Handelsblatt - 31.07.2019

(Steven Felgate) #1

Joachim Hofer München


B


rutaler Kurseinbruch
des Turnschuh-Herstel-
lers Under Armour: Am
Dienstag verlor der Ak-
tienkurs im frühen Han-
del in New York zeitweise fast ein
Fünftel an Wert. Was den Investoren
Sorgen bereitet: Vorstandschef Kevin
Plank rechnet für das laufende Jahr
mit einem leichten Umsatzrückgang
auf dem wichtigen Heimatmarkt
Amerika. Bislang hatte der Gründer
der Sportmarke stagnierende Erlöse
in Aussicht gestellt. Zuvor war der
Kurs seit Jahresbeginn um gut die
Hälfte geklettert.
Die Anleger hatten offenbar mit
der Wende in den USA gerechnet. Sie
wäre wichtig, denn Under Armour ist
wenig dynamisch unterwegs. Der
Umsatz sei im zweiten Quartal nur
um ein Prozent auf 1,2 Milliarden Dol-
lar (1,08 Milliarden Euro) geklettert,
teilte das Unternehmen am Dienstag
mit. Unterm Strich stand ein Verlust
von 17 Millionen Dollar. Die Erlöse
entsprechen zwar fast genau den Er-
wartungen der Analysten. Der Ver-
lust fiel mit vier Cent je Aktie sogar
etwas niedriger aus. Auch Vorstands-
chef Plank hatte im Frühjahr noch
mit einem schlechteren Ergebnis ge-
rechnet. Der schwache Geschäftsver-
lauf in den USA wecke aber Zweifel,
ob die Marke in einem verschärften
Wettbewerb bei den Kunden wirklich
begehrt sei, urteilten die Analysten
von Wedbush.
Die Ergebnisse seien ein Zeichen,
dass der Wandel in seinem Unterneh-
men vorankomme, betonte demge-
genüber Plank. Es gehe nicht zuletzt
darum, verlässlicher zu werden. Ziel

sei es zudem, innovativ zu sein, welt-
weit zu expandieren und näher an
die Kunden heranzurücken.
Das fällt ausgerechnet in Amerika
schwer. Hier ist der Umsatz im zwei-
ten Quartal um gut drei Prozent auf
816 Millionen Dollar gefallen. Schon
2018 und zu Beginn des laufenden
Jahres haben die Amerikaner einen
Bogen um die Shirts, Shorts und
Schuhe des Labels aus Baltimore ge-
macht. Amerika ist der mit Abstand
größte Sportmarkt der Welt. Zudem
entstehen hier die Trends, an denen
sich die Konsumenten im Rest der
Welt orientieren.
Außerhalb der US-Grenzen lief das
Geschäft wesentlich besser. Die inter-
nationalen Erlöse kletterten um
zwölf Prozent auf 339 Millionen Dol-
lar. Die deutschen Konkurrenten
nehmen Under Armour derweil
Marktanteile in Amerika ab. Adidas
und Puma sind in der Region zuletzt
kräftig gewachsen. Puma legt seine
jüngsten Ergebnisse an diesem Mitt-
woch vor, Adidas kommende Woche.
Auch gegenüber dem Marktführer
Nike fällt Under Armour zurück.
Under Armour spürt insbesonde-
re, dass Adidas überproportional viel
Geld in die USA pumpt: für Werbung,
Sponsoring und moderne Läden.
Zeitweise hatte Under Armour den
Dax-Konzern als Nummer zwei in
den amerikanischen Sportgeschäften
überholt. Adidas hat sich jedoch fest
vorgenommen, auf dem wichtigsten
Sportmarkt der Welt kräftig zu wach-
sen. Längst hat die Marke mit den
drei Streifen im Logo Under Armour
in ihrem Heimatmarkt wieder über-
rundet. Allerdings hatte Adidas die-

