Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung - 21.07.2019

(Tina Meador) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 21. JULI 2019, NR. 29 wirtschaft 23


A


m Donnerstag könnte es so weit
sein. Dann könnte eine weitere
Schuldige für den Diesel–Skandal
gefunden sein, ganz offiziell. Frau J.
könnte es gewesen sein, Mitte Fünfzig,
promovierte Verfahrenstechnikerin, jahr-
zehntelang im Unternehmen, aber seit
August 2018 nicht mehr. Jedenfalls, wenn
es nach Volkswagen geht. Der Konzern
ist sich sicher: Eine Handvoll Ingenieure
hat ihm das ganze Schlamassel mit dem
Diesel-Skandal eingebrockt, darunter
auch Frau J. Sie hat von den Betrügerei-
en gewusst und diese dann auch gedeckt.
Das hat sie zugegeben, und deshalb
hat ihr der Konzern fristlos gekündigt –
mit fast dreijähriger Verspätung. Außer-
dem hat er ihr eine Schadenersatzklage
angehängt. Sie soll den Schaden beglei-
chen, den der Konzern vor allen Dingen
in den Vereinigten Staaten erlitten hat:
Auf 33 Milliarden Dollar summierten
sich die Kosten für die „Diesel-Thema-
tik“, die das amerikanische Justizministe-
rium dem Konzern auferlegt hat. Er
musste sie zahlen, weil er die Umweltbe-
hörden mit falschen Abgaswerten seiner
Dieselfahrzeuge belogen hat.
Das Arbeitsgericht Braunschweig ent-
scheidet am kommenden Donnerstag,
ob Frau J. gekündigt werden durfte. Und
darüber, ob sie tatsächlich den horren-
den Schaden begleichen soll, zusammen
mit einer Handvoll anderer Ingenieure,
die im kleinen Kreis – und angeblich am
Vorstand vorbei – den Frevel begangen
haben sollen. Der Arbeitsrichter seufzte
in der mündlichen Verhandlung im Juni,
er habe noch nie über 33 Milliarden Dol-
lar entschieden.
Streng genommen muss er das auch
nicht. Selbst Volkswagen kann nicht
ernsthaft glauben, dass Frau J. tatsäch-
lich den vollen Schaden ersetzt. Bei ei-
nem Monatsgehalt von zuletzt rund
15 000 Euro könnte sie allenfalls für ei-
nen winzigen Bruchteil aufkommen.
Aber wenn das Gericht entscheidet, wie
es sich Volkswagen erhofft, wäre erst-
mals festgestellt, dass der Konzern über-
haupt Schadenersatz erwarten kann. Al-
les Weitere haben dann andere Gerichte
zu entscheiden.
Der Autobauer gibt sich wortkarg wie
stets in solchen Angelegenheiten: „Volks-


wagen ist weiter der Auffassung, dass zu
Recht gekündigt wurde“, teilt der Kon-
zern auf Anfrage mit. „Das Unterneh-
men will zudem feststellen lassen, dass es
einen grundsätzlichen Anspruch auf
Schadenersatz wegen des Einsatzes der
Abschalteinrichtung in den Vereinigten
Staaten gibt.“ Das ist eine recht nüchter-
ne Umschreibung für ein durch und
durch heikles Thema, vor allem deshalb,

weil es den Konzern nach außen schlecht
aussehen lässt, oder genauer: noch
schlechter aussehen lässt als ohnehin
schon.
Der Betrug (selbst VW-Chef Her-
bert Diesshat ihn so genannt) ist schon
unangenehm genug. Aber die Verteidi-
gungsstrategie des Konzerns schadet
dem Image ebenso. Sie mag zwar juris-
tisch schlüssig sein, aber nicht gerade

fein, wenn man sie an den Maßstäben
des ehrbaren Kaufmanns misst: Der Vor-
stand hatte keine Ahnung, das mittlere
Management ist’s allein gewesen, so
heißt es vor den Gerichten, vor denen
sich Volkswagen verantworten muss. Mit
dieser Ansicht steht VW ziemlich allein
da, nicht zuletzt die Staatsanwälte schei-
nen das anders zu sehen. Aber wo man
diesen Weg nun einmal beschritten hat,
kann man schlecht von ihm abweichen,
jedenfalls solange man nicht durch Straf-
urteile dazu gezwungen wird.
Deshalb werden jetzt Schadenersatz-
klagen gegen die Schuldigen erhoben,
die schon ausgemacht werden konnten.
Unbedarfte Beobachter hätten da gewiss
nicht zuerst an Frau J. gedacht, eine Frau
des mittleren Managements und allen-
falls eine willige Helferin, sondern eher
an die Konzernspitze, allen voran an
Martin Winterkorn, damals übermächti-
ger Vorstandsvorsitzender mit Hang
zum Mikromanagement. Doch statt ihn
zur Verantwortung zu ziehen, zahlt ihm
der Konzern weiterhin sein versproche-
nes Altersruhegeld, die inzwischen schon
legendär gewordenen 3100 Euro am Tag.
Alle Fragen, wann der VW-Aufsichts-
rat Martin Winterkorn finanziell zu be-
langen gedenkt, laufen ins Leere. Das
Einzige, was Wolfsburg derzeit gebets-
mühlenartig wiederholt, ist die noch an-
dauernde Prüfung durch externe Rechts-
berater.
Am Donnerstag wird sich nun ent-
scheiden, ob das Gericht der These vom
bösen mittleren Management folgt oder
ob es einer Argumentation folgt, die
schon die Deutsche Bank in arge Be-
drängnis gebracht hat. Auch die Bank
hatte es bekanntlich mit allerlei kriminel-
len Machenschaften in ihren eigenen Rei-
hen zu tun. Als sie sich irgendwann geläu-
tert gab, lauthals einen „Kulturwandel“
verkündete und belastete Banker auf die
Straße setzte, ließ das Arbeitsgericht
Frankfurt die Bank nicht so leicht davon-
kommen. Es urteilte im Jahr 2013, dass
die Deutsche Bank durch ihre „innere
Organisationsstruktur“ selbst dafür ge-
sorgt habe, dass sich die Händler in ei-
nem „erheblichen Interessenkonflikt“ be-
fanden. Die Kündigungen seien deshalb
unverhältnismäßig gewesen.

