Süddeutsche Zeitung - 31.07.2019

(Darren Dugan) #1
Der ehemalige Zehnkampf-Europameis-
ter undVolleyball-Verbandschef Werner
Graf von Moltke ist tot; er starb in der
Nacht zum Dienstag im Alter von 83 Jah-
ren in seinem Heimartort Nieder-Olm in
Rheinland-Pfalz. „Werner von Moltke
war eine der prägendsten Figuren, die es
im Volleyball jemals gegeben hat. Er hat
unglaublich viel für die Sportart Volley-
ball getan und war – obwohl er aus der
Leichtathletik kam – positiv volleyball-
verrückt“, würdigte DVV-Präsident Re-
né Hecht. Moltke hatte den Deutschen
Volleyball-Verband (DVV) von 1997 bis
2012 geführt und in dieser Zeit erstmals
eine Frauen-WM (2002) sowie eine
Beach-WM (2005) nach Deutschland ge-
holt. Dazu kamen EM-Endrunden und
Olympia-Qualifikationsturniere.
Im deutschen Sport hatte sich Werner
von Moltke zunächst als Zehnkämpfer ei-
nen Namen gemacht. Der in Mühlhau-
sen/Thüringen geborene Athlet wurde
1966 in Budapest Europameister im
Zehnkampf; 1962 war er EM-Zweiter. Zu-
dem gewann er drei deutsche Titel. Die
Olympischen Spiele 1960 und 1964 ver-
passte er jeweils, 1968 in Mexiko-Stadt
schied er verletzt aus. „Werner von Molt-
ke war ein großartiger Zehnkämpfer.

Die Nachricht von seinem Tod erfüllt alle
Freunde der Leichtathletik in Deutsch-
land mit großer Trauer“, erklärte Jürgen
Kessing, der Präsident des Deutschen
Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Nach dem Ende seiner aktiven Karrie-
re für den TSV Ellwangen, die Stuttgar-
ter Kickers und den USC Mainz blieb
Moltke seinem Sport treu und amtierte
von 1989 bis 1997 als Vizepräsident des
DLV. Erst danach übernahm er den DVV.
„Für mich war er kein Präsident, son-
dern ein väterlicher Freund“, sagte Juli-
us Brink zum Abschied Moltkes als Ver-
bandschef 2012, nachdem er mit seinem
Partner Jonas Reckermann in London
Olympia-Gold im Beachvolleyball ge-
wonnen hatte. dpa

„Väterlicher Freund“


Volleyballer und Leichtathleten trauern um Werner von Moltke


Fußball


  1. Liga, 3. Spieltag
    KFC Uerdingen– Unterhaching 2:2 (2:2)
    Tore: 0:1 Marseiler (5.), 0:2 Heinrich (14.), 1:2
    Rodriguez (29.), 2:2 Evina (30.). – Zuschauer:

  2. – Rote Karte: Lukimya (Uerdingen)
    nach einer Notbremse (39.).
    Kick. Würzburg – Großaspach 0:3 (0:1)
    Tore: 0:1 Jüllich (3., Foulelfmeter), 0:2 Behou-
    nek (63.), 0:3 Brünker (90.+3). – Zuschauer:


  3. Kaiserslautern – Ingolstadt 04 0:0
    Zuschauer: 17 212. – Rote Karte: Keller (Ingol-
    stadt) wegen grobem Foulspiel (80.).
    Carl Zeiss Jena – Braunschweig 0:2 (0:1)
    Tore: 0:1 Kessel (29.), 0:2 Ademi (81.). – Zu-
    schauer: 7114.
    Hansa Rostock – B. München II 2:1 (1:0)
    Tore: 1:0 Breier (41.), 2:0 Vollmann (50.), 2:1
    Straith (84., Eigentor). – Zuschauer: 17 178.
    Chemnitzer FC – SV Meppen Mi. 19.00
    MSV Duisburg – Preußen Münster Mi. 19.00
    1860 München – FSV Zwickau Mi. 19.00
    Viktoria Köln – Hallescher FC Mi. 19.00
    FC Magdeburg – SVW Mannheim Mi. 19.00




