Der Tagesspiegel - 18.08.2019

(Axel Boer) #1

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Frankfurt am Main- Für die Fußball-
fans ist die entbehrungsreiche Zeit vor-
bei. In der 57. Saison der Bundesliga set-
zen viele Beobachter auf einen Titelge-
winn von Borussia Dortmund, dem einzi-
gen börsennotierten Verein in der ersten
Liga. Beim BVB geben sich Offizielle wie
Spieler selbstbewusst, allein Trainer Lu-
cien Favre will sich weiter öffentlich zu-
rückhalten. „Ich verstehe,dasswir das sa-
gen. Wir haben eine sehr gute letzte Sai-
son gespielt und müssen ehrgeizig sein.
Aber meine Philosophie bleibt weiter
‚Spiel für Spiel‘“, sagt der Schweizer.
Bisher ist Borussia Dortmund der ein-
zige Bundesliga-Klub, der Kursgewinne
und Tore miteinander verbindet. Und so
fiebern nicht nur BVB-Fans einem Sieg
entgegen, sondern auch seine Aktionäre.
Am Freitag notierte die im S-Dax gelis-
teteBVB-Aktie bei 9,25Euro. Das52-Wo-
chen-Hoch lag nach dem Sieg gegen die
Bayern letzten November bei 10,40 Euro
und das Tief kurz vor Beginn der vergan-
genen Saison bei 5,95 Euro. Niederlagen
drücken also erheblich auf die Kurse.
Wie eng bei Fußball-Aktien wirtschaft-
licher und sportlicher Erfolg zusammen-
hängen, zeigt der Kursverlauf der Aktie
des holländischen Meisters Ajax Amster-
dam. Kurz vor der Rückrunde des Cham-
pions-League-Halbfinales im vergange-
nen Mai war die Ajax-Aktie 24,80 Euro
wert. Nach dem Halbfinal-Aus sank der
Wert kontinuierlich bis auf einen Wert
von 16,90 Euro.Mittlerweile liegtdie Ak-
tie wieder bei 17,80 Euro.
Solche Schwankungen erwecken den
Eindruck, Fußball-Aktien seien beson-
ders volatil und damit ein riskantes Ge-
schäft,eher fürFansgeeignetals fürAnle-
ger. Der Chef des Analysehauses FMR
Frankfurt Main Research, Marcus Silbe,
teilt diese Einschätzung indes nicht:
„EineFußballvereins-Aktie mussnicht vo-
latiler sein als eine Industrieaktie.“ Viele
Vereine würden deutlich professioneller
geführt als früher und hätten inzwischen
konzernähnliche Strukturen. Auch we-
gen des enormen Volumens des Ge-
schäfts mit dem Ball.


Fußball ist mittlerweile ein Milliarden-
geschäft, das zeigen die Umsätze der in-
ternationalen Topvereine. Laut „Football
Money League Report“ der Wirtschafts-
prüfungsgesellschaft Deloitte setzten die
zwanzig umsatzstärksten Klubs im letz-
ten Jahr 8,3 Milliarden Euro um – mehr
als siebenmal so viel wie noch vor gut 20
Jahren. Unter den Top 20 werden aller-
dings nur fünf an der Börse gehandelt:
Manchester United, Juventus Turin, A.S.
Roma, Arsenal London und Borussia
Dortmund.Im Index „Stoxx Europe Foot-
ball“ sind 22 europäische Vereine zusam-
mengefasst. In den vergangenen Jahren
konnte der Index leicht zulegen. Die ein-
zelnen Werte driften jedoch stark ausei-
nander. So verlor die Aktie des in Däne-
mark drittplatzierten Vereins Brøndby IF
in den vergangenen fünf Jahren fast 60
Prozent.
Die Aktie von Borussia Dortmund hat
sichdagegen inden vergangenenfünfJah-
ren fast verdreifacht. Doch für Anleger
der ersten Stunde bleibt die BVB-Aktie
ein Verlustgeschäft. Der Ausgabepreis
von elf Euro, zu dem der BVB am 31. Ok-
tober 2000 an die Börse ging, wurde nie
wieder erreicht. 2009 stand die Aktie nur
noch bei 80 Cent. In der laufenden Sai-
son könnte das Papier aber erstmals seit
dem Börsengang auf über elf Euro klet-
tern, meint Christoph Schlienkamp vom
Bankhaus Lampe. Anfang August hob er
das Kursziel von zehn auf zwölf Euro an.
Grundlage derBerechnungisteine Schät-
zung des Kaderwerts abzüglich der Spie-
ler, deren Verträge diese Saison auslau-
fen, sowie des Markenwerts des Vereins.
Inder Summeläuft dies auf eineMarktka-
pitalisierung vonmehr als einer Milliarde
Euro hinaus.
Doch gerade der Wert des Kaders kann
zurückgehen, sofern der BVB hinter den
sportlichen Erwartungen zurückbleibt –
wenn er nicht um die Meisterschaft mit-
spielt oder nach der Gruppenphase aus
der Champions League fliegt. Die Teil-
nahme an internationalen Wettbewerben
bringt wichtige TV-Einnahmen, die die
bedeutendste Erlösquelle für viele Klubs
sind. Beim BVB machen Fernsehgelder
mit 167 Millionen Euro rund ein Drittel

