P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1

)) WISSENSCHAFT


EUROPÄISCHER ERFINDERPREIS


Mit welchen neuen Methoden kann


man Plastikmüll verringern?


Die beiden Innovationen waren unter den 1S Finalisten
des Europäischen Erfinderpreises

Plastik-Recycling: neuartiges
Verfahren mit Extruder
Dass wir weniger Plastikmüll produzie­
ren oder ihn gut recyclen sollten, ist un­
strittig. Aber Recycling ist nicht so leicht:
50 Millionen Tonnen Kunststoff sind in
Europa im Umlauf, pro Jahr steigt die
Menge um acht Prozent. Die europäische
Recyclingindustrie erzeugt aber nur gut
zwei Millionen Tonnen wiedergewonne­
nes Kunststoffgranulat. 40 Prozent des
Plastiks werden verbrannt, ein Drittel
landet auf Müllkippen.
Klaus Feichtinger und Manfred
Hack! wollen dabei nicht mehr zuschau­
en. Die Erfinder leiten die östen·eichische
Firma Erema und haben sich dem Plas­
tikrecycling verschrieben. Anders als
Glas und Metall, die nur sortiert, gerei­
nigt und eingeschmolzen werden müs­
sen, sind Kunststoffe komplex. Die
meisten Abfälle sind eine Mischung von
Kunststoffarten. Jede benötigt ein eige­
nes Verfahren. Und sie sind oft verdreckt
und mit anderen Stoffen verbunden -
wie der Joghurtbecher mit AludeckeL
je nach Ausgangsmaterial setzt
Erema auf unterschiedliche Verfahren.

Im Idealfall können im ersten Schritt
alle Stoffe, die an einer Folie haften -
Feuchtigkeit, Schmutz, Farbe-, entfernt
werden. Dazu strömt Luft über das Ma­
terial, das zuvor zerkleinert, gemischt,
erwärmt, getrocknet und verdichtet
worden ist. Herzstück einer Recycling­
maschine, die so groß werden kann wie
ein Bus, ist aber der >>Extruder<<: Eine
Fö rderschnecke, die immer enger wird,
transportiert das geschredderte Mate­
rial, verdichtet und erhitzt es. Stoffe wie
Polyethylen werden flüssig, solche mit
höherer Schmelztemperatur, auch Alu­
minium, bleiben zurück. Sie können mit
Filtern abgetrennt werden.
Eine derwichtigsten Erfindungen ist
dabei ein Strudel aus Plastikmüll, der
entgegen der Transportrichtung der Fö r­
derschnecke rotiert. So wird immer die

Die Wiederverwerter:
Klaus Feichtinger (Links)
und Manfred Hackt zeigen
ihre Kügelchen aus der
Recyclinganlage. Unten: ein
Einblick in ihre Erfindung,
die mit dem sogenannten
Gegenstromprinzip arbeitet

PLASTIK- RECYCLING


optimale Menge an Plastik in den
Extruder gedrückt. Aber auch Systeme,
die Gerüche entfernen, sind wichtig:
>>Wenn eine Shampooflasche als Granu­
lat wiederverwendet werden soll, darf
darin kein Geruch mehr sein.<<
Sind alle Schritte durchlaufen, wird
die geschmolzene Masse zu Kügelchen
geschnippelt. Das Material soll in Plas­
tikprodukte fließen, deren >>Farbe und
Stabilität von Neuware nicht zu unter­
scheiden ist<<, so das Versprechen. Die
Herausforderung ist dabei nicht so sehr
die Technik. Es ist das schlechte Image
des Plastiks. Wiederverwerteter Kunst­
stoff, so das Vorurteil, taugt allenfalls für
Parkbänke. >>Wir müssen zeigen<<, sagt
Feichtinger, >>dass die Realität anders
aussieht.<< Mit seinem Kollegen gewann
er in der Kategorie Industrie. (as)

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