1 Braunschweig 3 3 0 0 8:3 9
2 Ingolstadt 04 3 2 1 0 5:3 7
3 Kaiserslautern 3 1 2 0 4:2 5
4 Unterhaching 3 1 2 0 8:7 5
5 Pr. Münster 2 1 1 0 3:1 4
6 FSV Zwickau 2 1 1 0 2:0 4
7 Viktoria Köln 2 1 1 0 6:5 4
8 Hansa Rostock 3 1 1 1 5:5 4
9 KFC Uerdingen 3 1 1 1 4:4 4
10 MSV Duisburg 2 1 0 1 6:4 3
11 Hallescher FC 2 1 0 1 1:1 3
12 Kick. Würzburg 3 1 0 2 7:9 3

13 Großaspach 3 1 0 2 5:7 3
14 B. München II 3 1 0 2 4:6 3
15 SVW Mannheim 2 0 2 0 1:1 2
16 Chemnitzer FC 2 0 1 1 3:4 1
17 1860 München 2 0 1 1 2:3 1
18 FC Magdeburg 2 0 1 1 2:4 1
19 SV Meppen 2 0 1 1 0:2 1
20 Carl Zeiss Jena 3 0 0 3 1:6 0


  1. Spieltag; Sonntag, 13.00 Uhr: Braun-
    schweig – Duisburg, Sonntag, 14.00 Uhr:
    Zwickau – Jena, Montag, 19.00 Uhr: Mann-
    heim – 1860 München.


Turnier in München
Tottenham Hotspur – Real Madrid 1:0 (1:0)
Tor: 1:0Kane (22.).
Bayern München – Fener. Istanbul 6:1 (5:0)
Tore: 1:0 Renato Sanches (22:9, 2:0 Goretzka
(28.), 3:0 Müller (31.), 4:0 Coman (40.), 5:0 Mül-
ler (Elfmeter), 6:0 Müller (58.), 6:1 Kruse (64.).

Testspiele
Borussia Dortmund – FC Zürich 6:0 (4:0)
1:0 Sancho(9.), 2:0 Delaney (30.), 3:0 Alcacer
(38.), 4:0 Alcacer (45.), 5:0 Sancho (56.), 6:0
Sancho (85.).
FC St. Gallen – Borussia Dortmund 1:4 (1:3)
0:1 Hakimi (3.), 0:2, 0:3 Bruun Larsen (32.,
44.), 1:3 Vilotic (45.+1), 1:4 Reus (64.),
Paris Saint-Germain – FC Sydney 3:0 (2:0)

Champions League – Qualifikation


  1. Runde, Rückspiele
    Nomme Kalju– Celtic Glasgow 0:2 (0:1) /
    Hinspiel: 0:5
    Apoel Nikosia
    – S. Niksic 3:0 (2:0) / 1:0
    Mac. Tel Aviv – CFR Cluj 2:2 (1:2) / 0:1
    Dinamo Zagreb
    – S. Tiflis 3:0 (0:0) / 2:0
    FC Basel – PSV Eindhoven 2:1 (1:1) / 2:3
    FC Valletta – Fer. Budapest
    1:1 (1:0) / 1:3


Oly. Piräus * – Viktoria Pilsen 4:0 (0:0) / 0:0
HJK Helsinki – R. Stern Belgrad Mi. / 0:2
R. Trondheim – Bate Borissow Mi. / 1:2
AIK Solna – NK Maribor Mi. / 1:2
Karabach Agdam – Dundalk Mi. / 1:1
FC Kopenhagen – New Saints Mi. / 2:0
Die mit einem Stern (*) gekennzeichneten
Klubs haben die nächste Rund eerreicht.

Golf

Männer, Weltrangliste


  1. Koepka(USA) 12,6824 Durchschnittspkt.;

  2. Johnson (USA) 9,4336; 3. McIlroy (Nordir-
    land) 8,4800; 4. Rose (England) 8,0822; 5.
    Woods (USA) 6,9333; 6. F. Molinari (Italien)
    6,4478; 7. (8) Rahm (Spanien) 6,4216; 8. (7)
    Dechambeau (USA) 6,3652; 9. Thomas (USA)
    6,1045; 10. Cantlay (USA) 6,0782; 91. (89) Kay-
    mer (Mettmann) 1,5575; 266. (271) Kieffer
    (Düsseldorf) 0,6680; 295. (296) Jäger (Mün-
    chen) 0,6077.


