Die Welt - 22.02.2020

(Barré) #1

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22.02.20 Samstag, 22. Februar 2020DWBE-HP


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DWBE-HP






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12 WIRTSCHAFT *DIE WELT SAMSTAG,22.FEBRUAR


Y


annis P.“ war sein Name. Am


  1. Januar stach er von
    Guyana aus in See. Es war
    der erste Tanker, der Erdöl
    aus dem südamerikanischen
    Land exportierte, Ziel: Houston (Te-
    xas). Eine Million Fass führte er mit
    sich, also rund 159 Millionen Liter. Ihm
    folgte Anfang Februar der Tanker
    „Eagle San Antonio“, und in den kom-
    menden Jahren werden sich Hunderte,
    Tausende weitere auf den Weg machen.


VON FRANK STOCKER

Denn Guyana ist seit vier Wochen
Ölexporteur. Noch fließt das Öl zwar

Denn Guyana ist seit vier Wochen
Ölexporteur. Noch fließt das Öl zwar

Denn Guyana ist seit vier Wochen

nur spärlich, doch innerhalb kürzester
Zeit soll die Produktion kräftig ausge-
dehnt werden. Das Land steigt dann zu
einem wichtigen Spieler auf dem globa-
len Ölmarkt auf, und aus einem ärmli-
chen, überwiegend von Urwald bedeck-
ten Landstrich kann in kürzester Zeit
die reichste Nation der Erde werden.
Allein in diesem Jahr soll das Wirt-
schaftswachstum nach Prognosen des
Internationalen Währungsfonds (IWF)
über 85 Prozent erreichen. Doch ob und
inwieweit all dies der Bevölkerung zu-
gutekommt, steht noch in den Sternen.
Guyana liegt im Norden des südame-
rikanischen Kontinents, eingerahmt
von Venezuela, Brasilien und Suriname.
Es ist ungefähr so groß wie Weißruss-
land, doch gerade mal 775.000 Men-
schen wohnen dort. Bis 1966 war es bri-
tische Kolonie, und danach geriet
Guyana eigentlich nur ein einziges Mal
in die internationalen Schlagzeilen:
durch das Jonestown-Massaker von


  1. Damals befahl der Sektenführer
    Jim Jones seinen Anhängern, die sich
    im Regenwald von Guyana niedergelas-


sen hatten, den kollektiven Selbstmord.
900 Menschen kostete dies das Leben,
die Bilder von Leichenbergen mitten im
Dschungel gingen um die Welt.
Doch ansonsten ging das Leben in
dem Land in den vergangenen Jahr-
zehnten seinen gemächlichen Gang.
Der Abbau von Bodenschätzen – Bau-
xit, Mangan, Gold – kam nur einer klei-
nen Oberschicht zugute, sodass Guya-
na stets zu den ärmsten Staaten des
Kontinents gehörte.
Der Nachbar Venezuela dagegen
stand über Jahrzehnte an der Spitze des
Wohlstands in Südamerika, nicht zu-
letzt wegen der schier unerschöpfli-
chen Erdölvorkommen. Doch obwohl
auch in Guyana unzählige Exploratio-
nen durchgeführt wurden, fanden sich
dort einfach keinen größeren Ölfelder.
Bis 2015. Damals verkündete Exxon Mo-
bil, rund 190 Kilometer vor der Küste
Guyanas im sogenannten Starbroek
Block ein riesiges Ölfeld gefunden zu

Guyanas im sogenannten Starbroek
Block ein riesiges Ölfeld gefunden zu

Guyanas im sogenannten Starbroek

haben. Und nach vierjähriger Vorberei-
tungszeit in einem Konsortium mit
dem US-Konzern Hess und der chinesi-
schen CNOOC wurde am 20. Dezem-
ber erstmals das Schwarze Gold an die
Oberfläche gepumpt.
„Euphorisiert erklärte Guyanas Prä-
sident David Granger prompt den 20.
Dezember zum neuen Nationalfeiertag.
Die Erdölproduktion bringe dem Land
die Aussicht auf ein besseres Leben,
sagte er und versprach: „Jeder Guyaner
wird von der Ölförderung profitieren,

sagte er und versprach: „Jeder Guyaner
wird von der Ölförderung profitieren,

sagte er und versprach: „Jeder Guyaner

niemand wird zurückgelassen.“
120.000 Fass pro Tag soll das nun er-
schlossene Ölfeld bis Ende des Jahres
liefern, bis 2025 wird die Förderung
nach Prognosen des Internationalen
Währungsfonds auf 424.000 Fass stei-
gen, andere Schätzungen gehen von bis

zu 750.000 Fass oder sogar einer Milli-
on Fass aus. Das wäre mehr, als Nach-
bar Venezuela derzeit noch fördert.
Dort ist die Produktion in den vergan-
genen Jahren drastisch zurückgegan-
gen, was Guyana nun zumindest teil-
weise ausgleichen könnte.
Viel imposanter und wichtiger für
Guyana ist jedoch eine andere Zahl,
nämlich die Ölförderung pro Kopf.

