Glencore
Auszeit für
Kobaltmine
im Kongo
Jakob Blume Frankfurt
D
er Schweizer Rohstoffriese
Glencore lässt die Produkti-
on in seiner kongolesischen
Kobaltmine für zwei Jahre ruhen. Das
kündigte Glencore-Chef Ivan Glasen-
berg am Mittwoch in einer Telefon-
konferenz an und bestätigte einen
Bericht der „Financial Times“.
Der Konzern reagiert damit auf
den drastischen Verfall der Kobalt-
preise. Das Metall, das vor allem für
Batterien von Elektroautos verwen-
det wird, hat innerhalb eines Jahres
mehr als drei Viertel seines Werts
eingebüßt. Dem Datenanbieter
Benchmark Minerals zufolge kostete
eine Tonne Kobalt im Mai 2018 noch
über 100 000 Euro. Derzeit sind es
rund 25 000 Euro.
Glencore hatte große Hoffnungen
in das Metall gesetzt. Die Schweizer
betreiben als einer der wenigen An-
bieter einen industriellen Kobaltab-
bau, bei dem nach Unternehmensan-
gaben Kinderarbeit und schlechte Ar-
beitsbedingungen verhindert werden
sollen. Dafür hat Glencore in der kon-
golesischen Mutanda-Mine einen
dreistelligen Millionenbetrag inves-
tiert. Doch die Wette hat sich für
Glencore zuletzt nicht ausgezahlt.
Die niedrigen Kobaltpreise belas-
ten Glencore zusätzlich: Seit dem Jah-
reshoch im April ist der Aktienkurs
um über 30 Prozent eingebrochen.
Am Mittwoch verloren die Titel zwi-
schenzeitlich 4,7 Prozent. „Die Nach-
frage ist nicht schlecht“, sagte Gla-
senberg zum Kobaltgeschäft. Aber
das Marktumfeld sei schwierig, insbe-
sondere wegen der Handelskonflikte.
Neben den Problemen im Kobalt-
geschäft hat Glencore zudem mit
Korruptionsvorwürfen und schwa-
chen Preisen für Industriemetalle wie
Kupfer und Zink zu kämpfen. Die
Halbjahreszahlen fielen daher
schlecht aus: Der bereinigte Vorsteu-
ergewinn (Ebit) fiel im ersten Halb-
jahr 2019 von acht auf fünf Milliarden
Dollar. Der Konzerngewinn brach so-
gar von 2,7 Milliarden Dollar im ers-
ten Halbjahr 2018 auf 226 Millionen
Dollar ein. Das Ergebnis pro Aktie
ging von 0,19 Dollar auf 0,02 Dollar
zurück.
Joint Venture in China
BMW hadert mit den Behörden
Der Autobauer will mit Great
Wall in China elektrische
Minis bauen. Nun ist unsicher,
ob die Partner dafür eine
Genehmigung bekommen.
Franz Hubik München
D
as Rahmenprogramm hätte
kaum hochkarätiger sein
können. Im Juli 2018 testeten
Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) und Chinas Ministerpräsident
Li Keqiang am früheren Berliner
Flughafen Tempelhof selbstfahrende
Autos. „Wir haben beide eine kleine
Fahrt gemacht, sind auch gut wieder
angekommen“, erklärte Merkel. Ihr
damals postuliertes Ziel: China und
Deutschland sollen offen miteinan-
der bei Zukunftstechnologien koope-
rieren. Gerade beim autonomen Fah-
ren wolle man „ganz vorn“ sein, ver-
sicherte die Kanzlerin.
Die Chefs der großen deutschen
Autokonzerne Volkswagen, Daimler
und BMW nickten einträchtig. Im Zu-
ge des Treffens wurde zwischen der
heimischen Fahrzeugindustrie und
Konzernen aus der Volksrepublik ei-
ne Reihe von partnerschaftlichen
Projekten abgeschlossen. Eines stach
dabei besonders heraus: BMW und
der chinesische Autokonzern Great
Wall unterzeichneten ein 50:50-Joint-
Venture zur Produktion einer elektri-
schen Variante des Kleinwagenklassi-
kers Mini und elektrischer Fahrzeuge
für Great Wall.