Tennis

Männer, Kitzbühel (586 140 Euro/Sand)


  1. Runde:Kohlschreiber (Augsburg) – Gas-
    quet (Frankreich) 6:3, 6:2, Ramos (Spanien) –
    Fucsovics (Ungarn/5) 6:7 (6), 6:4, 6:4; Andujar
    (Spanien) – L. Mayer (Argentinien/6) 3:6, 6:3,
    6:2, Ruud (Norwegen) – Carreno-Busta (Spa-
    nien/8) 6:1, 3:6, 6:1, Kovalik (Slowakei) – Gar-
    cia-Lopez (Spanien) 6:7 (1), 6:2, 6:3, Munar
    (Spanien) – Fabbiano (Italien) 7:6 (7), 1:6, 6:1,
    Ofner (Österreich) – Miedler (Österreich) 7:6
    (1), 7:6 (5).


Männer, Washington (2,046 Mio. Dollar)


  1. Runde: Polmans (Australien) – Jaziri (Tune-
    sien)6:2,6:4, Hurkacz (Polen) – Young (USA)


6:1, 6:4, Mannarino (Frankreich) – Iwaschka
(Weißrussland) 7:6 (3), 6:3, Copil (Rumänien)


  • Torpegaard (Dänemark) 6:1, 5:7, 6:3, Bublik
    (Kasachstan) – Klahn (USA) 7:6 (5), 6:3, Smyc-
    zek (USA) – Ebden (Australien) 6:4, 6:4, Harris
    (Südafrika) – Berankis (Litauen) 4:6, 6:3, 6:1,
    Tsonga (Frankreich) – Schnur (Kanada) 6:4,
    7:6 (2).
    Männer, Los Cabos/Mexiko (858 565 Dollar)



  1. Runde: Kukuschkin (Kasachstan/8) – Dzum-
    hur (Bosnien-Herzegowina)7:5, 6:2, Granol-
    lers (Spanien) – Gomez (Mexiko) 6:0, 6:1.
    Frauen, San José (876 183 Dollar)

  2. Runde: Vekic (Kroatien/5) – Doi (Japan) 6:4,
    3:6, 6:4;Sakkari (Griechenland/7) – Alexan-
    drowa (Russland) 6:1, 6:4, Kassatkina (Russ-
    land) – Buzarnescu (Rumänien) 6:2, 6:2, Hibi
    (Japan) – Babos (Ungarn) 6:2, 3:6, 7:6 (3), Ahn
    (USA) – Tomljanovic (Australien) 6:3, 4:6, 6:4,
    Vandeweghe (USA) – Bouzkova (Tschechien)
    6:2, 6:4.
    Frauen, Washington (250 000 Dollar)

  3. Runde: Peterson (Schweden) – Stephens
    (USA/1) 6:2,7:5; Kenin (USA/3) – Brady (USA)
    6:2, 6:4, Zurenko (Ukraine/5) – Wang Yafan
    (China) 6:3, 6:2, Pegula (USA) – Siniakova
    (Tschechien/6) 6:4, 6:3, Puig (Puerto Rico/8) –
    Kiick (USA) 6:4, 6:2.


Live-Sport im TV

Mittwoch, 31. Juli
13.30 –20 Uhr, DAZN: Tennis, Männer-Tur-
nier in Kitzbühel.
15.30 – 17 Uhr, Eurosport: Rad, Wallonien-
Rundfahrt, 5. Etappe.
17.45 – 22.35Uhr, ZDF, Fußball: Test-Turnier
in München, Spiel um Platz drei, Real Madrid


  • Fenerbahce Istanbul (18.00); anschl. Finale,
    FC Bayern – Tottenham Hotspur (20.30).


Adelige Abstam-
mung: Werner von
Moltke ging aus
dem dänischen
Zweig des Adelsge-
schlechts Moltke
hervor, machte
daraus aber nie
eine große Sache.
FOTO: ARNE DEDERT / DPA