Guyana ist jedoch eine andere Zahl,
nämlich die Ölförderung pro Kopf.

Guyana ist jedoch eine andere Zahl,

Denn 750.000 Fass pro Tag entsprä-
chen rund einem Fass Öl je Einwohner,
das aus dem Starbroek Block geholt
würde. Das läge weit vor allen anderen
Ölförderländern, selbst Kuwait kommt
nur auf 0,8 Fass pro Kopf, Katar auf 0,
und Saudi-Arabien auf 0,3. Und damit
nicht genug: Exxon Mobil hat inzwi-
schen weitere Ölfunde vor der Küste
Guyanas bekannt gegeben.
Quasi über Nacht wurde das kleine,
verschlafene Land im südamerikani-
schen Regenwald damit zu einer Ölna-
tion, und die Petrodollar prasseln fort-
an auf es nieder. Der IWF sieht die
Wirtschaft daher in diesem Jahr allein
um rund 85 Prozent wachsen. Bis 2024
soll sich die Wirtschaftskraft des Lan-
des von derzeit rund vier Milliarden auf
15 Milliarden Dollar pro Jahr fast ver-
vierfachen. Das Pro-Kopf-Einkommen
würde dann von etwas über 5000 Dol-
lar, was ungefähr dem Niveau von Alba-
nien entspricht, auf fast 20.000 Dollar
steigen – das läge nur knapp hinter Sau-
di-Arabien. Und noch ein paar Jahre
später könnte sich Guyana mit den rei-
chen Emiraten am Golf messen.
Doch die große Frage ist, was von die-
sem neuen Reichtum wirklich bei den
Menschen ankommt. Viel zu wenig je-
denfalls, sagt die internationale Nicht-
regierungsorganisation Global Witness,
die gegen Menschenrechtsverletzungen
und Umweltverschmutzung im Zusam-
menhang mit der Rohstoffgewinnung
vorgeht. Sie wirft Exxon Mobil vor, die
unerfahrene Regierung Guyanas letzt-
lich über den Tisch gezogen zu haben.
In einer Analyse ließ die Organisati-
on Anfang des Monats den Vertrag, den
Guyanas Ölminister Raphael Trotman
2016 mit Exxon Mobil geschlossen hat-
te, mit den sonst üblichen Konditionen
bei ähnlichen Projekten vergleichen.
„Der Deal, den Trotman erreichte, ist
ein außerordentlich schlechter“, fol-
gern die Analysten darin. So wäre ein
Anteil von 69 Prozent an den Einkünf-
ten aus der Ölförderung für Guyanas
Regierung fair, der Vertrag sieht jedoch
nur 52 Prozent vor. Dadurch entgingen
Guyana pro Jahr rund 1,3 Milliarden
Dollar – bei einem Haushalt von rund
1,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr.
Auch der IWF kritisierte die Ver-
tragsbedingungen als „relativ vorteil-

haft für die Investoren nach internatio-
nalen Standards“. Denn normalerwei-
se, so der IWF, gingen zwischen 65 und
85 Prozent der Einkünfte aus der Ölför-
derung an die Regierungen.
Und auch die Bevölkerung hat Zwei-
fffel an der Arbeit der Regierung. Pre-el an der Arbeit der Regierung. Pre-
mierminister David Granger verlor
schon Ende 2018 ein Misstrauensvo-
tum, konnte sich aber durch einige ju-
ristische Tricks bis heute im Amt hal-
ten. Am 2. März jedoch soll nun ein
neues Parlament gewählt werden –
und Granger wirbt mit vollmundigen
VVVersprechen. So solle jeder Bürgerersprechen. So solle jeder Bürger
künftig jedes Jahr einen Scheck von
der Regierung erhalten, finanziert aus

