Süddeutsche Zeitung - 19.08.2019

(Ron) #1
Pullach– Kapitän Nummer 1 stand in Zivil-
kleidung neben der Bank, Kapitän Num-
mer 2 stapfte mit Krücken und einem or-
thopädischen Schuh nach dem Spielende
auf den Platz, dann trafen sie sich an der
Auswechselbank bei Kapitän Nummer 3
und ihrem Trainer, der seit Beginn der Sai-
son schon einiges an Verletzungsmalaise
beim SV Pullach zu moderieren hat. Martin
Bauer (Kapitän Nummer 1) hat sich schon
in der Vorbereitung das Kreuzband geris-
sen, jetzt hat es auch Michael Hutterer (Ka-
pitän Nummer 2) am Syndesmoseband er-
wischt. Körperlich fit, aber nach dem Spiel
gegen den SV Donaustauf angefressen we-
gen des Spielverlaufs waren Alexander
Jobst (Kapitän Nummer 3) und Spielertrai-
ner Alexander Benede: 3:2 (0:1) hatte der
Gast, der sich in Pullach lange Zeit ver-
steckte, am Ende gewonnen.
Benede kam bei seiner Spielanalyse
nicht drum herum, noch einmal das Verlet-
zungspech einzubeziehen: Er wolle der
Mannschaft sicherlich nicht das Gefühl ge-
ben, sie bekomme es nicht ohne die Verletz-
ten hin. Aber in der ersten Halbzeit zum
Beispiel, „da fehlt mir dann einfach die Er-
fahrung von einem Mike Hutterer so
schmerzhaft“. Was Benede meinte: Nach-
dem die Donaustaufer fünf Minuten noch

ganz munter angelaufen waren, zogen sie
sich komplett in den Reaktions-Modus zu-
rück. „Anscheinend hat sich rumgespro-
chen in der Liga, dass wir keine schlechte
Arbeit leisten“, meinte Benede zu diesem
defensiven Ansatz der Aufsteiger. Lange
Ballbesitzphasen für Pullach waren die Fol-
ge, in denen der Spielaufbau aber nicht
flutschte. Ein bisschen unruhig, ein biss-
chen schlampig sei man gewesen, sagte Be-
nede, der sich genau in diesen Situationen
die ordnende Hand von Sechser Hutterer
gewünscht hätte.
Trotzdem war Pullach dominanter, fing
sich aber einen kuriosen Rückstand nach
36 Minuten. Nach einem Zweikampf blieb
der Pullacher Außenverteidiger Ziad Sai-
bou angeschlagen liegen. Donaustauf spiel-
te weiter, Pullach wartete auf den Pfiff des
Schiedsrichters, der aber nicht kam – und
am Ende konnte Pedro Braz von Rechtsau-
ßen abziehen und über Torwart Marjan
Krasnic hinweg senkte sich der Ball an den
Pfosten und dann ins Tor. Große Aufre-
gung bei der Pullacher Bank wegen dieser
Spielweise, die man mittlerweile öfters
sieht. Er erwarte eine wütende Reaktion
der Pullacher, sagte Franz Koller, ab dieser
Woche neuer Trainer des SV Donaustauf,
der noch als Beobachter anwesend war.

Das war die erste richtige Voraussage
Kollers noch vor Job-Beginn. Wütend und
vor allem druckvoll kamen die Hausherren
aus der Kabine. Donaustauf verlor die Kom-
paktheit unter den Angriffen der Pulla-
cher, öffnete Passwege und Möglichkeiten.
Innerhalb von fünf Minuten drehte Pul-
lach das Spiel. Zuerst schickte Jobst einen
langen Ball in den Strafraum, Henri Kou-
dossou klaubte den Ball federleicht herun-
ter und schoss den Torwart an, der nachge-
rückte Justin Gaigl schoss aus elf Metern
ein (53.). Beim 2:1 dribbelte Selcuk Altug an
der Außenlinie einen Donaustaufer aus,
bei seiner Hereingabe musste Max Zander
nur den Schlappen hinhalten (58.). In die-
ser Phase habe man gezeigt, dass man die
„richtigen Ideen“ habe, sagte Benede.