des Gesamtumsatzes aus. Fußballklubs
verfolgten traditionsbedingt eher das
Ziel der Umsatz- und Nutzenmaximie-
rung; die Ressourcen würden für den
bestmöglichensportlichenErfolg und we-
niger für die Gewinnmaximierung einge-
setzt, heißt es bei Deloitte.
Ein Großteil der Umsätze von Erst-
liga-Klubs sei unabhängig davon, ob die
Mannschaften während der Saison gut
Fußball spielen würden, meint FMR-
Chef Markus Silbe. Außerdem seien
diese Umsätze unabhängig von wirt-
schaftlichen Zyklen. „Fußball wird auch
inKrisenzeiten geschaut.“ Allerdings wä-
ren nicht alle Fußball-Aktien ein „kluges“
Investment. Die Aktie von Juventus Tu-
rin stieg zwar im vergangenen Jahr um
mehr als 70 Prozent von 84 Cent auf 1,49
Euro an. Silbe hält die Juve-Aktie den-

noch für einen Hype, weil sie am Ende an
zu hohe Erwartungen geknüpft sei. Die
italienische Meisterschaft sei bereits ein-
gepreist,zudem werde ein langes Verblei-
ben in der Champions League erwartet.
Dementsprechend wenig Luft gebe es
nach oben. „Läuft die kommende Saison
von Juventus Turin nicht perfekt, wird
sichdas negativauf die Kurseder Vereins-
aktie auswirken.“
Ähnlich verhielte es sich mit Manches-
ter United. Mit einem Umsatz von 666
Millionen Euro ist der Premier-Lea-
gue-VereinzwaraufPlatz drei derumsatz-
stärksten Klubs der Welt. In England ist
ManU jedoch in der letzten Saison nur
auf Platz sechs gelandet. Der Kurs sank
innerhalb des vergangenen Jahres um
knapp 20 Prozent von 19,13 Euro auf
15,48 Euro. Nachhaltiger als Aktien von

Juve und ManU zu kaufen, sei es laut
Silbe daher, in Vereine wie den BVB oder
AjaxAmsterdamzuinvestieren,die sport-
lich positiv überraschen könnten. Die
Ajax-Aktie legte im vergangenen Jahr um
rund 50 Prozent zu.
Eine hohe Erwartungshaltung sieht
Silbe auch ausgerechnet bei der Aktie ei-
nes Vereins, der in ganz anderen Sphären
unterwegs ist als Juventus Turin, Ajax
oder der BVB: beim deutschen Drittligis-
ten Spielvereinigung Unterhaching. „Das
Risiko der Unterhaching-Aktie ist groß,
weil der Aufstieg in die Zweite Bundes-
liga als Ziel quasi eingeplant ist, und das
bei einer kaum vorhandenen Transpa-
renz bezüglich der Erfolgsaussichten“,
sagt Silbe. Seit Ende Juli ist der Verein in
München notiert. Anleger konnten für
8,10 Euro pro Aktie einsteigen. Zwi-
schenzeitlich stieg der Kurs um 75 Pro-
zent auf 14,20 Euro, mittlerweile liegt er
bei 9,40 Euro.
Jörg Flechtner, geschäftsführender Ge-
sellschafter von Portfolio Control,
glaubt, dass Unterhaching durchaus
Nachahmer finden könnte. „Es gibt viele
Vereine wie zum Beispiel Heidenheim,
Sandhausen oder Regensburg, die eine
sehr gute Arbeit leisten und bestimmt in-
frage kämen, obwohl hier keine Gesprä-
che geführt werden, um Irrtümer zu ver-
meiden“, sagt Flechtner. Angesichts der
hohen Verschuldung vieler Vereine sei
ein Börsengang eine gute Finanzierungs-
quelle. Im deutschen Fußball kämen da-
für viele Vereine infrage, aber es könne
auch ein professioneller Handballverein
sein, meint Flechtner.
AuchFlorian Kainz, Direktor desInter-
nationalen Fußball Instituts (IFI), glaubt,
dass andere Klubs folgen könnten. „Ge-
rade in der dritten Liga, abseits der gro-
ßen TV-Gelder und Vermarktungserlöse,
bietetein solcher SchrittspannendeMög-
lichkeiten in der Unternehmensfinanzie-
rung“, sagt er. Ein Börsengang sei aber
kein Selbstläufer und müsse zum Weg
des Vereins passen, ergänzt Kainz. Dabei
müssten auch die Fans mitziehen. Nicht
jeder Klub sei ein Kandidat für die Börse,
eineMachbarkeitsstudie seiinjedem Ein-
zelfall dringend zu empfehlen. (HB)

Verein mit Zukunft.Trainer Claus Schromm bedankt sich bei den Fans von Unterhaching. Foto: imago images / foto2press

SONNTAG, 18. AUGUST 2019 / NR. 23 918 WIRTSCHAFT DER TAGESSPIEGEL 23


Von Judith Henke und Peter Köhler

Fußball-Aktien
Performance seit 1. August 2018

Quelle: Handelsblatt (Bloomberg) Tsp/Bartel

+63,5

+47,6

+46,3

–4,2

–15,8

–52,9

1,43 €

17,20 €

9,11 €

0,50 €

17,34 $

0,72 dkr

Juventus Turin

Ajax Amsterdam

Borussia Dortmund

AS Rom

Manchester United

Brondby IF

Performance
Verein Kurs in Prozent

Das Spiel an der Börse


Fußballaktien haben aufgrund des wachsenden Marktes Potenzial – auch in unteren Ligen, wie das Beispiel Unterhaching zeigt


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