München– Sandkübel, Löschdecken, Feu-
erlöscher sind im Grunde nicht unbedingt
die Utensilien für einen wilden Emotions-
Ausbruch, den Ultras ja am besten mit
dem Abbrennen von Pyrotechnik doku-
mentiert sehen. Insofern hielt sich die Be-
geisterung bei den Ultras von Rapid Wien
auch in Grenzen, als Österreichs Fußball-
Verband 2010 beschloss, das bis dato gel-
tende komplette Pyroverbot aufzuheben
und das kontrollierte Abbrennen in eigens
ausgewiesenen Zonen mit Einschränkun-
gen zu erlauben. Dazu gehört das komplet-
te Arsenal an Feuerwehr-Utensilien, das
immer in Reichweite zu sein hat, und die
Vorgabe, dass „kalte Pyrotechnik“ ver-
wandt werden muss. Statt der üblichen bis
zu 2500 Grad heißen Fackeln sind also nur
noch Bengalos erlaubt, die eine Höchsttem-
peratur von 200 Grad erreichen.
Die „Ultras Rapid“ fanden damals, dass
ein derartig reglementiertes Vergnügen da-
für sorge, dass „Emotionalität und Sponta-
neität verloren gehen.“ 2018 protestierten
sie vehement, als die mittlerweile zurück-
getretene Mitte-Rechts-Regierung die
„Raucherbereiche“ zwischenzeitlich wie-
der abschaffen wollte – und damit auch
bei den meisten Vereinsführungen Kritik
erntete. Tatsächlich hat sich die Situation
in Österreich seit 2010 merklich ent-
spannt: Das illegale Abbrennen von Benga-

los ging um 90 Prozent zurück, in den über-
wachten Pyro-Bereichen gab es seit 2010
keinen einzigen Verletzten mehr.
Kein Wunder also, dass auch in Deutsch-
land der Druck auf Politik und Verbände
wächst, der „kalten Pyrotechnik“ oder „Ti-
fontaine“ zumindest eine Testphase einzu-
räumen. Zumal auch Dänemark, die USA
und Norwegen gute Erfahrungen damit ge-
macht haben. In Deutschland wurden in
der Saison 2017/2018 insgesamt 53 Men-
schen in den ersten drei Ligen durch den
Einsatz von Pyrotechnik verletzt – bei 21
Millionen Zuschauern ist das wenig. Aber
53 Verletzte sind auch 53 zu viel.
Das findet zumindest die Leipziger Grü-
nen-Bundestagsabgeordnete Monika La-
zar, die eine kleine Anfrage an die Bundes-
regierung gestellt hat, deren Beantwor-
tung nun vorliegt. Doch die fällt deutlich
anders aus als von Lazar erhofft. „Die Bun-
desregierung steht der Nutzung auch der
kalten Pyrotechnik in Stadien durch Zu-
schauer ablehnend gegenüber“, heißt es
einleitend. Schon das Attribut „kalt“ sei ir-
reführend, „da auch beim Abbrennen der
so bezeichneten Gegenstände eine erhebli-
che Hitze- und Rauchentwicklung“ statt-
finde. Man nehme „keine Bewertung von
Modellprojekten in ausländischen Staaten
vor“. Dementsprechend enttäuscht äußert
sich Lazar, die von „ideologischen Scheu-

klappen“ spricht: „Die Bundesregierung
sollte endlich auch Projekte zum alternati-
ven Umgang mit Pyrotechnik ermögli-
chen.“ Zumal „jede Fackel, die kontrolliert
abgebrannt“ werde, „die Sicherheit im Sta-
dion im Vergleich zum bisherigen völlig un-
kontrollierten Zündeln“ erhöhe.

Spannend wird es nun sein, wie die Ver-
eine auf die ablehnende Haltung der Bun-
desregierung reagieren. Denn während es
bei Polizei und Feuerwehr nach wie vor Wi-
derstände gegen jede Form von Pyrotech-
nik gibt, sind viele Klubs das Katz-und-
Maus-Spiel mit den Ultras leid, das nicht
zuletzt auch hohe Kosten verursacht. Zum
einen durch die Geldstrafen, die der DFB
denjenigen Klubs aufbrummt, in deren
Kurven gezündelt wird. Vor allem aber,
weil bei jedem Ligaspiel hunderte Ordner
vor allem damit beschäftigt sind, an den

