Die Welt am Sonntag - 21.07.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1

S


eit Freitagabend, 17.
Uhr, steht die „Stena
Impero“ auf der Karte
des Schifftracking-
dienstes Marinetraffic
still. Die Route des
schwedischen Tankers,
der unter britischer Flagge fährt, endet
mitten auf dem Wasser, kurz vor der ira-
nischen Insel Keshm. Der Tanker, der auf
der Website als kleines rotes Schiff ange-
zeigt wird, hatte kurz zuvor seinen Kurs
geändert. Wenig später meldeten die ira-
nischen Revolutionsgarden: Die „Stena
Impero“ habe gegen internationale Vor-
gaben verstoßen. Seither wird das Schiff
mit 23 Besatzungsmitgliedern im Hafen
der iranischen Stadt Bandar Abbas fest-
gehalten.
Die Konfrontation im Persischen Golf
zzzwischen Briten und Iranern könnte nurwischen Briten und Iranern könnte nur
VVVorspiel sein für einen größeren undorspiel sein für einen größeren und
sehr gefährlichen Konflikt: den zwischen
Teheran und dem Westen um das irani-

sche Atomprogramm. Kompliziert wird
die explosive Lage zusätzlich, weil Euro-
päer und Amerikaner zerstritten sind
üüüber den Umgang mit der Islamischenber den Umgang mit der Islamischen
Republik. Im Mai 2018 kündigte US-Prä-
sident Donald Trump das 2015 vereinbar-
te Atomabkommen JCPOA einseitig auf.
Seither greifen scharfe Sanktionen der
USA, die Irans Wirtschaft und damit die
Menschen im Land hart treffen.
Die sogenannte EU-3-Gruppe, beste-
hend aus Großbritannien, Deutschland
und Frankreich, will den Deal am Leben
halten. Zehn Jahre hatte sie den histori-
schen Vertrag verhandelt. Die damit ver-
bundene Aufhebung der jahrelangen
Sanktionen bescherte dem Iran einen
Wirtschaftsboom. Das, so die Hoffnung
der Europäer, würde die moderaten
Kräfte im Land stärken.
Jetzt geschieht genau das Gegenteil:
Der iranische Rial hat dramatisch an
WWWert verloren, dem Internationalenert verloren, dem Internationalen
WWWährungsfonds zufolge wird die Wirt-ährungsfonds zufolge wird die Wirt-
schaft 2019 um sechs Prozent schrump-
fffen. Die Mullahs und mit ihnen die Revo-en. Die Mullahs und mit ihnen die Revo-
lutionsgarden, die den britischen Tanker
am Freitag festsetzten, gewinnen erneut
die Oberhand. Sie haben ein Interesse an
der Eskalation des Konflikts. Politisch
sowieso, aber auch finanziell. In den lan-
gen Jahren der Sanktionen hatten sie
kräftig von Schwarzmarktgeschäften
profitiert. Dass Teheran die Anreiche-
rung von Uran wieder hochfährt, gilt un-
ter europäischen Diplomaten als un-
zzzweideutiges Zeichen der Provokation.weideutiges Zeichen der Provokation.
AAAus London kamen nach dem jüngs-us London kamen nach dem jüngs-
ten Zwischenfall klare Worte. „Unsere
Reaktion wird angemessen, aber robust
sein“, kündigte Außenminister Jeremy
Hunt an. „Mit seinem Vorgehen im Per-
sischen Golf wählt Iran einen gefährli-
chen Weg des illegalen und destabilisie-
renden Verhaltens nach der legalen Fest-
setzung eines Öltankers mit Ziel Syrien.“
Hunt spielte mit diesem Kommentar
auf die Festsetzung eines unter der
Flagge Panamas fahrenden Supertan-
kers in Gibraltar an. Die „Grace 1“ hatte
Öl aus dem Iran für Syrien geladen und
damit gegen von der Europäischen
Union verhängte Sanktionen versto-
ßen. Teheran hingegen sprach von „Pi-
raterie“ und drohte Konsequenzen an.
Am Freitag machte die islamische Füh-
rung Ernst. In einem Telefonat Hunts
mit seinem iranischen Amtskollegen
Mohammed Dschawad Sarif am Sams-
tag soll Letzterer zudem mit juristi-