den Öleinnahmen, so ähnlich wie das
in Alaska üblich ist. Die Opposition da-
gegen will das Geld vor allem in das
Gesundheitssystem und die Armutsbe-
kämpfung stecken.
Doch letztlich wird die neue Regie-
rung – egal, wer sie führen wird – weit
größere Probleme zu lösen haben.
Denn Guyana ist nicht nur unerfahren
in Verhandlungen mit professionell
agierenden internationalen Ölkonzer-
nen. Dem Land fehlen auch die Institu-
tionen und Regeln, um mit dem Geldse-
gen umgehen zu können. So erhält
Guyana im Index der Regierungseffi-
zienz der Weltbank nur eine Bewertung
von minus 0,27 Punkten und befindet

sich damit auf demselben Niveau wie
der Senegal. Deutschland erhält in die-
ser Rangliste 1,62 Punkte. Auch beim
Korruptionsindex von Transparency
International liegt Guyana nur auf
Platz 85 von 180 Nationen, in Nachbar-
schaft zu Ländern wie Indonesien oder
Burkina Faso.
Gerade vor dem Hintergrund der Öl-
funde macht dies den Korruptionsex-
perten Sorge. „Missmanagement und
Korruption im Zusammenhang mit Ein-
nahmen aus der Rohstoffindustrie ha-
ben sich nachteilig auf zahlreiche staat-
liche Institutionen auf der ganzen Welt
ausgewirkt, darunter auch auf den
Nachbarn von Guyana, Venezuela“,
schreiben sie in einer aktuellen Analy-
se. Allzu oft landen die Gewinne aus
der Ölförderung in Entwicklungslän-
dern nur bei einer kleinen, korrupten
Oberschicht. Die Gefahr besteht, dass
Guyana diesem Beispiel folgt.
Zumal es in dem Land eine unrühm-
liche Tradition von Banditentum gibt,
organisiert von diversen Gangs. Diese
seien meist entlang ethnischer Zugehö-
rigkeiten entstanden und mitunter
auch mit den politischen Parteien ver-
woben, die ebenfalls diesen ethnischen
Trennlinien folgen, stellt das Interna-
tional Security Sector Advisory Team
(ISSAT) in Genf fest. Rund 45 Prozent
der Bevölkerung Guyanas haben indi-
sche, etwa 30 Prozent afrikanische
Wurzeln.
Immerhin regiert derzeit jedoch eine
Koalition aus Parteien mit unterschied-
lichen ethnischen Wurzeln, und die Re-
gierung hat – auch nach Ansicht diver-
ser Nichtregierungsorganisationen –
einiges getan, damit der neu gefundene
Ölreichtum nicht versickert. Seit der
Regierungsübernahme 2015 kletterte
Guyana im Korruptionsindex von
Transparency International beispiels-
weise von Rang 119 auf den aktuellen
Platz 85. Das Land trat zudem der Ex-
tractive Industries Transparency Initia-
tive (EITI) bei, einer Initiative aus
Nichtregierungsorganisationen, Unter-
nehmen und Staaten mit Sitz in Oslo.
Sie unterstützt Entwicklungsländer da-
bei, die Einnahmen aus dem Abbau von
Rohstoffen angemessen zu verwenden.
Ein Ergebnis davon ist, dass Guyana in-
zwischen einen Staatsfonds aufgelegt
hat, in den ein großer Teil der Einnah-
men fließen soll.
Doch mit der Auflegung eines sol-
chen Fonds ist es nicht getan, wichtig
sei auch, dass dieser nicht für politische
Zwecke missbraucht werde, merkt
Transparency International an und
warnt: „Es steht viel auf dem Spiel, und
die kommenden Jahre werden für
Guyana entscheidend sein.“

Blick auf den Marktplatz der Hauptstadt
Georgetown: Guyana gehört bisher zu den
ärmsten Ländern in Südamerika

PICTURE ALLIANCE/ IMAGEBROKER

/ DPA/ HEINER HEINE

Ölnation im SCHNELLDURCHLAUF


In Guyana wurden riesige Vorkommen von


Erdöl gefunden. Aus dem ärmlichen Land in


Südamerika soll in wenigen Jahren einer der


reichsten Staaten der Welt werden. Doch hat


die Bevölkerung etwas von dem Geldsegen?


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Wohlstand in Guyana wächst sprunghaft

*Prognose Quelle: IMF

Wirtschaftswachstum gegenüber Vorjahr, in Prozent











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Unsere Pensionärin

Hannelore Kraft


verstarb am 30. Januar 2020 im Alter von 83 Jahren.

Sie gehörte unserem Hause von 1970 bis 1995 an und
war zuletzt in der Abteilung Datenverwaltung tätig.
Wir werden ihr Andenken stets in Ehren halten.

Axel Springer SE

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