Eingängen nach pyrotechnischen Gegen-
ständen zu suchen, die sie meist sowieso
nicht finden, weil sie oft auf anderen We-
gen ins Stadion gelangen.
In Dänemark war es dann auch keine
Fanszene, sondern ein Verein, der in Sa-
chen kalter Pyrotechnik als erster aktiv
wurde: Brøndby Kopenhagen, das jahre-
lang hohe Strafen bezahlen musste, dräng-
te auf die Erprobung der „kalten“ Benga-
los, die bei Hautkontakt offenbar tatsäch-
lich nicht mehr Wärme entwickeln als eine
brennende Kerze.
Auch in Deutschland hatten zuletzt Ver-
einsvertreter wie Bremens Präsident Hu-
bertus Hess-Grunewald ein Umdenken ge-
fordert. In Bremen hat die Feuerwehr „Ti-
fontaine“ zusammen mit dem Verein getes-
tet und erst einmal für zu gefährlich bewer-
tet, weil sich Kleidung daran entzünden
könne. Hess-Grunewald will nun den däni-
schen Erfinder von „Tifontaine“, den Pyro-
techniker Tommy Cordsen nach Bremen
einladen, um nach einer Lösung zu
suchen. „Die einfache Sanktionierung von
Pyro-Vergehen hat bislang zu keinem
besseren Umgang mit der Thematik ge-
führt – ganz im Gegenteil“, sagt auch der
HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann:
„Wir brauchen einen anderen Umgang da-
mit.“ Der scheint allerdings erst einmal blo-
ckiert zu sein. christoph ruf

Paris– Die zweimalige Olympiasiegerin
CasterSemenya hat im Streit um die „Tes-
tosteron-Regel“ des Leichtathletik-Welt-
verbandes IAAF eine wohl entscheidende
juristische Niederlage erlitten und wird bei
den Weltmeisterschaften in Doha (27. Sep-
tember bis 6. Oktober) ihren Titel über 800
Meter nach derzeitigem Stand nicht vertei-
digen können. Das Schweizer Bundesge-
richt bestätigte am Dienstag, dass es die
provisorische Aufhebung der umstritte-
nen Regel zurückgenommen habe und die-
se auf den Strecken zwischen 400 Meter
und der Meile (1609 Meter) bei den Frauen
auch für Semenya wieder gelte. Nach der
Regel der IAAF dürfen Läuferinnen mit
„Differences of Sex Development“ (DSD)
über diese Distanzen nur dann starten,
wenn sie ihren erhöhten Testosteronspie-
gel durch die Einnahme von Medikamen-
ten unter einen Grenzwert drücken.
Bereits Anfang Juli hatte Semenya ange-
kündigt, bei der WM nur über ihre Parade-
strecke 800 Meter zu starten; auf eine ande-
re Distanz zu wechseln, hatte sie ausge-
schlossen, sollte die Regel für sie wieder
gelten. „Ich bin sehr enttäuscht, meinen
hart erarbeiteten Titel nicht verteidigen zu
können, aber das wird mich nicht abhal-
ten, meinen Kampf für die Menschenrech-
te aller betroffenen Sportlerinnen fortzu-
setzen“, ließ die Südafrikanerin über ihre
Anwälte mitteilen. sid


von gerald kleffmann

Kitzbühel –Manchmal könnte er schon
ein schlechtes Gewissen kriegen, das weiß
Dominic Thiem. Allein 2019? War er in Do-
ha, Melbourne, Rio, Miami, Madrid, Paris,
London, Hamburg. Tennisprofi zu sein, ist
nun mal nicht der beste Beruf, um sich
gleichzeitig als Umweltschützer aufzu-
schwingen. „Wir müssen viel fliegen, wir
Profis sind da leider vorbelastet“, sagt
Thiem. Aber trotzdem könne der Einzelne
ja doch Gutes tun. Er zum Beispiel unter-
stütze die Organisation4Ocean– „die ho-
len Plastik aus den Meeren“. Und er findet
es richtig, dass auf der Tennistour endlich
bei mehr Turnieren die Plastiktüten ver-
schwinden, in die frisch bespannte Schlä-
ger gesteckt werden.


