Süddeutsche Zeitung - 10.08.2019

(avery) #1

Markus Mattes hat sie schon einmal er-
lebt, diese besondere Woche im Leben ei-
nes Amateurfußballers: Das beschauliche
Vereinsheim wird zur Mixed-Zone, auf
dem Trainingsgelände tummeln sich auf
einmal ganz viel Menschen mit Fernsehka-
meras und Mikrofonen, in der Region
scheint es kein anderes Gesprächsthema
mehr zu geben. Im Laufe dieser Woche stei-
gert sich das quasi exponentiell, alles fie-
bert hin auf ein Spiel, das im Umfeld dann
gerne „Jahrhundertspiel“ genannt wird.
Und das für den Gegner lediglich eine soge-
nannte Pflichtaufgabe darstellt.
Markus Mattes, 44, ist Trainer des VfB
Eichstätt, der Regionalligist aus der ober-
bayerischen Kreisstadt empfängt am Sonn-
tag Hertha BSC Berlin in der ersten Runde
des DFB-Pokals. „Der Trubel ist sogar
noch ein bisschen mehr geworden“, sagt
Mattes, und das sei „ziemlich atemberau-
bend“ angesichts der Tatsache, dass dieser
Trubel schon im August 2003 enorm war.
Damals stürmte Mattes im Trikot des
TSVAindling, Bayernliga, ein kleiner
Markt im Landkreis Aichach-Friedberg,
aber eine der spannendsten Amateur-
mannschaften in jenen Jahren. Es war im-
mer viel los im Stadion am Schlüsselhau-
ser Kreuz, es gab auch immer ansprechen-
de Fußballspiele zu sehen, aber diesmal
hieß der Gegner eben Schalke 04, trainiert
vom großen Jupp Heynckes. Rund 8000
Menschen kamen, dicht gedrängt an den
Banden und auf der kleinen Tribüne. „Das


vergisst du dein Leben nicht“, sagt Mattes,
„ganz egal, ob das Fußball-Wunder ge-
schieht oder nicht.“ Es geschah nicht,
Schalke siegte 3:0.
Jetzt will Mattes es also wieder versu-
chen, gegen den selben Klub übrigens, den
der TSV Aindling im Jahr darauf zugelost
bekam: Hertha BSC siegte mit 1:0, ein spä-
ter Treffer von Andreas „Zecke“ Neuen-
dorf verhinderte das Pokalwunder. Mattes
war da aber nicht mehr dabei, er wechselte
kurz vorher zum FC Ingolstadt.
Da trifft es sich eigentlich ganz gut, dass
dem VfB Eichstätt erst am vergangenen
Wochenende genau das widerfahren ist,
was man sich im Spiel gegen die Berliner
selbst erhofft: Die Eichstätter scheiterten
in der ersten Runde des Toto-Pokals am
Landesliga-Aufsteiger TV Aiglsbach. Ein
nachlässiger Favorit auf der einen, ein
hochmotivierter Außenseiter auf der ande-
ren Seite, dazu ein paar ungünstige Wen-
dungen im Laufe des Spiels – und schon
hatte man mit 2:1 verloren. „Für uns ist das
schon ein kleiner Hoffnungsschimmer“,
sagt Mattes, der aber sogleich auf einen
nicht unwesentlichen Umstand verweist:
„Natürlich wird der Klassenunterschied
am Sonntag noch höher sein.“
Die Eichstätter, das muss man wissen,
verstehen sich selbst in der Regionalliga
Bayern eher als Außenseiter. „Wenn es da
eine Budget-Tabelle gäbe, dürfte der VfB
immer auf dem 18. und letzten Tabellen-
platz sein“, sagte VfB-Vorstandsmitglied

Fritz Schaeffler demBayerischen Rund-
funk. Der Aufstieg in die höchste Spielklas-
se des Freistaats gelang vor zwei Jahren,
die vergangene Saison war die erfolgreichs-
te der Vereinsgeschichte: Platz zwei hinter

dem FC Bayern München II, auf einmal
war Eichstätt als beste Amateurmann-
schaft Bayerns für den DFB-Pokal qualifi-
ziert. Aktuell steht die Mannschaft von
Trainer Mattes auf einem soliden achten
Platz, mit einem Spiel weniger als die meis-
ten Konkurrenten. Das gibt sogar Lob vom