VW verklagt


sein Personal


Während Ex-Chef Martin Winterkorn sein
Altersruhegeld bezieht, verlangt der Konzern von
einer Ingenieurin 33 Milliarden Dollar Schadenersatz
für den Diesel-Skandal.Von Corinna Budras

Für den MilliardärLeonid Blavatnik
war es keine große Sache. Aber die
deutschen Fußballfans müssen sich an
einen neuen Namen gewöhnen, wenn
sie ihre Helden in der kommenden
Bundesligasaison so oft wie möglich
im Fernsehen live am Ball sehen wol-
len. Es ist der Streamingdienst Dazn,
der Eurosport in der vergangenen Wo-
che die Übertragungsrechte für 40 Frei-
tags- und Sonntagsspiele abgekauft
hat. An den deutschen Markt herange-
pirscht hatte sich das Unternehmen in
der vergangenen Saison schon mit der
Live-Übertragung der Europa-Lea-
gue-Spiele, im Mittelpunkt stand dabei
Eintracht Frankfurt. Jetzt macht Dazn
gewissermaßen den nächsten Schritt.
Und weil dahinter „Len“ Blavatnik
steht, darf man erwarten, dass es nicht
der letzte sein wird.
Denn der Mann, 1957 in Odessa am
Schwarzen Meer geboren und bald da-
nach mit seiner Familie nach Moskau
gezogen, ist ein Faszinosum. Die So-
wjetunion verließ Blavatnik mit 21 Jah-
ren, um in New York Computerwis-
senschaften zu studieren. Er blieb in
Amerika, wurde amerikanischer Staats-
bürger und gründete die Beteiligungs-
firma Access Industries. Über dieses
Vehikel ist Blavatnik Großaktionär
von internationalen Milliardenkonzer-
nen wie dem Musikproduzenten War-
ner Music und dem Chemiekonzern
Lyondell-Basell.
Verheiratet mit der amerikanischen
MedienmanagerinEmily Appelson, ist
Blavatnik zu einer festen Größe in der
Welt des Showgeschäfts geworden. Die
Partys in seiner Villa in London (in
Großbritannien ist Blavatnik für seine
Mäzenatentum sogar geadelt worden)
und an Bord seiner Luxusyacht Odessa
während der Filmfestspiele in Cannes
tragen ihren Teil dazu bei; an der Côte
d’Azur gehört Blavatnik überdies das
Grand Hôtel du Cap Ferrat. Dass er
sich auch im Geschäft mit Sportüber-

tragungen und Sportnachrichten breit-
gemacht hat, ist weniger bekannt. Da-
bei gehören neben Dazn die Internet-
portale Spox.com und Goal.com zu sei-
nen Investments, außerdem der von
der Sportwettbranche weidlich genutz-
te Statistikdienst Opta Sports.
Mindestens genauso interessant wie
die Spannweite seiner derzeitigen Ge-
schäfte ist die Herkunft von Blavatniks
Vermögen. Im Tandem mit Viktor
Vekselberg, seinem gleichaltrigen
Schulfreund aus gemeinsamen Moskau-
er Tagen, kaufte er nach dem Zusam-
menbruch der Sowjetunion für wenig

Geld Aluminiumwerke zusammen und
formte einen der größten Aluminium-
hersteller der Welt. Später investierten
beide auch in die Ölförderung. Blavat-
nik hielt währenddessen stets Distanz
zu den Machthabern im Kreml, aus
dem Rohstoffgeschäft ist er längst aus-
gestiegen. Falls Blavatnik nun Gefallen
an der Bundesliga finden und mehr als
bloß die Freitags- und Sonntagsspiele
zeigen wollen sollte, ist eines sicher:
Am Geld wird es nicht scheitern. lzt.

VW-Vorstandsvorsitzender Herbert Diess zieht vor Gericht. Foto EPA


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