Weil Donaustauf aufmachen musste,
wurde es geräumiger. Offensiv klappte
viel, defensiv bekam Pullach Donaustauf
aber nicht mehr unter Kontrolle. Die Ober-
pfälzer waren in den letzten Jahren investi-
tionsfreudig, in schnellen Umschaltmo-
menten zeigte sich das. Nicht häufig, aber
sehr effektiv. „Sie haben wahnsinnig star-
ke individuelle Qualität im Kader“, sagte
Benede. „Sie gewinnen halt das entschei-
dende Eins-gegen-eins.“ Zum Beispiel in
der 68. Minute, als nach einem Zweikampf
auf dem rechten Flügel Nikica Filipovic
viel Zeit zum Ausschau halten hatte, im
Strafraum war dann Aldrin Emini am lan-
gen Pfosten zur Stelle und erzielte den Aus-
gleich. Und während Nureddin El Sayed
für Pullach den Ball an den Pfosten klatsch-
te, ein Freistoß von Benede aus dem Eck ge-
holt wurde und Gilbert Diep per Hinter-
kopf das leere Tor verfehlte, machte eben
Donaustauf den entscheidenden Treffer:
Pullach wurde noch einmal überrannt, wie-
der über den rechten Flügel, wieder war Un-
ordnung, und am Ende musste Braz in der
Zentrale nur einschieben (78.).
Zumindest einen Punkt hätte man ho-
len müssen, sagte Benede: „Dann musst
halt auch so clever sein, das 2:2 akzeptie-
ren und einen Punkt mitnehmen. Verlie-
ren darfst du es dann einfach nicht.“ Die
ärztliche Prognose für die Rückkehr von
Hutterer liegt übrigens bei drei bis vier Mo-
naten. Hutterers selbst gestecktes Ziel:
zehn Wochen. fabian dilger

von christian bernhard

Oberhaching– DasDachauer Volksfest,
das in diesem Jahr bereits zum 92. Mal
stattfindet, erfreut sich nicht nur wegen
des Bierpreises – nur 6,30 Euro für eine
Maß – großer Beliebtheit: Um auf rund
300000 Besucher zu kommen, muss ja et-
was geboten sein. Die Ausläufer der guten
Laune strahlen offenbar sogar bis ins mehr
als 30 Kilometer entfernte Deisenhofen
aus. Dort gewann der TSV 1865 Dachau am
Samstag 3:2 und fuhr den dritten Sieg in
acht Volksfest-Tagen ein. „Wie der FC Bay-
ern zur Wiesn“, sagte Spielertrainer Fabian
Lamotte grinsend. Vor den Stadtfestlich-
keiten war der TSV vier Spiele lang sieglos
geblieben – der Volksfest-Turbo zündet.
In den letzten Spielminuten, in denen
sich sein Team auf einer Defensiv-Achter-
bahnfahrt befand, wäre Lamotte das La-
chen aber beinahe noch vergangen. „Das
brauche ich nicht unbedingt“, sagte der Ex-
Profi, der die ganze Partie von der Seitenli-
nie aus verfolgte, da ihm eine hartnäckige
Erkältung zu schaffen macht.