bayerischen Innenminister Joachim Herr-
mann (CSU): Es sei „phänomenal“, was
Eichstätt da erreicht habe, „mit dem Etat,
wirklich eine tolle Leistung!“ Herrmann
hat sein Kommen zum Spiel gegen Hertha
BSC versprochen.
Die Investitionen in die Infrastruktur
konnten aber nicht ganz Schritt halten mit
dem sportlichen Aufschwung des Klubs,
auch deshalb werden in Eichstätt größere
Ambitionen kategorisch abgelehnt. Der
VfB eines Tages in der dritten Liga? „Uto-
pie“, erklärte der Sportliche Leiter Johann
Benz im Dezember demDonaukurier.
Auch für den DFB-Pokal ist das eigene Sta-
dion zu klein, das Spiel gegen Berlin muss
im rund 30 Kilometer entfernten Ingol-
stadt ausgetragen werden. „Es ist enttäu-
schend, dass Amateurvereine inzwischen
riesige Anforderungen erfüllen müssen“,
sagt Mattes. Eine Atmosphäre, wie er sie
einst als Spieler in Aindling erlebte, sei in
einem fremden Stadion nicht zu erwarten.
Auch von den Einnahmen im sechsstelli-
gen Bereich könnte den Eichstättern weni-
ger bleiben als erhofft. Das Stadion in In-
golstadt kostet Miete, statt der zwei Securi-
ty-Mitarbeiter in der Regionalliga hat der
VfB für das Pokalspiel derer 140 engagie-
ren müssen. Außerdem muss der Klub
175 500 Euro an den Bayerischen-Fußball-
verband (BFV) abtreten.
Von derlei Dingen will sich Mattes aber
nicht ablenken lassen, er will „den Mo-
ment genießen und dann mal sehen, was

dabei rumkommt“. Aber wie soll eigentlich
etwas rumkommen gegen einen Bundesli-
gisten, bei dem der Finanzinvestor Lars
Windhorst erst kürzlich 125 Millionen Eu-
ro hineingepumpt hat? „Raushauen, was

da ist“, sagt Trainer Mattes, „und dann hat
man als Außenseiter immer eine kleine
Chance.“ Anders ausgedrückt: Der VfB
Eichstätt will am Sonntag ein bisschen wie
der TV Aiglsbach sein. thomas hürner

TV Aiglsbach – TSV 1860 München
TSV Neutraubling – SpVgg Unterhaching
SSV Kasendorf – FC Würzburger Kickers
TV Wasserlos – SV Viktoria Aschaffenburg


  1. SC Feucht – TSV Aubstadt
    TSV Großbardorf – 1. FC Schweinfurt 05
    TSV Karlburg – FC Eintracht Bamberg
    DJK Gebenbach – FC Ingolstadt 04
    DJK Vilzing – SpVgg Bayreuth
    TSV 1865 Dachau – TSV Buchbach
    VfR Garching – SV Wacker Burghausen
    SV Schalding-Heining – TSV 1860 Rosenheim
    TSV 1882 Landsberg – Tükgücü München
    TSV 1880 Wasserburg – FC Memmingen
    TSV 1875 Kottern – FV Illertissen
    Türkspor Augsburg – SV Heimstetten


1860 muss nach Aiglsbach
Auslosungder zweiten Runde des Toto-Pokals

von stefan galler

U


mwelt- und Klimaschutz domi-
nieren die Nachrichten, was
nicht ganz überraschend
kommt, schließlich geht es dar-
um, die Bedingungen auf die-
sem Planeten so zu bewahren, dass der
Mensch auch in Zukunft auf ihm leben
kann. Dabei werden mittlerweile viele Fa-
cetten hinterfragt, auch solche, die mitten
hineinreichen in den Alltag. Etwa das die
Umwelt belastende Mikroplastik. Weil da-
zu auch die winzigen Bällchen aus Gummi-
granulat gehören, die auf den bis zu 6000
Kunstrasenplätzen in Deutschland herum-
liegen und zum Teil von den Menschen un-
beachtet an ihren Sportschuhen in die
Welt getragen werden, ist zuletzt eine
scharfe Debatte um diesen Füllstoff ent-
brannt.
Die Europäische Union will Kunstrasen-
plätze mit Gummigranulat womöglich ab
2022 verbieten, ein entsprechendes Ge-
setz ist in Vorbereitung. Das hätte drasti-
sche Konsequenzen für die Sportinfra-
struktur in ganz Deutschland, weshalb
sich Verbände und Politik in Brüssel für ei-
ne längere Übergangsfrist einsetzen. Bun-
desinnenminister Horst Seehofer (CSU), in
dessen Zuständigkeit auch der Sport fällt,
will sich im Fall eines Verbots für eine Um-
bauphase von sechs Jahren für bestehen-
de Kunstrasenplätze stark machen. Seeho-
fer erklärte jüngst in einem Interview, „für
einen vernünftigen Ausgleich zwischen
Umweltschutz und den berechtigten Inter-
essen des Sports“ eintreten zu wollen. Aus-
löser der Debatte war eine Studie des
Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicher-
heits- und Energietechnik in Oberhausen.