Es ist Montagmittag, Thiem hat sich in
einem loungigen Raum Zeit genommen,
um Fragen zu beantworten und zu sagen,
was ihn beschäftigt, auch abseits der Plät-
ze. Vorher sprach er bei einer Pressekonfe-
renz, danach Fernsehinterviews. Thiem ist
in Kitzbühel am Start, noch nie hat er das
Turnier der 250er-Kategorie, der unters-
ten auf der ATP-Tour, gewinnen können.
Das soll jetzt endlich anders werden.
Außerhalb Österreichs mag dieses Ziel
keine große Sache sein, aber wer einmal
dieses herrlich sportverrückte Land be-
sucht hat, ahnt, was auf Thiem zukommen
könnte in den nächsten Tagen. Die Blicke
sind vor allem auf ihn gerichtet. „Es ist
nicht normal, dass er da ist“, sagt Alex An-
tonitsch, früher ein stattlicher Profi und
nun Chef des Turniers unweit der Stadtmit-
te. Er erinnert sich daran, wie Thiem als
Sechsjähriger auf dem Center Court stand,
mit leuchtenden Augen. Nun ist der Kleine
von damals die Nummer vier der Welt –
der Beste nach den Big 3, Novak Djokovic,
Rafael Nadal und Roger Federer. Dass
Thiem eine klitzekleine Antrittsprämie er-
hielt, im unteren sechsstelligen Bereich,
ist im Übrigen schwer anzunehmen.


Der 25 Jahre alte Thiem ist eben ein
Schwergewicht der Branche geworden,
auch wenn ihm ein Grand-Slam-Titel noch
fehlt. Anfang Juni war zum zweiten Mal
nacheinander der Spanier Nadal im Finale
der French Open unbesiegbar gewesen.
Der Respekt, der Thiem in Kitzbühel entge-
genschlägt, ist dennoch zu spüren, wo er
geht, spricht, Autogramme schreibt. „Wie
er sich gibt, ist ein Segen“, sagt Antonitsch.
Als Thiem von seinem möglichen Gegner
sprach, redete er etwa vom „Luci“ und vom
„Ofi“. Jeder wusste ja, wer gemeint ist: die
österreichischen Spieler Lucas Miedler,
der sich unter dem Jubel von Fans über die
Qualifikation ins Hauptfeld gekämpft hat-
te, und Sebastian Ofner. Auf Letztgenann-
ten trifft er nun am Mittwochabend. 5800
Zuschauer kommen, aber es gab weit mehr
Anfragen für dieses Flutlichtspektakel.
Die Tenniswelt wird zwar von den gro-
ßen Events geprägt, Wimbledon war gera-
de, die US Open stehen Ende August an, zu-
vor kommen noch zwei Masters-Veranstal-
tungen, in Montreal und Cincinnati. Erfol-
ge und Niederlagen dort werden global be-
achtet. Und doch gibt es nach wie vor auch
kleinere ATP-Turniere, die ein paar hun-
dert Kilometer weiter nur wenige interes-
sieren – die aber ihren eigenen Reiz haben,
wenngleich sie bloß ein regionales Phäno-
men darstellen. Triumph und Leiden eines
„Local Hero“, eines Lokalhelden, funktio-
niert im Sport fast immer. Nirgends indes
so intensiv wie in Österreich, jener Nation,
die das Copyright auf Begriffe wie deppert
und narrisch hat.
„In Österreich muss es immer einen Su-
persportler in der jeweiligen Sportart ge-
ben, mit dem sich die Österreicher identifi-
zieren können. Ansonsten stürzt die Sport-
art ab“, sagt Thiem mit einem Lächeln. Er
weiß, er verkörpert diese Rolle im Tennis.
Die Nummer eins bleiben natürlich die Ski-
fahrer, der Hahnenkamm ist in Sichtweite
der Generali Open. Thiems Streif ist nun
das imposante Stadion, seit langem ausver-
kauft. Wie auch alle anderen Tage ausver-
kauft sind, wie Antonitsch sagt. Da Thiem
früh zugesagt hatte, lief die Werbekampa-
gne früh an. Auf Thiem ist nicht nur eini-
ges, sondern fast alles zugeschnitten. So-
gar der TV-Sender, der Thiem sponsort,

überträgt erstmals und nicht der heilige
ORF. Wobei Antonitsch, schon auch ein ge-
rissener Verkäufer, betont, im Vorjahr hät-
te es beim Finale zwischen dem Slowaken
Martin Klizan und dem Usbeken Denis Isto-
min „Standing Ovations gegeben“. Mag
sein, dass das so war, aber klar ist auch: Mit
Local Heroes löst ein Turniere andere Emo-
tionen im Land aus. Das ist auch in Basel
und der Schweiz so, wenn Federer dort
spielt. Und war gerade so in Hamburg, wo