Deisenhofens Trainer Hannes Sigurds-
son war ob der Leistung seiner Mann-
schaft verstimmt. 75 Minuten lang sei er
sehr unzufrieden gewesen, „wir haben all
die schlechten Angewohnheiten gezeigt,
von denen ich dachte, sie seien weg“, sagte
er. Dem Isländer fehlte es an Teamgeist,
Energie und Disziplin. „Du kannst nicht
einfach ein Spiel Urlaub machen“, erklärte
er nach der zweiten Niederlage in Serie.
Dabei hatte der FC Deisenhofen von Be-
ginn an versucht, über die Flanken die Kon-
trolle über die Partie zu erlangen. Sobald
der Ball auf Außen – vermehrt auf der rech-
ten Seite – war, gab Sigurdsson dem Flügel-
spieler lautstark das Kommando: „Geh
ab.“ Er wollte Tempo und Läufe in die Tiefe
von den Außenspielern sehen, und bekam
das anfangs auch. Die Flanken waren aller-
dings meist unpräzise oder zerschellten an
der Lufthoheit der Dachauer Innenverteidi-
ger Alex Weiser und Merlin Höckendorff.
Deutlich effizienter waren die Dachau-
er: In Minute 15 stellte Robin Volland Ryo-
suke Kikuchi mit einem feinen Steckpass
alleine vors Tor, und der Japaner bezwang
trotz eines schlechten ersten Kontakts Tor-
hüter Enrico Caruso mit einem souverä-
nen Abschluss zum 1:0. Acht Minuten spä-
ter hatte der FCD beinahe die ideale Ant-
wort auf den Rückstand parat, ein Diago-
nal-Flachschuss im Strafraum von Kapi-
tän Michael Vodermeier strich knapp am
rechten Pfosten vorbei. Den besseren Ein-
druck machte nun aber der TSV, er spielte
unaufgeregt und reif. Sigurdsson ärgerte
sich wenige Minuten vor dem Halbzeitpfiff


an der Seitenlinie, die er kontinuierlich
auf- und abschritt, über die vielen Fehler
seiner Mannschaft, die zahlreiche Ballver-
luste fabrizierte und immer wieder mit
Fehlpässen für Grummeln unter den Zu-
schauern sorgte. Dieses wurde noch grö-
ßer, als Kikuchi mit einem Steilpass Chris-
tian Doll alleine vor Caruso bediente, die-
ser sofort querlegte, wodurch Volland den
Ball nur noch zum 2:0 über die Linie schie-
ben musste (40.). Die FCD-Bank verstumm-
te wie auf Kommando – bekam aber nur
drei Minuten später wieder Leben einge-
haucht, als Tobias Rembeck mit einem plat-
zierten Schuss aus 16 Metern auf 1:2 ver-
kürzte. In den TSV-Strafraum gekommen
war der Ball wieder einmal über Außen.
Lamotte fand die erste Halbzeit trotz
der Führung nicht so gut, sie war ihm „ein
bisschen zu schlampig“. Deutlich schlampi-
ger war allerdings der FCD-Wiederbeginn

nach der Pause. Einige Unkonzentrierthei-
ten waren Vorboten eines bösen Fehlpas-
ses im Mittelfeld, der es Kikuchi ermöglich-
te, mit Tempo von links nach innen zu zie-
hen und Caruso mit einem scharfen Rechts-
schuss von der Strafraumgrenze zum drit-
ten Mal zu bezwingen (46.). Für den Japa-
ner war es Treffer Nummer vier binnen ei-
ner Woche. „Er ist in jedem Training hoch
engagiert und immer voll da“, lobte Lamot-
te den 25-jährigen Sommerzugang, der
vor 15 Monaten noch in der Bezirksliga ge-
spielt hat. Der offensive Außenspieler gab
das Kompliment artig zurück: „Ich habe
viel von Fabian gelernt.“
Der Aufsteiger war nach dem 1:3 völlig
konfus, Volland markierte zwei Minuten
später beinahe den vierten Treffer. Da die
Dachauer einige Konterchancen liegen lie-
ßen und der eingewechselte Florian
Schmid in Minute 80 auf 2:3 verkürzte,

