28 REFLEXE Mittwoch, 17. Juli 2019
Ertragsprobleme bei DKSH
Die Chancen für einen
Turnaround sind intakt
Werner Enz·Ein organischesWachstum von 3,1%
bei einer Umsatzleistung von 5,6 Mrd.Fr.hat dem
Konzern DKSH (DiethelmKeller Siber Hegner)
im ersten Semester geholfen, aufgetretene Ertrags-
probleme abzufedern. Zwar sank der Betriebs-
gewinnumeinenFünftel auf 110,7 Mio.Fr.,aber
die Restrukturierungskosten im Problemherd, der
EinheitKonsumgüter nämlich, fielen mit 13,3 Mio.
Fr. nicht aus demRahmen. DerKonzernchef Stefan
Butz stellte an einer Medienkonferenz inAussicht,
dass im zweiten Halbjahr dieTalsohle durchschrit-
ten werde, und für das Gesamtjahr wurde unter der
Annahme stabiler Marktverhältnisse sogar ein stei-
gender Betriebsgewinn inAussicht gestellt.
Erstmals seit längerem ist der Mitarbeiterbestand
von DKSH leicht gesunken. Dabei ist aber zu be-
rücksichtigen, dass imJahr zuvor mit dem Health-
care-Geschäft in China ein dicker Brocken, der zu-
letzt 360 Mio. Fr. Umsatz erwirtschaftete, verkauft
wurde. In strategischen Belangen ist DKSH in der
Zwischenzeit nicht stehengeblieben. Mit der in
Malaysia und Singapur Gastronomie und Hotels
belieferndenAuric Pacific allein ist die Hälfte des
wegfallenden China-Geschäfts wettgemacht.Wich-
tiger noch als die Umsatzleistung ist, ob Marktposi-
tionen und Margen dankAkquisitionen und operati-
ven Fortschritten wieder verbessert werdenkönnen.
Der wichtiger werdende innerasiatische Handel,
der Aufstieg vonDutzenden von Millionen Asiaten
in die Mittelschicht wie auch derTrend zum Out-
sourcing dürften DKSH weiter in die Hände spielen.
Optimistisch stimmt etwa, dass Länder wieVietnam
und Burmavom Handelsstreit zwischen den USA
und China eher profitieren dürften.Da ist DKSH zu
Hause. Gleichwohl wird viel davon abhängen, wie
schnell der AnfangAugust seineArbeitin Angriff
nehmende ManagerTerry Seremetis den Schalter
umlegen kann. Er führt den GeschäftsbereichKon-
sumgüter,der nunmehr seit etwa sechsJahren mit
Ertragsproblemen kämpft.
Umfrage un ter Privatanlegern
Phantastische
Renditeerwartungen
Michael Schäfer·Kennen Sie dieseAutos, die 500
Kilometer pro Stunde schnell sind, fliegen und
unterWasser tauchenkönnen undkeinerleiTreib-
stoff benötigen? Der Schreibende hat bei der letz-
ten Hitzewelle ein wenig zu viel Sonne abbekom-
men, werden Siesich denken.Tatsächlich entspricht
diese Beschreibung in übersetzterForm aber etwa
dem, was 400 Schweizer Privatanleger mit einem
investierbarenVermögen von mehr als 100000 Fr.
in einer Umfrage zu ihren Erwartungen beider
Geldanlage geantwortet haben.
In der von derFondsgesellschaft Natixis in 25
Ländern durchgeführten Befragung gaben die
Schweizerinnen und Schweizer nämlich an, dass sie
langfristig eine durchschnittlicheRendite von 11,7%
pro Jahr erwarten.Kommt noch hinzu,dass nur rund
46% von ihnen erklärten, erhöhte Anlagerisikenzu
tolerieren.Noch einmal und weil dieWelt gerade
in der Erinnerung an die Mondlandung vor fünfzig
Jahren schwelgt:Eine solch hoheRendite aufDauer
und dann noch mit niedrigen Risiken ist etwa sorea-
listisch wie dieVorstellung, dass die Herren Aldrin,
Armstrong und Collins dieReise zum Erdtrabanten
in einem Cadillac-Cabrio angetreten haben.
Wie auch immer dieseRenditeerwartung zu-
stande gekommen ist, sie birgt mindestens zwei Ge-
fahren.Einerseits wird, wer in irgendeinerForm mit
derartigen Erträgenaus seinem Geldvermögen plant,
früher oder später in Schieflage geraten. Selbst mit
reinenAktienportfolios lassen sich bestenfalls 8% er-
zielen; die SchweizerPensionskassenrechnen bloss
mit gut 2%. Andererseits bringen esDurchschnitts-
zahlen mit sich, dasseinTeil der Befragten noch deut-
lich höhere Erwartungen als die genannten knapp
12% hegt. Diese Anleger sind dann besonders an-
fällig für opulenteRenditeversprechen, die mit exo-
tischen Anlagen wie Kryptowährungen, Options-
geschäften oder besonders aussichtsreichen Aktien
einhergehen.Meistenden diese aber nicht mit erfüll-
ten Erwartungen,sondern einem Totalverlust.
Wahlen in der Ukraine
Reden ist Silber,
aber Handeln ist Gold
MatthiasBenz, Wien·Inder Ukraine werden der-
zeit die politischen Karten neu gemischt. Nachdem
im April derAussenseiter und Ex-KomikerWolo-
dimir Selenski zum Präsidenten gewählt worden ist,
wird amkommendenWochenende dasParlament
neu bestimmt. Und Selenski hat mit seiner neuen
«Diener desVolkes»-Partei beste Chancen auf einen
Wahltriumph:Laut den Umfragen kann sie auf über
45%der Stimmen hoffen.Die Selenski-Partei dürfte
dann die dominanteRolle in der neuenRegierung
spielen. In der Ukraine, wo sowohl Präsident wie
Regierung undParlament wichtigeKompetenzen
haben, gäbe dies dem Newcomer Selenski eine un-
gewöhnliche Macht, die Dinge zu gestalten.
Umso wichtiger ist dieFrage:Was will Selenski
eigentlich? Unter den westlichen Geldgebern und
Beobachternder Ukraine scheint man sich immer
noch unsicher zu sein. «Er sagt die richtigen Dinge»,
erklärte etwa ein hochrangiger westlicherVertre-
ter jüngst im Gespräch.Daswar halbals Kompli-
ment gemeint.Tatsächlich hat sich Selenski seit sei-
nem Amtsantritt zur prowestlichen Orientierung
des Landes in Richtung EU und Nato bekannt. Er
will weiterhin mit dem InternationalenWährungs-
fondsals wichtigstem Geldgeber zusammenarbei-
ten undWirtschaftsreformen vorantreiben.Selenski
hat sich auch von einflussreichen Oligarchen wie
IhorKolomoiski distanziert, die nach seinerWahl
unhaltbareForderungen gestellt hatten.
Dennoch spiegelt die obigeAussage auch Skep-
sis. Die Ukraine hatte schon manchen Präsiden-
ten,der die richtigen Dinge sagte.Aber beim Han-
deln haperte es dann häufig. DerPolitneuling Se-
lenskikönnte nun bald dieKompetenzen besitzen,
um endlich die grosseTransformation desLandes
in Richtung Marktwirtschaft undRechtsstaat an-
zustossen. Es ist ein Experiment, das im Absturz
enden kann. Aber derzeit scheinen Hoffnung und
Aufbruchstimmung zu überwiegen. Selenski muss
die Chance packen: handeln und nicht nurreden.
Reflexe
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