schen Schritten gegen den Tanker „Ste-
na Imperio“ gedroht haben.
AAAuch die deutsche Regierung fand mitt-uch die deutsche Regierung fand mitt-
lerweile deutliche Worte. Das Auswärtige
Amt in Berlin rief den Iran „nachdrück-
lich“ auf, die „Stena Impero“ und ihre Be-
satzung „unverzüglich freizugeben“. „Ei-
ne weitere regionale Eskalation wäre sehr
gefährlich“, erklärte ein Ministeriums-
sprecher. Das französische Außenministe-
rium verurteilte die Festsetzung des briti-
schen Tankers scharf und äußerte „große
Besorgnis“ über den Vorfall.
Doch wie wollen die Europäer jetzt
vorgehen, eingeklemmt zwischen Tehe-
ran und Washington, die beide auf Kon-
fffrontation setzen? Noch dazu mit Blickrontation setzen? Noch dazu mit Blick
auf Großbritanniens wahrscheinlichen
neuen Premierminister Boris Johnson,
der wegen des bevorstehenden Brexits
auf eine enge Beziehung zu US-Präsident
Trump setzt. In Berlin hofft man auf eine
Beruhigung der Lage durch diplomati-
sche Mittel.

Doch angesichts der aufgeheizten La-
ge werde es für die Europäer zunehmend
schwer, den Atomvertrag zu erhalten,
bestätigte der Iran-Experte Adnan Taba-
tabai vom Thinktank Carpo, WELT AM
SONNTAG. „Zugleich wird aber auch
deutlich, was mit dem Nuklearabkom-
men auf dem Spiel steht. Wenn der Zer-
fffall des Atomabkommens dazu führt,all des Atomabkommens dazu führt,
dass sich die Sicherheitslage für Europa
verschlechtert, könnte das die Motivati-
on steigern, sich für den Erhalt des Nu-
kleardeals einzusetzen.“ Das dürfte auch
die Kalkulation Teherans sein.
Frankreichs Präsident Emmanuel Ma-
cron könnte in den nächsten Tagen eine
entscheidende Rolle zufallen. Er sprach
in der vergangenen Woche mit Russ-
lands Präsident Wladimir Putin. „Beide
Seiten unterstrichen, dass der Atomdeal
der wichtigste Faktor für einen Erhalt
der Sicherheit im Nahen und Mittleren
Osten ist und die Nichtverbreitung von
AAAtomwaffen“, hieß es im Anschluss antomwaffen“, hieß es im Anschluss an

das Telefonat. Macron steht zudem mit
Irans als gemäßigt geltendem Präsiden-
ten Hassan Ruhani in Kontakt. Das Pro-
blem: Ruhani ist innenpolitisch ge-
schwächt, er hat in der Atomfrage keine
AAAutorität mehr. utorität mehr.
Die britische Regierung bestellte am
Samstag erneut den iranischen Gesand-
ten ein. Damit setzt sich die lange Eska-
lationsspirale fort. Seit Mitte Juni meh-
ren sich die Vorfälle in der Meerenge.
Die Straße von Hormus ist ein strate-
gisch wichtiges Nadelöhr für den Trans-
port von Erdöl. Rund ein Drittel des auf
dem Seeweg transportierten Öls wird
durch die Meerenge zwischen dem Iran
und Oman befördert.
Begonnen hatte die Eskalation schon
im Frühsommer 2018, nachdem Wa-
shington den Atomvertrag mit dem Iran
einseitig aufgekündigt, Sanktionen ge-
gen das Land wieder in Kraft gesetzt und
extrem verschärft hatte. Mit diesen
Maßnahmen will Trump Teheran zu Ge-

