P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

JJNATUR


Wie gefährlich ist der Borkenkäfer?


B


orkenkäfer sind zwar nur wenige
Millimeter groß, gelten aber
als eine echte Bedrohung für
Wälder. Im vergangenen Jahr
breiteten sie sich aufgrund der Trocken­
heit und Sommerhitze so stark und
schnell aus wie schon lange nicht. Exper-

ten vom Julius-Kühn-lnstitut schätzen,
dass die Krabbler etwa elf Millionen
Kubikmeter Holz beschädigten. Würde
man dieses Volumen auf einem Fußball­
feld auftürmen, wäre der Stapel mehr als
1500 Meter hoch. Ein Riesenverlust für
die Forstwirtschaft, denn das Schadholz

Ein Borkenkäfer bahnt sich
den Weg durch die Rinde einer
abgestorbenen Fichte

ist maximal die Hälfte des normalen
Preises wert.
Um einem jahrzehntealten Baum den
Garaus zu machen, benötigen die Käfer
meist nur wenige Wochen. Sie nutzen
Nadelholz, lebendes und totes, als
Brutstätte und vermehren sich rasant:
Die Weibchen mancher Arten schaffen es
in guten Jahren, dreimal oder sogar
viermal Eier abzulegen. Das bedeutet
etwa 100 000 bis 250 000 Nachkom­
men- pro Käfer. Um ihnen beizukom­
men, suchen Forstwirte per Drohne
nach erkrankten Bäumen, experimentie­
ren mit Lockstoff-Fallen oder fackeln
infizierte Grünabfälle ab. Im Bundesland
NRW existiert sogar eine » Task Force
Borkenkäfer«.
Die gefährlichsten Arten sind der
Buchdrucker und der Kupferstecher. Sie
fühlen sich vor allem unter der Rinde von
Fichten wohl. Der Befallläuft nach einem
festen Schema ab. Leicht geschädigte
Bäume senden Duftsignale aus, die
dem Kupferstecher Brutmöglichkeiten
signalisieren. Ein Pionierkäfer bohrt
sich durch die Baumrinde und legt dort
einen Hohlraum an, die Rammelkammer.
Seine Artgenossen ruft er dann mit
chemischen Lockstoffen herbei. Nach der
Paarung legen die Weibchen ihre Eier
direkt unter die Rinde. Die Larven zerstö­
ren die Schicht, die die Nährstoffe führt,
das Bastgewebe. Es bleibt nicht genug
für den Baum übrig, und er wirft massen­
weise grüne Nadeln ab und stirbt.
Da der vergangene Winter mild war
und Borkenkäfer kälteresistent sind,
strömen sie auch dieses Jahr in Scharen
aus und zerstören Wirtschaftwälder.
Bei Nationalparks sieht es anders
aus: Dort hat der Borkenkäfer Platz
geschaffen für Laubbäume wie Buche
und Birke. (dim)
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