Kein Friedensvertrag,
zahllose Provokationen,
Armeen in ständiger
Alarmbereitschaft:
Trotzdem ist das
Nord-Süd-Verhältnis
heute besser denn je
Von Martin Pfaffenzeller
M
itten im Todesstreifen
zwischen den Koreas,
umgeben von Panzer
sperren, Stacheldraht
und Landminen, steht
das Dorf Panmunjom: ein paar Ba
racken und zwei Pavillons auf einer
runden Fläche von etwa 800 Meter
Durchmesser. Dieses Dorf ist die Sicher
heitszone, in der Nord und Süd verhan
deln und Gefangene austauschen.
An einem schwülen Morgen im
August 1976 gehen fünf südkoreani
sche Holzfäller zum westlichen Rand
von Panmunjom. Eine Pappel ragt hier
zwölf Meter in den Himmel. Die Män
ner sollen den Baum trimmen, weil sei
ne Blätterkrone im Sommer die Sicht
zwischen zwei Wachposten des Batail
lons blockiert, das Südkorea und die
USA gemeinsam in der Sicherheitszo
ne stationiert haben. Begleitet werden
die Holzfäller von zwölf Soldaten unter
dem Kommando von US-Hauptmann
Arthur Bonifas.
Kurz nachdem die Gruppe die Pap
pel erreicht hat, kommen 30 nordko
reanische Soldaten angelaufen - auch
sie sind in der Sicherheitszone statio
niert. Ihr Anführer Pak Chul fordert
die Holzarbeiter auf, ihre Äxte nieder
zulegen. Dann droht er ihnen: "Die ab
gehackten Äste werden so nutzlos sein
wie ihr, nachdem ihr gestorben seid."
US-Hauptmann Bonifas sagt den Holz
fällern, dass sie weitermachen sollen,
und dreht sich weg.
Daraufhin nimmt Pak Chul seine
Armbanduhr ab, wickelt sie in ein Ta
schentuch und steckt sie in eine Tasche.
Dann schreit er "Chookyo!" - Töten!