In dieser heißt es, dass durch die Verwen-
dung von Kunstrasen auf Sportballplätzen
bis zu 11 000 Tonnen Mikroplastik jährlich
in die Umwelt gelangten, der Ausstoß sei
sieben Mal größer als der von Kosmetik-
produkten.
Die Nachricht erschütterte die Kunstra-
senindustrie. Die Hersteller wehrten sich
massiv gegen die Ergebnisse der Studie,
bemühten das Argument, die Forschen-
den hätten die Bauweise der Kunstrasen-
plätze in Deutschland nicht hinreichend
berücksichtigt. Bei den hiesigen Plätzen
werde weniger Gummigranulat benötigt
als anderswo.
Und auch Vertreter von Fußballverei-
nen, die Kunstrasenplätze vor allem we-
gen ihrer ganzjährigen Bespielbarkeit mitt-
lerweile als unersetzlich ansehen, reagier-
ten auf die neue Entwicklung. Beispiels-
weise Helmut Lämmermeier, Fußball-Ab-
teilungsleiter beim SC Baldham-Vaterstet-
ten, der sich in einem offenen Brief an die
Europa-Abgeordnete Angelika Niebler
(CSU) und an CSU-Generalsekretär Mar-
kus Blume wandte. Der Funktionär beton-
te die Notwendigkeit solcher Plätze in den
Wintermonaten, schließlich habe bei-
spielsweise sein Klub 42 Mannschaften im
Spielbetrieb, davon 35 Jugendteams. Da
gebe es zwischen November und März ab-
seits des synthetischen Geläufs nicht aus-
reichend Kapazitäten.
Auch Lämmermeier bezeichnete die Be-
urteilung durch das Fraunhofer Institut
als „schlichtweg falsch“. Der führende Her-
steller von Kunstrasenplätzen, die Firma
Polytan, habe versichert, dass pro Jahr ma-
ximal etwa 250 Kilogramm Granulat auf
modernen Kunstrasenplätzen nachbefüllt
werden müssten, so der Baldhamer Spar-

tenchef. Würde man diese 250 Kilogramm
auf die in der Studie mit 4000 bezifferten
Plätzen in Deutschland hochrechnen,
dann ergäbe sich „ein Gesamtaustrag von

1000 Tonnen“. Die Studie aber gebe ein Vo-
lumen von 11 000 Tonnen an. „Dies ist ein
um den Faktor elf höherer Wert“, so Läm-
mermeier. Die Erzeugung von Mikroplas-

tik durch Autoreifen liege um den Faktor
100 höher, die Freisetzung durch den Ab-
rieb von Schuhsohlen oder das Waschen
von Textilien sei fünf- bis achtmal höher.
LautSpiegelräumt der Studienautor
Jürgen Bertling vom Fraunhofer Institut
in einem Brief an Industrievertreter ein,
dass es Anhaltspunkte gebe, dass die in
Deutschland dominierenden Kunstrasen-
typen tatsächlich deutlich geringere Emis-
sionen aufweisen. Lämmermeier forderte
die Politiker Niebler und Blume jedenfalls
dazu auf, „die genaue Faktenlage zu verifi-
zieren“ und sich dafür einzusetzen, „dass
es zu keinem Verbot von Kunststoffgranu-
lat für Kunstrasenplätze kommt“.
Ein solches Verbot würde viele Vereine
hart treffen, vor allem jene, die über gar
keine „natürliche“ Alternative zum Plastik-
platz mehr verfügen. Bei der SpVgg 1906
Haidhausen zum Beispiel, dem Nachfolge-
verein von Franz Beckenbauers Stamm-
klub SC 1906 München, wird derzeit auch
der Nebenplatz mit Kunstrasen ausgestat-
tet, der Hauptplatz an der Eintrachtstraße
in der Nähe des Nockherbergs ist sowieso
schon seit Jahren synthetisch, wird aber
momentan saniert. „Uns bringt dieser gro-
ße Umbau an die Grenze der Belastung“,
sagt der 2. Vorstand Manfred Lohner. Zwar
trage die Stadt München als Eigentümer
der Sportanlage die Kosten, doch die Mie-
te für Ausweichplätze und die gesamte Or-
ganisation müsste der Verein selbst finan-
zieren. Ähnlich wie der Baldhamer Kollege
Lämmermeier ist auch Lohner über die
neu aufkommende Diskussion nur mäßig
begeistert: „Wenn ein Verbot kommt und
wir in ein paar Jahren wieder umrüsten
müssen, dann kann uns das in Existenz-
probleme bringen“, so der Funktionär.