Alexander Zverev im Halbfinale scheiterte.
Das Herausfordernde für diese Art von
Profis ist stets, dass sich das 250er-Tur-
nier eher wie ein fünftes Grad Slam an-
fühlt. Viel Druck lastet auf ihnen. „Ich ma-
che ihn mir aber auch selbst“, sagt Thiem.
Er wolle ja möglichst oft vor Fans und Fami-
lie spielen. Die Balance in diesem Zerrspiel
zu finden, sei die Kunst. „Das Wichtigste
ist, dass du du selbst bleibst“, sagt Thiem.
Früher hätte er „einige Fehler gemacht“, et-

wa PR-Dinge mitgemacht, die nett waren,
„aber „Energie gesaugt“ hatten. Diesmal
will er sich nicht verlieren. So war nicht
mal sicher, ob Thiem zur Spielerparty am
Dienstagabend gehen würde. Antonitsch
hatte ihm versprochen, wenn er am Mon-
tag alle Termine mitmacht, höre er die gan-
ze Woche nichts von ihm. „Das Wichtigste
für uns ist, dass er gut Tennis spielen
kann“, sagt Antonitsch, „und nicht abge-
lenkt wird.“

AKTUELLES IN ZAHLEN


Stuttgart– Kommt er oder kommt er
nicht? Die Personalie Jürgen Klinsmann
ist beim VfB Stuttgart zurzeit Gesprächs-
thema Nummer eins. Nach „sehr positi-
ven“ Gesprächen rückt eine Heimkehr des
55-Jährigen zu den Schwaben näher.
„Klinsmann ist bereit“, titelte dieStuttgar-
ter Zeitungam Dienstag. Nach einem Tref-
fen mit den Aufsichtsräten Wilfried Porth
und Hermann Ohlicher sowie dem kommis-
sarischen Klubchef Bernd Gaiser sprach
Klinsmann von einem „sehr positiven“ In-
formationsaustausch und versicherte: „Es
werden weitere Treffen folgen.“ Kommen
soll Klinsmann nicht als Klub-Präsident,
sondern es geht um das neu geschaffene
Amt des Vorstandschefs der AG. Der frühe-
re Welt- und Europameister soll den Ver-
ein nach dem Bundesliga-Abstieg und
dem Rücktritt von Präsident Wolfgang
Dietrich wieder in die Spur bringen sowie
ihn als Identifikationsfigur einen.

Ins Gespräch gebracht hatte Klinsmann
vor Kurzem der baden-württembergische
Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Der Grünen-Politiker schwärmte via Face-
book von einer „Persönlichkeit mit Fuß-
ballkompetenz, die ausschließlich das In-
teresse des Vereins im Blick hat“. Jemand,
„hinter dem sich die ganze VfB-Familie ver-
sammeln kann“. Die Antwort des (noch) in
den USA lebenden Klinsmanns ließ nicht
lange auf sich warten. Stuttgart sei „ein be-
sonderer Verein für ihn“, richtete der Bera-
ter des früheren Bundestrainers aus.
Klinsmann selbst hatte im Herbst be-
tont, dass „mein Herz noch immer für den
VfB schlägt“ und es ihn „mit meiner Erfah-
rung und meinem Netzwerk in den Profizir-
kus zurückzieht“. Beim VfB (186 Pflicht-
spiele zwischen 1984 und 1989, 94 Tore)
schwang sich Klinsmann einst zum Natio-
nalspieler auf, er wurde zum Bundesliga-
Torschützenkönig und 1988 erstmals zu
Deutschlands Fußballer des Jahres ge-
wählt; beim VfB startete also seine Weltkar-
riere, deren jüngste Station die als National-
trainer der USA war (2011 bis 2016).
Derzeit begleitet Klinsmann als Experte
für den TV-Sender RTL die Länderspiele
der deutschen Nationalmannschaft. Genü-
gend Zeit für den VfB wäre also da. sid

„Die Bundesregie-
rung sollte endlich
auch Projekte zum
alternativen Um-
gang mit Pyrotech-
nik ermöglichen“ –
das fordert die Grü-
nen-Politikerin Mo-
nika Lazar, 51.
FOTO: HENDRIK SCHMIDT / DPA

Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen
hat den U21-Nationalspieler Nadiem
Amiri von der TSG Hoffenheim ver-
pflichtet. Der 22-Jährige unterschrieb
nach Bayer-Angaben am Dienstag ei-
nen Vertrag bis zum 30. Juni 2024. Er
soll nach Medieninformationen rund
zwölf Millionen Euro Ablöse kosten.
Sein Vertrag in Hoffenheim wäre im
Juni 2020 ausgelaufen. Hoffenheim hat
bereits Kerem Demirbay für 32 Millio-
nen Euro an Leverkusen verkauft und
zudem Torjäger Joelinton (Newcastle/
45 Millionen) und Nationalverteidiger
Nico Schulz (Dortmund 25 Millionen)
verloren. Dafür steht die TSG nach der
Verpflichtung des dänischen Stürmers
Robert Skov (FC Kopenhagen) vor einer
Ausleihe von Sebastian Rudy. Der
29-Jährige, der bereits von 2010 bis
2017 in Hoffenheim spielte, käme aus
Schalke, wo er seit seiner Ankunft vom
FC Bayern 2018 glücklos agierte. dpa

Der Torhüter Philipp Tschauner wech-
selt vom Fußball-Zweitligisten Hanno-
ver 96 zum Bundesligaklub RB Leipzig.
Dort hat der 33-Jährige einen Vertrag
bis zum 30. Juni 2021 unterschrieben.
Tschauner war 2015 von St.Pauli nach
Hannover gewechselt. Nach zwei Jahren
als Stammkeeper hatte er zu Beginn der
Saison 2018/19 seinen Platz verloren.
Zuletzt war er an den FC Ingolstadt
ausgeliehen. dpa

Der frühere Bundesligacoach Roger
Schmidt ist offenbar nicht mehr Trainer
des chinesischen Fußball-Erstligisten
Beijing Gouan. Dies berichtete das Fach-
magazinkicker;nach Angaben des fran-
zösischen TV-SendersInfosport+steht
der Franzose Bruno Genesio (zuletzt
Lyon) als Nachfolger des 52-Jährigen
fest. Eine Bestätigung des Tabellendrit-
ten der Super League stand noch aus.
Angeblich war die Klubführung des
Pokalsiegers pikiert, weil Schmidt sei-
nen am Jahresende auslaufenden Ver-
trag nicht verlängern wollte und zur
Rückkehr nach Europa tendierte. Wei-
terhin soll das Verhältnis gelitten ha-
ben, weil der einstige Coach von Bayer
Leverkusen keine Verstärkung für den
Titelkampf bekam. sid

Premier-League-Absteiger Cardiff City
steht vor der Verpflichtung von Robert
Glatzel vom Zweitligisten 1. FC Heiden-
heim. Der Stürmer, der beim furiosen
4:5 der Heidenheimer im DFB-Pokal
beim FC Bayern im April drei Tore er-
zielt hatte, absolvierte laut englischer
Medienberichte bereits den Medizin-
check bei dem walisischen Klub. Glat-
zel, 25, soll sechs Millionen Euro Ablöse
kosten. sid

„Ideologische Scheuklappen“


Die Bundesregierung spricht sich gegen die Nutzung kalter Pyrotechnik aus – und erntet umgehend Kritik


Niederlage vor Gericht


Testosteron-Regel gilt auch für Semenya

Thiems


Streif


Ein Treffen mit dem österreichischen Weltranglisten-Vierten
in Kitzbühel, wo sich das Tennisturnier nur um ihn dreht

Für Klinsmann wirbt auch
Ministerpräsident Kretschmann

Thiem weiß: „In Österreich muss


es immer einen Supersportler


in der jeweiligen Sportart geben.“


24 1MG (^) SPORT Mittwoch,31. Juli 2019, Nr. 175 DEFGH
Amiri geht nach Leverkusen
Leipzigholt Torwart Tschauner
Schmidt vor dem Aus in China
Cardiff City will Glatzel
Einer für
die VfB-Familie
Klinsmann Rückkehr-Kandidat
als neuer Vorstandschef der AG
KURZ GEMELDET
„Das Wichtigste ist, dass du du selbst bleibst“: Dominic Thiem, 25, vor dem ersten Heimauftritt. FOTO: MARTINROSE / GETTY

Free download pdf