Die Welt - 22.02.2020

(Barré) #1
Schiffe schauen und Tee trinken. Dicke
Pötte hinterm Deich, das kennen die
Emsländer im niedersächsischen Pa-
penburg. Bis zu drei Keuzfahrtschiffe
docken pro Jahr aus – und schlängeln
sich, gezogen von Schleppern, Meter für
Meter die 32 Kilometer von der extra
aufgestauten Ems durch die Deichland-
schaft bis zum Dollart an der Nordsee.
Rückwärts übrigens, wegen der besse-
ren Manövrierbarkeit. Ein Spektakel,
und das seit Jahrzehnten. Die Überfüh-
rungen der meyerschen Ozeanriesen,
locken Zehntausende Schaulustige an.
Auch die Familie Meyer schaut zu.
Die Schiffemacher wohnen beschaulich
hinterm Deich. Wenn Besuch ins Büro
gebeten wird, servieren sie erst einmal
friesischen Tee. Seit 225 Jahren hält Fa-
milie Meyer aus dem niedersächsischen
Papenburg ihr heute Milliarden schwe-
res Werftunternehmen auf strengem
Kurs. Bernard Meyer, 71, steht für die
sechste Generation, seine drei Söhne
Jan, Tim und Paul sind die siebte.

VON KIRA HANSER

Heute ist die Meyer-Werft eines der
größten Schiffbau-Unternehmen welt-
weit – mit inzwischen drei Werftstand-
orten: einem in Papenburg, einem in
Rostock-Warnemünde und einem im
finnischen Turku. Das Unternehmen
hat 2018 seine Erlöse um 20 Prozent
steigern und die Zwei-Milliarden-Euro-
Marke knacken können.
2020 feiert die Meyer-Werft ihr 225-
jähriges Bestehen. Zum Firmenjubiläum
hat das Unternehmen seine Archive für
Betriebsfremde geöffnet – und eine
spannende Chronik erstellen lassen.
„Schiffbauer aus Leidenschaft“ heißt
der Bildband (228 Seiten, erschienen
auf Deutsch und auf Englisch im Ham-
burger Verlag Planet C, 24,80 Euro): Er
zeigt mit 225 Fotos und Grafiken die
faszinierende Geschichte der Werft –
vom ersten einfachen Torfkahn aus
Holz bis zu den modernsten Ozean-
riesen der Helios-Baureihe, die mit
Flüssigerdgas betrieben wird.
Jahrzehnte arbeitete die Meyer-
Werft unter dem Radar, weil sie keine
spektakulären Schiffe baute, sondern
vor allem Lotsenschiffe, Fischdampfer,
Tankkähne, Barkassen und Schlepper,
in Kriegszeiten auch mal Minenleger
und U-Boot-Jäger für die Marine. Erst
in den 1980er-Jahren, mit Beginn des
boomenden Kreuzfahrttourismus,
wird die Werft berühmt – dank den
Fernsehbildern der aufsehenerregen-
den Emsüberführungen kennt sie
plötzlich jeder. Das Besucherzentrum
auf dem Werksgelände lockt jedes Jahr
250.000 Touristen an: Highlight einer
Führung ist der Blick von der Panora-