gab es dennoch eine turbulente Schluss-
phase. Ein Angriff nach dem nächsten roll-
te auf Dachaus Kasten zu, im Minutentakt
kamen gefährliche Bälle in den Strafraum.
„Wir kriegen noch unsere Chance“, rief Le-
on Müller-Wiesen seinen Teamkollegen in
einer Verletzungsunterbrechung in Minu-
te 86 zu. Er hatte Recht, Schmid konnte in
der Nachspielzeit sechs Meter vor dem Tor
relativ unbedrängt zum Kopfball hochge-
hen. Der 19-Jährige streifte den Ball aber
nur – dann war Schluss.
„Wir haben zu spät angefangen, Fußball
zu spielen“, konstatierte Sigurdsson, der
sich am Sonntag bei 1860 München II „ge-
nug Hunger und Aggressivität“ von seiner
Mannschaft erhofft. Die Dachauer müssen
im Verbandspokal am Mittwoch gegen
Buchbach und am Samstag gegen Hanko-
fen-Hailing beweisen, dass es auch ohne
Volksfest geht. Dieses endet am Montag.

Ismaning– „Wenn der Holzmann Tempo
aufnimmt, ist er schwer zu halten“, sagte
der Trainer des FC Ismaning, Mijo Stijepic,
über den Rechtsaußen des TSV Nördlin-
gen, Daniel Holzmann. In der 64. Minute
stoppte Holzmann an der Seitenlinie den
Ball, er stand etwa 15 Meter in der Hälfte
der Ismaninger. Dann beschleunigte er, als
befinde er sich auf dem Hockenheimring,
er raste mit kurzen Schritten vorbei an Jo-
nas Redl, seinen tapferen Bewacher, vorbei
an anderen Blauen, die man nur schemen-
haft wahrnahm, weil alles so schnell ging.
Holzmann drang in den Strafraum ein, wo
bloß noch Andreas Brandstetter stand, der
letzte Verteidiger des FC Ismaning. Dann
prallte Holzmanns rechter Fuß gegen
Brandstetters rechten Fuß, es krachte, und
es sah aus, als hätte der listige Angreifer
beim Verteidiger eingefädelt, um einen El-
fer heraus zu holen. Holzmann fiel, und
Schiedsrichter Thomas Ehrnsperger fiel
darauf herein.
Marco Haller legte den Ball auf den Elf-
meterpunkt. Haller? Man kennt ihn aus hö-
heren Ligen, er spielte beim VfR Aalen, bei
den Würzburger Kickers und bei Schwein-
furt 05. Jetzt ist er 35 und wieder bei sei-
nem Jugendklub. Haller schoss den Elfer
unten rechts ins Tor. Es stand bloß noch 2:1
für Ismaning, und Holzmann fragte den
Schiri-Assistenten, was „der Tacho“ spre-
che. Er wollte wissen, wie lange noch zu
spielen sei. 25 Minuten. Zeit genug.
Nördlingen drängte auf den Ausgleich.
„Diese Phase hat mich viele Nerven gekos-
tet“, sagte Stijepic hinterher. „Dabei war es
so unnötig, wir hätten vorher das dritte Tor
schießen müssen – so haben wir Nördlin-
gen stark gemacht.“ Die Ismaninger erlös-
ten ihren Trainer erst kurz vor Schluss, mit
dem dritten und dem vierten Treffer.
Auf dem Bus, mit dem die Nördlinger an-
gereist waren, stand selbstbewusst „Ein-
fach riessig“, eine Anspielung auf den Kra-
ter namens Ries, der vor 15 Millionen Jah-
ren durch einen Meteoriteneinschlag ent-
standen ist. Der Spruch passte vor dem
Spiel weder für Nördlingen, das noch sieg-
los war (und dann auch blieb), noch für Is-
maning, das drei Spiele in Serie verlor und
bis dato kein Heimspiel gewann.
Trainer Stijepic hatte daher umgestellt.
Maximilian Siebald blieb auf der Bank,
den linken Flügel besetzte der vielseitige
Clemens Kubina, der zuletzt Innenverteidi-
ger gespielt hatte. „Mit Kubina, der defensi-
ver ist als Siebald, und mit Redl wollten wir

Holzmann doppeln“, sagte der Trainer. Das
gelang manchmal, häufig aber nicht. Isma-
ning war dennoch besser als zuletzt, vor al-
lem aggressiver in der Balleroberung.
Aber zunächst plätscherte das Spiel 25
Minuten lang dahin. Dann missriet Isma-
nings Daniel Weber ein Zuspiel, er ärgerte
sich so sehr darüber, dass er Felix Käser in
die Beine sprang. Der arme Käser brüllte
laut und lange, sein Knöchel schwoll an, er
musste raus. Weber sah gelb und durfte
sich damit glücklich schätzen.