„Mit der heutigen Vereinbarung
heben wir die Zusammenarbeit zwi-
schen China und Deutschland auf ei-
ne neue Stufe“, jubelte der damalige
BMW-Chef Harald Krüger. „Die heuti-
ge Unterzeichnung öffnet ein neues
Kapitel in der chinesisch-deutschen
Zusammenarbeit“, assistierte Wei Ji-
anjun, Chairman von Great Wall. Die
gemeinsame Firma „Spotlight Auto-
motive Limited“ sei eine klare „Win-
Win-Situation“ für beide Konzerne,
zudem würden so Chinas ehrgeizige
Pläne für den Ausbau der Elektromo-
bilität unterstützt, erläuterte Krüger.
Doch der Plan, in der Provinz Ji-
angsu eine „Produktionsstätte nach
modernsten Maßstäben“ zu errich-
ten und fortan im Gespann mit Great
Wall massenhaft Elektroautos zu fer-
tigen, ist für BMW offenbar schwieri-
ger umzusetzen als gedacht. Das Pro-
jekt stößt auf Hindernisse. Ob das
Joint Venture eine behördliche Ge-
nehmigung erhalte, sei unsicher, teil-
te Great Wall am Mittwoch in einer
Pflichtmitteilung mit. Man bemühe
sich aber weiter um grünes Licht.
Zuvor hatte die „Süddeutsche Zei-
tung“ unter Berufung auf Insider be-
richtet, dass die Gespräche zwischen
BMW und Great Wall festgefahren
seien. Es soll beispielsweise unter-
schiedliche Qualitätsansprüche ge-
ben. BMW selbst will von schwerwie-
genderen Problemen bei dem Projekt
nichts wissen. „Die Projektteams ar-
beiten in sämtlichen Workstreams
sehr gut zusammen und haben in al-
len Bereichen deutliche Fortschritte
erzielt. Diese Arbeit werden die
Teams fortsetzen“, erklärte der Mün-
chener Konzern auf Anfrage.
Alternative zu Oxford
Klar ist: Ein Scheitern des Projekts
wäre für BMW ein herber Rückschlag
und auch für die deutsch-chinesi-
schen Wirtschaftsbeziehungen alles
andere als förderlich. BMW will sich
in China eine Alternative zum Mini-
Stammwerk im englischen Oxford
aufbauen, das durch den Brexit an
Attraktivität verlieren dürfte. Zudem
richten sich die Bayern nach der Lo-
gik, dass die Produktion dem Markt
folgt. Und kein Markt ist für den Dax-
Konzern so wichtig wie China.
Allein im vergangenen Jahr ver-
kaufte BMW im Reich der Mitte fast
640 000 Autos. Das entspricht gut ei-
nem Viertel des Gesamtabsatzes des
Konzerns mit seinen Marken BMW,
Mini und Rolls-Royce. Der Dax-Kon-
zern hat derzeit wie viele andere
Fahrzeughersteller mit der weltweit
sinkenden Autonachfrage zu kämp-
fen. Die eingetrübten Geschäftsaus-
sichten könnten ein Grund für die
wachsenden Zweifel an dem Projekt
mit Great Wall sein.
Gegen diese These spricht aber,
dass BMW darauf hofft, mit einer lo-
kalen Mini-Fertigung in China den
Absatz des Konzerns in Fernost in
den kommenden Jahren noch mal
deutlich zu steigern. Zudem soll der
E-Mini eigentlich eine zentrale Rolle
bei der Erfüllung der Elektroquote in
China spielen. Die Autohersteller
sind seit diesem Jahr dazu verpflich-
tet, rund acht Prozent ihres Absatzes
mit Elektroantrieben auszurüsten.
Bislang arbeiten die Münchener
bei der Produktion der Kernmarke
BMW nur mit ihrem langjährigen
Partner Brilliance zusammen. Die
beiden Partner produzieren in China
in zwei Werken, betreiben eine Moto-
renfabrik und planen eine gemeinsa-
me Batteriefertigung.
Great Wall ist für BMW beim Elek-
tro-Mini ein willkommener zusätzli-
cher Partner. Der 1984 gegründete
Autohersteller versuchte bisher, sich
vor allem mit Geländewagen zu profi-
lieren. Der Konzern zählt zu den am
schnellsten wachsenden Fahrzeug-
herstellern in China und verkauft be-
reits mehr als eine Million Autos.
Elektro-Mini: Das
Modell soll künf-
tig auch in China
AFP gefertigt werden.
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DONNERSTAG, 8. AUGUST 2019, NR. 151
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