Business Traveller Germany - 04.2019 - 05.2019

(Ron) #1
APRIL/MAI  businesstraveller.de

nimmt immer konkretere Formen an: der
Sprung der Passagierabfertigung nach Süden,
in den Bereich der früheren US Air Base.
Bereits seit 2012 parken in diesem Bereich
Flugzeuge, nun sollen hier bald auch die in
ihren Umrissen schon erkennbaren Gebäude
stehen. Insgesamt bietet Terminal 3 drei
neue Flugsteige, G, H und J. Weil Deutsch-
land nicht China ist, dauert die Umsetzung
eines derartigen Mammut-Vorhabens (Kos-
ten: mindestens 3,5 Milliarden Euro) Jahr-
zehnte. Begonnen haben die Planungsprozes-
se 1997, zum Sommerugplan 2023 soll
Terminal 3 dann tatsächlich ans Netz gehen.
Doch manchmal können auch deutsche
Großprojekte überraschend exibel sein, und
Frankfurt braucht dringend Zusatzkapazitä-
ten, zumal „derzeit alle Prozesse auf Kante
genäht sind“, bestätigt Fraport-Kommunika-
tionschef Jürgen Harrer. Und jetzt wird
sogar der zweite Schritt vor dem ersten ge-
macht und ein Teilkomplex im Süden lange
vor dem eigentlichen Terminal 3 erönet:
Bereits ab 2021 wird der neue Flugsteig G in
Betrieb genommen, der kurzfristig schon mal
vier bis fünf Millionen Reisende im Jahr ab-
fertigen kann und über neun Flugzeugpositi-
onen am Gebäude, 13 Gates und 59.000
Quad ratmeter Fläche verfügen wird. „Der

eigentlich erst als zweiter Bauabschnitt von
Terminal 3 geplante Flugsteig G wird auf-
grund des Passagierwachstums vorgezogen“,
erklärt Flughafenchef Stefan Schulte. Der
neue Flugsteig werde als voll funktionsfähi-
ges Abfertigungsgebäude gebaut und opti-
mal in das Drehkreuz Flughafen Frankfurt
eingebunden. Wie gut das bei der großen
Entfernung vom Hauptterminal gelingen
kann, wird sich zeigen. Zunächst müssen von
dort die Passagiere mit Bussen mehrere Kilo-
meter weit zum Flugsteig G gebracht wer-
den, genauso wie Gepäcktransfers über das
Vorfeld stattnden. Die Zubringerbusse sol-
len im Takt weniger Minuten verkehren.
Wirklich ein Quantensprung wird erst für
2023 erwartet. Dann wird Terminal 3 auch
an die Gepäckanlage angeschlossen sein,
außerdem an den automatischen PTS-Zug


  • Fahrtzeit vom Terminal 1 via Terminal 2:
    acht Minuten. „Schlanke und unkomplizier-
    te Prozesse“ verspricht Betreiber Fraport im
    Terminal 3. Die unterschiedlich langen Flug-
    steige H (400 Meter) und J (600 Meter) bie-
    ten insgesamt 24 neue Flugzeugpositionen
    am Gebäude, vier davon sind für die größten
    Flugzeuge wie die A380 ausgelegt. Insgesamt


wird das Terminal 3 über 1.600 Meter Flug-
steige und mindestens 38 gebäudenahe Posi-
tionen verfügen, bereits ab Erönung sollen
hier 21 Millionen Passagiere abiegen und
ankommen, bei einer Gesamtkapazität von
rund 25 Millionen Fluggästen jährlich. Ins-
gesamt 403.000 Quadratmeter Nutzäche
erhält der Frankfurter Flughafen durch das
Terminal 3 zusätzlich, hundert zusätzliche
Check-in-Schalter wird das neue Abferti-
gungsgebäude bieten. „Dann haben wir für
die nächsten Jahrzehnte die Kapazitäten am
Boden, mit denen wir am Wachstum im
Luverkehr teilhaben können“, so Kommu-
nikationschef Jürgen Harrer. Das ist dann
wohl auch das Ende der Möglichkeiten, wei-
ter ausreizen lässt sich das bestehende Gelän-
de des Rhein-Main-Flughafens nicht. Über
das jetzige Maß hinaus gibt es deshalb auch
keinerlei Planungen für weitere Start- und
Landebahnen oder sonstige Kapazitätserwei-
terungen, versicherte Harrer bereits besorg-
ten Anwohnern.

MÜNCHEN
BESSERE ANBINDUNG,
OPTIMIERTE ABLÄUFE
Die Gemüter haben sich in Sachen Flugha-
fenausbau zumindest vorübergehend auch in
München beruhigt, wo die Errichtung der
geplanten dritten Startbahn im Koalitions-
vertrag der neuen bayerischen Landesregie-
rung verschoben wurde. Auch die Luhansa,
die derzeit bei ihrer Expansion vor allem auf
das Erdinger Moos setzt, fordert nicht mehr,
die neue Piste bis 2025 fertigzustellen. „Ten-
denziell brauchen wir diese Startbahn etwas
später, sie ist erst zum Ende des kommenden
Jahrzehnts nötig“, so Luhansa-Chef Cars-
ten Spohr, auf dessen Airline mehr als die
Häle aller Flugbewegungen in der bayeri-
schen Landeshauptstadt entfallen. Flugha-
fenchef Dr. Michael Kerkloh sieht das natur-

BILDER 
:
München



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