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Quelle: AWA 2019
2,34 Mio.
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- Juli 2019 DIE ZEIT No 31
Foto: privat
Vor über knapp sechzig Jahren war der Klimawandel noch kein Thema.
Die liebe natürlich schon. in dem Musical-Film »West Side Story« war sie
besonders tragisch, weil zwei verfeindete New Yorker Gangs dem Glück im
Weg standen. immerhin wurde der Streit tanzend ausgetragen. RPA
Damals
1961
Heute
- 2019
Als Saarländer wundert man sich, warum sich nun
alle wundern, dass gleich drei Saarländer Deutsch-
land regieren: de Maas Heiko aus Saar louis, de Alt-
maier Peter aus Ensdorf und Kramp-Karrenbauers
ihr Annegret aus Püttlingen. Saarländer wissen
längst, dass das Saarland die Kaderschmiede der
Republik ist. Auch der Generalinspekteur der Bun-
deswehr, Eberhard Zorn, ist Saarländer, ein echter
Saarbrücker sogar. und wenn der Neunkircher Bub
Stefan Kuntz Jogi löw als Fußballbundestrainer ab-
löst, ist die erste Phase der Saarlandisierung Deutsch-
lands abgeschlossen. Qualität setzt sich eben durch.
Wenn künftig also der Außenminister von der
Verteidigungsministerin wissen will, ob sie die Pro-
bleme in ihrem Ressort in den Griff bekommt;
wenn diese daraufhin erläutert, wie sie die Gorch
Fock flottmacht, die Berater feuert und den Wehr-
etat auf zwei Prozent des BiP erhöht; und wenn
zuletzt der Wirtschaftsminister ihr zu dieser Groß-
leistung gratuliert, verläuft das Gespräch so:
»unn?« – »Ei joh!« – »Ei, dann iss joh gudd.« So
geht verdichtete Saarland-Kommunikation.
in der zweiten Phase der Saarlandisierung wird
der Regierungssitz dann von der Spree an die Saar
verlegt. Oberlinxweiler bei St. Wendel wäre der
ideale Ort für eine rot-rot-grüne Koa li tion. Heili-
genwald bei Schiffweiler würde wunderbar zu einem
Kanzler Habeck passen. und wenn die Groko
weiter regiert, wird’s halt ein Ort im Saar-Pfalz-Kreis:
Einöd. PETER DAUSEND
Ei, dann iss joh gudd
Kaderschmiede Saarland: Wie es künftig klingt, wenn sich der Außen- und der Wirtschaftsminister mit
ihrer neuen Kollegin aus dem Verteidigungsressort was zu sagen haben
Torten der Wahrheit
VON KATJA BERLIN
Heute ist der Klimawandel ein Thema. und in New York wird geschwitzt,
ohne dass man dafür tanzen muss. Am letzten Wochenende kletterte das
Thermometer auf 115 Grad Fahrenheit, 46 Grad Celsius. Der Bürgermeis-
ter rief in der Stadt den Notstand aus. RPA
ZEITGEIST
Goldman Sachs veröffentlichte 2003 eine Stu-
die, die weltweit einschlug: Dreaming With
BRICs. Brasilien, Russland, indien und China
würden in einer halben Generation den Westen
überflügeln – mit Peking an der Spitze. Gegen
2040 werde China die uS-Wirtschaft hinter sich
lassen. Nachahmer überboten sich gegenseitig:
nein, schon 2020, ’18, ’15 ... Der China- Hype
ward geboren.
Richtig: Chinas Wirtschaft wuchs zweistellig
- bis zu 15 Prozent, derweil die amerikanische
um die drei pendelte. Wer schneller rennt, über-
holt den Rivalen – logisch. Nur hatten wir diese
Story schon einmal gehört. Auch die
»Kleinen Drachen« (Japan, Südkorea,
Taiwan) boomten einst zweistellig.
Heute sieht nur noch Taiwan res-
pektabel aus, mit drei Prozent. Die
beiden anderen schaffen bloß 1,5.