sprächen über eine Vereinbarung drän-
gen, die auch das Raketenprogramm des
Landes einschließt. Iran reagierte jedoch
offensiv und fuhr die Urananreicherung
erneut hoch.
US-Präsident Trump versucht der-
weil, eine Allianz zum Schutz der Öltan-
ker in der Meerenge zu bilden und stock-
te am Freitag die US-Truppen im ver-
bündeten Saudi-Arabien um 500 Solda-
ten auf. Zusätzlich schickte er Aufklä-
rungsflugzeuge in die Region. Auch die
Briten steigerten ihre Präsenz in der Re-
gion. Sieben Schiffe der Royal Navy
kreuzen dort, unterstützt von der
Typ-23-Fregatte „HMS Montrose“. Mitte
Juli beorderte London als zusätzliche
Unterstützung den Zerstörer „HMS
Duncan“ in die Region.
Die Konfrontation der Worte wie der
Taten verschärft sich. Dabei wäre ange-
sichts der Gefahren für den gesamten
Nahen Osten und damit Europa eine
Denkpause auf beiden Seiten das Beste.

Die „Stena Impero“ wurde am Freitag in der Straße von Hormus durch die iranischen Revolutionsgarden gestoppt

AP

/STENA BULK

VONSTEFANIE BOLZEN UND SONJA GILLERT

Riskantes Manöver


In der Straße von Hormus provozieren die Iraner nun auch die Briten.


Kann Europa in dieser brandgefährlichen Situation noch vermitteln?


VEREINIGTE
ARABISCHE
EMIRATE

SAUDI-
ARABIEN

IRAN

OMAN

KATAR

Golf von Oman

Persischer
Golf

Quellen: dpa, Seegebiete: Maritime Boundaries GeodatabaseQuellen: dpa, Seegebiete: Maritime Boundaries Geodatabase

Hafen von
Bandar Abbas

Abschussstelle der US-Drohne laut USA
ca. �� km vor iranischer Küste

Vier Tanker wurden im
Mai angegriffen

Zwei Tanker wurden im Juni angegriffen


  • USA beschuldigen Iran


Abschussstelle der US-Drohne laut Iran
ca. �� km vor iranischer Küste (Juni)

Letzte Position des Öltankers
„Stena Impero“ bevor das GPS
ausgeschaltet wurde (��. Juli)

Hoheitsgewässer/nationaler
Luftraum des Iran
andere Hoheitsgewässer/
nationaler Luftraum
Route der „Stena Impero“

IRAN

Straße von
Hormus

Abschussstelle der iranischen
Drohne durch die „USS Boxer“
(��. Juli)

„Stena Impero“ bevor das GPS

WAMS_DirWAMS_DirWAMS_Dir/WAMS/WAMS/WAMS/WAMS/WSBE-HP/WSBE-HP
21.07.1921.07.1921.07.19/1/1/1/1/Pol6/Pol6JFORBRIC 5% 25% 50% 75% 95%

Abgezeichnet von:
Artdirector

Abgezeichnet von:
Textchef

Abgezeichnet von:
Chefredaktion

Abgezeichnet von:
Chef vom Dienst

7


21.07.1921. JULI 2019WSBE-HP


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2 1.JULI2019 WELT AM SONNTAG NR.29 * POLITIK 7


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ie Geschichte von Ilhan Omar,
die im Kongress den fünften
Distrikt des Bundesstaates
Minnesota vertritt, ist eine klassische
amerikanische Erfolgsstory. Sie wurde
1982 in Mogadischu als jüngstes von sie-
ben Geschwistern geboren. Als sie ein
Kind war, floh sie mit ihrer Familie vor
der Gewalt in Somalia und verbrachte
Jahre in einem Flüchtlingslager in Ke-
nia. 1992 wanderte sie in die USA ein,
drei Jahre später erhielten sie und ihre
Familie politisches Asyl.

VON HANNES STEIN
AUS NEW YORK

Omar musste widerliche Schikanen
ertragen, weil sie als gläubige Muslimin
den Hidschab trägt, absolvierte die
Highschool und die Universität; jetzt ist
sie Kongressabgeordnete und hat Millio-
nen Anhänger auf Twitter. Vergleichbare
Geschichten über Diskriminierung und
AAAufstieg ließen sich früher über irischeufstieg ließen sich früher über irische

