National Geographic Germany - 08.2019

(WallPaper) #1

Der technikaffine Schopfmakak Naruto


machte 2011 in einem Naturpark Indonesiens mit


einer Kamera ein Selfie. Das Bild ging um die


Welt und machte auf das traurige Schicksal einer


wenig bekannten Affenart aufmerksam.


OBEN: SELFIE VON NARUTO, AUFGENOMMEN IM JUNI 2011. FOTO: DAVID J. SLATER

TEXT:
JENNIFER S. HOLLAND
FOTOS:
STEFANO UNTERTHINER

Dieses Foto von Naruto verbreitete sich rasend


schnell im Internet – und plötzlich hatte seine


Spezies mit ihren bernsteinfarbenen Augen


und der Punkfrisur Millionen Fans. Etwa zur


gleichen Zeit entschloss sich die für den Schutz-


status von Tierarten zuständige Internationale


Naturschutzunion, die Schopfmakaken (Maca ca


nigra) in die Liste der 25 am stärksten bedroh-


ten Primatenarten aufzunehmen.


Narutos Selfie gab Anlass zu einem Urheber-

rechtsstreit zwischen dem Besitzer der Kamera


und der Tierschutzorganisation People for the


Ethical Treatment of Animals (Peta). Sie war


der Ansicht, die Bildrechte gehörten Naruto,


schließ lich hätte er das Foto gemacht.


Inzwischen ist der Prozess entschieden. Na-

ruto wird keine Fotografenkarriere machen. Er


lebt weiterhin in den Wäldern des Naturreser-


vats Tangkoko-Batuangus-Duasaudara auf der


Insel Sulawesi ein ruhiges Affenleben – insofern
das bei Makaken möglich ist: „Da hinten, das
ist Naruto“, sagt die Primatenforscherin Antje
Engelhardt von der John Moores University im
englischen Liverpool. Sie zeigt auf einen mittel-
großen Affen. Der sitzt vornübergebeugt und
kratzt sich, die Ruhe selbst.
Bis plötzlich das Männchen Alex zu ihm rennt
und auf Naturos Körper springt.
Engelhardt kichert: „Haben Sie das gesehen?“
Naturo hat gerade als lebender Blitzableiter für
Aggressionen gedient. Alex wollte friedlich eine
Feige essen, als Charlie, das Alphamännchen
und Oberhaupt der Gruppe, ihm die Frucht weg-
schnappte. „Statt einen Kampf mit Charlie zu
riskieren“, sagt Engelhardt, „zeigte Alex lieber
dem rangniedrigeren Naruto, wo der Hammer
hängt.“ So viel zum Thema Machtabsicherung
im Tierreich. (Weiter auf Seite 124)

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