ses Frühjahr in Amerika mit massi-
ven Lieferproblemen zu kämpfen,
das bremste den Aufwärtstrend. Pu-
ma greift in Amerika ebenfalls an und
ist im Herbst wieder ins Basketball-
Geschäft eingestiegen.
Jahrelang rühmte sich Vorstands-
chef Plank seiner zweistelligen
Wachstumsraten. Mit dem Auf-
schwung war es vor zwei Jahren aber
abrupt vorbei, vor allem in den USA
verschwanden die Sportkleidung und
Sneaker in vielen Läden schnell in
den Wühlkisten. Daraufhin tauschte
Firmengründer Plank das Topma-
nagement aus, strich 200 Jobs,
schloss Filialen und begann, die Ab-
läufe im Unternehmen neu zu orga-
nisieren.
Der Umbau braucht Zeit, in einigen
Bereichen geht es aber bereits wieder
aufwärts. Das zeigt die jüngste Bilanz.
So sind die Vorräte um fast ein Vier-
tel gesunken. Das ist wichtig, weil
Plank auf profitablere Produkte um-
schwenken will. Die Bruttomarge ist
zwischen April und Ende Juni kräftig
auf 46,5 Prozent gestiegen. Der Wert
gibt an, wie viel ein Unternehmen
nach Abzug der Herstellungskosten
verdient. Auch das ist ein Zeichen,
dass Under Armour weniger Shirts,
Shorts und Schuhe verramschen
muss.
Trotz des schwächeren US-Ge-
schäfts bekräftigte Vorstandschef
Plank seine Prognose für das Gesamt-
jahr. Er versprach ein Umsatzplus
von drei bis vier Prozent, der Be-
triebsgewinn könne mit bis zu 235
Millionen Dollar zudem fünf Millio-
nen Dollar höher ausfallen als bisher
angekündigt.

Adidas-Konkurrent


Investoren lassen


Under Armour fallen


Auf dem Heimatmarkt USA tut sich der Sportkonzern schwer.


Fresenius


Stärkeres


Wachstum


in Aussicht


Siegfried Hofmann Frankfurt


D


er Fresenius-Konzern sieht
sich voll auf Kurs, seine Ziele
für 2019 zu erreichen, und

hat seine Umsatzprognose für das


Gesamtjahr sogar leicht angehoben.


Er rechnet nun mit vier bis sieben


Prozent Wachstum, statt drei bis


sechs Prozent.


Der Gesundheitskonzern hatte


2018 seine Mittelfristprognose nach


unten korrigiert und betrachtet 2019


als „Investitionsjahr“, in dem man


die Grundlage für künftiges Wachs-


tum legen will. „Hier machen wir gu-


te Fortschritte“, sagte Firmenchef


Stephan Sturm im Analysten-Call. Die


Halbjahresperformance bewertete er


als „grundsolide“.


Dessen ungeachtet reagierten In-


vestoren am Dienstag eher ent-


täuscht auf die Resultate des Bad


Homburger Konzerns. Die Fresenius-


Aktie gab bis zum Nachmittag um


mehr als drei Prozent nach, die Aktie


der eigenständig börsennotierten


Dialyse-Tochter Fresenius Medical


Care (FMC) verlor fast sechs Prozent.


Anlass zur Skepsis gaben offenbar


höhere Rückstellungen bei FMC mit


Blick auf integrierte Versorgungsmo-


delle für Dialyse-Patienten in den


USA und die Furcht vor wachsendem


Preisdruck im Geschäft mit injizierba-


ren Medikamenten, das Fresenius


unter dem Dach der Tochter Kabi be-


treibt. Der Konzern profitierte in der


Vergangenheit von Lieferengpässen


bei Konkurrenten, die sich im ersten


Halbjahr zum Teil aber wieder auflös-


ten. Das wiederum hat die Perfor-


mance von Kabi im US-Geschäft ge-


bremst.


Insgesamt meldete Fresenius für


das erste Halbjahr ein währungsbe-


reinigtes Umsatzplus von sechs Pro-


zent auf 17,3 Milliarden Euro. Das Be-


triebsergebnis (Ebit) dagegen sta-


gnierte auf vergleichbarer Basis bei


2,2 Milliarden Euro, der Konzernge-


winn bei 945 Millionen Euro.


Der Dialyse-Konzern FMC trug da-


zu mit 8,4 Milliarden Euro Umsatz


(plus fünf Prozent währungsberei-


nigt) und einem Ebit von 1,04 Milliar-


den Euro (minus sieben Prozent) bei.


Kabi legte um vier Prozent auf rund


3,4 Milliarden Euro zu, die Kranken-


hauskette Helios um fünf Prozent auf


4,7 Milliarden Euro.


Man sei sehr zufrieden mit dem or-


ganischen Wachstum, sagte Sturm.


„Aber das sollte nicht über unseren


Appetit für weitere Zukäufe hinweg-


täuschen.“


17,


MILLIARDEN


Euro Umsatz erzielte der
Fresenius-Konzern im ersten
Halbjahr, währungsbereinigt acht
Prozent mehr als im Vorjahr.

Quelle: Unternehmen


Model Gisele
Bündchen:
Under Armour
zieht in Amerika
nicht mehr. UNDER ARMOUR

Bloomberg

Die Ergebnisse


zeigen,


dass unser


Wandel


erfolgreich


voran-


schreitet.


Kevin Plank
CEO Under Armour

Unternehmen & Märkte


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MITTWOCH, 31. JULI 2019, NR. 145


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