Politiker erzählen; oder über Puerto Ri-
caner; oder über Amerikaner mit deut-
schem Hintergrund.
Ilhan Omar vertritt mitunter ziem-
lich merkwürdige Ansichten. So hat sie
die USA für die humanitäre Katastrophe
in Venezuela verantwortlich gemacht
und behauptet, die amerikanische Un-
terstützung für den demokratisch ge-
wählten Juan Guaidó – der vom venezo-
lanischen Regime mit Gewalt daran ge-
hindert wird, sein Amt als Präsident an-
zutreten – sei ein „Putsch“.
Noch interessanter sind ihre Äuße-
rungen über Israel. 2012 tweetete sie:
„Israel hat die Welt hypnotisiert, möge
Allah die Leute aufwecken und ihnen
helfen, die bösen Taten Israels zu se-
hen.“ Nach einer halbherzigen Ent-
schuldigung schrieb sie, amerikanische
Kongressabgeordnete unterstützten Is-
rael „nur wegen der Benjamins“, also für
Hundertdollarscheine. In einer Presse-
konferenz warf sie Israels Unterstüt-
zern ihre „doppelte Loyalität“ vor – ein

klassisches Klischee des Antisemitis-
mus. Omar verteidigte zudem am
Dienstag in einer Resolutiondas Recht
zum Boykott Israels, eine Antwort auf
ein Gesetzesvorhaben gegen den Boy-
kott, und zog darin indirekt einen Ver-
gleich zum Boykott Nazideutschlands.
Zwar ohne Israel namentlich zu nennen,
doch aus dem Kontext ist klar, dass eben
dieser Boykott verteidigt werden sollte.
Eine klar antisemitische Aussage.
Leider ist es zugleich für viele Ameri-
kaner schwer geworden, Omar zu kriti-
sieren – jedenfalls wenn sie keine An-
hänger von Donald Trump sind. Denn
der Präsident hat Omar und drei weite-
re demokratische Kongressabgeordnete
aufgefordert, die Vereinigten Staaten zu
verlassen und „in ihre Heimatländer zu-
rückzukehren“. Omars Kolleginnen
wurden im Unterschied zu ihr in Ameri-
ka geboren, sind aber ebenfalls nicht
weiß. Trumps Anhänger reagieren auf
diesen offenen Rassismus mit Begeiste-
rung. Früher ertönte bei Trump-Kund-

gebungen der Ruf: „Sperrt sie ein“; ge-
meint war Hillary Clinton. Der neue
Schlachtruf lautet nun: „Schickt sie zu-
rück!“ Das bedeutet: Amerika ist ein
weißes, christliches (vielleicht auch „ju-
däochristliches“) Land. Einwanderer
mit dunkler Hautfarbe, die keine Chris-
ten sind, können vom Präsidenten auf-
gefordert werden, die USA zu verlassen
und in ihre Herkunftsländer zurückzu-
kehren. Und dieser Rassismus richtet
sich offenbar nicht nur gegen die Ein-
wanderer – ihre Kinder und Kindeskin-
der sind ausdrücklich mitgemeint.
Das ist ein klarer Abschied von den
Prinzipien der Unabhängigkeitserklä-
rung. Es ist ferner der Abschied vom 14.
Zusatzartikel zur US-Verfassung, in dem
eindeutig steht, wer Amerikaner ist: je-
der, der im Land geboren wurde – ganz
gleich, wer seine Eltern waren –, und je-
der, der auf legalem Weg die Staatsbür-
gerschaft erworben hat.
Ilhan Omar und ihre drei Kolleginnen
werden von Freunden wie innerparteili-

chen Gegnern liebevoll-spöttisch „the
squad“ genannt: der Kader, die Gruppe.
Der amerikanische Historiker Robert Ka-
gan, der alles andere als ein Linker ist – er
arbeitet für den liberalkonservativen
Thinktank Brookings Institution –, hat
gerade erklärt: „Wir sind jetzt alle der Ka-
der.“ Er führte aus: „Wir haben nicht den
Luxus der Mehrdeutigkeit. Trump hat uns
vor eine klare Alternative gestellt: Entwe-
der unterstützen wir die amerikanischen
Prinzipien, was in diesem Fall bedeutet,
den Kader zu verteidigen, oder wir unter-
stützen Trump und den weißen Nationa-
lismus.“ Eine mittlere Position à la „beide
Seiten haben unrecht“ sei nicht möglich.
Unglücklicherweise könnte sich er-
weisen, dass die Solidarität mit Omar,
zu der Trump alle Amerikaner zwingt,
die seinen Rassismus ablehnen, ihm zu-
gutekommt. Denn diese Solidarität
macht es für ihn leicht zu behaupten,
Omar – die Israel für eine böse Macht
mit hypnotischen Fähigkeiten hält – sei
das Gesicht der Demokratischen Partei.

