Gibt es lebende
Fossilien?
14 Fragen&Antworten
Quastenflosser (Illustration oben)
und Flügelkiemer, ein winziger
Wurm, leben seit Millionen
von Jahren in den Ozeanen
J
a, sie sind unter uns: lebende Fos
silien. Zwar handelt es sich nicht
um zappelnde Versteinerungen,
doch es geht ein wenig in diese
Richtung: Tiere und Pflanzen, deren
Evolution scheinbar seit ewigen Zei
ten eingefroren scheint, werden von
Wissenschaftlern so bezeichnet. Der
paradoxe Begriff wurde bereits vom
Evolutionsforscher Charles Darwin
(18og-1882) geprägt.
Zu den lebenden Fossilien zählt
etwa der Flügelkiemer (Pterobranchia),
ein millimetergroßer wurmförmiger
Meeresbewohner. Wissenschaftler um
David Siveter von der University of
Leicester fanden heraus, dass sich der
Mini-Wurm seit mehr als einer halben
Milliarde Jahre fast nicht mehr ver
ändert hat. Die Forscher hatten einen
versteinerten urzeitliehen Flügelkie
mer in der südchinesischen Cheng
jiang-Lagerstätte ausgegraben. Das
Weichgewebe samt Armen und Tenta
keln war bei der rund 525 Millionen
Jahre alten Versteinerung ungewöhn
lich gut erhalten- und es unterschied
sich nicht von den heute lebenden
Exemplaren.
Ein prominenter Vertreter der
quicklebendigen Fossilien ist der
Quastenflosser, der sich seit rund
400 Millionen Jahren nicht wesentlich
weiterentwickelt hat. EineArt des Kno
chenfisches lebt im Indischen Ozean
vor Südafrika, eine weitere vor der
indonesischen Insel Sulawesi. ln der
Pflanzenwelt gelten unter anderem
Baumfarne (Cyatheales) und Ginkgo
bäume (Ginkgo biloba) als stammes
geschichtliche Dauerformen.
Dass es überhaupt Überbleibsel
aus längst vergangener Zeit gibt, liegt
an extrem geschützten ökologischen
Nischen, wie etwa dem Meeresboden
der Tiefsee. Oder es ist einfach das
Glück, nicht mit anderen Arten kon
kurrieren oder sich gegen Fressfein
de behaupten zu müssen. Der Druck,
sich zu verändern und an die Umwelt
anzupassen, ist also gering bei diesen
Lebewesen. (clö)
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