Das Publikum auf dem Center Court
beim ATP Challenger-Turnier in Augs-
burg raunt. Gerade spielen Yannick Hanf-
mann und Matthias Bachinger das vom
Veranstalter beworbene „Match of the
day“. Allerdings sind alle Augen in die-
sem Moment auf den Platz nebenan ge-
richtet – ein Tennisschläger segelt mit ei-
ner beeindruckenden Flugbahn über die
Anlage. Es ist der Schläger von Daniel Alt-
maier, der gerade mit seinem Doppelpart-
ner Johannes Härteis um den Einzug ins
Viertelfinale kämpft.
Der Schlägerwurf ist der einzige Wut-
ausbruch des 20-Jährigen am Donners-
tag, die beiden Deutschen gewinnen das
Doppel im Match-Tiebreak. Dazu tritt Alt-
maier auch im Einzel an, wo er zunächst
den an Ranglistenplatz drei gesetzten Ita-
liener Filippo Baldi besiegte, am Freitag
aber nach einem 4:6, 6:7 gegen den Argen-
tinier Facundo Mena im Viertelfinale aus-
schied. An Platz 515 der Weltrangliste ge-
listet, durfte er nur dank einer Wildcard
am Einzelturnier teilnehmen.
Wie sein Schläger in Augsburg hat
auch Daniel Altmaier mit 20 Jahren
schon die Höhen und Tiefen einer profes-
sionellen Tenniskarriere durchlebt: Vor
zwei Jahren stand er, damals noch mit 18
Jahren, schon auf Platz 210 der Weltrang-
liste. Im ATP-250-Turnier in Antalya, das
eine Kategorie höher einzustufen ist als
die Schwaben Open in Augsburg, spielte
er sich bis ins Viertelfinale und schlug da-
mals mehrere Top-100-Spieler. Dann
aber zog er sich eine Bauchmuskelverlet-
zung zu, die ihn gut anderthalb Jahre au-
ßer Gefecht setzten sollte – erst im Janu-
ar 2019 feierte er sein Comeback.
„Vielleicht musste das auch so kom-
men“, sagt er heute. „Ich habe in dieser
Zeit viele Dinge gelernt, die für meine Per-
sönlichkeitsentwicklung sehr nützlich
waren.“ Allerdings drehte sich die Tennis-
welt auch ohne den jungen Deutschen
weiter – im April 2019 stand er nur noch
auf Platz 609 der Weltrangliste. „Zu Be-
ginn des Comebacks hatte ich große Pro-
bleme, weil mir durch die lange Pause die-
ser Tagesrhythmus abhandengekom-
men war. Da musste ich mich wieder hin-
arbeiten.“ Geholfen haben dabei auch die
Einsätze in der zweiten Bundesliga bei
Rot-Weiß Berlin: „Mit der Mannschaft
steckt noch einmal eine andere Motivati-
on dahinter. Dazu konnte ich alle Einzel-
spiele bisher gewinnen, meinem Selbst-
vertrauen hat das sehr gutgetan.“


Im Gegensatz zu anderen Profis auf
der Tour konnte er eine derart lange Aus-
zeit wirtschaftlich etwas abfedern: Dank
eines Stipendiums wird er noch bis Ende
2020 vom Pay-TV-Sender Sky finanziell
unterstützt, nur zwölf ausgewählte Talen-
te aus ganz Europa sind Teil dieses Pro-
gramms. Druck mache er sich jetzt aber
nicht, „das wäre auch der falsche Ansatz.
Ich habe gelernt, Dinge wertzuschätzen
und nehme es nicht mehr für selbstver-
ständlich, dass ich diesen Sport professio-
nell ausüben darf.“
Sein nächstes Ziel hat Altmaier im
Blick: „Die Qualifikation für die Australi-
an Open ist schon realistisch, wenn ich so
weitermache.“ Das Viertelfinale in Augs-
burg soll nur der erste Schritt auf dem
Weg dorthin sein. raphael späth