DAS PROFIL ILHAN OMAR


Die Abgeordnete der Demokraten, die von Präsident Trump rassistisch beleidigt wurde, ist für antisemitische Ausfälle bekannt


Ilhan Omar ist 2018 für die Demokraten
in den Kongress gewählt worden

REUTERS

/ERIN SCOTT

Auf der Spur


der Scheinehe


Die Behauptung: In den vergange-
nen 14 Monaten wurden 2162 Schein-
ehen in Südafrika geschlossen.

Der Absender:Südafrikas Innenmi-
nister Aaron Motsoaledi sagte das im
Juni 2019 in einem Radio-Interview
mit dem Sender Power FM.

Die Wahrheit: Zwar wurden den Be-
hörden 2132 Fake-Hochzeiten gemel-
det, also in etwa die von Motsoaledi
angegebene Zahl. Als tatsächlich ge-
fälscht wurden davon aber nur 1160
anerkannt. Bei diesen Ehen wurde
festgestellt, dass ein Ehepartner der
Heirat nicht zugestimmt hatte. Sie
wurden dann auch tatsächlich aus
dem Eheregister gestrichen, stellte
die Bürgerrechtsorganisation „Africa
Check“nun klar. Sie hat es sich zur
Aufgabe gemacht, Informationen
von Politikern und Institutionen in
Afrika zu überprüfen. 646 der gemel-
deten Scheinehen wurden geprüft
und nicht annuliert – zwar seien die-
se Ehen nicht zwingend aus Liebe
eingegangen worden, aber beide
Partner hätten zugestimmt, heißt es.
326 der seit April eingegangenen
Prüfanträgesind noch nicht bearbei-
tet worden. Damit ist die Aussage
des Innenministers irreführend.

Der Hintergrund:Südafrika hat ein
Problem mit Scheinehen. Immer
wieder kommt es vor, dass Migran-
ten für Eheschließungen mit Südafri-
kanern zahlen oder entsprechende
Dokumente fälschen, um so eine
Aufenthaltsgenehmigung zu bekom-
men – nicht zuletzt wegen verschärf-
ter Asylbestimmungen. Viele betrof-
fene Südafrikaner, die so offensicht-
lich zu Unrecht als verheiratet ge-
führt werden, geben an, Opfer von
Betrug geworden zu sein. In vielen
Fällen, wie den 646 erwähnten EhenFällen, wie den 646 erwähnten EhenFällen, wie den 646 erwähnten Ehen,,
wird von den Behörden aber auf eine
formelle und langwierige Scheidung
bestanden – offenbar in der Annah-
me, dass sich die Person bewusst ge-
wesen ist, auf was sie sich einlässt.

Die Konsequenzen: Die Bürger-
rechtsorganisation „Wits Law Cli-
nic“ bereitet im Auftrag von betrof-
fenen südafrikanischen Frauen eine
Klage gegen das Innenministerium
vor. Teilweise würden sich Dutzende
Opfer am Tag melden, teilte die Or-
ganisation mit. Sie fordern, auch die
übrigen als gefälscht gemeldeten
und bestätigten Ehen annullieren zu
lassen, um nicht von einer langwieri-
gen Scheidung abhängig zu sein. Das
Innenministerium beteuert, das Pro-
blem angehen zu wollen. Minister
Motsoaledi entschuldigte sich per-
sönlich bei Betroffenen. Seit einigen
Jahren werden Ausweisdokumente
zudem im „Chipkartenformat“ aus-
gestellt. Ein Sprecher der Behörde
sagte, damit sei Betrug deutlich
schwieriger. Er empfahl seinen
Landsleuten, noch vor Ablauf der al-
ten Dokumente auf die neue „Smart-
ID“ umzusteigen. Sicher ist sicher.

LÜGENDETEKTOR

VONCHRISTIAN PUTSCH

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