Focus - 16.08.2019

(Sean Pound) #1
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„Er ist in der Lage, die um sich zu scharen, die


das Große Russland im 21. Jh. erneuern sollen“
Ex-Präsident Boris Jelzin über Putin

Kontrolle, Kampf, Krieg


W


ladimir wer? Als Boris Jelzin im Sommer
1999 dem jungen FSB-Chef Wladimir
Putin das Amt des Ministerpräsidenten
übertrug, war die Überraschung groß. Der Ex-
KGB-Offizier war erst 1996 von der Leningrader
Stadtverwaltung in die Kreml-Administration
gewechselt. Ein Greenhorn also in der Macht-
zentrale. Eine Satiresendung des Privatsenders
NTV machte sich damals über ihn lustig, stellte ihn
als infantile Latex-Puppe dar. Der Sender kam bald
unter staatliche Kontrolle. Hart griff Putin, ab Mai
2000 Staatschef, auch in anderen Fällen durch.
Als tschetschenische Terroristen 2004 eine Schule
in Beslan besetzten, ließ er das Gebäude stürmen
und provozierte so ein Blutbad unter den Geiseln.
Viele Russen reagierten mit Wut auf das Vorgehen.
Dafür honorierten sie zehn Jahre später einen Tabu-
bruch umso mehr: die Annexion der Krim und die
De-facto-Besetzung der Ostukraine. Putin scherte
sich weder um die Regeln des Westens noch um das
Völkerrecht. Er zeigte, dass er sein Ziel, Russland
auf die Weltbühne zurückzuführen, ernst meinte.
2015 griff Moskau auf der Seite des Assad-Regimes
militärisch in Syrien ein, brachte sich so auf Augen-
höhe mit den USA bei der Lösung des Konflikts.

24 FOCUS 34/2019

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