Geo Epoche - 08.2019

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Mag Ve rsailles auch deutlich prachtvoller sein -ge­
sellschaftlich bedeutender ist in diesen Jahren der Wiener
Hof Auf engstem Raum leben hier rund 250 hochgebo­
rene Familien, darunter alteingesessene Geschlechter wie
von Harrach, Daun-Kinsky oder Trautson, die zu den
mächtigen und einflussreichen am Kaiserhof zählen.
Adelige wie Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg,
der später zu einem wichtigen Berater Maria The- Am
resias werden wird, nutzen in Wien die Nähe zum
Herrscher, um zu Einfluss und Ruhm zu gelangen.

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parliert

Und so protzt nicht nur der Kaiser allein. Die hoch­
rangigen Hofbeamten ahmen den verschwenderischen
Lebensstil des Herrschers nach. In ihren Palästen dies-und
jenseits der Stadtmauer gebieten sie oft selbst über einen
eigenen Hofstaat mit Sekretären und Stubenmädchen,
Gärtnern und Futterknechten.
Abends, im Kerzenschein, wechseln bei Kar­
tenpartien unter den hohen Herrschaften mitunter
kleine Ve rmögen ihre Besitzer - wie zum gegen­
seitigen Beweis, dass sie über die Mittel verfügen,
im Spiel der Mächtigen mitzumischen.
DOCH DIE unter anderem durch Staatsgüter, Zölle
und Mauten finanzierte Hofhaltung der Habsburger
ist kostspielig, die kaiserliche Kasse daher fa st immer
leer. Immer wieder mischen sich daher auch Hoch­
stapler unter die Höflinge - Alchemisten, die ver­
sichern, etwa Sand in Gold verwandeln und so neue
Geldquellen fü r Seine Majestät auftun zu können.

man auf

Für viele Gastwirte, einfache Gewerbetreibende
und Handwerker ohne Bürgerstatus, die über Jahr­
hunderte Wien bewohnt haben, ist dort nun kaum
mehr Platz: Sie wurden hinausgedrängt in die um­
liegenden Vo rstädte.
Denn die Adeligen haben immer mehr Gebäu­
de aufgekauft und so die Preise hochgetrieben, au­
ßerdem müssen Hausbesitzer Wo hnungen bevorzugt
an Bedienstete der Kaiserfamilie vermieten.

Jetzt, im Jahr der Hochzeit, steht es derart
schlecht um die Finanzen, dass die Beamten dem
Herrscher vorgeschlagen haben, die Ve rmählungs­
mit den Faschingsfeierlichkeiten zusammenzulegen,
die ebenfalls in diese Wo chen fa llen.
Aber der Kaiser lehnte entschieden ab: Man
könne es sich nicht leisten, an Pracht zu sparen.

Franzö-

.si.sch

Denn tatsächlich dienen Prunk, Protokoll und Per­
sonal ja keinem Selbstzweck. Nur sichtbare Macht ist
rechtmäßige Macht - dies ist das alles bestimmende
Gesetz dieser Zeit.

Vor allem jene, die über ein beträchtliches Ein­
kommen verfügen -Hoflieferanten, Großkaufleute,
Bankiers, Wissenschaftler, Produzenten edler Le­
bensmittel, Zuckerbäcker-, sind in Wien geblieben.
Das Leben vieler einfacher Untertanen aber, der Kürsch­
ner, Handschuhmacher oder Ta gelöhner, spielt sich nun
in den Vo rorten ab. Manche liegen nur wenige Hundert
Meter von der Hofburg entfernt. Und doch: We lch eine
andere We lt! Ärmlich, chaotisch, unzähmbar.

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    01 DONAU macht Wien zu einem bedeutenden Handelsknotenpunkt und trägt zum ras��t�'n W�· 6 b:st��\�� ��,����
    der habsburgischen Kapitale bei. Mit etwa 150 000 Bewohnern ist sie um 1730 die mit Abstand größte Met�;-�6' 1 �\·��·=·"�---·'� '�'" '�'-'-=
    der deutschen Lande. Ein Nebenarm des Flusses trennt den Stadtkern vom Vorort Leopoldstadt (unten)

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