Zwei Minuten später flankte Tobias Kil-
ler den Ball in den Nördlinger Strafraum,
die Kugel flog und flog, und man dachte
schon, sie würde am Tor vorbei segeln, da
streckte Orhan Akkurt, dieses Prachtexem-
plar eines Torjägers, den Fuß heraus und
lenkte sie ins Tor. Man könnte sagen, die
Nördlinger standen noch unter dem
Schock der Blessur ihres Kameraden Kä-
ser. Aber man könnte auch sagen, sie vertei-
digten einfach schlecht an diesem Sams-
tagnachmittag. Für die zweite These
sprach das 2:0 kurz vor der Pause. Wie lan-
ge wird schon Fußball gespielt? Nicht 15
Millionen Jahre, aber fast 150 Jahre, und
selten hat man wohl ein größeres Loch in ei-
ner Deckung gesehen als jenes, das sich bei
den Riesern auftat in Minute 40: breit wie
eine dreispurige Autobahn, leer gefegt wie
ein Boulevard ohne Menschen war der Zu-
gang zu ihrem Strafraum. Sollte das für Is-
maning „die Siegerstraße“ sein, wie es im
Fußball heißt? Taijiro Mori, Ismanings fili-
graner Aufbauspieler, bugsierte den Ball in
die Nördlinger Leere, der alleine gelassene
Akkurt schoss und die Kugel kullerte, nur
unzureichend gebremst vom heraus stür-
zenden Tormann Daniel Martin, über die
Kalklinie des Gästetores.
Ismaning hätte nach der Pause durch
Markus Neuber (er scheiterte aus kurzer
Distanz an Martin) und Bastian Fischer (er
schoss, freistehend, Martin an den Fuß)
das dritte Tor machen müssen, stattdes-
sen strapazierte Hallers Elfer die Nerven
des Mijo Stijepic. Nils Ehret, er traf nach ei-
nem Rückpass von Siebald (86.), und Killer
mit einem Flachschuss ins lange Eck (90.)
brachten Ismaning dann wirklich auf die
Siegerstraße. gerhard fischer

München– Kürzlich wurde Muriz Salemo-
vic in der Arbeit nach Fabian Müller ge-
fragt. „Hört so einer auf dich?“ Der Trainer
des FC Pipinsried zeigte Verständnis, im-
merhin ist Müller ein gestandener Profi,
der plötzlich in der fünften Liga kickt. Sale-
movic wiederum steht im ersten Jahr als
Spielertrainer und sagt, er habe „Riesenre-
spekt“ vor der Aufgabe gehabt. Den Ar-
beitskollegen jedoch konnte er beruhigen:
„Das sind die einfachsten.“ Einer wie Mül-
ler fragt am Tag nach dem Spiel von sich
aus nach, wie viele Kilometer er auslaufen
solle und mit welchem Puls. In Pipinsried
haben gleich mehrere Spieler höherklassi-
gere Erfahrung als das Trainerduo Salemo-
vic/Hürzeler, aber zu Kompetenzüberlage-
rungen führt das zurzeit nicht. Im Gegen-
teil, auf dem Platz präsentiert man sich
mehr und mehr als eingespielte Einheit.
Der 5:1 (3:1)-Erfolg am Freitagabend bei
der SpVgg Hankofen-Hailing ging auch in
dieser Höhe völlig in Ordnung.
Für Müller hatte der Trainer nach des-
sen Premiere für den FC nichts als lobende
Worte übrig. „Brutal ruhig, total sachlich,
die merkst ihm die Erfahrung in jeder Akti-
on an, mit dem Ball, aber auch gegen den
Ball“, so der 30-Jährige über den 32-Jähri-
gen. Müller lief in einem 4-4-2-System als
linker Außenverteidiger auf, im Spielauf-
bau wechselte er auf die Sechser-Position.
Die zusätzliche Routine in der Defensive
schadete nicht. Zum einen fehlte Kapitän
Stephan Thee, zum anderen wählte Hanko-
fen eine relativ offensive Spielvariante und
lief den Gegner oft früh an. Völlig unbeein-
druckt erspielten sich die Pipinsrieder
nach einer ruhigen Anfangsphase immer
mehr Chancen. Über die linke Seite brach-
te dann Marcel Ebeling, der diesmal in der
Startelf stand, die Führung auf den Weg:
Pablo Pigl nahm die Hereingabe souverän
an und vollendete per Drehschuss zu sei-