Das ist kein Zufall. Die drei folg-
ten dem gleichen Modell: Konsum-
verzicht, der die investitionen trieb,
eine künstlich unterbewertete Wäh-
rung, die den Export befeuerte. Vom
land strömten die Bauern in die
Städte und drückten die löhne. Dito in China.
Nun ist sein Wachstum auf 6,2 Prozent, den nied-
rigsten Wert seit 30 Jahren, abgestürzt. Das hat
wenig mit Trumps Handelskrieg zu tun, sondern
mit den natürlichen Grenzen des Modells.
Wer überinvestiert, gerät in die Falle des ab-
nehmenden Grenz ertrags; jeder neue Yuan schafft
weniger Output und Jobs. Die Kapitalrendite hat
sich folglich halbiert. Zugleich verschwindet nach
der landflucht die »industrielle Reservearmee«,
was die löhne hochschießen lässt. Eine Studie
von Boston Consulting kalkulierte, dass die Fa-
briklöhne 2015 die amerikanischen erreicht
hätten, wenn man die geringere Produktivität der
Chinesen und die Kosten der lieferkette ein-
rechnet. Jobs wandern in die neuen Billigländer
ab oder zurück in die uSA. Schlimmer noch:
2050 wird China das älteste industrieland der
Welt sein, Amerika nach indien das zweitjüngste.
Alte produzieren nicht, sondern konsumieren und
belasten die So zial etats, was weniger für die Armee
Chinas übrig lässt, das die uSA aus dem Pent-
house der Macht vertreiben will.
längst hat der Bevölkerungsschwund Japans
märchenhaftes Wachstum zusammengestaucht.
in seiner Not lässt Nippon Gastarbeiter ins land.
China wird 2050 die größte Rentnerarmee auf
Erden haben. Es wird alt sein, bevor es reich wird.
Sodann: Chinas Gesamtschuldenlast ist in-
zwischen dreimal so groß wie die
Wirtschaftsleistung – ein gigantischer
Wert. Die Staatsbanken lenken das
meiste (verbilligte) Geld in den in-
effizienten Staatssektor, der unter Xi
Jinping wieder die tüchtigeren Priva-
ten zurückdrängt. Da ein freier Ka-
pitalmarkt fehlt, fließen Ersparnisse
- die Hälfte aller investitionen – in
immobilien. 65 Millionen leere
Wohnungen produzieren nichts au-
ßer Schulden. Es formiert sich die
größte Blase aller Zeiten.
Die Moral von der Geschicht? Autoritäre
Regime (wie einst in Japan, Südkorea und Tai-
wan) können Wunder der industrialisierung voll-
bringen. Doch dann flacht das Wachstum unwei-
gerlich ab. Die Vergleichszahlen zeigen, dass es in
China schneller bergab geht als bei den »Alten
Drachen«. Die BRiCs, denen Goldman Sachs
2003 die Weltherrschaft voraussagte, müssen
noch üben. Russland wächst mit 1,5 Prozent,
Brasilien mit einem. Nur indien floriert. Doch
sein BiP von 2,5 Billionen Dollar macht gerade
mal ein Achtel des amerikanischen und ein Sie-
bentel des BiPs der Eu aus. Dreaming With BRICs
hat sich tatsächlich als Traum entpuppt. Oder:
Ökonomen sind Wahrsager mit Doktortitel.
Josef Joffe
ist Mitglied des
Herausgeberrats
der ZEIT
Der China-Hype
Das Wachstum der Möchtegern-Weltmacht verfällt.
Es war absehbar VON JOSEF JOFFE
DAUSEND
POLITIK 9
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Wodurch Fliegen deutlich
teurer wird
durch angedachte politische Maßnahmen
dadurch, dass man sich am Flughafen
einen großen Cappuccino kauft
Britische Verhältnisse, die wir uns in
Deutschland kaum vorstellen können
Millionen fallen auf gefährliche Populisten rein
rückwärtsgewandte Politik statt
Zukunftsgestaltung
Minister treten zurück
Fotos: imago (l., Szene auf »West Side Story«, 1961); Yana Paskova/Getty Images (r.)