Die Kunstrasendebatte bewegt die Gemü-
ter, dabei könnte die Lösung des Problems
womöglich ganz einfach sein, das zumin-
dest vermittelt eine Nachfrage beim Fuß-
ball-Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth.
Dort hat man 2013 einen Kunstrasen ver-
legt, der ohne das mittlerweile so umstrit-
tene Gummigranulat auskommt. Stattdes-
sen wurde damals Korkgranulat aufge-
schüttet – mit großem Erfolg, wie der Für-
ther Medienverantwortliche Immanuel
Kästlen betont: „Damals war diese Techno-
logie noch am Anfang, aber mittlerweile
können wir feststellen, dass es sich hier
um ein tolles Produkt handelt“, so Kästlen.
Deshalb prüfe man derzeit sehr intensiv,
ob man noch mehr Plätze auf diese Weise
umrüstet.
Die Mitarbeiter der Abteilung „Liegen-
schaften“, in der bei den Fürthern Gärtner,
Platzwarte und Greenkeeper zusammen-
gefasst sind, hätten bestätigt, dass die
Platzpflege „nicht aufwendiger“ sei als bei
einem herkömmlichen Kunstrasen“, sagt
Kästlen. Auch die Warnungen von Exper-
ten, Korkmaterialien seien schimmelanfäl-
lig, kann man am Ronhof nicht nachvollzie-
hen: „Wir haben solche Erfahrungen nicht
machen müssen.“
Ingenieur Oliver Krombach sieht die Sa-
che etwas differenzierter. Er plant derzeit
auf der Anlage des TSV Gräfelfing einen

solchen Platz mit Korkgranulat: „Kork bin-
det Wasser stärker als Plastik. Deshalb ist
er einerseits etwas frostanfälliger, aber an-
dererseits in den Sommermonaten kühler
und wassersparend“, sagt der Experte. Um
Schimmelbildung vorzubeugen, müsse
das Granulat alle zwei, drei Jahre ausge-
tauscht und auf die vorgeschriebenen Pfle-
gehinweise geachtet werden.
Beim TSV Gräfelfing, dessen Vorsitzen-
der Christoph Göbel Landrat des Landkrei-
ses München ist, wollte man eine ökologi-
sche Lösung: „Wir haben das damals mit
der Gemeinde und Bürgermeisterin Wüst
abgestimmt, kurz bevor die öffentliche Dis-
kussion über Plastikgranulat losgetreten
wurde“, sagt Krombach. Man habe sich am
Platz des Deutschen Fußball Internats
(DFI) in Bad Aibling orientiert, der wie je-
ner in Fürth 2013 gebaut worden war. Das
Korkgranulat sei etwa doppelt so teuer
wie eine durchschnittliche Gummifüllung
und etwa 1,5 Mal teurer als hochwertige
Kunststoffkügelchen.
Dafür sei es, teilt der Hersteller Domo
Sportsgrass auf seiner Homepage mit, voll
recyclefähig, geruchsneutral und bleibe
um 30 Prozent kühler als ein Gummiplatz.
„Am Anfang gab es Erfahrungswerte mit
abfärbenden Korken, welche aber mittler-
weile Geschichte sind“, sagt Ingenieur
Krombach. STGA

Den Moment genießen


„Raushauen, was da ist“: Der VfB Eichstätt versteht sich selbst in der Regionalliga Bayern als Außenseiter, nun empfängt er den Bundesligisten Hertha BSC Berlin im DFB-Pokal


Daniel Altmaier, 20
FOTO: AFP

Kork könnte eine Alternative sein


Markus Mattes, der Trainer des VfB Eichstätt, spielte einst selbst in der ersten
Runde des DFB-Pokals gegen den FC Schalke 04. FOTO: ZINK / IMAGO

Umstrittenes Grün


DieEuropäische Union will Kunstrasenplätze womöglich bald verbieten, weil sie Mikroplastik an die Umwelt abgeben. Für den Amateursport
könnte das weitreichende Folgen haben – es gibt aber Zweifel an der Studie, die im vergangenen Jahr der Auslöser für die Debatte war

Einer von zwölf


Tennisprofi Altmaier raus in Augsburg

DEFGH Nr. 184, Samstag/Sonntag, 10./11. August 2019 HBG SPORT IN BAYERN 41


Ganzjährig bespielbar, pflegeleicht und bezahlbar: Gerade im Amateurbereich sind Kunstrasenplätze unverzichtbar geworden, ohne sie könnte der Spielbetrieb nicht aufrechterhalten werden. Vertreter von
Fußballvereinenhoffen deshalb auf Unterstützung von der Politik – ein Verbot des synthetischen Geläufs soll unbedingt verhindert werden. FOTO: RENE TRAUT / IMAGO
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