nem siebten Saisontreffer (17.). Mit dem
ersten Tor unterstrich Pipinsried spieleri-
sche Überlegenheit, mit dem zweiten die
aktuelle Gefährlichkeit bei Standards,
auch wenn der Treffer ein wenig zufällig zu-
stande kam: Maximilian Zischler kam nur
an den Ball, weil im Zentrum niemand die
Eckballflanke erreichte. Seinen Kopfball
konnte Hankofens Keeper Sebastian Maier
nur noch ins obere Netz hinter der Latte len-
ken (27.). Nach einem weiteren Kopfball-
tor, diesmal durch Christoph Rech (38.),
schien die Partie schon gelaufen.

Doch ein paar Schlendrian-Minuten er-
laubte sich Pipinsried auch diesmal. Einen
Fehler des ansonsten guten Timon Kuko
im Spielaufbau nutzte Christian Liefke so-
fort zum 1:3 (41.), bis zur Pause „sind wir ge-
schwommen“, kritisierte Salemovic. Kuka
blockte einen Schuss aus kurzer Distanz.
Diese Phase, so der Spielertrainer, sei gu-
tes Lehrmaterial: „Du kannst in fünf Minu-
ten alles zerstören.“ Nach der Pause war
aber schnell der Deckel drauf. Steffen
Krautschneider traf nach Doppelpass mit
Amar Cekic (49.), Letzterer machte 20 Mi-
nuten später, beim 5:1, mit der gegneri-
schen Abwehr, was er wollte.
Kein Wunder, dass Salemovic zurzeit zu-
frieden ist, Pipinsried ist weiter ungeschla-
gen und setzt sich als Spitzenteam fest. Ei-
nen Zweikampf mit Tabellenführer Was-
serburg auszurufen, hält Salemovic aller-
dings noch für verfrüht. „Da würde ich ger-
ne noch fünf, sechs Spieltage warten“, sagt
er. In dieser Zeit, Mitte September, stehen
praktischerweise gleich mehrere Spitzen-
spiele an. christoph leischwitz

Ohne ordnende Hand


Der ersatzgeschwächte SV Pullach verliert nach Führung gegen Donaustauf
München– Wenn er das Gefühl hat, seine
Spieler gehen nicht an ihre Leistungsgren-
ze, kann Frank Schmöller sehr schnell sehr
sauer werden. Und so ist dem Trainer der
U21 des TSV 1860 München am Samstag
nach dem 2:3 beim FC Ingolstadt II ge-
pflegt der Kragen geplatzt: „Das war das
Schlechteste, was mir meine Mannschaft
bisher angeboten hat“, schimpfte der frü-
here HSV-, Hertha- und Haching-Profi
nach dem dritten sieglosen Spiel in Serie.
Und weiter: „Wir haben heute alles vermis-
sen lassen, waren hinten und im Mittelfeld
nicht präsent und vorne nicht anwesend.“
Von Beginn an waren die jungen Schan-
zer das tonangebende Team. Felix Bach-
mann brachte die Gastgeber nach knapp
20 Minuten in Führung. Von Sechzig kam
kein Aufbäumen, ganz im Gegenteil: Noch
vor der Pause erhöhte zunächst der frühe-
re Kaiserslauterer Fabio Moreno Fell mit


