ΐΈ ́ΚΈΊ
Ά Ͷ ́Ο ΚΞ΋ΒΥ΢Γ ́·΍Θ ΒΔΖ΢ ΜΞΚ ͅ ́·ΔΘ΍ ·΍Δ ΍Ζ΍ΒΥΘΒ ΗΔ΢ ΨΧ΍Δ ͷΞΧ ́ΉΓΟ΍Θ΍Θ ΔΗ
ΛΝ ΥΘ΋ ΤΝ ΍΢΢Ί ΔΟ΢ ΘΔΉΓ΢ Φ·΍Ξ΢Ξ ́Β· ́Ξ ΥΘ΋ ΘΔΉΓ΢ ΗΔ΢ ́Θ΋΍Ξ΍Θ ͹Ͷ Ε΢ΔΚΘ΍Θ
ΕΚΗ·ΔΘΔ΍Ξ· ́ΞΝ ͷΟ ΧΔΞ΋ ΘΥΞ ́Υΐ ͼ΍Υ·ΥΉΓΥΘΒ΍Θ ΨΥΗ ͹Ͷ ;Ϳͷͻ͹΂ͻ Κ΋΍Ξ
͹Ͷ ΃Ϳ͹ͽ ΁ ́ΞΔΐ ΔΗ ΥΉΓΥΘΒΟΨ΍Δ΢Ξ ́ΥΗ ΩΤΝΏΤΠΝΩΎΝΤΩΛΙ ΐΦΞ ́ΥΟΒ΍Χ΅ΓΖ΢΍
Ϳ΍ΔΟ΍Θ Β΍Χ΅ΓΞ΢Ν Ͷ ́Ο ͅΚΘ΢ΔΘΒ΍Θ΢ ΔΟ΢ ΖΔΗΔ΢Δ΍Ξ΢Ν
͹Ͷ ΞΥΔΟ΍Ο Έ ͸΍ΞΗ ́Θ Ξ ́ΘΉΓ Κΐ ΚΟ΢ ́ ΞΚΉΔ΍Ξ΍ ΀Ν ΜΝ Ν Έ
Η ΀΢Ξ ́Θ΋΍ Σ΋ ΈΛΎΩΑΑ ͿΚΟ΢ΚΉΕ

̏˰Ň̥ʍ˰ȋɛ˸ȋ


—/


øì4"—·


Β΢ΐΖΔΝΧΖΆΏΊΔ
ɛʕɵʀ̥˸ɛΆȋ

ΗΩΩ;


ǖ

ΖΜΈΎΥ΢Ώ ́΅ΊΔ

΁ΥΜ ΅ΐΝ
ΤΟΚΩ΋Κ

Unternehmen & Märkte
WOCHENENDE 16./17./18. AUGUST 2019, NR. 157
21


Anzeige
Free download pdf