ma-Galerie in die größte überdachte
Schiffbauhalle der Welt.
Bei Meyer lassen die großen Reede-
reien bauen: Disney Cruise Line, Nor-
wegian Cruise Line, Aida Cruises, Royal
Caribbean, Silversea, dazwischen auch
mal als Beifang ein paar Autofähren für
Schweden und Gastanker für Moskau.
Mit der „Iona“ (P&O Cruises), „Spirit
of Adventure“ (Saga Cruises) und
„Odyssey of the Seas“ (Royal Carib-
bean) werden im Jubiläumsjahr drei
neue Ozeanriesen abgeliefert. Die fast
fertige „Iona“ ist gerade ausgedockt
und soll Ende März in Richtung Nord-
see geschleppt werden. Ein Rekord: Sie
ist damit seit 1985 das 50. Kreuzfahrt-
schiff, das in Papenburg gebaut wurde;
zugleich mit 184.700 Bruttoraumzahl
und Platz für 5200 Passagiere das größ-
te je im Emsland gebaute Schiff.
Der Autor des Buches, Roland Wild-
berg, hat monatelang Anekdoten und
Schicksale von Schiffen und Menschen
aus der Firmengeschichte zusammen-
getragen. Mitarbeiter-Porträts geben
einen Einblick in die Arbeit auf einer
Werft, die insgesamt über 800 Schiffe
gebaut hat. Unterstützt von dem
Kreuzfahrt-Experten Johannes Boh-
mann, Mitherausgeber des „Kreuzfahrt
Guides“, zeichnet er die spannende Ge-
schichte der Meyer-Werft nach. Roland
Wildberg sagt: „Für
ein halbes Jahr stan-
den mir auf der
Werft nahezu alle
Türen weit offen,
vom Archiv mit sei-
nen handgezeichne-
ten alten Konstrukti-
onsplänen bis zu den
Werfthallen.“ Für
ihn ist die Meyer-
Werft ein Phänomen,
fast schon unglaub-
lich in seinen Wider-
sprüchen: „Allen
geografischen, politi-
schen und wirt-
schaftlichen Hemm-
nissen zum Trotz hat
hier eine Familie sich
immer wieder neu
erfunden. Und alle
machen mit; die gan-
ze Region ist gewis-
sermaßen stolz auf
ihre Werft.“ Freilich
darf man keine kritische Einordnung
erwarten – der 228-Seiten-Band wurde
schließlich von der Familie Meyer be-
zahlt. So finden sich naturgemäß auch
keine anderen Sichtweisen im Band –
etwa von Umweltschützern im Zusam-
menhang mit der aufgestauten Ems. Es
ist ja auch eine Jubiläums-Chronik.
Meyer-Werft-Chef Bernard Meyer
fasst die Geschichte so zusammen: „ Es
war einmal eine kleine Werft, die lag
weit weg von den großen Metropolen
und vom Ozean im Nirgendwo. Dann
fing diese Werft an, immer größere
Schiffe zu bauen ...“ Die Randlage führte
deshalb zu einer internationalen Aus-
richtung auf den Export. Bernard Mey-
er: „Wir sind natürlich ein bisschen
stolz, dass wir als eine der ganz wenigen
Werften in Deutschland überlebt haben.
In Papenburg gab es einmal mehr als 25,
jetzt ist nur noch Meyer übrig.“

Seit 225 Jahren hält Familie Meyer im niedersächsischen Papenburg


ihr Werftunternehmen auf Kurs – und das in siebter Generation.


Heute ist die Meyer-Werft einer der größten Kreuzfahrt-Schiffbauer


weltweit. Dabei liegt die Heimatwerft nicht einmal an der Küste.


Zum Firmenjubiläum hat sie ihre Archive geöffnet


Schafe und Schiff: Die 2010
gebaute „Celebrity Eclipse“
lugt hinter dem Deich hervor

GETTY IMAGES/ BILDBEARBEITUNG WELT; PLANET.CO

Hier geht es
um Zentimeter:
Schlepper
bugsieren die
„Quantum of
the Seas“ 2014
durch die See-
schleuse (o.).
Ein „Rhederei-
Brief“ aus dem


  1. Jahrhundert
    (r.). Ein Werft-
    arbeiter (u.)
    malt in den
    1950er-Jahren
    die Tiefgangs-
    marke auf den
    Schiffsrumpf


S


Private Schiffemacher


G
ETTY IMAGES/BILDBEARBEITUNG WELT; PLANET.COETTY IMAGES/BILDBEARBEITUNG WELT; PLANET.CO

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22.02.20 Samstag, 22. Februar 2020DWBE-VP1


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46 KREUZFAHRT EXTRA DIE WELT SAMSTAG,22.FEBRUAR2020


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radies zum Greifen nahe ist.
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lockt auch ein Abstecher nach
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Tempelanlage Angkor Wat zu
besuchen.
Wer mit Star Clippers fährt,
reist auch mit gutem Gewissen.
Da die drei traditionellen Groß-
segler den Wind als vorrangige
Energiequelle nutzen, sind die
CO2-Emissionen denkbar ge-
ring. Seit 2011 wurde die Ree-
derei aus Monaco deshalb
bereits fünfmal als World’s
Leading Green Cruise Line aus-
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