seinem dritten Saisontreffer auf 2:0 (39.);
Philipp Herrmann markierte fünf Minuten
später sogar noch das 3:0, für ihn bereits
Treffer Nummer sechs in dieser noch jun-
gen Spielzeit. Die beiden späten Gegentore
in Durchgang eins brachten Löwen-Coach
Schmöller vollends auf die Palme: „Wenn
du mit 0:1 in die Halbzeit gehst, kannst du
noch was ändern.“ Dementsprechend laut
fiel sein Donnerwetter in der Kabine aus.
Der 52-Jährige hatte schon nach einer
halben Stunde Kevin Nsimba für Tomislav
Kraljevic eingewechselt, nun brachte er
auch noch Sascha Hingerl für Timo Spen-
nesberger. Mit einigen Minuten Anlauf lief
es dann in der zweiten Hälfte tatsächlich et-
was besser. Und die Sechziger kamen
durch Treffer von Lennert Siebdrat (79.)
und Kevin Nsimba (80.) innerhalb von 60
Sekunden auf 2:3 heran.
Zu einem Punktgewinn reichte es den-
noch nicht mehr, weshalb Frank Schmöl-
lers Laune sich auch keineswegs aufhellte:
„Es bringt uns nichts, wenn wir nur 20 Mi-
nuten aggressiv und gallig Fußball spielen.
Das erwarte ich über 90 Minuten.“ Man
könne durchaus mal einen schlechten Tag
haben, „aber dann muss man zumindest
die Grasnarbe umwühlen“, so der Trainer.
Und weil „so eine Leistung für eine U 21
von 1860 nicht akzeptabel“ sei, werde er
bei den anstehenden Übungseinheiten an-
dere Saiten aufziehen: „Das wird die Mann-
schaft in der kommenden Trainingswoche
zu spüren bekommen.“ stga


Der Torschütze Max Zander (links) und der verhinderte Torschütze Gilbert Diep
müssen eine Heimniederlage verkraften. FOTO: CLAUS SCHUNK

Lamotte lobt Kikuchi: „Er ist


in jedem Training hoch engagiert


und immer voll da“


Dachaus Zugang Ryosuke Kikuchi (rechts) erzielte zwei Tore in Deisenhofen und bedankte sich bei seinem Trainer Lamot-
te: „Ich habe viel von Fabian gelernt.“ FOTO: FLORIAN PELJAK

Ein Spiel Urlaub


Deisenhofens Coach Hannes Sigurdsson vermisst beim 2:3 im Bayernligaderby gegen Dachau Energie und Disziplin.
Der TSV 1865 dagegen eilt während des heimischen Volksfestes wie der FC Bayern zur Wiesn-Zeit von Sieg zu Sieg

Auf der Autobahn zum Sieg


Ismaning bezwingt Nördlingen und feiert ersten Heimerfolg


Erfahrung gewinnt


Pipinsried zeigt sich beim 5:1 in Hankofen weiter verstärkt


Auf der Palme
1860-Coach Schmöller restlos bedient

„Donaustauf hat wahnsinnig
starke individuelle Qualität
im Kader“, sagte Benede.

Der Zugang zu Nördlingens
Strafraum war so leer gefegt
wie ein Boulevard ohne Menschen

Trainer Salemovic will
noch keinen Zweikampf
gegen Wasserburg ausrufen

„Wir waren hinten nicht präsent


und vorne nicht anwesend“


Abstand hielten Nördlingens Verteidiger meistens zu Ismanings Stürmern, in dieser
Situation zuAngelo Hauk (blaues Trikot). FOTO: FLORIAN PELJAK

R12 (^) SPORT LOKAL Montag, 19. August 2019, Nr. 190 DEFGH

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